Es war einmal ein Zigeuner, der hatte ein Schwein geschlachtet und das Fleisch und den Speck in den Keller versorgt. Der Keller hatte aber keine Türe. Den Hund ließ er in der Nacht frei herumlaufen. Der Dumme dachte nicht daran, der Hund werde in den Keller gehen und Speck und Fleisch fressen. Der Hund war aber nicht dumm wie sein Herr. Als dieser schlief, lief er in den Keller und fraß alles auf. Der Zigeuner stand am nächsten Morgen auf und fand den Hund im Keller schlafend neben dem leeren Schaff. Er war sehr zornig, band den Hund an ein Seil und brachte ihn zum Richter, er solle über ihn richten. Dieser fragte, wem der Hund sei, und wenn er ihm sei, solle er ihn umbringen, ein anderes Urteil könne er nicht fällen. Der Zigeuner war damit nicht zufrieden und ging zum Stuhlrichter. Dieser fragte auch, wem der Hund sei, und als er hörte, daß er ihm gehöre, sagte auch dieser, er solle ihn töten. Hierüber wurde der Zigeuner zornig, nahm den Hund und ging zum König und trug auch diesem den Fall vor:
»Herr König, ich hatte ein Schwein geschlachtet und versorgte es im Keller, der Keller hat keine Türe, der Hund ging hinein und fraß alles, Fleisch und Speck, ich war beim Richter, der sagte nichts anders, als ich solle den Hund töten, dann ging ich zum Stuhlrichter, auch der wollte nicht anders richten, jetzt komme ich zu dir um zu hören, was du sagst?«
Der König hatte eine Tochter von 30 Jahren, die lachte gar nie, wie viel man sich um sie bemühte, sie blieb immer traurig. Als sie aber diesen Dummen mit seinem Hund gesehen und ihm zugehört, fing sie über seine Dummheit an zu lachen und lachte in einem fort. Dem König kam dies so gut, daß er zum Zigeuner sagte: »Hör, du Mensch, geh hinaus und fülle dir ein Faß mit Geld und führe dir’s nach Hause.« Dies Urteil gefiel dem Zigeuner, er ging, füllte geschwind ein Faß und zog heim. Als die Leute sahen, wie viel Geld er brachte, fragten sie ihn, für was habe ihm der König es gegeben? »Für den Hund«, antwortete er. Nun nahm ein jeder seinen Hund am Seil und führte ihn zum König. Dieser dachte, sie wären närrisch, und jagte sie hinaus.
Jetzt redeten sie untereinander, warum solle der Alberne so viel Geld haben, sie sollten in der Nacht gehen und es ihm stehlen. Der dachte sich aber so etwas und versteckte das Geld, in das Faß füllte er aber den Dünger, um ihn aufs Feld zu führen. Als nun die Leute in der Nacht kamen, jeder mit einem Korb, und kein Geld fanden, wurden sie sehr zornig, dachten dann aber, wer weiß, was der damit vorhabe, und fragten ihn. Der Zigeuner sagte, er führe ihn dem König und tausche ihn wieder gegen ein Faß Geld um. Da dachten die Leute, für einen Korb voll werde der König so viel Geld geben, und füllten ihre Körbe und stahlen dem Dummen seinen Dünger und gingen damit zum König.
Der Zigeuner fürchtete, der König werde sie wieder hinausjagen und sie würden zornig kommen und ihn umbringen. Deswegen lud er sein Geld auf und zog in die Welt, er hatte genug, solange er lebte. Aber als die Leute mit ihren Körben vor den König kamen, jagte er sie hinaus, und sie kehrten zornig heim und nahmen sich vor, den Betrüger zu töten und sein Geld zu teilen. Als sie nach Hause kamen, fanden sie nur seine leere Hütte und den Keller ohne Türe. Der Dumme hatte sich in die Welt versteckt.
Lina Subtirel, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]