Eines Morgens stand der Erzähler früh auf und gieng seiner Gewohnheit gemäß in den Garten hinaus, um dort über Ereignisse nachzudenken, welche er in eine Geschichte für den Abend verweben könnte.
Aber an diesem Morgen war er in arger Verlegenheit. Nachdem er durch das ganze Gut gewandert war, kehrte er ins Haus zurück, ohne etwas Neues oder Seltsames gefunden zu haben. Es machte ihm keine Schwierigkeit, einen Anfang zu finden, wie: »Es war einmal ein König, der hatte drei Söhne« oder: »Eines Tages gieng der König von Irland«, aber weiter kam er nicht. Als er endlich zum Frühstück gieng, fragte ihn seine Frau verwundert: »Warum kommst du so spät zum Frühstück, lieber Mann?«
»Ich habe gar keinen Appetit,« erwiderte er. »So lange ich im Dienste des Königs stehe, habe ich mich noch nie zum Frühstück hingesetzt, ohne eine Geschichte für den Abend bereit zu haben; aber heute versagt mir mein Gehirn, und ich weiß nicht, was ich thun soll. Das Beste wäre, ich legte mich gleich hin und stürbe. Denn wenn der König heut abends nach seinem Erzähler verlangt, so bin ich für immer entehrt.«
In dem Augenblicke schaute seine Frau zum Fenster hinaus.
»Siehst du dort am Ende des Feldes etwas Schwarzes?« fragte sie ihn.
»Jawohl,« erwiderte er.
Sie giengen hin und fanden einen alten Mann auf der Erde liegen; er sah elend aus, und ein hölzernes Bein lag neben ihm.
»Wer bist du, guter Mann?« fragte ihn der Erzähler.
»Ach, was liegt daran, wer ich bin!« war die Antwort. »Ich bin ein armer, alter, lahmer, heruntergekommener Geselle und hab‘ mich hieher gesetzt, um ein wenig auszuruhen.«
»Und was soll das Würfelspiel in deiner Hand?«
»Ich warte, ob nicht jemand mit mir spielen will,« sagte der Bettler.
»Mit dir spielen! Was hat ein armer, alter Bettler wie du einzusetzen?«
»Ich habe hundert Goldstücke in dieser Lederbörse,« sagte der alte Mann.
»Es wäre vielleicht gut, wenn du mit ihm spieltest,« sagte die Frau des Erzählers zu ihrem Manne, »möglicherweise wirst du dann dem König am Abend etwas zu erzählen haben.«
Sie holten einen flachen Stein und würfelten darauf.
Nach kurzer Zeit hatte der Erzähler sein ganzes Geld verloren.
»Wohl bekomm’s, mein Freund,« sagte er, »was hätte ich auch anderes erwarten können, Thor, der ich bin!«
»Willst du weiterspielen?« fragte ihn der alte Mann.
»Schwätze nicht, Mensch, du hast ja schon all mein Geld.«
»Hast du nicht Wagen, Pferde und Hunde?«
»Nun, was soll’s damit?«
»Ich setze gegen diese mein ganzes Geld ein.«
»Unsinn! Nicht um alles Geld Irlands möchte ich meine Frau in die Lage bringen, zu Fuße gehen zu müssen.«
»Vielleicht gewinnst du,« sagte der Landstreicher.
»Vielleicht aber nicht,« sagte der Erzähler.
»Spiele mit ihm, lieber Mann,« rieth seine Frau, »ich mache mir nichts daraus, zu Fuß zu gehen, wenn du dir nur nichts daraus machst.«
»Ich habe dir noch nie etwas abgeschlagen,« sagte der Erzähler, »so will ich’s auch jetzt nicht thun.«
Er setzte sich also wieder hin und verlor auf einen Wurf Häuser, Hunde, Wagen und Pferde.
»Willst du weiterspielen?« fragte der Bettler.
»Mensch, willst du dich über mich lustig machen?« rief der Erzähler aus, »was soll ich denn einsetzen?«
»Ich setze meinen ganzen Gewinst gegen deine Frau,« sagte der alte Mann.
