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Es waren zwei Personen, des Weges gehend; die eine war ein gerechter Mann, der andere war ungerecht. Die beiden fingen eine Unterredung an; der eine sagt: »Was ist recht, das Gerechte oder das Ungerechte?« – Der Gerechte sagt: »Das Gerechte ist recht«, der Ungerechte sagt: »Nein, das Ungerechte ist recht.« Der eine sagt »das Ungerechte«, der andere »das Gerechte«; anders beendigten sie nicht das Gespräch, als dass sie wetteten, dass, wer die Wette verliert, man ihm die Augen blenden werde, und sie wetteten einen Mann zu fragen: der Teufel kommt ihnen entgegen in der Gestalt eines Menschen. Diese fragen ihn: »Herr, was ist recht, das Gerechte oder das Ungerechte?« Dieser sagt zu ihnen: »Das Ungerechte.« Sie liessen es zunächst dabei, um noch einen andern zu fragen. Der Teufel kommt ihnen wieder entgegen wie ein Greis. Sie fragen ihn: »Was ist recht, das Gerechte oder das Ungerechte?« Dieser antwortete ihnen wieder: »Das Ungerechte.« Der Mann liess es nicht zu an den Augen geblendet zu werden, sondern verlangte noch einen andern zu fragen. Wieder kommt ihnen der Teufel entgegen in anderer Gestalt. Sie fragen ihn: »Was ist recht, das Gerechte oder das Ungerechte?« Er sagt zu ihnen: »Das Ungerechte ist recht.« Darauf führte der Ungerechte den Mann unter eine Eiche und stach ihm die Augen aus, dieser stieg auf den Gipfel der Eiche, um daselbst zu schlafen.
Am Abend kamen die Teufel dorthin unter die Eiche. Wie sie alle versammelt waren, fragt das Haupt der Teufel: »Was habt ihr heute gethan?« – Der eine sagt: »Der Tochter des Sultans habe ich den Kopfgrind aufgesetzt.« Fragt den andern: »Was hast du gethan?« – »An einer Brücke, welche gebaut wird, habe ich bewirkt, dass sie nicht stehen bleibt; am Tage baut man, in der Nacht stürzt sie ein.« Fragt den andern: »Und du, was hast du gethan?« – »Ich habe gethan, dass der eine dem andern die Augen ausstach.«
Das Oberhaupt der Teufel fragt: »Welches Heilmittel kann man gegen den Kopfgrind haben?« Der Teufel antwortete ihm: »Waschen mit dem Wasser der Quelle.« – Er fragt: »Und die Brücke, welches Heilmittel kann die haben?« – »Steine des Grundes der zerfallenen Festung nehmen und dieselben zur Grundlage der Brücke machen.« – »Und der Blinde, welches Heilmittel kann der haben?« – »Von dieser Asche nehmen und die Augen bestreichen, dieselben werden ihm gesund.«
Das Tageslicht erglänzte, die Teufel gingen von diesem Orte. Der Blinde steigt herunter und nimmt von der Asche und bestreicht die Augen und sieht sogleich wie zuvor. Er nimmt von dem Wasser der Quelle und geht zum Sultan, sagt: »Ich bin gekommen den Kopfgrind der Tochter des Sultans zu heilen.« Die Diener stossen ihn und lassen ihn nicht eintreten. Er schreit: »Ich will mit dem Sultan reden.« – Der Sultan hört ihn schreien: »Was ist das für ein Mann, der draussen schreit?« Man erzählt dem Sultan: »Dieser Mann sagt: Ich bin gekommen, um den Kopfgrind deiner Tochter zu heilen.« Der Sultan sagt: »Führt ihn herein!« Der Mann trat ein und sagt zum Sultan: »Ich will den Kopfgrind deiner Tochter heilen.« Und der Sultan willigte ein, ihm das Mädchen zu übergeben, und er benetzte den Kopf mit dem Wasser, der Kopfgrind heilte sogleich. Der Sultan gab ihm sechs Pferde mit Geld. – Dieser geht, wo man die Brücke baute; er erklärt den Arbeitern: »Ihr müsst Steine des Grundes der zerfallenen Festung nehmen und dieselben als Grundlage der Brücke legen, dann bleibt euch die Brücke stehen.« Sie nahmen von jenen Steinen und steckten dieselben in die Grundlage der Brücke, und die Brücke blieb stehen und stürzte nicht mehr ein und sie gaben ihm eine gute Belohnung mit.
Der Gerechte kehrte zurück, um nach Hause zu gehen; er trifft den ungerechten Mann, der ihm die Augen geblendet hatte. Dieser erstaunte, als er ihn an beiden Augen gesund sah und sieben Pferde mit Geld und fragt: »Was hast du gethan, um an den Augen gesund zu werden und dass du all dies Geld verdient hast?« – Dieser antwortete ihm: »Das Gerechte.« Er bittet ihn: »Komm und blende auch mir die Augen an dem Orte, wo ich sie dir geblendet habe.« Sie gehen zusammen an jenen Ort und er blendete ihm die Augen; der Geblendete stieg hinauf auf die Eiche.
