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Märchenbasar

Der Mondprinz

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Es war einmal ein König, der war so mächtig, dass er über das ganze Universum herrschte. Das machte natürlich viel Arbeit und so hatte er nur wenig Zeit, sich um seinen Sohn zu kümmern. Um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen, kaufte er seinem Sohn alles, was dieser haben wollte, und das war nicht wenig. So hatte der Prinz schon als Kind einen eigenen Zoo, und als er älter wurde, bekam er eigene Länder, damit er schon mal das Regieren üben konnte. Am allermeisten aber wünschte der Prinz sich einen eigenen Mond. Und auch den bekam er eines Tages. Das gefiel ihm so sehr, dass er beschloss, nun alle Monde haben zu wollen, die es im Universum gab. Seitdem wurde er von allen nur noch der Mondprinz genannt.

Es stellte sich jedoch heraus, dass man selbst als Prinz nicht immer all das bekam, was man sich wünschte. Er hatte zwar genug Geld, um sich die Monde zu kaufen, aber so einfach wie er sich das vorgestellt hatte, war es nicht. Denn der Prinz wollte die Monde nicht einfach nur besitzen, sondern er wollte sie in einem Museum sammeln, damit er sie sich jederzeit angucken konnte, ohne weit reisen zu müssen.
Nachdem er also die ersten Monde in sein Museum hatte bringen lassen, protestierte die Bewohner, denn ihnen gefiel es gar nicht, dass es nun nachts auf ihren Planeten stockfinster war. Den Prinzen hingegen interessierte das wenig. Der war damit beschäftigt, herauszufinden, wie viele Monde es überhaupt gab und wem die gehörten.

Als sich die Beschwerden jedoch häuften, sah sich der König gezwungen, seinem Sohn die Monde wieder wegzunehmen und sie wieder dorthin zu bringen, wo sie hingehörten. Außerdem drohte er ihm damit, dass er niemals König werden würde, sollte er noch mal solche Dummheiten machen. Der Prinz war entsetzt, damit hatte er nicht gerechnet. Sein Vater hatte ihm schließlich noch nie etwas verboten. Selbst sein Bitten und Betteln half nichts, der König blieb konsequent. Solange er lebte und König war, durfte der Prinz keinen Mond haben.
Der Prinz wusste zunächst nicht, was er tun sollte. Selbst wenn er auf den Thron verzichten würde, würde sein Vater ihn keinen Mond haben lassen. Das machte ihn sehr traurig, denn die Monde waren das einzige gewesen, das ihn nicht schon nach kurzer Zeit gelangweilt hatte. Und genau deswegen konnte ihn jetzt auch nichts aufheitern. Er wollte keine Geschenke, keine eigenen Länder, Inseln oder Ozeane. Er wollte sich auch mit nichts mehr beschäftigen, schon gar nicht mit regieren üben. Stattdessen schlief er nun den ganzen Tag und setzte sich nachts nach draußen und schaute den Mond an.

Der König konnte das nicht lange mit ansehen und schickte seinen Sohn in die Prinzenschule. Dort sollte er endlich Spaß am Regieren bekommen und Disziplin lernen. Die Schule langweilte den Prinzen allerdings sehr, schließlich war er der einzige Prinz weit und breit und somit auch der einzige Schüler. Damit es ihm wenigstens ein bisschen Spaß machte, engagierte der König einen Lehrer, der alles über Monde wusste. Seine Stunden waren die einzigen, in denen der Prinz wach war und aufpasste. In den anderen Stunden schlief er, weil er weiterhin nachts draußen saß und den Mond anschaute. Auch die Belehrungen des Lehrers führten nicht dazu, dass der Prinz einsah, dass er nicht einfach Monde sammeln konnte.
Inzwischen hatte sogar das Volk Mitleid mit dem Prinzen, obwohl man anfangs nur den Kopf über ihn geschüttelt hatte. Viele schickten ihm aufmunternde Briefe und kleine Plüschmonde, was ihn sehr freute. Allerdings war seine Freude nur von kurzer Dauer, denn an der Ursache seiner schlechten Stimmung änderte das nichts.