Schweigend wendete sich der Erzähler ab, aber seine Frau sagte:
»Nimm sein Anerbieten an, wer weiß, ob dir nicht das Glück winkt? Aller guten Dinge sind drei. Du wirst jetzt sicher gewinnen.«
Wieder spielten sie, und wieder verlor der Erzähler; zu seinem Schmerze und Kummer setzte sich seine Frau sofort zu dem hässlichen, alten Bettler hin.
»So willst du mich verlassen?« fragte der Erzähler seine Frau.
»Du hast mich ja verspielt,« sagte sie, »und wirst doch den armen Mann nicht betrügen wollen?«
»Hast du noch was einzusetzen?« fragte der Bettler.
»Du weißt sehr gut, dass ich nichts mehr besitze,« erwiderte der Erzähler.
»So will ich alles, was ich gewonnen habe,« schlug der Bettler vor, »gegen deine Person setzen.«
Zum letztenmale würfelten sie, aber auch diesmal gewann der Alte.
»Nun denn,« sagte der Erzähler, »hier bin ich; was hast du mit mir vor?«
»Das wirst du bald sehen,« erwiderte der Bettler, und er zog aus seiner Tasche eine lange Schnur und einen Stab hervor.
»Nun wähle dir,« sagte er zu dem Erzähler, »was du sein willst: Rehbock, Fuchs oder Hase? Jetzt hast du noch die Wahl, später nicht mehr.«
Der Erzähler wählte die Gestalt eines Hasen.
Der alte Mann warf ihm die Schnur um den Leib und berührte ihn mit dem Stabe, und siehe da! ein langohriger, munterer Hase hüpfte und sprang auf dem Grase einher.
Es dauerte nicht lange, so rief seine Frau den Hunden und hetzte sie auf ihn. Der Hase entfloh, die Hunde verfolgten ihn. Das Feld war von einer hohen Mauer umgeben, so dass der Hase, er mochte rennen, so viel er wollte, nicht entfliehen konnte. Der Bettler und seine Frau ergötzten sich höchlich, als sie ihm zusahen, wie er sich drehte und wandte, um seinen Verfolgern zu entgehen.
Vergebens suchte er Zuflucht bei seiner Frau; sie stieß ihn zu den Hunden zurück. Endlich gebot der Bettler den Thieren Einhalt, berührte den Hasen mit seinem Zauberstab, und der Erzähler stand keuchend und athemlos vor ihnen.
»Wie hat dir die Unterhaltung gefallen?« fragte der Bettler.
»Es mag für andere sehr unterhaltend gewesen sein,« erwiderte der Erzähler, indem er seine Frau anblickte, »was mich betrifft, so hätte ich gerne auf das Vergnügen verzichtet. Darf ich mir übrigens die Frage erlauben, wer du bist, woher du kommst und was für Vergnügen du daran findest, mich armen Alten zu quälen?«
»Ach,« sagte der Fremde, »ich bin so eine Art Thunichtgut, den einen Tag reich, den anderen arm; wenn du aber neugierig bist, mehr über mich und meine Lebensweise zu erfahren, so komm mit mir, und ich werde dir vielleicht mehr zeigen können, als du jemals allein zu sehen bekämest.«
Der Fremde fuhr mit der Hand in seinen Reisesack und holte vor ihren Augen einen hübschen Mann in den besten Jahren hervor, zu dem sprach er also: »Bei allem, was du gehört und gesehen hast, seitdem du dich in meinem Reisesacke befindest, bewache diese Dame und das Gespann, und halte sie für mich bereit für den Fall, als ich sie brauchen sollte.«
Kaum hatte er diese Worte gesprochen, als alles verschwand, und der Erzähler sich in der Nähe des Schlosses von Hugh O’Donnel befand. Er konnte alle sehen, war aber selbst unsichtbar.
O’Donnel war in seiner Halle; sein Leib war müde und gedrückt sein Gemüth.
