Es waren einmal ein paar Leute. Der Mann war anständig, die Frau hatte allerlei Betrügereien im Kopf und hatte jetzt auch noch einen Geliebten, der ihr besser gefiel als ihr Mann. Mit dem beriet sie immer, auf welche Art sie ihn verschaffen sollten. Der Mann fürchtete so etwas, aber ertappt hatte er sie nie auf krummem Wege, nur sein Herz ahnte es. Sie dachte immer, auf welche Weise sie ihn betrügen könnte, und er dachte immer, auf welche Weise er sie erwischen sollte. Eines Tages kam er und sagte zu ihr: »Du he, komm, wir wollen beichten.« – »Wo?« – »Kennst du die hohle, vertrocknete Eiche im Walde? In der wohnt ein Pfarrer, wenn er jemanden im Walde spürt, ruft er ihn zu sich.« Sie dachte, sie solle geschwind allein gehen und den Pfarrer fragen, wie sie ihren Mann verderben könne. Als ihr Mann merkte, daß sie sich zum Gehen anschickte, ging er geschwind einen andern Weg und versteckte sich in die hohle Eiche. Als er seine Frau kommen sah, rief er ihr mit verstellter Stimme, sie solle zu ihm kommen und ihr Elend klagen. Sie kam schnell herbei und fragte, wie sie es anstellen sollte, ihren Mann wegzuschaffen, sie habe einen andern Geliebten und sie fürchte, ihr Mann würde sie einmal erwischen und sie schlagen. Der Pfarrer, d.h. ihr Mann, antwortete: »Gehe nach Hause, und wenn du Hühner hast, nimm ein schwarzes Huhn und hau ihm den Kopf ab, koch es und gib es deinem Mann zu essen, dann wird er blind und sieht nicht, was du vorgibst.« Gut.
Sie kam vergnügt nach Hause, schlachtete ein Huhn mit schwarzen Federn und kochte es und gab die Suppe ihrem Manne zu essen. Nach einer Zeit jammerte der Mann, er könne nicht mehr sehen. »Tulai, was sollte dies sein, ich bin blind.« Darauf wurde die Frau noch vergnügter. Er legte sich ins Bett und stellte sich schlafend. Nur einmal sah er, daß die Frau Krapfen backte und brachte Wein und Branntwein. Als sie fertig war, kam der Geliebte, und sie setzte sich mit ihm zum Tisch und aßen und tranken, nur einmal blieb ein Krapfen ihm im Halse stecken, und er erstickte. Gut.
Als er tot niedersank, erschrak sie und wußte nicht, was sie jetzt tun sollte. Sie ging zu ihrem Mann und schüttelte ihn: »He, du steh auf, sieh es ist ein Mann zu uns gekommen und tot umgefallen, komm hilf mir, ihn forttragen.« Er stand auf, packte ihn an den Füßen und sie am Kopf, so trugen sie ihn, um ihn in den Graben zu werfen. Da sprach ihr Mann: »Du he, komm, wir singen ihm eine Totenklage.« Er fing an zu singen: »Wir gehen drei, und zurück kommt nur einer, wir gehen drei, und zurück kommt nur einer.« – »Du Mann, was singst du?« – »Wir gehen drei, zurück kehrt nur einer.« Da waren sie am Graben und warfen ihn hinein. Dabei gab er auch ihr einen Stoß, daß sie hineinfiel und ertrank. Wir gehen drei, zurück kommt nur einer.
Todosie Preda, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]