Im Walde lebte einmal ein Hase. Im Sommer hatte er’s gut, im Winter aber musste er zum Bauern auf die Tenne gehen und Hafer stehlen. So kommt er wieder einmal zu einem Bauern, da war schon eine ganze Schar Hasen versammelt. Gleich fing er zu prahlen an:
„Mein Schnurrbart ist überlang,
Meine Pfoten sind übergroß,
Meine Zähne sind überstark –
Ich habe vor niemandem Angst!“
Die Hasen erzählten der Tante Krähe von diesem Prahlhans. Die Tante Krähe machte sich auf, ihn zu suchen. Sie fand ihn unter einer knorrigen Wurzel. Der Hase er schrak und sagte:
„Ich will bestimmt nicht mehr prahlen, Tante Krähe!“
„Womit hast du denn geprahlt?“
„Mein Schnurrbart sei überlang,
Meine Pfoten seien übergroß,
Meine Zähne seien überstark!“
Da zauste ihn die Krähe ein wenig und sprach: „So, nun prahle nicht wieder!“ Eines schönen Tages saß die Krähe auf einem Zaun. Da kamen ein paar Hunde, holten sie herunter und machten sich daran, sie zu zerreißen. Der Hase sah das: „Wie könnt‘ ich der Krähe nur helfen?“ Er sprang auf einen Hügel und machte Männchen. Die Hunde sahen ihn, ließen die Krähe fahren und stürzten sich auf den Hasen. Die Krähe flog wieder auf den Zaun, der Hase aber entwischte den Hunden. Eine Weile darauf begegnet die Krähe wieder dem Hasen, da spricht sie zu ihm: „Jetzt bist du kein Prahlhans mehr, jetzt bist du ein tapferer, braver Bursche!
Quelle: Märchen aus Russland