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Der Bär und der Fuchs

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Es war einmal ein Bär, der saß in einer Waldschlucht und schlief. Als der Fuchs, der dort umher schlich, an ihm vorbeikam und ihn sah, sagte er: „Da sitzest du und faulenzest! Großpapa, nimm dich in Acht, dass ich dir nicht einen Streich spiele, da du so faul und duselig bist!“
Reineke fand drei tote Feldmäuse, legte sie auf einen Wurzelstock, gerade unter die Nase des Bären, und schrie ihm aus Leibeskräften ins Ohr: „Wach mal auf, Vater Petz! Peter Schütze liegt hinter dem Stocke und zielt nach dir!“ Dann griff er das Hasenpanier und setzte über Stock und Stein in den Wald hinein.
Der Bär erwachte plötzlich und fuhr, wirr im Kopfe, in die Höhe. Als er aber die drei Mäuse auf dem Stocke sah, wurde er so böse, dass er seine Tatze erhob, um auf sie loszukeulen. Wie er jedoch den Schwanz von Meister Reineke im Gebüsch beim Waldrand sah, da fuhr er ihm nach, dass es im Unterholz krachte. Reineke aber immer voran, und der Bär ihm nach, und bald war Petz so nahe, dass er Reineke am rechten Hinterlauf fasste, gerade wie er in ein Loch unter einer Fichtenwurzel schlüpfen wollte.
Da saß Reineke in der Klemme, er sann aber nicht lange nach, wie er sich wieder frei machen sollte. „lass die Fichtenwurzel und Fass den Fuchslauf!“ schrie er. Der Bär war so einfältig, dass er ihm glaubte, er ließ also den schon ergriffenen Lauf los, um die Wurzel zu fassen. Da lachte Reineke aus dem tiefen Loch heraus und sagte: „He, vorhin foppte ich dich auch, Großpapa!“ – „Nun, nun, aufgeschoben ist nicht aufgehoben“, sagte der Brummbär bitter und böse. „Schönen Dank für heute, morgen treffen wir uns wieder“, antwortete Reineke.
Früh am Morgen des nächsten Tages kam der Bär mit einem fetten Schwein, das er zerrissen hatte, einher gewatschelt, und als er damit übers Moor ging, saß Reineke hoch oben auf einem Stein am Ufer und hatte etwas vor sich liegen. „Guten Tag, Großvater“, sagte er. „Was für einen guten Braten trägst du denn da?“ – „Speck!“ antwortete der Bär. „Ich habe auch was Schönes für ein Leckermaul“, sagte Reineke. „Was denn?“ fragte der Bär. „Es ist das größte und süßeste Bienennest, das ich je gefunden habe“, sagte Reineke. „Ei so“, sagte der Bär schmunzelnd und sich das Maul leckend; denn es dünkte ihm gar zu gut, etwas Honig zu bekommen. „Wollen wir uns gegenseitig bewirten?“ fragte er. „Nein, das tue ich nicht“, sagte Reineke.
Sie gingen aber endlich doch eine Wette ein und machten miteinander aus, dass sie die Namen von drei Baumarten hersagen sollten. Wenn Reineke sie schneller als Petz hersagen könne, solle er die Erlaubnis haben, einmal in den Speck zu beißen. Wenn Petz sie aber schneller sage, dürfe er sich ein Maul voll von dem Bienenhonig saugen. Petz dachte aber, dass er den ganzen Honig auf einmal auflecken könne. „Ja, ja!“ sagte Meister Fuchs. „Das ist alles gut und wohl bedacht. Das sage ich aber im Voraus, wenn ich die Wette gewinne, so sollst du verpflichtet sein, dem Schwein, da wo ich hinein beißen will, die Borsten abzuschaben.“ – „Jawohl, ich will dir gern helfen, da du es selbst nicht kannst, Vetter Reineke“, antwortete der Bär.
So wollten sie denn die Baumnamen hersagen. „Föhre, Forle, Fichte!“ brummte der Bär. – Das waren aber nur zwei Bäume; denn Föhre und Forle sind alle beide Kiefern. „Esch‘, Erl‘, Eich‘!“ schrie Reineke, dass es im Walde widerhallte. So hatte er die Wette gewonnen, und er lief gleich herunter, riss mit einem Biss dem Schwein das Herz heraus und wollte damit fortlaufen. Das wurmte aber unsern Petz, dass Reineke den besten Bissen vom ganzen Schwein genommen hatte. Er fasste ihn also beim Schwanz und hielt ihn fest. „Warte doch ein bisschen!“ sagte Petz. „Ja, ja, Vater Petz“, sagte Reineke. „Willst du mich aber loslassen, bekommst du das ganze Nest mitsamt dem Honig.“ Durch dieses Anerbieten verlockt, ließ der Bär los, und Meister Reineke lief nach dem Honig. „Hier vor dieses Bienennest“, sagte Reineke, „halte ich ein Blatt. Unter dem Blatt ist ein Loch, und durch dieses musst du saugen“, setzte er hinzu, indem er dem Bären das Nest unter die Nase hielt, das Blatt wegnahm und auf seinen Stein hinauf sprang, wo er ganz gewaltig zu lachen und zu schmunzeln anfing; denn es war ebenso wenig ein Bienennest wie Honig, wohl aber ein Wespennest, so groß wie ein Menschenkopf, ganz mit Wespen angefüllt, und die Wespen flogen in ungeheurer Menge heraus und stachen unsern Petz in die Augen und das Maul, in die Ohren und den Schwanz, und es gab für ihn so viel mit Abkratzen und Abschütteln zu tun, dass er gar nicht Zeit hatte, an Reineke zu denken.
Von diesem Tage an hat der Bär eine unbändige Furcht vor Wespen.

Quelle:
(Unbekannt-Norwegen)

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