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Märchenbasar

Der Teufel heirathet drei Schwestern

2.3
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Einst kam dem Teufel die Lust zu heirathen an. Er verliess daher die Hölle, nahm die Gestalt eines jungen hübschen Mannes an und baute sich ein schönes grosses Haus. Als letzteres vollendet und höchst vornehm eingerichtet war, führte er sich in eine Familie ein, wo drei sehr hübsche Töchter waren, und machte der älteren davon den Hof. Dem Mädchen gefiel der hübsche Mann, die Eltern waren froh, eine Tochter so gut versorgt zu sehen, und es dauerte nicht lange, da wurde die Hochzeit gefeiert. Als er seine Braut nach Hause geführt hatte, spendete er ihr einen sehr geschmackvoll gebundenen Blumenstrauss, führte sie in alle Gemächer des Hauses und endlich zu einer geschlossenen Thür. »Das ganze Haus steht zu deiner Verfügung, nur um eines muss ich dich ersuchen, das ist, öffne diese Thüre ja bei Leibe nicht.«
Natürlich, dass die junge Frau dieses heilig versprach, aber auch bald nachher den Augenblick kaum mehr erwarten konnte, ihr Versprechen zu brechen. Als der Teufel am andern Morgen unter dem Vorwande, auf die Jagd zu gehen, das Haus verlassen hatte, lief sie eiligst zur verbotenen Thüre, öffnete sie und erblickte einen ungeheuren Schlund voll Feuer, das ihr entgegenschlug und den Blumenstraufs am Busen versengte. Als ihr Mann später nach Hause kam und sie fragte, ob sie ihr Versprechen gehalten habe, sagte sie unbedenklich: Ja; er aber erkannte an den Blumen, dass sie ihn belogen und sagte: »Nun will ich deine Neugierde nicht länger mehr auf die Probe setzen, komme mit mir, ich selbst werde dir zeigen, was hinter der Thüre steckt.« Darauf führte er sie zur Thüre, öffnete diese, gab ihr einen Stoss, dass sie in die Hölle hinabstürzten und schloss wieder zu.
Wenige Monate darauf begehrte er die andere Schwester zur Ehe und erhielt sie auch, aber auch mit dieser wiederholte sich ganz genau alles, was mit der ersten Frau geschehen war.
Da hielt er endlich um die dritte Schwester an. Diese, die ein sehr listiges Mädchen war, dachte: meine zwei Schwestern hat er sicher umgebracht, jedoch er ist eine glänzende Partie für mich, ich will also doch versuchen, ob ich nicht glücklicher bin als die andern, und somit willigte sie ein. Nach der Hochzeit gab der Bräutigam auch dieser ein schönes Sträusschen, verbot ihr aber auch, die bezeichnete Thüre zu öffnen.
Um kein Haar minder neugierig als ihre Schwestern, öffnete auch sie, als der Teufel auf die Jagd gegangen war, die verbotene Thür, nur hatte sie früher das Sträusschen ins Wasser gestellt. Da sah sie denn hinter der Thüre die leidige Hölle und ihre zwei Schwestern darin »Ach!« sagte sie da, »ich arme Haut glaubte einen ordentlichen Mann geheirathet zu haben, statt dessen ist’s der Teufel! Wie werde ich von dem loskommen können?« Vorsichtig zog sie ihre Schwestern aus der Hölle und verbarg sie. Als der Teufel nach Hause kam, blickte er gleich nach dem Sträusschen, das sie wieder am Busen trug, und als er die Blumen so frisch fand, fragte er gar nicht weiter, sondern beruhigt über sein Geheimniss, gewann er sie jetzt erst recht lieb.
