Ein Bursche hatte sich mit einem schönen Mädchen verheiratet, aber sie war dumm. Als nun die Hochzeit vorüber war, ging der Mann in den Wald um Holz. Als er aufbrach, fragte die Frau, was sie arbeiten sollte. »Na, dann geh zur nanase (Frau des Beistandes), sieh, was die arbeitet.« Die junge Frau ging. »Guten Morgen, Nanasche!« – »Ich danke dir, Fina.« – »Was bringt dich so frühe zu mir?« – »Ich bin nur gekommen, um zu sehen, was du heute arbeitest.« – »Schau, ich sächtele die Wäsche.« – »Nun gut, gute Gesundheit.« – »Du sollst leben, aber bleibst du nicht mehr?« – »Ich kann nicht mehr bleiben, hab‘ keine Zeit, auch ich muß sächteln.« Als sie nach Hause gekommen, nahm sie die cretinte (rückwärtige Schürze, immer aus Wolle, die nicht gekocht werden darf, weil Wolle zerfällt, ebenso die Schürzen), Schürzen, Brustpelze, Stiefel und Pelze, legte alles in ein großes Sächtel-Schaff und fing an, die Sachen zu kochen. Unreine Wäsche hatte sie keine, ihre Mutter gab ihr sie alle gewaschen und neu. Als ihr Mann aus dem Walde kam, sah er die junge Frau mit vom Feuer gerötetem Geschicht, wie sie geschäftig hin und her lief. »Na, was für eine Arbeit hast du dir gefunden, meine Blume?« – »Nun sieh, ich war zur Nanasche, und die sagte, sie sächtele Wäsche, jetzt sächtele ich auch, sieh, ich habe das Schaff voll.« – »Um Gottes willen, woher hast du so viele unreine Wäsche bekommen? Wir führen erst seit gestern ein Haus.« – »Na jetzt, ich habe alles zusammengenommen, was ich gefunden, unsere Stiefel, Pelze, Brustpelze, es kommt ja zusammen.« Der Mann erschrak über ihre Dummheit, nahm die Mistgabel, steckte sie ins Schaff und zog lauter Fetzen heraus. Die Wolle, die Pelze, das Leder, alles war zerkocht. Er ärgerte sich heftig, am liebsten hätte er sie mit der Mistgabel geschlagen, aber weil sie noch nur einen Tag beieinander waren, wagte er es nicht und sagte nur: »Morgen sollst du wieder zur Nanasche gehen, aber du sollst besser sehen, was und wie sie es macht.« Gut.
Am andern Tage fuhr der Mann wieder in den Wald, sie ging zur Nanasche. »Guten Morgen, Nanasche!« – »Du sollst leben, Fina, was bringst du mir?« – »Gute Laune, und ich bin gekommen zu sehen, was du noch machst am heutigen Tage.« – »Nun sieh, ich wäge den Speck.« – »Gute Gesundheit.« – »Ich danke.« Sie verschwand eilig. Zu Hause ging sie in die Kammer, nahm den ganzen Speck und schnitt ihn in Stückchen, rief ihren Hund, der hieß Pfund. Sie warf ihm ein Stück nach dem andern. »Du Pfund, wieviel Pfund haben wir?« Der Hund antwortete nichts außer »hau, hau«, und fraß jedes Stück. Sie schnitt weiter, bis sie ihm den ganzen Speck hingeworfen. Gut. Als er fertig gefressen, legte er sich in seine Hütte und schlief satt. Der jungen Frau schien es, als ob sie nicht gut gearbeitet hätte, aber was zum Teufel konnte sie machen? Als ihr Mann nach Hause kam, stand er in Gedanken, sie in Fetzen zu zerreißen. Aber umsonst, wenn du einen dummen Menschen im Hause hast, kannst du dich vor seinen Dummheiten nicht bewahren.
