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Märchenbasar

Der Vogel Fenus und das Pferd Pandifal

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Es war ein König, und der war schon lange krank, und einmal träumte ihm, er würde gesund, wenn er den Vogel Fenus singen hörte. Am Morgen ließ er seine Söhne kommen und erzählte ihnen seinen Traum. Er hatte drei Söhne. Da sagte der Älteste: „Vater, ich gehe und bringe dir den Vogel Fenus!“ „Na gut“, gab er ihm halt Geld mit, zweihundert Gulden, ließ ihm eine Gans braten und gab ihm auch ein schönes Pferd. Nun, der Sohn ging fort und kam auf eine schöne Wiese, setzte sich hin, rastete und aß. Als er sich von der Gans einen Schlegel abschnitt, war auf einmal ein Fuchs da, schaute ihn an und wedelte mit dem Schwanze und bat halt und bettelte. „Was glaubst denn du, daß ich dir von meiner Gans gebe?“ „Wenn du mir nichts gibt’s, kommst du auch nicht dorthin, wo du hinwillst.“ Der Königssohn kümmerte sich nicht darum und ritt weiter. Er kam in die Stadt, wo der Vogel Fenus war, und ging in ein Wirtshaus. Er aß und trank, und dort waren Kartenspieler; er setzte sich zu ihnen und spielte die ganze Nacht Karten und schlug alles auf den Hut, was er bei sich hatte; verspielte sein Reitpferd und machte auch noch Schulden dazu. Wo sollte er das Geld hernehmen? Der Wirt ließ ihn nicht mehr fort; er sperrte ihn in ein Zimmer im dritten Stock; dort mußte er sitzen, bis einer ihn auslöst. Oh, oh, der kommt nicht! Wer weiß, wo er geblieben ist, dachte sich der König. „Vater, jetzt wird’ ich gehen“,sagte der mittlere Sohn. „Na gut, mein Kind!“ Gab er ihm auch alles mit wie dem Ältesten, und reiste ab. Er kam auf dieselbe Wiese, rastete dort, und wie er sich ein Stückl von seiner Gans abschnitt, kam ein Fuchs und schwänzelte und verlangte, aber er gab ihm nichts! „Na“, sagte der Fuchs, kommst auch nicht dorthin, wo du hinwillst.“ Es wurde Nacht; er kam auch in das Wirtshaus, aß und trank, setzte sich zu den Herren, die dort Karten spielten, verspielte sein ganzes Geld und sein Reitpferd und machte auch noch Schulden. Der Wirt sagte: „Da bleibst, bist du mir zahlst die Schulden!“ und sperrte ihn ein. Jetzt sagte der König: „O mein Gott, meine Buben kommen nicht!“ Und er muß sterben, wie er den Vogel Fenus nicht singen hört! Da sagte der jüngste Sohn: „Vater, jetzt werd’ ich gehen!“ „Ach, was deine Brüder nicht geschafft haben, wirst gerade du schaffen, der Kleinste und der Dümmste!“ „Ich geh’ und wenn ich auch der Kleinste und Dümmste bin!“ Packten sie ihm auch halt ein. Er kam auf dieselbe Wiese, rastete, frühstückte, dann kam der Fuchs und verlangte zu essen. „Komm, setz dich hier und iß.“ Er warf ihm gleich die halbe Gans hin. Da sagte der Fuchs: „Ja, mein lieber Johann, du kommst auch dorthin, wo du hinwillst. Aber das eine sage ich dir: wenn du in die Stadt kommst, geh nicht ins Wirtshaus!“ Der Fuchs ging mit ihm. Der Königssohn ritt zu Pferd, und der Fuchs lief ihm nach, wie ein kleiner Hund.