»Geh‘ hinaus,« sagte er zu seinem Thürsteher, »und sieh‘ nach, wer oder was des Weges daherkommt.«
Der Thürsteher gieng, und ein hagerer, grauer Bettler kam ihm entgegen. Von dem Schwerte, das er an der Seite trug, fehlte die Scheide zur Hälfte; kaltes, schmutziges Wasser quoll aus den Löchern seiner Schuhe hervor; aus dem alten, zerfetzten Hut guckten oben die Ohren heraus. Die Schultern waren nur zum Theil mit den Lumpen des schäbigen Rockes bedeckt, und das Zweiglein einer Stechpalme hielt er in der Hand.
»Gott zum Gruß, O’Donnel!« sagte der Bettelmann.
»Gott zum Gruß!« antwortete O’Donnel. »Woher kommst du, und was ist dein Geschäft?«
»Ich komme vom äußersten Ende der Welt,
Wo die weißen Schwäne gleiten;
Eine Nacht in Islay, eine Nacht in Man,
So schweif‘ ich durch Höhen und Weiten.«
»Du bist ein vielgereister Mann,« sagte O’Donnel, »vielleicht hast du etwas auf deinen Wanderungen gelernt?«
»Ich bin ein Taschenspieler,« antwortete der hagere, graue Bettler, »und für fünf Silberstücke will ich Euch eines meiner Kunststücke zeigen.«
»Die sollst du haben,« sagte O’Donnel.
Der hagere, graue Bettler nahm drei kleine Stückchen Stroh und legte sie ihm auf die Hand.
»Das mittlere,« sagte er, »werde ich wegblasen, die beiden anderen werden liegen bleiben.«
»Das kannst du nicht!« riefen alle.
Aber der hagere, graue Bettler legte je einen Finger auf die Stückchen rechts und links, und puff! blies er das mittlere weg.
»Das ist ein schönes Kunststück,« sagte O’Donnel und zahlte ihm die fünf Silberstücke aus.
»Für die Hälfte des Geldes,« sagte der Sohn eines Höflings, »will ich dasselbe Kunststück machen.«
»Nimm ihn beim Wort, O’Donnel,« rief der Bettler.
Der Junker legte drei Strohstückchen auf seine Hand, hielt die beiden zur Rechten und Linken mit je einem Finger fest und blies. Was geschah? Mit dem Strohstückchen blies er gleich die ganze Hand weg.
»Wenn du mir noch sechs Silberstücke geben willst, so sollst du ein anderes Kunststück zu sehen bekommen,« sagte der hagere, graue Bettler.
»Die sollst du haben.«
»Siehst du meine beiden Ohren? Das eine werde ich bewegen, das andere nicht.«
»Deine Ohren sind leicht zu sehen, denn sie sind wahrhaftig groß genug, aber du kannst unmöglich eines allein bewegen.«
Der hagere, graue Bettler erhob die Hand zu seinem Ohre und zauste es tüchtig. O’Donnel lachte und zahlte ihm die sechs Silberstücke aus.
»Ein schönes Kunststück!« sagte der Junker Ohnhand, »das kann jeder thun.«
Er hob die Hand zum Ohre und zauste es. Aber was geschah? Er riss sich gleich Ohr und Kopf weg.
»O’Donnel,« sagte der hagere, graue Bettler, »ich habe Euch einige seltsame Kunststücke gezeigt, aber für dasselbe Geld sollt Ihr ein noch seltsameres zu sehen bekommen.«
»Einverstanden,« sagte O’Donnel.
Darauf nahm der hagere, graue Bettler unter der Achselhöhle einen Sack und aus diesem einen Knäuel Seide hervor. Er wickelte den Knäuel auf und warf ihn schräge in die klare, blaue Luft, da wurde eine Leiter daraus. Dann zog er einen Hasen hervor und stellte ihn auf die Leiter; die lief der Hase hinauf. Nun holte er einen Jagdhund mit rothen Ohren aus dem Sack, der lief eiligst dem Hasen nach.
»Nun,« sagte der Bettler, »hat jemand Lust, dem Hunde nachzulaufen?«
»Ich,« rief einer von O’Donnel’s Junkern.
