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Es waren einmal zwei Brüder, der eine sehr reich, der andere so arm, daß er nicht einmal Kohlen hatte, das Feuer anzuzünden. Jeden Morgen ging er zu seinem Bruder um Kohlen. Eines Tages sagte sein Bruder: »Aber Bruder, hast du denn nicht einen Kreuzer, daß du dir Zündhölzer kaufst?« – »Ich habe wirklich keinen, aber leih mir einen Gulden.« – Wie soll ich dir einen Gulden leihen, du kannst mir ihn ja nicht zurückgeben, ich gebe dir keinen.« Dieser ging mit den Kohlen nach Hause. Abends saß er mit seiner Frau beim Abendessen, bei Paluckes und Krautsaft (moare). Er sagte: »Du Frau, wenn der liebe Gott mir auf den Düngerhaufen 100 Gulden bis morgen werfen sollte, es könnten auch nur 99 sein, wie würden wir uns freuen.« Es traf sich grade, daß sein Bruder mit seiner Frau vorüberging und diese Worte durchs Fenster hörten. Sie waren stehengeblieben. »Du, he, willst du, wir werfen 99 Gulden auf seinen Düngerhaufen?« fragte der Reiche seine Frau. »Warum sollt ich nicht wollen, wir haben ja genug.« Er kehrte um und brachte 99 Gulden und warf sie hin. Jetzt, da der Arme Gott darum gebeten, dachte er, er solle nachsehen, und richtig, da lagen grade 99 Gulden.
Sein Bruder war auch gekommen, um zu sehen, was dieser dazu sage, und fragte ihn: »Woher hast du das Geld?« – »Von wo sollt‘ ich’s haben, du wirst mir’s nicht hingeworfen haben, von Gott.« – »Grade ich habe dir’s geworfen.« – »Du lügst, da du mir nicht einen Gulden leihen wolltest, wirst du mir nicht 99 schenken.« – »Aber mein Bruder, doch ich habe es dir gebracht. Sieh, wenn Gott etwas will, dann legt er seinen Willen einem Menschen ins Herz, daß er ihn ausführt, und so war es auch mit mir.« – »Du Bruder, nicht mehr ärgere mich, geh nach Hause und sieh dir nach der Arbeit und laß mich in Ruh.« Ein Wort gab das andere, sie fingen an, sich zu zanken, bis sie vor das Gericht gingen. Dort schwur der Arme, Gott habe ihm 99 Gulden auf den Düngerhaufen geworfen, da wurde er frei, den Reichen warf man ins Gefängnis. Während er dort saß, ging sein Knabe mit dem Vieh aufs Feld, und als ein Regen kam, kroch er in einen Heuschober und zündete, wie die Kinder, sich eine Zigarre an, nur einmal brannte der Heuschober, der Knabe bemerkte es nicht gleich und verbrannte auch.
So geht es auf dieser Welt.
Sein Bruder war auch gekommen, um zu sehen, was dieser dazu sage, und fragte ihn: »Woher hast du das Geld?« – »Von wo sollt‘ ich’s haben, du wirst mir’s nicht hingeworfen haben, von Gott.« – »Grade ich habe dir’s geworfen.« – »Du lügst, da du mir nicht einen Gulden leihen wolltest, wirst du mir nicht 99 schenken.« – »Aber mein Bruder, doch ich habe es dir gebracht. Sieh, wenn Gott etwas will, dann legt er seinen Willen einem Menschen ins Herz, daß er ihn ausführt, und so war es auch mit mir.« – »Du Bruder, nicht mehr ärgere mich, geh nach Hause und sieh dir nach der Arbeit und laß mich in Ruh.« Ein Wort gab das andere, sie fingen an, sich zu zanken, bis sie vor das Gericht gingen. Dort schwur der Arme, Gott habe ihm 99 Gulden auf den Düngerhaufen geworfen, da wurde er frei, den Reichen warf man ins Gefängnis. Während er dort saß, ging sein Knabe mit dem Vieh aufs Feld, und als ein Regen kam, kroch er in einen Heuschober und zündete, wie die Kinder, sich eine Zigarre an, nur einmal brannte der Heuschober, der Knabe bemerkte es nicht gleich und verbrannte auch.
So geht es auf dieser Welt.
Nuta Cochila, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]