Sie kamen in die Stadt, und der Fuchs führte ihn zu dem Haus, wo der Vogel Fenus war. „Schau, da mußt du hineingehen, wenn alle Wächter schlafen. Das ist ein goldenes Häusel, darin sitzt ein garstiger Vogel – das rührst du nicht an; und ein garstiges Häusel, darin sitzt der Vogel Fenus, den bringst heraus mitsamt dem garstigen Häusel.“ Es war richtig alles so, aber der Johann dachte sich: Nein, warum soll ich den schönen Vogel im garstigen Käfig lassen? Er nahm ihn heraus und steckte ihn in den goldenen Käfig. Ja, fing der Vogel an zu schrein, schlug mit den Flügeln, machte einen Mordsspektakel und weckte alle Wächter auf. Kam der König, dem der Vogel gehörte, und fragte: „Warum hast du meinen Vogel Fenus stehlen wollen?“ Da sagte ihm der Johann, sein Vater sei krank, und es habe ihm geträumt, er werde nur dann gesund, wenn er den Vogel Fenus singen hörte. „Na“, sagte der König, „du sollst den Vogel Fenus haben, wenn du mir das Pferd Pandifal bringst.“ Der Junge ging hinaus, der Fuchs hatte ihn draußen erwartet. „Siehst, habe ich dir nicht gesagt, du sollst das goldene Häusel stehen lassen? Na komm, ich werde dich jetzt dorthin führen, wo das Pferd Pandifal ist.“ „Weißt, mein lieber Johann, das Pferd wird gar streng bewacht, da sitzen die Wächter auf dem Pferd und neben dem Pferd und in der Krippe, und draußen im Hof wachen die Soldaten. Der Fuchs sagte dem Johann, wie er es machen sollte. Der Johann zog sich als altes Weib an, nahm einen Buckelkorb und tat zwei Flaschen hinein; eine Flasche Schnaps und eine Flasche Schlaftrunk. Dann ging er hinein zu den Wächtern und sagte, es sei ihm so kalt, sie sollten ihn sich wärmen lassen; er setzte sich zu ihnen an das Feuer und gab ihnen fest zu trinken. Als die Wächter nicht mehr richtig waren und einer nach dem anderen einschlief, sagte der Fuchs zum Johann: „Jetzt gehst du hinein und holst das Pferd Pandifal. Neben dem Pferd ist ein goldener Sattel aufgehängt. Den nimmst du nicht mit!“ Als er in den Stall kam, schaute er: Das schöne Pferd! Und der schöne goldene Sattel! So etwas Prachtvolles! Den lässt er nicht da! Den nimmt er mit! Ja, wie er der Sattel dem Pferd aufgelegt hatte, schlug das Pferd mit den Beinen, schrie und wieherte so laut, daß der König herauskam, um zu schauen, was passiert ist. Er fragte den Johann, warum er sein schönes Pferd stehlen wollte. Sagte der Johann, sein Vater sei so krank, und es träumte ihm, er würde gesund werden, wenn er den Vogel Fenus singen hörte; er kriege aber den Vogel Fenus nur dann, wenn er das Pferd Pandifal dafür gebe. „Na“, sagte der König, „du sollst das Pferd Pandifal haben, wenn du mir die verwunschene Prinzessin bringst.“ Er kam heraus, der Fuchs hatte auf ihn gewartet: „Siehst, ich habe dir ja gesagt, du sollst den Sattel liegen lassen! Jetzt werden wir halt gehen, ich führe dich dorthin, wo die Prinzessin ist.“

Sie gingen weit, weit und kamen an ein schönes Schloß, darin wohnte die Prinzessin; aber der Weg dorthin führte über ein großes Wasser. Sie standen da und staunten; da sagte der Fuchs: „Weißt, mein lieber Johann, ich werde ein Schiff herbeischaffen, und du fährst mit dem Schiff hinüber. Du gibst dich für einen Kaufmann aus. Ich werde auf dem Schiff lauter schöne Samt – und Seidenkleider ausbreiten und das ganze Schiff mit blauem Samt auslegen. Wenn die Prinzessin hört, daß ein Kaufschiff gekommen ist mit Samt – und Seidenkleidern, wird sie das Verlangen haben, es zu sehen. Sie wird zuerst die Köchin schicken, die lässt du nicht ein! Dann wird sie die Zofe schicken, der gibst du auch nichts heraus! Sie soll selber kommen. Das Schiff wird immer klappern, so daß sie nicht wissen wird, ob es steht oder fährt. Dann mußt du ihr die Stoffe zeigen, und ohne daß sie es merkt, fahren wir mit ihr ab!“ Die Prinzessin kam aufs Schiff – eine wunderschöne Prinzessin! Sie kam in Hauskleid und Pantoffeln heruntergelaufen, so wie sie war, ohne ihren Eltern etwas zu sagen. Er legte ihr die schönsten und feinsten Muster vor – von dem wollte sie! Währenddessen klapperte das Schiff und arbeitete – sie hatte gar nichts gemerkt, da waren sie schon in der Hälfte des Wassers. „Ach, jetzt nehmt Ihr mich fort!“ Rief sie und jammerte, aber da war nichts mehr zu machen. Der Johann gefiel ihr, und so schickte sie sich darin! Nachdem sie aus dem Schiff gestiegen waren, setzte der Johann die Prinzessin auf sein Reitpferd, er ging daneben, und der Fuchs lief voraus: Er war der Wegweiser. Unterwegs sagte der Fuchs zum Johann: „Du Johann, es tut mir leid, sollst nicht du die Prinzessin haben! Weißt du was? Ich werde mich zu einer schönen Prinzessin machen!“ Der Fuchs verwandelte sich in eine Prinzessin, und der Johann führte ihn zum König. Der König gab dem Johann gleich das Pferd Pandifal heraus mitsamt dem goldenen Sattel. „Geht nur“, sagte der Fuchs, „auf mich müßt ihr nicht warten.“ Jetzt schauten alle die schöne Prinzessin an: „Ein Wunder von Schönheit. „Nur eins“, sagte einer, „ich weiß nicht, aber die Prinzessin hat solche Augen wie ein Fuchs!“ Kaum hatte er das Wort „Fuchs“ ausgesprochen, war der Fuchs schon wieder ein Fuchs und sprang zum Fenster hinaus! Er holte die anderen ein, und als sie so weitergingen, sagte der Fuchs: „Du Johann, ich möchte nicht, daß du das Pferd hingibst! Weißt du was? Ich mache mich zum Pferd Pandifal! Du gibst mich ab, und ich komme dir schon wieder nach!“ Der Fuchs verwandelte sich in das Pferd Pandifal, und der Johann übergab ihn dem König. Der König war in einer Freude und ließ das Pferd gleich in das Stall abführen. Dem Johann aber gab er den Vogel Fenus heraus mitsamt dem goldenen Häusel. Jetzt hatte er alle drei Dinge. Es kamen viele Herren in den Stall – bewunderten das Pferd, klopften es ab. Die Herren redeten hin und her – sagte der eine: „Nur die Augen hat es wie ein Fuchs!“ Kaum hatte er das Wort „Fuchs“ ausgesprochen, war der Fuchs wieder ein Fuchs und auch schon draußen und nimmer gesehen!