»Also rasch hinauf!« sagte der Taschenspieler, »aber ich sage es dir: wenn du meinen Hasen tödten lässt, schlage ich dir, wie du herunter kommst, den Kopf ab.«
Der Junker eilte die Leiter hinauf, und bald war nichts mehr von allen dreien zu sehen.
Der graue Bettler sah ihnen eine gute Weile nach, dann sagte er: »Ich fürchte, der Hund frisst den Hasen, und unser junger Freund ist eingeschlafen.«
Mit diesen Worten begann er den Knäuel wieder aufzuwickeln, und siehe da! zuerst erschien der Junker in tiefem Schlafe, dann kam der Jagdhund mit den rothen Ohren, den letzten Bissen vom Hasen im Munde.
Der Bettler versetzte dem Junker einen Schwertstreich, der ihm den Kopf vom Rumpfe hieb. Dem Hund ergieng es nicht besser.
»Es macht mir durchaus kein Vergnügen,« sagte O’Donnel, »sondern es ärgert mich sehr, dass an meinem Hofe ein Jagdhund und ein Knabe ums Leben gekommen sind.«
»Gebt mir zehn Silberstücke für jeden,« sagte der Taschenspieler, »und der Kopf sitzt ihnen wieder wie vorher auf den Schultern.«
»Einverstanden,« rief O’Donnel.
Das Silber wurde ihm ausbezahlt, und siehe da! in demselben Augenblicke hatte der Junker sowohl, als der Jagdhund wieder seinen Kopf auf dem Nacken.
Kaum war dies geschehen, als der hagere, graue Bettelmann verschwand, und man wusste nicht, war er durch die Lüfte entflohen, oder hatte die Erde ihn verschlungen.
Müde war der Leib und gedrückt das Gemüth des Königs von Leinster. Es war die Stunde, in der er sonst eine Geschichte zu hören pflegte, aber wohin er auch Boten ausschickte, von seinem Leiberzähler war nichts zu hören und zu sehen.
»Geh‘ hinaus,« sagte er zu seinem Thürsteher, »und sieh‘ nach, wer oder was des Weges daherkommt.«
Der Thürsteher gieng, und ein hagerer, grauer Bettler kam ihm entgegen. Von dem Schwerte, das er an der Seite trug, fehlte die Scheide zur Hälfte; kaltes, schmutziges Wasser quoll aus den Löchern seiner Schuhe hervor; aus dem alten, zerfetzten Hut guckten oben die Ohren heraus. Die Schultern waren nur zum Theil mit den Lumpen des schäbigen Rockes bedeckt, und eine dreisaitige Harfe hielt er in der Hand.
»Was kannst du?« fragte der Thürsteher.
»Ich kann spielen,« sagte der hagere, graue Bettler. »Fürchte nichts,« fügte er leise hinzu, indem er sich zu dem Erzähler wendete, »du wirst alles mitansehen und dabei für alle unsichtbar sein.«
Als der König erfuhr, dass ein Harfenspieler draußen sei, ließ er ihn hereinkommen.
»Ich besitze die besten Harfenspieler im ganzen Reiche,« sagte der König von Leinster und winkte ihnen.
Während diese spielten, hörte der hagere, graue Bettler zu.
»Hast du je etwas Ähnliches gehört?« fragte ihn der König.
»Hast du, o König, jemals das Schnurren einer Katze oder das Summen der Käfer im Zwielicht oder das Zetern einer schrillen Weiberstimme gehört?«
»Gewiss,« sagte der König.
»All diese Geräusche sind meinem Ohre wohltönender, als die schönsten Harfentöne deiner Harfenspieler.«
Als dies die Harfenspieler hörten, zogen sie ihre Schwerter und drangen auf ihn ein, aber anstatt ihn mit ihren Hieben zu treffen, schlugen sie gegenseitig aufeinander los, und bald gab es lauter blutige Köpfe im Saal.
»Hängt den Kerl auf, der die ganze Geschichte angefangen hat,« befahl der König, »wenn ich schon keine Geschichte hören soll, so will ich wenigstens Ruhe haben.«
Die Wache erschien, ergriff den hageren, grauen Bettler, führte ihn zum Galgen und hängte ihn auf, ohne viel Aufhebens zu machen.
