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Ein Mann lebte schon viele Jahre glücklich mit seiner Frau, und nur etwas trübte dies Glück, und das war die Spindel, weil sie die Frau an die Finger brannte. Dies betrübte den Mann sehr, denn er hätte gerne eine fleißige Frau gehabt. Eines Tages befahl er ihr ernstlich, sie möge spinnen. »Aber wie soll ich denn spinnen, ich habe alle Spindeln voll Garn, und du machst mir keinen Haspel.« Mit diesen Worten lief sie in die Kammer und brachte in der Schürze volle Spindeln, keuchte, als ob sie an der Last schwer trage: es lagen aber nur oben drei Spindeln. Nun lief sie wieder in die Kammer und kam mit denselben Spindeln heraus, so daß der Mann wirklich dachte, sie habe so viel gesponnen, nahm sich die Axt und ging in den Wald, Holz für einen Haspel zu bringen. Leise folgte ihm die Frau und versteckte sich im Gesträuch. Als er nun oben auf einem Baume saß, rief sie mit verstellter grober Stimme: »Cine face ristitoare, baba-i moare.« (Wer einen Haspel macht, dem stirbt seine Frau.) Als der Mann diese Worte vernahm, erschrak er, denn er wollte ja nicht, seine Frau sollte sterben, und nun gar durch seine Schuld. Er hielt inne mit der Arbeit und lauschte, da rief die Stimme wieder: »Cine face ristitoare, baba-i moare.« Nun sprang der Mann vom Baume herunter, eilte geschwind nach Hause, wo ihn seine Frau erwartete. Auf ihre Frage, wo denn der Haspel sei, erzählte er ihr sein Erlebnis. »Na, laß gut [sein]«, erwiderte sie, »ich will mir schon auf andere Weise helfen.«
Als nun die Zeit kam, daß das Garn gesächtelt werden sollte, sprach sie zu ihrem Manne: »Schau, wenn ich das Garn einlege, mußt du dich aufs Dach setzen und die Krähen verjagen! Denn sobald eine übers Dach fliegt, wird das ganze Schaff voll Garn zu Werg.« Der gute Mann stieg sogleich aufs Dach hinauf, fuchtelte eifrig mit den Händen und schrie in einem fort: »Häsch, häsch!« Unterdessen legte die pfiffige Frau den ungesponnenen Hanf ins Schaff. Kaum war sie fertig, rief er mit verzweifelter Stimme: »Es ist mir doch eine Krähe übers Dach geflogen.« – »Komm herab«, antwortete die Frau, »jetzt ist all meine Mühe umsonst gewesen, das gesponnene Garn ist wieder alles zu Werg geworden.« Seither sagt man, wenn eine Frau im Frühling viel Garn im Harbach spült: »Der sind die Krähen nicht übers Dach geflogen.«
Als nun die Zeit kam, daß das Garn gesächtelt werden sollte, sprach sie zu ihrem Manne: »Schau, wenn ich das Garn einlege, mußt du dich aufs Dach setzen und die Krähen verjagen! Denn sobald eine übers Dach fliegt, wird das ganze Schaff voll Garn zu Werg.« Der gute Mann stieg sogleich aufs Dach hinauf, fuchtelte eifrig mit den Händen und schrie in einem fort: »Häsch, häsch!« Unterdessen legte die pfiffige Frau den ungesponnenen Hanf ins Schaff. Kaum war sie fertig, rief er mit verzweifelter Stimme: »Es ist mir doch eine Krähe übers Dach geflogen.« – »Komm herab«, antwortete die Frau, »jetzt ist all meine Mühe umsonst gewesen, das gesponnene Garn ist wieder alles zu Werg geworden.« Seither sagt man, wenn eine Frau im Frühling viel Garn im Harbach spült: »Der sind die Krähen nicht übers Dach geflogen.«
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]