Da er in der Schule immer schlief, hatten nach ein paar Monaten alle Lehrer gekündigt. Nur der Mondlehrer blieb, und der musste den Prinzen nun den ganzen Tag lang unterrichten. Das war sehr anstrengend, weil der Prinz so viel fragte. Also überlegte er sich, wie er dafür sorgen könnte, dass der Prinz zu seinem Mond kam, ohne dass sich jemand daran störte. Er wälzte Bücher, fragte andere Mondexperten und ging sogar zu einer Hexe, als er noch immer keine Lösung gefunden hatte. Die sollte ihm einfach einen Mond herzaubern. Das tat sie aber nicht,. da der König das verboten hatte und sie nun Angst hatte, bestraft zu werden.
Also musste der Lehrer weiter suchen. Das konnte er nur nachts, war er doch nun den ganzen Tag in der Schule. Also schlief er nicht mehr und wurde immer ungeduldiger mit seinem Schüler, weil der soviel wissen wollte. Nicht einmal das großzügige Gehalt , das der König ihm bezahlte, konnte ihn versöhnlich stimmen, denn er hatte ja nie Zeit, sich etwas davon zu kaufen.

Eines Nachts dann aber fand der Lehrer heraus, dass es ganz am Rande des Universums einen kleinen Mond gab, der zu keinem Planeten gehörte, folglich würde er auch niemandem fehlen, wenn der Prinz ihn dort wegholen würde. Der Lehrer wunderte sich zwar, dass es einen solchen Mond gab, aber er forschte nicht weiter nach, denn er wollte so schnell wie möglich Ruhe vor seinem Schüler haben. Er erzählte ihm also am nächsten Morgen von dem Mond und noch bevor er seinen Satz beendet hatte, saß der Prinz schon in seinem Raumschiff und war auf dem Weg dorthin.

Kaum war er auf dem Mond angekommen, stellte sich heraus, dass die Dinge wieder nicht so einfach waren, wie er sich das gedacht hatte. Denn in dem Mond wohnte schon jemand. Und dieser jemand war nicht begeistert über des Prinzens Besuch. Dort wohnte eine kleine buckelige Frau, die vor lauter Griesgrämigkeit ganz grün im Gesicht war. Der Prinz fragte sich wie das kam, aber er traute sich nicht sie zu fragen, sie machte ihm Angst, weil sie so böse guckte. Sie hatte anscheinend nicht gerne Besuch. Sie gab dem Prinzen sehr schnell und vor allem sehr deutlich zu verstehen, dass sie ihren Mond nicht verkaufen würde. Sie wohnte gerne dort, sagte sie, weil sie dort ihre Ruhe hatte und ihr niemand auf die Nerven ging. Dann packte sie ihn am Ärmel, zog ihn nach draußen, schubste ihn zurück in sein Raumschiff und machte schnell ihre Tür zu.

Da war er nun also wieder in seinem Raumschiff…Jetzt einfach zurück nach Hause fliegen wollte er nicht. Da wartete nur wieder die Schule auf ihn, sein Vater hatte bestimmt schon neue Lehrer gefunden. Wo er stattdessen hinwollte, wusste er allerdings auch nicht. Also flog er erst einmal ein bisschen umher, er kannte sich im Universum ja überhaupt nicht aus, aber irgendwo würde er schon ankommen, dachte er sich. Er konnte die alte griesgrämige Frau sogar verstehen, er würde auch gerne im Mond wohnen und seine Ruhe haben. Nun hatte er zwar keinen Mond, aber erst einmal seine Ruhe, das war immerhin ein Anfang.

Er war gerade etwas eingenickt in seinem Sessel, da sprang ihm etwas auf den Schoß. Er erschrak so sehr, dass er aufsprang und schrie, als würde ihm jemand nach dem Leben trachten. Dabei war es nur eine kleine weiße Katze, immerhin eine, die eine Krone auf dem Kopf trug, aber das allein war noch kein Grund so zu schreien. Das dachte wohl auch die Katze, die sich mindestens genauso erschrocken hatte und sich nun versteckte. Der Prinz versuchte eine halbe Ewigkeit, sie aus ihrem Versteck zu locken, aber es gelang ihm nicht. Also setzte er sich wieder in seinen Sessel und überlegte, wie diese Katze in sein Raumschiff gekommen war und was sie dort wollte. Über ihre Krone wunderte er sich auch sehr, er hatte noch nie davon gehört, dass Katzen auch Königinnen hatten.