Als sie wieder in das Schloss zurückkehrten, was glaubt ihr wohl, sahen sie? Auf einer Bank saß der hagere, graue Bettler und führte gerade den Bierkrug zum Munde.
»Der Teufel auch!« rief der Hauptmann der Wache aus, »haben wir dich nicht soeben aufgeknüpft? Wie kommst du wieder her?«
»Glaubst du, dass ich es wirklich bin?«
»Wer sonst?« fragte der Hauptmann.
Sie liefen eiligst zum Galgen zurück, da hieng der Lieblingsbruder des Königs drauf.
Sofort rannten sie zum Könige; der war eingeschlafen.
»Majestät,« sagte der Hauptmann, »wir haben den Landstreicher aufgehängt, aber er sitzt unten ganz heil.«
»So hängt ihn noch einmal,« befahl der König und wandte sich um, um wieder einzuschlafen.
Sie vollzogen den Befehl des Königs, aber nun hieng anstatt des hageren, grauen Bettlers der erste Harfenspieler des Königs auf dem Galgen.
Der Hauptmann war starr.
»Wollt ihr mich ein drittesmal aufhängen?« fragte der hagere, graue Bettler.
»Mach‘, dass du fortkommst,« sagte der Hauptmann, »aber so schnell als möglich und nur recht weit. Du hast schon genug Unheil angerichtet.«
»Jetzt bist du vernünftig,« sagte der Bettler, »und da ihr nicht mehr daran denkt, einen Fremden aufzuhängen, einzig und allein, weil er an eurer Musik was auszusetzen hat, so sag‘ ich euch zum Lohne dafür auch, dass ihr, wenn ihr euch wieder zum Galgen bemühen wollt, eure Freunde auf dem Rasen sitzen sehen werdet, als wäre ihnen gar nichts geschehen.«
Mit diesen Worten verschwand er.
Der Erzähler befand sich auf demselben Fleck, auf dem er zuerst den hageren, grauen Bettelmann getroffen hatte, und ganz in der Nähe war seine Frau mit Wagen und Pferden.
»Nun will ich dich nicht länger quälen,« sagte der hagere, graue Bettelmann. »Hier ist dein Geld, dein Wagen, deine Pferde, deine Hunde und deine Frau. Du kannst damit machen, was dir beliebt.«
»Wagen, Pferde und Hunde nehme ich dankbar an,« sagte der Erzähler, »aber meine Frau und mein Geld behalte dir.«
»Nein,« versetzte der andere, »ich brauche keines von beiden, und was deine Frau betrifft, so darfst du nicht übel von ihr denken, sie musste thun, was sie that.«
»Sie musste! Sie musste die Hunde auf mich hetzen! Sie musste einen elenden, alten Bettler mir vorziehen – -«
»Ich bin nicht der Bettler, für den du mich hältst. Ich bin Angus von Bruff, dem du so manchen Dienst bei Hofe erwiesen hast. Heute früh erfuhr ich durch meine Zauberkunst, in welcher Verlegenheit du dich befandest, und da beschloss ich, dich daraus zu befreien. Was deine Frau betrifft, so hat dieselbe Macht, die deinen Leib verwandelte, ihren Sinn verkehrt. Vergiss und vergib, wie es sich unter Eheleuten geziemt. Und nun weißt du eine Geschichte für den König von Leinster, wenn er eine verlangt.«
Mit diesen Worten verschwand er.
Und wirklich, der Erzähler hatte nun eine Geschichte, die eines Königs würdig war. Er erzählte vom Anfang bis zu Ende, was ihm widerfahren war, und der König lachte so laut und so lange, dass er überhaupt nicht schlafen konnte. Er sagte dem Erzähler, dass er nie wieder über eine neue Geschichte nachzudenken brauche, und jeden Abend, so lange er lebte, ließ er sich die Geschichte von dem hageren, grauen Bettler erzählen und lachte immer wieder von neuem dazu.
[Anna Kellner: Englische Märchen]