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Märchenbasar

Das Märchen vom Königssohn

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Ein König mußte einmal Krieg führen, es fehlte ihm dazu aber an Geld. Also nahm er bei einen Juden namens Milojardyn eine Anleihe auf und zog in den Krieg. Dieser Jude hatte eine Tochter, die sah so aus wie des Königs Frau; und die Tochter fragte ihren Vater, weshalb der König nicht sie zur Frau genommen habe. Da sagte der Jude: „Wenn du des Königs Frau sein willst, dann komm!“ Er ging mit ihr in den Königspalast, verwandelte die Königin in eine Stute und setzte seine Tochter an ihre Stelle, denn sie glich ihr aufs Haar. Der König hatte einen Sohn, der zur Schule ging. Nachdem der König aus dem Krieg zurückgekehrt war und sie sich zum Mittagsmahl setzten, klagte die Frau, daß ihr der Sohn sehr viel Kummer bereite. Da sagte der König: „So schaff ihn dir irgendwie vom Halse!“ Als der Sohn darauf nach Hause kam, nahm er Zuckertüte und Wecken, ging in den Stall und gab sie der Stute, doch diese versetzte ihm einen Tritt. Da sagte er: „Ach, du Undankbare, ich gebe
dir Futter, und du trittst nach mir.“ Da gab die Stute zurück: „Deine Mama wird dir heute zum Mittagsmahl Süßigkeiten und Fleischbrühe vorsetzen. Iß nichts von dem, was sie dir bringen, sondern nimm es und sage, daß du es gleich essen wirst, denn wenn du die zu dir nähmest, würdest du dich vergiften. Nimm die Speisen also, wickle sie in Papier und wirf sie dem Hund vor.“ Er ging in sein Zimmer und begann zu lernen.
Die Mutter brachte ihm sein Mittagessen, er bat sie etwas später essen zu dürfen, da er viel zu lernen habe. Die Mutter stellte ihm alles hin und ging hinaus, er aber wickelte das Essen in ein Stück Papier und gab es dem Hund. Sowie es der Hund gefressen hatte, verendete er. Als er am nächsten Tag aus der Schule kam, nahm er wieder Zuckerstücke und Wecken, ging zur Stute und gab ihr alles, was er hatte, aber wieder gab sie ihm einen Tritt. Und er sagte: „Ach, du Undankbare, ich gebe dir zu fressen, und du trittst mich!“ Sie aber sprach: „Heute bekommst du abermals Süßspeise und Fleischbrühe. Iß die Brühe und das Fleisch, die Süßspeise aber wirf einem Hund vor. Wenn sie dir die Speisen bringen, übe deine Aufgaben und sage, dass du fleißig lernen mußt!“ Die Mutter brachte ihm die Gerichte. Er aß die Fleischbrühe auf, doch die Süßspeise versteckte er in einer Tasche. Als er zur Schule ging, warf er sie einem Hund vor, und der Hund verendete, nachdem er sie gefressen hatte. Da sagte die Königin zu ihrem Manne, daß dem Sohn nicht beizukommen sei.
Der König ließ nun für seinen Sohn einen Überrock anfertigen mit Knöpfen, die ihn, wenn er sie andrückte, auseinanderreißen sollten. Als er aus der Schule kam, nahm er Zucker und Wecken und gab wieder alles der Stute, und diese trat in erneut, und er sagte: „Du Undankbare, ich gebe dir etwas, du aber trittst mich!“ Und sie erwiderte: „Dein Vater ließ dir einen Überrock mit Knöpfen machen, die dich in Stücke reißen werden, wenn du sie andrückst. Nimm Geld, geh zum Schneider, laß dir einen gleichen Überrock nähen wie jenen und versteck ihn, wenn der Schneider ihn bringt, in einen kleinen Koffer. Wenn dir die Mutter den Überrock bringt, dann lern wieder fleißig und bitte sie, den Rock später anprobieren zu dürfen, weil du lernen müßtest.“ So machte er es auch. Sobald sich die Mutter entfernt hatte, legte er den todbringenden Rock in den Koffer, holte seinen eigenen hervor und legte diesen auf den Koffer. Später kam die Königin wieder und ließ ihn den Rock anziehen; er zog den Rock an, doch ihm geschah nichts. Da sagte der König zur Königin, daß es kein Mittel gegen diesen Sohn gäbe.

Einst fuhr der König durch sein Reich, und die Königin zerraufte sich die Haare und zerkratzte sich das Gesicht und sagte zum König, als er zurückkehrte: „Dein Sohn hat mich so zugerichtet!“ Da sagte der König zu seinem Sohn, daß er ihn am nächsten Tag hinrichten lasse. Dieser nahm wieder Zucker und Wecken und brachte alles der Stute.
Diese trat ihn und sprach: „Bevor sie dich hängen, bitte deinen Vater, er möge dir als letzten Wunsch gestatten, zweimal um den Palast zu reiten.“ Am nächsten Tag kamen viele Würdenträger angefahren, denn der Königssohn sollte um elf Uhr gehängt werden. Um halb elf kam der Sohn und bat seinen Vater, daß er ein letztes Mal auf seiner geliebten Stute reiten dürfte, und sein Vater erlaubte ihm dies. Aber die Stute erhob sich mit dem Königssohn in die Lüfte und trug ihn fort, in den Garten eines anderen Königs, dann gab sie ihm ihr Zaumzeug und sprach: „Bitte die Gärtner, daß sie dir Arbeit geben, wenn du aber in Not bist, schüttle das Zaumzeug.“ Der Königssohn hatte aber goldene Haare und einen Stern auf der Brust. Er kaufte sich eine Maske für den Kopf und sah damit aus, als hätte er den Grind. Der Gärtner stellte ihn ein und trug ihm auf, die Blumen zu pflegen.

