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Märchenbasar

Der goldene Gürtel

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Es war einmal eine Witwe, die hatte einen Sohn zum Heiraten. Der war eine Zeitlang zur Königstochter ins Haus gegangen, dann war aber etwas zwischen sie gekommen, was es gewesen sein wird, wie die jungen Leute, die dummen. Er war zornig und sprach zu seiner Mutter: »Komm mit mir in die Welt und hilf mir eine Frau suchen.« Sie nahmen sich und gingen beide, bis sie in einen Wald kamen, und gingen und gingen und kamen nicht mehr heraus. Aber Gott sah es, Gott sieht ja alles, was auf dieser Erde geschieht. Er sagte zum heiligen Petrus: »Höre, Petrus, dieser Mensch macht eine Dummheit, komm daß wir gehen und ihn auf den rechten Weg weisen.« Sie gingen beide als zwei alte Männer und gingen diesen beiden entgegen in den Wald. Als sie ihnen begegneten, sagte Gott, sie sollten noch ein Stück vorwärts gehen, dann kämen sie an zwei Wege, sie sollten den rechts nehmen, der führe aus dem Walde hinaus. Aber der Bursch vergaß diese Worte des Alten und ging immer, wohin ihn das Auge führte, aber so kamen sie nicht aus dem Walde. Jetzt kamen sie an eine Tanne mit Ästen, fast bis in den Himmel. Er sagte zu seiner Mutter: »Ich steige hinauf, ich soll ein wenig um mich sehen, ob ich nirgends ein Licht sehe, dann werfe ich den Hut nach der Seite, du sollst auf ihn treten, damit ich dann weiß, wohin wir gehen sollen.« Gut. Er stieg hinauf und stieg sieben Tage lang, und als er in die Spitze gelangte, fand er in der Krone einen goldenen Gürtel. Aber Gott hatte ihn dorthin gehängt. Er nahm ihn um und dachte nicht mehr daran, nach einem Licht zu sehen. Den Hut warf er, wohin er fallen wollte, und als er selbst hinunter kam, fand er seine Mutter mit dem Fuß auf den Hut tretend. Dann gingen sie beide da zu und gelangten an ein schönes Haus. »Mutter, bleib du jetzt draußen, ich gehe hinein und seh zuerst, wer dort wohnt, komme ich in einer halben Stunde nicht heraus, dann ist etwas mit mir geschehen.« Als er hineinkam, saßen 20 Räuber in der ersten Stube. Da er nun den Gürtel umhatte, so hatte er die Kraft, alle auf einmal in den Boden zu schlagen. Als er diesen die Köpfe abgeschlagen, ging er in die andere Stube und fand auch dort 20. Als er auch diesen die Köpfe abgeschlagen, nahm er den Anführer, steckte ihn in ein Kämmerlein und schloß ihn ein. Dann ging er und rief seine Mutter herein, und dann wohnten sie in dem schönen Hause.
Vor dem Fenster stand ein Birnbaum, wenn der Bursch fortging, ließ er die Blätter welk hängen, kam er nach Hause, blühte er und war frisch. Seine Mutter kehrte alle Zimmer, nur das, in welchem der Räuberanführer wohnte, blieb zugesperrt, und den Schlüssel trug er im Gürtel. Einmal fand die Alte einen verrosteten Schlüssel. Als ihr Sohn wieder einmal auf der Jagd war, sperrte sie mit diesem verrosteten Schlüssel das Kämmerlein auf und fand den Anführer dort, und sie verliebten sich ineinander. Nun berieten sie sich, wie sie ihren Sohn verderben sollten. Als er von der Jagd kam, jammerte sie, sie sei sterbenskrank, wenn sie nur das Herz von einem kleinen Bären haben könnte, dann würde sie gleich gesund. Dieser ging ins Gebirge, einen zu schießen. Aber die Bärenmutter gab ihm eines ihrer Kinder und sagte, er brauche es nicht zu töten, es käme hinter ihm gegangen. Wenn er es zu Hause nicht brauche, solle er ihm nur eine Brotkruste geben, es käme schon wieder zurück. Die Mutter des Burschen stand am Fenster mit dem Anführer, und [sie] sahen nach dem Baum mit den welken Blättern und hofften, der Bär würde ihn gefressen haben, nur einmal, siehe, der Baum fing an zu blühen, und der Bursch kam zurück, hinter ihm der kleine Bär. Als er in die Stube kam, sagte sie: »Nun, mein Sohn, mir ist es besser, wir wollen den Kleinen noch nicht töten.« Er gab ihm eine Brotkruste, und das Bärenkind lief essend nach Hause ins Gebirge.
Am nächsten Tage jammerte sie wieder, sie wäre krank zum Sterben, nur das Herz eines Wolfskindes könne sie retten. Der Sohn nahm sogleich sein Gewehr und ging. Die Blätter des Baumes welkten. Gegen Abend kehrte er heim, das Wölflein lief hinter ihm, auch die Wölfin hatte ihm gleich eines ihrer Kinder mitgegeben. Da sagte seine Mutter wieder, es wäre ihr besser, man solle das Tierchen nicht töten. Er gab ihm eine Brotkruste und ließ es wieder ins Gebirge laufen. Jetzt sagte sie: »Mein Sohn, du hast dich so viel um mich bemüht, komm, ich habe dir ein Bad aus Milch bereitet.« Der Bursch freute sich, entkleidete sich und stieg ins Bad, nur einmal kam der Anführer, nahm ihm den Gürtel, und die Mutter wollte ihm den Kopf abhauen, aber der Anführer wollte nicht, weil er ihn auch nicht umgebracht und stach ihm nur die Augen aus und schickte ihn in den Wald, die wilden Tiere sollten ihn fressen, aber sie fraßen ihn nicht, sie brachten ihm zu essen. Die Bärin brachte ihm Milch und erzählte ihm, die Königstochter habe an der Straße ein Spital errichtet, er solle auch hingehen. Der Wolf hatte ihm noch damals, als er im Walde um das Wölflein gewesen, ein Fläschchen Tau gegeben, Arznei fürs Alter. Er trug dies bei sich, hatte aber darauf vergessen. Die Tiere führten ihn bis zum Spital. Als er hineinkam, erkannte ihn die Königstochter nicht ohne Augen. Da in der Nacht fiel ihm das Fläschchen mit dem Tau ein, er bestrich sich die Augen und konnte noch besser sehen als früher. Aber die Freude, als die Königstochter kam, nach dem Kranken zu sehen, und sah, wer im Bett lag! Dann hielten sie Hochzeit. Der Bär und der Wolf brachten den Gürtel vom Anführer. Der Bär hatte sich in einen Floh verwandelt und biß ihn so, daß er den Gürtel abnahm und ihn auf den Tisch warf. Der Wolf hatte sich in eine Fliege verwandelt, flog auf den Tisch, nahm ihn und flog damit zum Burschen. Nach der Hochzeit kam er mit dem Gürtel, den er umgelegt, und hieb auch dem Räuberanführer den Kopf ab und warf ihn in die Kammer zu den andern, und seine Mutter zu ihnen, damit sie sie aufesse.
Und von wo ich’s gehört, von dort hab ich’s erzählt.

Lina Subtirel, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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