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Der Knabe und der Ochse

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Es war einmal ein Mann, diesem starb die Frau und ließ ihn mit einem Knaben. Nach einer Zeit nahm er sich eine andere, eine Witwe mit drei Töchtern. Diese Stiefmutter ärgerte sich über diesen Knaben und wollte ihn zugrunde richten. Sein Vater schickte ihn alle Tage mit den Ochsen aufs Feld, sie zu hüten, die Frau gab ihm immer einen Kuchen aus Asche zum Essen mit. Er aber ging nicht zugrunde, er wurde immer stattlicher. »Dieses geht nicht mit rechten Dingen«, dachte die Frau und schickte ihre älteste Tochter mit. Nun saßen sie beide auf der Wiese, er hatte eine Flöte und flötete, den Aschenkuchen warf er fort, und als er so flötete, schlief sie ein, und während sie schlief, kam der Ochse, schüttelte das Horn, da fielen Speisen aller Art heraus. Der Knabe aß, bis er satt war. Abends ging er mit seiner Schwester heim, sie hatte nichts gesehen. Als sie ihrer Mutter gesagt, sie habe geschlafen, wurde diese zornig und gab ihr eine Ohrfeige. Am nächsten Tage schickte sie die zweite. Auch dieser erging es so. Am dritten Tage schickte sie die jüngste, und die hatte drei Augen, zwei wie alle Leute und eines im Rücken, mit den zweien schlief sie, aber das dritte blieb offen, mit dem sah sie alles. Der Knabe wußte das nicht und flötete, bis er sah, daß sie schlief, dann lief er zum Ochsen, dieser schüttelte das Horn, und der Knabe aß. Abends sagte das Mädchen ihrer Mutter, was sie gesehen. Da hörte der Knabe sie sagen, morgen werde der Ochs geschlachtet. Unser Armer lief traurig und weinend in den Stall und klagte es dem Ochsen, der aber sagte: »Fürchte dich nicht, komm nur vor Tag morgen früh zu mir, dann fliehen wir.«
Morgens, als der Knabe kam, nahm ihn der Ochse auf die Hörner und lief mit ihm in den Wald. Der Knabe schlief in der Nacht in einer hohlen Eiche. Der Ochse ging im Walde fressend herum und ernährte auch den Knaben, daß er stattlich wurde. Eines Tages saß er allein unter einer Eiche, nur einmal kam ein großer, fetter Büffelstier und fragte auf den Ochsen und ließ ihm sagen, er solle morgen auf die Brücke kommen, sie sollten miteinander kämpfen. Als er heimkehrte – ihre Heimat war unter der hohlen Eiche -, sagte der Knabe: »Hör, Großvater, es war ein großer, fetter Büffelstier hier, du solltest morgen auf die Brücke kommen und dich mit ihm schlagen, aber nicht gehe, ich fürchte mich so, er wird dir etwas tun.« – »Fürchte dich nicht, er macht mir nichts.« Am Morgen ging er auf die Brücke, und fing nur an, aber gleich stieß er den Büffelstier über die Brücke, kam dann fröhlich nach Hause, schüttelte das Horn, daß der Knabe essen konnte, lief dann im Walde umher, sich auch etwas zu suchen. Kaum war er fort, kam ein Kuhstier, groß und gemästet, und fragte auf den Ochsen und ließ ihm sagen, er solle am nächsten Morgen auf die Brücke kommen und mit ihm sich schlagen. Als er nach Hause kam und ihm der Knabe sagte: »Großvater, es war wieder ein großer, gemästeter Stier hier von den Kühen. Ach Großvater, ich habe so Angst, es wird dir etwas geschehen.« – »Fürchte dich nicht, ich stoße auch diesen gleich unter die Brücke.« Am nächsten Morgen ging er und stieß auch den Kuhstier auf einmal hinunter. Dann kam er zum Knaben und gab ihm sein Essen aus dem Horn und ging dann, um auch im Walde sein Frühstück zu suchen. Nur einmal kam eine elende, schwache Kuh, nur ein wenig Fell über den Knochen, und fragte auch auf den Ochsen. Er solle am nächsten Morgen auf die Brücke kommen mit ihr zu kämpfen. Vor dieser Kuh fürchtete sich der Knabe nicht, und er lachte, als er es seinem Großvater erzählte. Aber der sagte: »Nun, mein Sohn, jetzt bin ich fertig. Diese Kuh nimmt mir das Leben. Aber du sollst mit mir kommen, und wenn sie mich hinuntergestoßen, nimm meine Hörner und versorg sie dir. Doch schütte sie nicht aus, bevor du zu Hause bist.«
Morgens gingen sie beide auf die Brücke, das Kühlein war schon da, und als es den Ochsen sah, kam es auf ihn zu und stieß ihn sofort über die Brücke, daß er ganz zerschellte. Der Knabe nahm die Hörner und ging, er hatte aber keine Ruhe, als er über eine Wiese ging, schüttelte er die Hörner, da kamen lauter Rinder heraus, die ganze Wiese voll. »Nun, ihr guten Leute, wie soll ich mir diese alle wieder einfangen?« Nur einmal antwortete Juda aus einem Strauch: »Wenn du mir eine Hanklich auf deiner Hochzeit gibst, fange ich dir sie alle wieder ein.« – »Ich gebe sie dir.« Juda nahm sie geschwind wieder alle in das Horn, und der Knabe trug sie nach Hause.
Als nun die Zeit kam, daß der Jüngling zum Heiraten war, hielt er Hochzeit und dachte nicht mehr an den Juda. Nur einmal rief der unter dem Fenster um die Hanklich. Der Bräutigam antwortete: »Der Juda unter dem Fenster soll zerplatzen«, darauf zerplatzte er. Von wo ich’s gehört, von dort hab ichs erzählt.

Nicolai Bîrsan, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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