Da bat sie ihn nach ein paar Tagen, er möchte ihr doch drei Kisten zu ihren Eltern nach Hause tragen, jedoch ohne sie unterwegs niederzulassen oder zu rasten. »Aber«, setzte sie hinzu, »dein Wort musst du halten, denn ich werde dir nachsehen.« Der Teufel versprach ganz nach ihrem Willen zu thun. Da legte sie am andern Morgen die eine Schwester in eine Kiste und lud sie ihrem Manne auf die Schultern. Der Teufel, der zwar sehr stark, aber auch sehr faul und der Arbeit ungewohnt ist, bekam das Tragen der schweren Kiste bald satt und wollte rasten, bevor er noch aus der Gasse war, aber da rief sie ihm zu: »Setze nicht ab, ich sehe dich.« Unwillig ging der Teufel mit der Kiste um die Gassenecke und sagte zu sich selbst: »Da kann sie mich nicht sehen, da will ich ein wenig rasten«; aber kaum machte er Anstalt, die Kiste abzusetzen, schrie die Schwester in der Kiste: »Setze nicht ab, ich sehe dich schon.« Fluchend schleppte er die Kiste weiter in eine andere Gasse und wollte sie unter einem Hausthor niederstellen, aber wieder liess sich die Stimme vernehmen: »Setze nicht ab, du Schelm, ich sehe dich schon.«
Was muss denn meine Frau für Augen haben, dachte er, die sieht um die Ecken wie geradeaus und durch Gewölbe, als ob sie von Glas wären, und so kam er endlich ganz verschwitzt und hundematt bei seiner Schwiegermutter an, der er die Kiste eiligst übergab und nach Hause lief, sich durch ein gutes Frühstück zu stärken.
Ganz das Nämliche wiederholte sich am andern Tag mit der zweiten Kiste. Am dritten Tage sollte sie selbst in der Kiste nach Hause befördert werden. Sie bereitete daher eine Figur, die sie mit ihren Kleidern anlegte und auf die Altane stellte unter dem Vorwande, ihm weiter nachsehen zu können, schlüpfte schnell in die Kiste und liess diese dem Teufel durch ihre Dienerin aufladen. »Zum Gukuck«, sagte der Teufel, »die Kiste ist heute noch viel schwerer als die andern, und heute, wo sie auf der Altane sitzt, kann ich um so weniger rasten«, und so trug er sie denn mit äusserster Anstrengung bis zur Schwiegermutter, dann aber eilte er schimpfend und den Rücken ganz wund nach Hause zum Frühstück. Hier aber fand er ganz im Gegensatze zu sonst, dass ihm weder seine Frau entgegenkam, noch dass das Frühstück bereitet war. »Margerita! wo bist du denn?« rief er, aber keine Antwort erfolgte. Als er alle Gänge durchlaufen, sieht er endlich bei einem Fenster hinaus und erblickt die Figur auf dem Poggiolo.
»Margerita! bist du eingeschlafen? komme doch herab, ich bin hundemässig müde (stracco da can) und habe einen wahren Wolfshunger (una fame da lov)«. Aber keine Antwort erfolgte. »Wenn du nicht gleich herabkommst, so gehe ich hinauf und hole dich«, schrie er erbost, aber Margerita rührte sich nicht. Da eilt er ergrimmt auf die Altane und gibt ihr eine Ohrfeige, dass ihr der Kopf wegfliegt, und sieht jetzt, dass der Kopf nichts als ein Haubenstock und die Figur ein Fetzenbalg ist. Wüthend eilt er hinab und durchstöbert das ganze Haus, alles fruchtlos, nur den Schmuckkasten seiner Frau findet er offen.
»Ha!« rief er, »man hat sie mir geraubt und ihre Kostbarkeiten dazu«, und augenblicklich läuft er, den Schwiegereltern sein Unglück zu erzählen. Als er aber schon nahe dem Hause ist, sieht er zu seiner grössten Ueberraschung auf dem Balkon ober dem Thor alle drei Schwestern, seine Gemahlinnen, welche ihm mit Hohngelächter eine Nase machen.
Drei Weiber auf einmal, das erschreckte den Teufel so sehr, dass er schleunigst die Flucht ergriff.
Seit der Zeit hat er die Lust zum Heirathen verloren.

[Italien: Georg Widter/Adam Wolf: Volksmärchen aus Venetien]

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