Jetzt kamen sie in der Stadt an, wo die beiden Brüder eingesperrt waren. Da sagte der Fuchs: „Jetzt brauchst du mich nicht mehr, du hast alles.“ Und beim Abschied sagte er noch: „Alles geht gut, kaufe nur kein Menschenfleisch um dein Geld!“ Na, wie wird er denn Menschenfleisch kaufen? Das wird er doch nicht tun! Er bedankte sich schön beim Fuchs, und der ging fort. Er ritt mit der Prinzessin durch die Stadt. Als sie an dem Wirtshaus vorbeikamen, riefen die Brüder vom Stock oben: „Bruder, lös uns aus!“ Der Johann ging zum Wirt und fragte, wieviel Geld seine Brüder schuldig seien. So und soviel, sagte der Wirt. Da bezahlte der Johann die Schulden und kaufte seine Brüder los, und siehst du, das war das Menschenfleisch! Jetzt gingen sie halt alle zusammen weiter. Der Johann saß auf dem Pferd Pandifal und hielt in der Hand das Häusel mit dem Vogel Fenus, die Prinzessin saß auf seinem Reitpferd, und die Brüder gingen zu Fuß daneben. Sie kamen an einer Löwengrube vorbei. Da sagten die Brüder, sie seien so müde, sie möchten gerne reiten, er soll sie auf das Pferd aufsitzen lassen, sie würden den Vogel Fenus schon halten. Der Johann stieg vom Pferd Pandifal und übergab den Vogel Fenus den Brüdern zum Halten. In diesem Augenblick gaben die Brüder dem Johann einen Ruck und stießen ihn in die Löwengrube. Dann gingen sie schön nach Hause und sagten dem Vater: „Da sind wir! Da haben wir dir den Vogel Fenus gebracht.“ Nun, der Vater war halt so stolz auf seine Söhne, weil sie ihm den Vogel Fenus gebracht hatten. Und obendrein noch das Pferd Pandifal und die Prinzessin! Aber der Vogel wollte nicht singen, er blies sich auf und war traurig, traurig zum Sterben! Das Pferd ließ den Kopf hängen, wollte nicht fressen, nicht trinken! Und die Prinzessin ging zum Klavier und spielte ein trauriges Lied nach dem anderen. Was ist das?, dachte sich der König. Inzwischen kam der Fuchs zur Löwengrube und sagte zum Johann: „Siehst du! Siehst du! Habe ich dir nicht gesagt, du sollst um dein Geld kein Menschenfleisch kaufen?“ Er machte seinen Schwanz so lange wie eine Stange und zog den Johann heraus. Da sagte der Johann: „Mein lieber Fuchs, wie kann ich dir danken?“ Da sagte der Fuchs: „Du mußt mir mit deinem Schwert den Kopf abhacken.“ „Wie kann ich das machen, da du mir soviel Gutes getan hast?“ „Alles eins“, sagte der Fuchs, „tu, was ich von dir verlange!“ Da nahm der Johann sein Schwert und schlug dem Fuchs den Kopf ab. Und in dem Augenblick flog eine schneeweiße Taube zum Himmel hinauf. Der Fuchs war ein verwunschener Geist, und jetzt war er erlöst. Der Johann aber schaute schön aus! In der Löwengrube war es feucht und schmutzig gewesen, seine Kleider waren zerrissen und beschmutzt, so machte er sich auf den Weg nach Hause. Als er im Schloß ankam, da fing der Vogel gleich an zu singen, zu zwitschern und trillern, daß die ganze Stadt sich wunderte, das Pferd hob seinen Kopf und wieherte und scharrte mit den Hufen, und die Prinzessin setzte sich ans Klavier und spielte gleich ein lustiges Stück nach dem anderen. Es war eine ganz andere Welt. Und der Vater war gesund! Jetzt nahm er den Johann her: „Ich habe ja gewusst, daß du nichts wert bist. Siehst du, deine Brüder haben alles gebracht, und du kommst so abgerissen und verschmutzt daher!“ Aber da sagte die Prinzessin: „Johann hat mich erlöst und die Brüder haben ihn in die Löwengrube geworfen!“ Und sie erzählte alles dem König. Da sagte der König zu den Brüdern: „Weil ihr so falsch wart, werdet ihr gehenkt!“ Der Johann heiratete die Prinzessin, und der Vogel Fenus sang und sang immerzu und singt vielleicht noch heute.

Märchen aus dem Banater Bergland

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