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Ein Landmann nahm sich einen Knecht, er solle ihm dienen, bis der Kuckuck schreie. Dann kamen sie auch überein, wer sich zuerst ärgere, dem solle der andere 30 über den Rücken hauen und die Nase abschneiden. Gut. Der Herr gab dem Knecht einen Dreschflegel, er solle in der Scheune Korn dreschen. Sie droschen beide bis zum Mittag, darauf ging der Herr ins Haus. Der Knecht dachte, der Herr wäre zum Mittagessen gegangen und habe auf ihn vergessen, und da er solche Gedanken hatte, füllte er Korn, so viel in einen Sack ging, und trug ihn der Nachbarin für Brot und Speck. Der Herr sah es und ärgerte sich, wagte aber nicht, etwas zu sagen, dachte nur, den Knecht nicht mehr in die Scheune zu lassen.
Nachmittag sagte er zum Knecht, er solle den Wagen schmieren und die Pferde einspannen, die weißen rückwärts, die roten vorne. Der Knecht verlangte der Herrin Fett. Sie gab ihm den ganzen Topf. Nach einer Weile verlangte er noch einen Topf voll Fett. Sie erschrak: »Du Mensch, was hast du denn mit so viel Fett gemacht?« – »Jetzt, meine Herrin, bis ich alles geschmiert, die Leitern, die Bretter, die Räder, die Deichsel, da braucht es viel.« Sie gab ihm nichts mehr und befahl nur, die Pferde jetzt einzuspannen. Er spannte an die Deichsel die roten, an die Scherigle die weißen. Als der Herr herauskam, fragte er: »Warum hast du die weißen an die Scherigle gehangen?« – »Ihr habt ja gesagt, ich solle sie zurückspannen.« Der Herr würde sich geärgert haben, aber er fürchtete sich wegen seiner Nase und sagte nur, er solle in den Wagen sitzen und schweigen. Er selbst nahm die Pferde und spannte die ordentlich ein. Der Knecht saß im Wagen und spielte so lange mit dem Nagel am Rad, bis er ihn herausgezogen, da fiel das Rad heraus. Als der Wagen auf drei Rädern schief ging, merkte es der Bauer. »Du, warum sagst du nicht, daß wir das Rad verloren haben?« – »Ihr habt ja gesagt, ich sollt‘ schweigen.« Der Herr gab dem Knecht ein Pferd, er solle um das Rad reiten. Der ritt, und als er das Rad gefunden, hob er es auf und hing es dem Pferd um den Hals, es war zu schwer und zog den Hals zur Erde, bis der Knecht zum Wagen zurückkehrte, fiel das Pferd um und war tot. Gut. Am nächsten Tag wußte der Herr nicht, was für Arbeit er dem Narren geben sollte, und sprach, er solle in den Hof gehen und arbeiten, was der Nachbar mache. Der Knecht ging und sah, daß der Nachbar das Dach aufdeckte. Er nahm sich die Leiter, stieg auf das Dach und warf die neuen Ziegeln herunter und warf einen auf ein Ferkel, das fiel um und war tot. »Was machst du da, du?« – »Seht, was der Nachbar macht, das tue ich auch.« – »Du Dummkopf, der Nachbar hat ein altes, schlechtes Dach, meines ist neu.« – »Habt Ihr Euch geärgert, Herr?« – »O nein, ich habe mich nicht geärgert.« Aber der Herr gedachte Christtag zu machen mit dem Knecht, weil er ihm jeden Tag Schaden zufügte, und es war noch lange, bis der Kuckuck rief. Er sprach mit seiner Mutter, die stieg eines Abends auf den Birnbaum, welcher vor dem Fenster stand, und rief in einem fort: »Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck«. Der Herr sagte zum Knecht: »Hör, der Kuckuck singt, wir machen jetzt Christtag.« – »Es muß ein verhexter Kuckuck sein, dies ist nicht geheuer«, sagte der Knecht, nahm sich das Gewehr und schoß die Alte vom Baum herunter. Darauf sagte der Herr: »Du Mensch, was soll ich dir geben, daß du von mir gehst?« – »Gib mir 100 Gulden.« Der Herr zählte ihm 100 Gulden in die Hand und hieß ihn seiner Wege gehen. Und ich stelle mich auf einen Nagel und sage nichts mehr.