Am andern Tage getraute er sich nicht mehr, seine Frau zur Nanasche zu schicken und sagte, sie solle mit ihm in den Wald kommen. Gut. Sie zog sich schön an wie zum Tanze, nahm sich die weiße legatoare (Sonntags-Kopfbedeckung der Frau) auf den Kopf, und [sie] gingen beide. Als sie aufgebrochen, fragte der Mann: »Du Frau, hast du die Türe zugesperrt?« – »O nein, ich habe sie nicht zugesperrt.« – »Also kehr um und sperr zu, ich gehe nur langsam.« Sie kehrte um, und wie sie an die Türe kam, wußte sie nicht, wie sie zusperren sollte, was das hieß. (Der Rumäne sagt »zunageln«, die Tür hängt an Nägeln [Angeln].) Sie wußte nicht, wie sie das machen sollte, ja, jetzt wußte sie es, so mußte es sein, die Türe aus den Nägeln herausheben. Sie quälte sich, bis sie die Türe herunter hatte. Sie nahm sie auf den Rücken und ging hinter ihrem Manne. Dieser war gegangen, immer nur langsam, aber trotzdem kam er endlich in den Wald. Bevor er in den Wald hineintrat, wandte er sich noch einmal um, nur einmal sah er seine Frau kommen, die Türe hinter sich auf dem Rücken über die Straße ziehen, in einer Hand das Essen, Knödelsuppe. »Ach, ihr guten Leute, es ist doch schlecht mit einer so dummen Frau zu leben«, jammerte der Mann. Aber sie, trotzdem sie schwer getragen, kam doch fröhlich herbei. »Na, du mein Männchen, du bist gegangen und hast mich auch mit dem Topfe und der Türe gelassen.« – »Aber um Gottes willen, warum hast du denn die Türe gebracht?« – »Aber du hast doch gesagt, ich sollte sie zunageln. Ich habe es getan, und warum habe ich es getan, wenn ich sie nun doch zu Hause ließe?«
Kaum hatte sie ausgesprochen, hörte ihr Mann Räuber kommen. Auf einmal schwang er sich auf eine Eiche und zog auch die Frau mit der Türe und dem Topf hinauf. Die Räuber kamen gerade unter die Eiche, machten sich ein Feuer und zählten Geld. Sie hatten ein Viertel Dukaten. Die jungen Leute standen auf der Eiche, wie lange sie gestanden sein werden, da sprach sie: »Ich kann nicht mehr stehen mit der Suppe und mit der Türe.« – »Bleib ruhig und schweig, wenn uns die Räuber sehen, bringen sie uns um.« Aber sie schüttete die Suppe auf die Köpfe der Räuber. Es saß gerade einer ohne Haar nahe an der Eiche und sagte: »Mir scheint, es fängt an zu regnen.« – »Woher soll es regnen, sieh, es ist keine Wolke am Himmel.« Es verging noch etwas Zeit, wie viel vergangen sein wird, da fiel auch der Topf mit den Knödeln herunter. Nun sahen die Räuber hinauf in die Eiche, aber gerade als sie hinauf sahen, fiel auch die Tür zwischen sie, so daß sie vor Schrecken nichts sahen und nur flohen, so schnell sie die Füße trugen. Nun stieg auch die Frau hinunter, trotzdem ihr Mann sagte, die Räuber würden wieder umkehren. Die junge Frau machte sich am Feuer zu schaffen, schüttelte sich geschäftig nach allen Seiten und fing an zu singen.
Den Räubern aber war es um ihre Dukaten zu tun, sie schickten den Dümmsten nachzusehen, wie und was. Er ging, und wie er eine so schöne junge Frau singend sah, trat er näher und fing an zu reden: »Lehr mich auch, ich möchte auch so schön singen, ich weiß aber nicht, wie.« – »Komm nur her, ich lehr‘ dich’s.« Sie zog ihr Taschenmesser aus dem Gürtel und sagte, er solle die Zunge herausrecken. Als er den Mund aufsperrte, schnitt sie ihm die Zunge ab. Dieser schrie vor Schmerz und floh hinter den andern Räubern immer ohne Zunge lallend. Die Räuber glaubten, der Teufel habe ihm etwas angetan, und getrauten sich nicht mehr umzukehren. Dann nahm sich der Mann die Dukaten und ging mit seiner Frau nach Hause und versorgte das Geld, und dachte: Jetzt, wenn meine Frau auch dumm ist, zuletzt war sie doch verständig, und schön ist sie auch, und vielleicht werde ich’s ja doch mit ihr tragen.
Sive Bîrsan, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]