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Der Knecht des Teufels

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Es ging ein Mann zum Brunnen, sah hinein und rief: »Komm, komm, komm!«, und wie er so sagte, kam ein Mann mit roten Augen und fragte, habe er keinen Sohn, ihm ihn als Knecht zu geben? »Oh, ich habe einen, welchen Lohn gibst du ihm?« – »Ich gebe ihm 100 Gulden.« – »Gut, wohin soll ich ihn bringen?« – »Bring ihn her.« Er brachte den Knaben, und der Teufel sagte, er solle von heute über ein Jahr wieder hier am Brunnen sein, dann werde er den Knaben samt Lohn bringen. Darauf stieg der Teufel mit seinem Knechtchen in den Brunnen.
Als das Jahr um war, ging der Mann wieder zum Brunnen und sagte: »Komm, komm, komm!« Darauf kam der Teufel mit dem Knaben und 100 Gulden und fragte, ob er ihm ihn nicht noch ein Jahr lassen wolle, er gebe ihm 200 Gulden. Der Knabe war aber so groß und stark geworden, fast nicht zum Erkennen. Der Vater ließ ihn. Als auch das zweite Jahr vorüber, ging er wieder zum Brunnen und rief: »Komm, komm, komm!« Darauf stieg der Teufel mit dem Knaben wieder heraus und fragte, ob er ihm ihn nicht noch ein Jahr lassen wollte für 300 Gulden. Der Mann ließ den Sohn auch das dritte Jahr dem Teufel. Als auch dieses vergangen, kam der Teufel und sprach: »Jetzt bringe ich dir drei Jünglinge, wenn du dir nicht deinen herausfindest, dann ist er mein, dann geb‘ ich ihn dir nicht mehr.« Diese drei waren aber ganz gleich. Er wurde traurig, nur einmal kam eine Hummel und sprach zu ihm: »Du Mann, fürchte dich nicht, wenn der Teufel die drei bringt, komme ich auch und mache brr, brr, brr, dann wird einer von den dreien sein Tüchlein nehmen, um mich zu fangen, das ist deiner.«
Als der Teufel die drei Burschen brachte, einer wie der andere im Gesicht, kam die Hummel und surrte brr, brr, brr. Ein Bursch zog sein Tüchlein, sie zu fangen, da legte der Mann die Hand auf diesen und sprach: »Das ist mein Sohn.« Darauf konnte der Teufel nichts mehr entgegnen und verschwand, sein Knecht aber hatte in den drei Jahren viele Künste gelernt.
Im Dorf war Jahrmarkt, und der Bursch sagte zu seinem Vater: »Nun kommt, Vater, daß wir Geld machen. Ich verwandle mich in einen Hengst. Ihr sollt mich um ein Viertel Geld verkaufen, aber einem Menschen mit roten Augen dürft Ihr mich nicht geben.« Sie gingen, und als sie auf den Jahrmarkt kamen, war auch gleich einer mit roten Augen da, der Vater aber sagte: »Dir geb‘ ich ihn nicht.« Es verging noch eine Zeit. Nach einer Weile kam wieder einer mit roten Augen. Nun glaubte der Alte, es werde kein Käufer mehr kommen, und verkaufte ihn. Als der Mann mit den roten Augen dem Hengst den Halfter über den Kopf werfen wollte, verwandelte sich dieser in einen Hasen und lief schnell, schnell, schnell, der Teufel hinter ihm, und als er ihn fast eingeholt, wurde der Hase ein Rabe, schnell, schnell, schnell flog er, der Teufel hinter ihm. Als er ihn bald eingeholt, wurde der Rabe ein Fisch und begab sich ins Wasser, schnell, schnell, schnell, der Teufel hinter ihm. Als er zum Wasser kam, begegnete er einem Fisch: »Hast du keinen fremden Fisch gesehen?« – »O ja, er ist um drei Tage voraus.« Er ging weiter und begegnete einem Fischlein: »Hast du keinen fremden Fisch gesehen?« – »Oh, ich habe einen gesehen, er ist um sieben Stunden voraus.« Der Teufel lief hinter ihm, und als er ihn fast eingeholt, verwandelte sich der Bursch in einen Hahn, schnell, schnell, schnell floh er und flog auf den Zaun des Königs, und rief: »Kukurigu«, und wie er »kukurigu« schrie, kam die Königstochter heraus, der Teufel, hinter dem Hahn, der Hahn wurde ein Ringlein, schnell, schnell, schnell sprang an den Finger der Königstochter und sagte ihr, sie möchte den Ring niemandem geben, was man ihr auch immer dafür bieten sollte, und wenn ihr Vater sie zwingen sollte, so müsse sie ihn auf die Erde werfen und auf ihn treten, daß er ganz Staub werde.
Nur einmal kam der Teufel und bot dem König für den Ring ein Viertel Geld. Jetzt zwang er seine Tochter, den Ring herzugeben, diese nahm ihn vom Finger, warf ihn zu Boden und trat darauf, daß er zu Staub wurde. Aus dem Staub löste sich Hirse heraus. Nun verwandelte sich der Teufel in einen Hahn, der beeilte sich, die Körner aufzupicken, doch konnte er nicht so schnell, als ein Korn wieder der Bursch wurde. Der zog schnell sein Messer und schnitt dem Hahn den Kopf ab, so wurde er vom Teufel frei. Jetzt machte er mit der Königstochter Hochzeit und ging dann nach Hause zu seinem Vater. Dieser freute sich, ihn noch einmal gesund zu sehen. »Siehst du, Vater, fast hättest du mich verdorben, weil du mich einem mit roten Augen verkauftest, und nun war es zuletzt doch mein Glück.«

Iuon Bîrsan, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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