Irgendwann kam die Katze schließlich doch aus ihrem Versteck, sie hatte Hunger. Sie ging also zum Prinzen und zog an seinem roten Umhang. Sie hatte sich schon die ganze Zeit gefragt, warum er den trug. Das war bestimmt einer dieser seltsamen Menschenbräuche, von denen sie gehört hatte. Sie war jedenfalls froh, dass sie so etwas nicht tragen musste, selbst die Krone war ihr lästig, aber daran hatte sie sich irgendwann gewöhnt. Sie miaute, denn der Prinz bemerkte sie nicht, so sehr war er in Gedanken. Die Katze fürchtete schon, er würde wieder so schreien, aber diesmal zuckte er nur ein bisschen zusammen. Auch verstand er erstaunlich schnell, was sie wollte. Er gab ihr ein Stück Fleisch und Milch. So etwas gutes hatte sie schon lange nicht mehr bekommen.
Ob die Alte schon bemerkt hatte, dass sie nicht mehr da war? Sie hoffte, dass der Prinz sie nicht wieder zu ihr zurückbringen würde. Aber wie konnte sie ihn davon abhalten? Und wie konnte sie dafür sorgen, dass er sie wieder zurück nach Hause bringen würde? Und wo war das überhaupt? Sie schaute aus dem Fenster und dachte, dass sie dort schon längst hätten vorbei kommen müssen.

Zumindest das erste Problem schien sich von selbst zu lösen, denn der Prinz schien sich mittlerweile über ihre Anwesenheit zu freuen. Er hatte sie auf den Schoß genommen, kraulte sie und erzählte ihr etwas.
Viel verstand sie allerdings nicht. Die Alte hatte zwar auch viel mit ihr gesprochen, aber das klang immer so böse, da hatte sie sich erst gar keine Mühe gegeben, sie zu verstehen. Der Prinz aber schien sehr nett zu sein.
Dieser wusste noch immer nicht, was er nun tun sollte. Er hatte aber schon vermutet, dass die Katze der Alten gehören musste. Aber da die ihm den Mond nicht geben wollte, sah er es auch nicht ein, ihr ihre Katze zurück zu bringen. Außerdem dachte er sich, dass die bestimmt nicht ohne Grund in sein Raumschiff geschlichen war.

Für die Alte hingegen, war die Sache nicht so klar. Natürlich hatte sie bemerkt, dass ihre Katze fehlte. Und sie war darüber sehr böse. Schließlich brauchte sie die Katze noch. Der Prinz würde sich noch wundern. Wenn der dachte, dass er sich da einfach nur mit einer alten Frau angelegt hatte, dann hatte er sich getäuscht. Sie konnte auch anders.
Und das merkte der Prinz sehr bald. Auf einmal tat sich nämlich direkt vor seinem Raumschiff ein großer bunter Strudel auf, der das Raumschiff auf einen dunklen Planeten beförderte. Der Prinz konnte kaum etwas sehen, alles war so durchsichtig, man erkannte nur Umrisse. Es schien so, als sei alles aus Glas.
Die Katze war auch dort, aber sie war in einem Käfig. In einem anderen als er selbst, wie er schließlich bemerkte. Sie hingegen wusste, wo sie waren. Zu Hause. Aber wieso sah alles so anders aus? Was war passiert? War das der Grund, warum sie den Planeten vorhin nicht gesehen hat? Und warum waren sie auf einmal wieder dort? In Käfigen…das war kein gutes Zeichen. Dahinter konnte nur Merana stecken. Sie erinnerte sich dunkel. Die Hexe war eines Tages aufgetaucht und hatte sich ihr Vertrauen erschlichen. Sie, Nuria, die Königin dieses Planeten, machte sie zu ihrer Beraterin, sie war froh, jemanden gefunden zu haben, der ihr beim Regieren half, denn das war bisweilen sehr anstrengend. Immerhin war der Planet sehr groß und Nuria wollte es allen recht machen. Anfangs kümmerte Merana sich auch sehr gut um alles, aber dann verschwand sie immer öfter und niemand wusste wohin.

