Damals, als unser Herrgott noch mit dem heiligen Petrus auf der Erde herumwandelte, war das Jahr nur von drei Tagen. Ein Bursche diente einem Mann ein Jahr und erhielt dafür drei Kreuzer. Am Christsonnabend ging er heimwärts. Auf der Straße begegneten ihm zwei alte Großväter, bettelnd: »Sei so gut, gib uns ein Brötchen, wir haben gar nichts.« Er gab ihnen einen Kreuzer. »Gott vergelt dir’s.« Er ging weiter, aber Gott und der heilige Petrus gingen einen andern Weg, so daß sie dem Knecht wieder begegneten. »Sei so gut, gib uns ein Kreuzerchen, Gott soll dir Gutes dafür geben.« Er reichte ihnen auch den zweiten Kreuzer und ging weiter, begegnete wieder zwei Bettlern, diese verlangten ihm einen Kreuzer, er gab auch den dritten. »Gott soll dir Gutes geben, du Bursch, du hast ein gutes Herz. Was wünschst du dir von Gott? Du sollst dir dreierlei wünschen.« – »Nun, wenn du mich grade fragst, will ich’s dir sagen, ich weiß ja, du alter Großvater hast doch nichts, mir zu geben, ich würde mir wünschen ein Gewehr, mit dem ich alles schießen kann, was ich will, eine Geige, daß jeder tanzen muß, wenn ich auf ihr spiele, und wenn ich etwas denke, daß es sei.« Nun gut.
Er ging weiter, nur einmal befand er sich mit einem Gewehr auf dem Rücken, mit einer Geige in der Hand. Nur einmal dachte er, wenn er doch zu Hause wäre, da stand er schon im Tore seines Vaters. »Guten Tag, Vater.« – »Du sollst leben, mein Sohn. Wie ist es dir ergangen in der Fremde?« – »Gut ist es mir ergangen, sieh, ich habe eine Geige bekommen und ein Gewehr. Morgen, wenn du aus der Kirche kommst, sollst du den Pfarrer und alle Leute zu uns zum Essen rufen.« – »Tulai, mein Sohn, wir haben ja nichts, ihnen zu essen zu geben, und auch keine Stube, in diesem Stübchen haben ja nicht einmal zehn Personen Platz.« – »Laß das nur auf mich.« Am andern Tage ging der Alte in die Kirche und rief, wie sein Sohn gewünscht, den Pfarrer und alle Leute nach Hause zum Essen. Als sie aus der Kirche kamen und zu dem Alten einkehren wollten, hätten sie sein Haus nicht gefunden, wenn der Bursch nicht in der Türe gestanden. Er hatte nur gedacht, und gleich stand anstelle der Hütte ein großes, schönes Haus, mit lauter Tischen, beladen mit guten Speisen und Wein aller Art. Der Pfarrer und die Leute setzten sich zum Tisch und aßen und tranken, bis sie nicht mehr konnten, dann nahm der Bursch die Geige und spielte so schön, daß alle zu tanzen anfingen, voran der Pfarrer, nach ihm alle. Es war eine Fröhlichkeit und eine Lust, bis alle umfielen. Am andern Tage ging er auf die Jagd und begegnete einem andern Pfarrer, der war ein Betrüger, der sprach: »Kannst du den Vogel, welcher über dem Gesträuch fliegt, schießen?« – »Ich kann, Herr Pfarrer, aber Ihr sollt mir ihn herbeibringen.« Gut. Er schoß, der Pfarrer ging in das Gesträuch, um den Vogel zu bringen. Als er hinkam, fing dieser an, auf der Geige zu spielen, der Pfarrer fing an zu tanzen und tanzte im Gesträuch und in den Dornen, bis er die Kleider zerrissen, daß sie von ihm fielen. Der Bursch lachte, daß er fast zerplatzte. Und ich stand auf einem Nagel und sage nichts mehr.
Sive Bîrsan, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]