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Der Axtbrei

4.8
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Ein Soldat, der lange Zeit dem Zaren gedient hatte, wanderte einst seinem Heimatdorf zu. Die Füße waren ihm müd vom weiten Weg, sein Magen knurrte. An der ersten Hütte eines Dorfes klopfte er an.

„Lasst einen Wandersmann bei euch ausruhen“, bat er. Eine alte Frau öffnete die Tür. „Tritt ein, Soldat“, sagte sie. „Hast du nicht was zu essen, Bäuerin?“ Die Frau hatte zwar Keller und Kasten voll, doch war sie geizig von Gemüt und wollte dem Soldaten nichts geben. Mit weinerlicher Stimme erwiderte sie: „Ach, lieber Mann, ich habe selber heut noch keinen Bissen im Mund gehabt, ich hab‘ nichts!“ „Das ist schlimm, da kann man nichts machen“, entgegnete der Soldat.

Doch da gewahrte er eine Axt ohne Stiel, die unter der Küchenbank lag. „Wenn man sonst nichts hat, kann man auch aus einer Axt Brei kochen.“

Die Bäuerin schlug vor Verwunderung die Hände zusammen. „Aus einer Axt?! So was habe ich noch nie gehört.“ „Gleich zeig‘ ich’s dir. Gib einen Topf her.“

Die Alte brachte einen Topf. Der Soldat wusch die Axt schön sauber, legte sie in den Topf, goss Wasser hinein und stellte ihn aufs Feuer.

Mit weitoffnen Augen sah ihm die Bäuerin zu. Der Soldat nahm seinen Löffel aus dem Ranzen, rührte im Topf um und kostete ab. „Nun, wie wird’s?“ fragte die Alte. „Bald ist’s fertig“, sagte der Soldat. „Nur schade, dass kein Salz dran ist.“

„Salz hab‘ ich hier, nimm.“ Der Soldat salzte und kostete wieder. „Ein bisschen Graupen müssten noch hinein“, sagte er. Die Alte brachte ein Säckchen Graupen aus der Kammer. „Nimm nur, soviel du brauchst.“

Der Soldat ließ Axt, Wasser und Graupen kochen und rührte von Zeit zu Zeit um. Dann schmeckte er wieder ab. Die Alte starrte ihn neugierig an.

„Gut ist der Brei“, lobte der Soldat. „Ein bisschen Fett noch, und man könnte sich die Finger ablecken.“ Die Bäuerin hatte auch Fett im Spind.

Sie taten eine große Menge davon in den Topf. „Nun greif zu, Bäuerin.“ Der Soldat und die Bäuerin löffelten den Brei, und er mundete ihnen vortrefflich. „Hätt‘ nie gedacht, dass man aus einer Axt so einen schmackhaften Brei kochen könnte“, wunderte sich die Alte. Der Soldat aber führte emsig den Löffel zum Mund und schmunzelte in seinen Bart.

Quelle: Märchen aus Russland

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