Nun, das sollte sich bald ändern. Denn noch bevor Nuria sie zur Rede stellen konnte, zeigte Merana ihr wahres Gesicht. Sie zauberte ein Gewitter herbei, dass alles vernichtete. Kein Stein stand mehr auf dem anderen. Dann verwandelte sie Nuria in eine Katze, nahm ihr die Erinnerung und verschwand mit ihr auf den Mond. Und da lebten sie dann zusammen, bis der Prinz kam. Nuria wusste nicht mehr, wie lange das war. Auch fragte sie sich jetzt, warum Merana das alles getan hatte.
Diese lachte nun hysterisch. Der Prinz bereute, dass er sich nie fürs Regieren interessiert hatte. Dann wäre das alles wahrscheinlich nie passiert. Ihm zumindest nicht. Niemand wusste, wo er war, also würde auch niemand kommen, um ihn zu befreien. Als er da nun ratlos und ängstlich in seinem Käfig saß, bemerkte er, das zwei Mäuse um seinen Käfig herumliefen. Als Prinz mochte er natürlich keine Mäuse. Wenn er jetzt allerdings schreien würde, wäre das bestimmt nicht sehr hilfreich, also riss er sich zusammen. Die Mäuse wollten ihn anscheinend ärgern, denn sie krabbelten zu ihm in den Käfig. Sie piepsten und knabberten an seinen roten Umhang, aber er blieb ganz ruhig.

Merana hatte sich unterdessen ihren spitzen Hut aufgesetzt und sich einen großen Kessel geholt, in dem sie jetzt etwas kochte. Dabei tanzte sie umher und kreischte: „Bald bin ich Königin, bald bin ich Königin, und ihr werdet mir alle dienen!“
Das war es also, was sie wollte. Da hätte man ja auch eher drauf kommen können. Nuria bemerkte die Mäuse und wunderte sich, denn sie konnte sich nicht erinnern, dort jemals so viele Mäuse gesehen zu haben. Es wurden immer mehr, und Nuria und der Prinz dachten, die gehörten zu Merana, da sie zu ihnen in die Käfige kletterten und sie zwickten und kratzten. Als Merana aber wieder anfing zu kreischen und hysterisch zu lachen, guckten sie erst und liefen dann alle zu ihr. Diese war aber so vertieft in ihren Plan, dass sie das gar nicht bemerkte. Sie sang nun und rührte in ihrem Kessel. Erst als einige Mäuse an ihrem Umhang zogen, erschrak sie so sehr, dass sie stolperte und vornüber in ihren Kessel fiel. Der explodierte sofort und alles was übrig blieb, war Meranas spitzer Hut.

Erst als der Nebel sich etwas gelichtet hatte, bemerkte Nuria, dass sie wieder ein Mensch war. Und auch sah jetzt alles wieder so aus wie früher. Die Käfige waren verschwunden und die Mäuse waren keine Mäuse mehr, sondern Nurias Untertanen. Merana hatte anscheinend auch sie verwandelt, wohl weil sie dachte, dass ihr Mäuse nicht gefährlich werden konnten…
Der Prinz war ganz entzückt, als er Nuria sah und freute sich nun doch, dass er sich nie fürs Regieren interessiert hatte, denn nur deswegen war er jetzt dort.
Nachdem sich beide von dem Schrecken erholt hatten, erzählte Nuria ihm alles über Merana und der Prinz beschloss, dass er nie König werden wollte, da einem das nur Ärger einbrachte.
Stattdessen dachte er wieder an den Mond, der war ja nun wieder frei. Zwar gehörte er jetzt doch zu einem Planeten, aber vielleicht durfte er ja trotzdem darin wohnen. Nur traute er sich nicht, Nuria danach zu fragen. Diese erinnerte sich aber daran, weswegen der Prinz überhaupt gekommen war und bot es ihm an, als Dank dafür, dass er sie, wenn auch unwissentlich, befreit hatte und sich dann so gut um sie gekümmert hatte. Der Prinz war ganz gerührt und überlegte nicht lange. Er flog zunächst zurück nach Hause, holte sich ein paar Sachen und zog in den Mond. Der König war zwar traurig, dass er seinen Sohn nun nicht mehr so oft sehen würde, war aber andererseits froh, dass dieser nun doch noch zu seinen Mond gekommen war, ohne das jemand darunter leiden musste.

Der Prinz stellte allerdings bald fest, dass es so ganz alleine im Mond schnell langweilig werden konnte. Und immer, wenn es wieder soweit war, flog er zu Nuria und ließ sich von ihr das Regieren erklären. Bei ihr klang das nämlich alles viel spannender als damals in der Schule.
Und immer, wenn Nuria sich vom Regieren erholen wollte, besuchte sie zu den Prinzen. Bei ihm blieb sie dann eine Weile und ließ sich alles über Monde erklären.
So kam es dann, dass aus dem verwöhnten Prinzen eines Tages doch noch ein König wurde, der eben nicht in einem Palast, sondern in einem Mond wohnte.

Quelle: Fundevogel

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