Eines Tages ergingen sich die Töchter dieses Königs im Garten; alle Gärtner banden Blumensträuße für die Königstöchter, und auch er band einen, aber nur für die jüngste der Töchter. Diese zog einen Ring vom Finger, band ihn in ein Tüchlein und warf es ihm zu. Zwei der Königstöchter heirateten bald, und auch zu der Jüngsten kamen viele vornehme Prinzen, doch sie wollte keinen von ihnen, nur diesen Gärtnerburschen, und der König gab sein Einverständnis. Der Gärtnerbursche schüttelte nur einmal das Zaumzeug, schon stand die Stute vor ihm. Er saß auf, zog seine Maske ab und ritt in den Königspalast. Die Königstochter sah ihn und erkannte ihn.
Sie dachte nun, daß er zur Tarnung so gekleidet käme, er aber fuhr wie gewöhnlich mit seiner Maske zur Trauung, wie ein Grindiger. Nun wollte sich die Prinzessin nicht mit ihm trauen lassen, aber der König befahl es ihr. Nach der Trauung erklärten die Prinzen dem König den Krieg, weil die Königstochter keinen von ihnen zum Mann genommen hatte, und der König verlor alle Schlachten. Da sagte die Königstochter zu ihrem Manne:
„Du Grindiger, alles rührt nur daher, daß ich dich zum Manne genommen habe!“ Und er antwortete: „Ich werde auch in den Krieg ziehen!“ und er zog los. Er bestieg ein Pferd, das Gesicht dem Hinterteil des Pferdes zugewandt, ritt hinaus aufs Feld, tötete das Pferd, schüttelte sein Zaumzeug, und die Stute kam angeflogen. Er schwang sich in den Sattel und ritt dorthin, wo der Kampf tobte. Er gebot, ihm Platz zu machen, und man machte ihm Platz. Als er zu kämpfen begann und alle auseinandertrieb, ertönte dort ein einziges: „Pardon!“ Der Vater seiner Frau ordnete an, ihm nachzuspüren, um zu erfahren, wer er sei.
Doch während ihn die Minister bewachten, erhob sich die Stute plötzlich mit ihm in die Lüfte und trug ihn dorthin, wo er das Pferd getötet hatte. Er erlegte ein paar Raben, brachte sie seiner Frau und sagte: „Ich komme vom Krieg!“ Aber sie war wütend auf ihn und erwiderte kein einziges Wort. Es vergingen einige Monate, und der König selbst erklärte einem anderen König den Krieg. Die Königstochter aber sprach: „Du Grindiger, bist daran schuld, daß meinem Vater der Krieg erklärt wird.“ Und er antwortete: „Dann ziehe ich auch in den Krieg!“

Er bestieg ein Pferd und ritt in eine Schlucht. Dort tötete er das Pferd, schüttelte das Zaumzeug und die Stute kam angeflogen.
Da schwang er sich in den Sattel und ritt auf der Stute zum Kampfplatz. Er befahl, ihm Platz zu machen, und begann heftig dreinzuschlagen – und der gegnerische König rief: Pardon! er wolle sich nicht mehr schlagen, bis in die siebente Generation. Der König befahl, auf diesen kühnen Ritter gut aufzupassen und, sobald sich die Stute mit ihm in die Lüfte erhebe, auf sie zu schießen. Sie ritten, und die Stute erhob sich plötzlich in die Lüfte. Einer der Bewacher schoß, er traf den Ritter ins Bein. Als sie weiterritten, erhob sich die Stute erneut in die Lüfte und trug ihn dorthin, wo er das Pferd erschossen hatte. Dort erlegte er ein paar Raben und brachte sie seiner Frau. Als er heimkam, gab er ihr die Raben und sagte, daß er schon aus dem Krieg zurück sei, aber sie war wütend.
Unterdessen kam ein Bote und sprach: Kommt auf den Ball!“ Seine Frau ging, er aber nicht. Da kam der Bote abermals und sagte: „Komm, denn der König ruft dich!“ Und er darauf: „Der König hat den gleichen Weg zu mir wie ich zum König!“ Da kam der König selbst zu ihm, fand die Tür versperrt, trat zum Fenster, sah einen Schal am Bein des Schwiegersohnes und sagte: „Er ist es also, der uns befreit hat!“
Jener nahm die Maske vom Kopf und trat hinaus. Er schüttelte sein Zaumzeug, und die Stute kam herbei. Schon wollte er aufsitzen, da wurde die Stute wieder zur Königin, und sie sprach: „Ich bin deine Mutter!“ Auch der König, der sein Vater war, kam angereist; alsbald ließ man die Königin, die nicht seine Mutter war, in Stücke reißen. Und der Jüngling wurde König von zwei Königreichen.

 
Quelle: Saloni, A. Lud Lancut MAAE

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