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Der Mann, der die Sprache der Tiere verstand

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Ein großer Wald geriet in Brand. Eine Schlange schrie aus ihm und bat: „Eile herbei, mein Bruder, und rette mich. Dann will ich dir so viel Geld geben, wie du nur willst!“ Aber der Hirte, der die vierzig Kühe des Kaisers weidete, sagte: „Ich fürchte, dass du mich frisst.“ – „Dann strecke deinen Hirtenstab aus, dass ich mich auf ihm retten kann.“ Und so ringelte sich die Schlange auf den Stab und erschien neben dem Kopf des Hirten. – „Ich habe dich aus dem Feuer gerettet, und du willst mich jetzt fressen.“ – „Ich fresse dich nicht, denn ich bin ein Kaisersohn. Komm mit mir zu meinem Vater, damit er dir Reichtümer gebe, so viel du nur willst.“ – „Ich will keine Reichtümer, ich will die Sprache der Tiere lernen. Ich will verstehen, was die Vögel singen, was alle Tiere sprechen.“
Vor dem Tor zu dem Schlangenpalast streckten zwei Drachen ihre Häupter zusammen. Als der Schlangenprinz pfiff, entfernten sich die Drachen und ließen sie eintreten. Dasselbe geschah auch bei zwei anderen Toren. Drinnen hatte der Hirte gar manches zu bestaunen. „Was willst du dafür, dass du mein Kind gerettet hast?“ fragte der Schlangenkaiser. – „Ich will die Sprachen der Tiere lernen. Ich will verstehen, was die Vögel singen, und was die Tiere sprechen.“ Der Kaiser bedachte sich lange. „Wenn du mir das nicht geben willst, dann gehe ich wieder.“ Der Schlangenprinz folgte ihm. „Und wohin gehst du, mein Kind?“ – „Ich folge ihm, denn er ist jetzt mein Vater, da er mich vom Tode errettet hat.“ – „He, kehre um, denn du hast es ihn so gelehrt.“ Dann blies er dreimal in den Mund des Kuhhirten.
Bald darauf heiratete der Kuhhirte. Eines Tages ritt er mit seiner Frau zu der Herde hinaus, um zu hören, was die Hunde bellen. Die Stute sprach mit dem Hengst: „Für dich ist es leicht, aber ich habe vier Seelen zu tragen'“ Sie war nämlich schwanger, wie die Frau, die auf ihr ritt. Der Mann hörte es und lächelte: – „Weshalb lachst du, Mann?“ fragte die Frau.- „Nur so…“ Da begannen die Hunde zu bellen: „Wir kommen, wir kommen zum Essen!“ Ein Alter rief: „Übereilt euch nicht, denn ich habe nur zwei Zähne.“ Wieder lächelte der Mann, wieder fragte ihn die Gattin, und er gab ihr keine Antwort. Da flog eine Krähe durch die Luft Sie rief: „Wenn dieser Mann wüsste, dass unter jenem Stein ein Tontopf mit Geld ist, er würde ihn nehmen.“ Der Mann hörte es, grub nach und fand den Tontopf. Wieder bedrängte ihn seine Gattin, ihr auch alles zu sagen. – „Nein, denn dann sterbe ich!“ – „Du stirbst nicht!“ – „O doch.“
Endlich willigte der Mann ein und versprach seiner Frau, ihr alles zu sagen. Er machte sich einen Sarg und legte sich in ihn hinein. Der Hund heulte ihm zu Häupten. Da sagte der Mann zu seiner Frau: „Gib ihm einen Bissen Maisbrei.“ Der Hund beschnüffelte den Bissen nicht einmal mit seiner Schnauze. Aber der Hahn kam: cococo! und tschiup! hatte er den Bissen verschlungen. Da rief der Hund: „Weg mit dir, siehst du nicht, dass unser Herr im Sterben liegt. Und du isst!“ – „Lass ihn sterben, wenn er so dumm ist und seiner Frau alles sagen will. Ich habe hundert Hühner und herrsche über alle. Ich finde ein Maiskorn und rufe alle meine Hühner herbei, und wenn alle zu dem Korn gelaufen kommen, schlage ich sie mit meinem Schnabel auf den Kopf und fresse das Korn doch selbst. Und er hat nur eine Frau und kann sie nicht beherrschen.“
Als der Mann dieses Gespräch erlauscht hatte, erhob er sich aus dem Sarg, in den er sich gelegt hatte, um zu sterben. Dann rief er sein Weib in die Stube und schlug mit dem Stock auf sie ein. Da wollte sie nichts mehr erfahren. So entging der Mann dem Tode. Ich habe ihn unlängst in Cladova getroffen.

Quelle: Märchen aus Rumänien

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