Einst fuhr ein Mann mit seinem Knecht zur Mühle. Als sie daselbst ankamen, stellten sie die Säcke an ihren Platz. Der Herr blieb in der Mühle, der Knecht aber ging hinaus, um zu baden; denn es war Sommer. Er entkleidete sich ‚und legte die Kleider auf den Wagen unter das Heu, damit sie ihm nicht gestohlen würden. Der Herr aber, als er erfuhr, dass sein Getreide erst in einigen Tagen könne gemahlen werden, wollte nach Hause fahren. Und weil er den Knecht nicht fand, spannte er die Ochsen selbst ein und fuhr von dannen. Wie nun der Knecht gebadet hatte und sich wieder ankleiden wollte, fand er die Kleider nicht. Da blieb ihm nichts anders übrig, als wieder ins Wasser zu kriechen und da zu bleiben bis an den Abend, denn er schämte sich, nackend nach Hause zu gehen. Als es Abend war, machte er sich auf den Weg und kam ins Dorf. Am Fenster des Herrn blieb er stehen, um zu sehen, ob der Herr angekommen sei. Aber er sah statt des Herrn einen ändern am Tische sitzen, die Herrin neben ihm; sie assen und tranken, denn es war ihr Liebhaber. Die Türe aber stand ein klein wenig offen. Der schlaue Knecht schlich sachte hinein und kroch hinter den Ofen. Er war erst eine kleine Weile da, so hörte er das Tor knarren und die Frau hörte es auch. Rasch verbarg sie den Liebhaber hinter den Ofen und ging dem heimkehrenden Mann entgegen. Da waren die beiden hinter dem Ofen allein. Einer fragte den ändern: „Wer bist du?“ Und beide antworteten: „Ich bins.“ Da trat der Herr in die Stube, die Frau mit ihm. Sie reichte eine gefüllte Flasche um die andere hinter den Ofen und meinte, sie ihrem Liebhaber zu geben. Der Knecht aber leerte, sie allein und ward bald so guten Mutes, dass er zum Liebhaber sagte: „Lass uns ein Liedchen singen!“ Der bat ihn zu schweigen; was er wünsche, werde er ihm geben. Da sagte der Knecht: „Gib mir deine Kleider.“ Und er gab sie ihm. Und der Knecht kleidete sich an und sprang hinter dem Ofen hervor, als ob er durch die Tür käme, in die Stube. Der Herr sass eben am Tisch, rief ihn auch dahin, und sie assen und tranken. Da sprach der Knecht zum Herrn: „Willst du den Teufel sehen?“ „Ja!“ erwiderte der Herr. „Nimm die Axt,“ fuhr der Knecht fort, „und stelle dich neben den Ofen; und wenn du seiner ansichtig wirst, schlag zu und fürchte nichts.“ Darauf goss der Knecht einen Topf siedenden Wassers hinter den Ofen, und sogleich sprang der Liebhaber hervor. Der Herr aber fürchtete sich zu schlagen, denn er wähnte den leibhaftigen Teufel gesehen zu haben, und fiel nieder. Mittlerweile entwischte der Liebhaber. Als sich der Herr wieder erholte, dankte er dem Knecht und sagte: „Du hast mir einen grossen Dienst geleistet, indem du den Teufel aus meinem Hause triebst. Der war Schuld daran, dass ich immer Streit mit meinem Weibe hatte.“
Quelle:
(Rumänische Märchen und Sagen aus Siebenbürgen, gesammelt und ins Deutsche übertragen von Franz Obert, Hermannstadt 1925)