Nachmittag sagte er zum Knecht, er solle den Wagen schmieren und die Pferde einspannen, die weißen rückwärts, die roten vorne. Der Knecht verlangte der Herrin Fett. Sie gab ihm den ganzen Topf. Nach einer Weile verlangte er noch einen Topf voll Fett. Sie erschrak: »Du Mensch, was hast du denn mit so viel Fett gemacht?« – »Jetzt, meine Herrin, bis ich alles geschmiert, die Leitern, die Bretter, die Räder, die Deichsel, da braucht es viel.« Sie gab ihm nichts mehr und befahl nur, die Pferde jetzt einzuspannen. Er spannte an die Deichsel die roten, an die Scherigle die weißen. Als der Herr herauskam, fragte er: »Warum hast du die weißen an die Scherigle gehangen?« – »Ihr habt ja gesagt, ich solle sie zurückspannen.« Der Herr würde sich geärgert haben, aber er fürchtete sich wegen seiner Nase und sagte nur, er solle in den Wagen sitzen und schweigen. Er selbst nahm die Pferde und spannte die ordentlich ein. Der Knecht saß im Wagen und spielte so lange mit dem Nagel am Rad, bis er ihn herausgezogen, da fiel das Rad heraus. Als der Wagen auf drei Rädern schief ging, merkte es der Bauer. »Du, warum sagst du nicht, daß wir das Rad verloren haben?« – »Ihr habt ja gesagt, ich sollt‘ schweigen.« Der Herr gab dem Knecht ein Pferd, er solle um das Rad reiten. Der ritt, und als er das Rad gefunden, hob er es auf und hing es dem Pferd um den Hals, es war zu schwer und zog den Hals zur Erde, bis der Knecht zum Wagen zurückkehrte, fiel das Pferd um und war tot. Gut. Am nächsten Tag wußte der Herr nicht, was für Arbeit er dem Narren geben sollte, und sprach, er solle in den Hof gehen und arbeiten, was der Nachbar mache. Der Knecht ging und sah, daß der Nachbar das Dach aufdeckte. Er nahm sich die Leiter, stieg auf das Dach und warf die neuen Ziegeln herunter und warf einen auf ein Ferkel, das fiel um und war tot. »Was machst du da, du?« – »Seht, was der Nachbar macht, das tue ich auch.« – »Du Dummkopf, der Nachbar hat ein altes, schlechtes Dach, meines ist neu.« – »Habt Ihr Euch geärgert, Herr?« – »O nein, ich habe mich nicht geärgert.« Aber der Herr gedachte Christtag zu machen mit dem Knecht, weil er ihm jeden Tag Schaden zufügte, und es war noch lange, bis der Kuckuck rief. Er sprach mit seiner Mutter, die stieg eines Abends auf den Birnbaum, welcher vor dem Fenster stand, und rief in einem fort: »Kuckuck, Kuckuck, Kuckuck«. Der Herr sagte zum Knecht: »Hör, der Kuckuck singt, wir machen jetzt Christtag.« – »Es muß ein verhexter Kuckuck sein, dies ist nicht geheuer«, sagte der Knecht, nahm sich das Gewehr und schoß die Alte vom Baum herunter. Darauf sagte der Herr: »Du Mensch, was soll ich dir geben, daß du von mir gehst?« – »Gib mir 100 Gulden.« Der Herr zählte ihm 100 Gulden in die Hand und hieß ihn seiner Wege gehen. Und ich stelle mich auf einen Nagel und sage nichts mehr.
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]