Es wurde Nacht, die Teufel kamen, wie sie die Gewohnheit hatten; das Oberhaupt der Teufel beginnt zu schreien: »Wer unter euch hat gesagt dem Sultan die Tochter zu heilen und dem Blinden die Augen und den Arbeitern die Brücke zu bauen?« Diese leugnen: »Wir wissen durchaus nicht, wer gesprochen hat.« Das Oberhaupt beginnt die Teufel zu prügeln. Der eine dieser Teufel erblickte den Blinden hoch auf der Eiche und sagt zu ihnen: »Sieh, da ist der, welcher gesprochen hat!« Dieser stürzte vor Furcht herab und fiel auf den Teufel, die Teufel packten ihn bei der Hand und prügelten dir ihn gehörig durch, so dass er niemals mehr in seinem Leben ein Heilmittel nötig hatte.
Und so ist das Gerechte, dass es niemals den Menschen zu Grunde gehen lässt, wer gerecht handelt.
Am Abend kamen die Teufel dorthin unter die Eiche. Wie sie alle versammelt waren, fragt das Haupt der Teufel: »Was habt ihr heute gethan?« – Der eine sagt: »Der Tochter des Sultans habe ich den Kopfgrind aufgesetzt.« Fragt den andern: »Was hast du gethan?« – »An einer Brücke, welche gebaut wird, habe ich bewirkt, dass sie nicht stehen bleibt; am Tage baut man, in der Nacht stürzt sie ein.« Fragt den andern: »Und du, was hast du gethan?« – »Ich habe gethan, dass der eine dem andern die Augen ausstach.«
Das Oberhaupt der Teufel fragt: »Welches Heilmittel kann man gegen den Kopfgrind haben?« Der Teufel antwortete ihm: »Waschen mit dem Wasser der Quelle.« – Er fragt: »Und die Brücke, welches Heilmittel kann die haben?« – »Steine des Grundes der zerfallenen Festung nehmen und dieselben zur Grundlage der Brücke machen.« – »Und der Blinde, welches Heilmittel kann der haben?« – »Von dieser Asche nehmen und die Augen bestreichen, dieselben werden ihm gesund.«
Das Tageslicht erglänzte, die Teufel gingen von diesem Orte. Der Blinde steigt herunter und nimmt von der Asche und bestreicht die Augen und sieht sogleich wie zuvor. Er nimmt von dem Wasser der Quelle und geht zum Sultan, sagt: »Ich bin gekommen den Kopfgrind der Tochter des Sultans zu heilen.« Die Diener stossen ihn und lassen ihn nicht eintreten. Er schreit: »Ich will mit dem Sultan reden.« – Der Sultan hört ihn schreien: »Was ist das für ein Mann, der draussen schreit?« Man erzählt dem Sultan: »Dieser Mann sagt: Ich bin gekommen, um den Kopfgrind deiner Tochter zu heilen.« Der Sultan sagt: »Führt ihn herein!« Der Mann trat ein und sagt zum Sultan: »Ich will den Kopfgrind deiner Tochter heilen.« Und der Sultan willigte ein, ihm das Mädchen zu übergeben, und er benetzte den Kopf mit dem Wasser, der Kopfgrind heilte sogleich. Der Sultan gab ihm sechs Pferde mit Geld. – Dieser geht, wo man die Brücke baute; er erklärt den Arbeitern: »Ihr müsst Steine des Grundes der zerfallenen Festung nehmen und dieselben als Grundlage der Brücke legen, dann bleibt euch die Brücke stehen.« Sie nahmen von jenen Steinen und steckten dieselben in die Grundlage der Brücke, und die Brücke blieb stehen und stürzte nicht mehr ein und sie gaben ihm eine gute Belohnung mit.
Der Gerechte kehrte zurück, um nach Hause zu gehen; er trifft den ungerechten Mann, der ihm die Augen geblendet hatte. Dieser erstaunte, als er ihn an beiden Augen gesund sah und sieben Pferde mit Geld und fragt: »Was hast du gethan, um an den Augen gesund zu werden und dass du all dies Geld verdient hast?« – Dieser antwortete ihm: »Das Gerechte.« Er bittet ihn: »Komm und blende auch mir die Augen an dem Orte, wo ich sie dir geblendet habe.« Sie gehen zusammen an jenen Ort und er blendete ihm die Augen; der Geblendete stieg hinauf auf die Eiche.
Es wurde Nacht, die Teufel kamen, wie sie die Gewohnheit hatten; das Oberhaupt der Teufel beginnt zu schreien: »Wer unter euch hat gesagt dem Sultan die Tochter zu heilen und dem Blinden die Augen und den Arbeitern die Brücke zu bauen?« Diese leugnen: »Wir wissen durchaus nicht, wer gesprochen hat.« Das Oberhaupt beginnt die Teufel zu prügeln. Der eine dieser Teufel erblickte den Blinden hoch auf der Eiche und sagt zu ihnen: »Sieh, da ist der, welcher gesprochen hat!« Dieser stürzte vor Furcht herab und fiel auf den Teufel, die Teufel packten ihn bei der Hand und prügelten dir ihn gehörig durch, so dass er niemals mehr in seinem Leben ein Heilmittel nötig hatte.
Und so ist das Gerechte, dass es niemals den Menschen zu Grunde gehen lässt, wer gerecht handelt.
[August Leskien – Balkanmärchen aus Albanien]