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Märchenbasar

Die Erbse

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Aus lauter Freude, mit Hilfe einer winzigen Erbse seine ersehnte Braut gefunden zu haben, stellte der Prinz das kostbare Stück nach seiner Hochzeit in seinem Kunstkabinett aus.
Eines Tages schlich sich ein Räuber in den Königspalast. Er hatte es auf die Kunstsammlung und die Goldstücke des Prinzen abgesehen.
Zu seiner Verwunderung entdeckte der Dieb das winzige Stück zwischen all den wertvollen Schätzen.
Da er glaubte, dass es sich hier um etwas Besonderes handeln musste, nahm es der Räuber „Weg-ist-es“ ebenfalls mit.
Zurück in seiner Räuberhöhle, untersuchte er all seine geraubten Sachen. Als er die Erbse betrachtete, kam sie ihm unnütz vor. Sie war weder aus Gold noch aus Silber und ein Edelstein war sie schon gar nicht.
„Was soll ich damit?“, dachte er. „Ich werde sie dem Bauern schenken.“
Gedacht, getan.
Neben seiner Räuberhöhle stand ein heruntergekommenes Bauernhaus. Der Bauer war arm, denn er musste sehr viele Abgaben an den König entrichten. Das übrige Geld reichte gerade für seine Mahlzeiten und um die Tiere zu versorgen. Das Gebäude zu flicken, konnte er sich nicht leisten.
Ihm gab Räuber „Weg-ist-es“ nun die Erbse.Der Bauer pflanzte den Samen in seinen Garten, wo er sogleich zu einer starken, mit schneeweißen Blüten bedeckten Pflanze heranwuchs. Davon hörte auch die Unwetterkönigin.
Sie musste die Pflanze unbedingt besitzen. Darum befahl sie dem Sturm, die Staude in ihr Königreich zu wehen.
Dieser machte sich sogleich auf den Weg. Dabei blies er so heftig, dass er das Dach des Bauernhauses mit sich riss
Doch die Erbsenpflanze blieb, wo sie war. Sie sah zwar sehr zerrupft aus, aber sie war so stark mit der Erde verwurzelt, dass sie keinen Zentimeter wich.
Die Sonne und der Regen hatten Mitleid mit ihr. So vertrieb die Sonne den Sturm und der Regen goss die Pflanze. Danach blühte sie noch schöner und wurde immer größer.

Die Kunde von der wunderschönen Erbsenpflanze erreichte auch den König. Auch er wollte sie unbedingt besitzen. Er fuhr zu dem armen Bauern. Dieser versprach dem König, dass er von dem Gewächs einen Samen bekommen sollte. Des Königs Kammerdiener solle nur im darauf folgenden Frühjahr kommen, um die Erbse für seinen königlichen Garten zu holen. So könne er sich dann im nächsten Frühsommer an den Blüten ergötzen.

Es wurde Sommer und aus den Blüten wurden kräftige Schoten. Der Bauer erntete sie und legte die Erbsen zum Trocknen aus, um sie im nächsten Jahr wieder in seinem Garten stecken zu können.
Auf dem Bauernhof liefen Hühner und Enten frei herum. Unter den Enten war ein solch „hässliches Entlein“, dass der Bauer zu seiner Bäuerin sagte: „Dieses hässliche Tier werden wir schlachten und du machst uns morgen einen Entenbraten.“
Diese Worte drangen auch zu dem hässlichen Entlein durch, das sehr traurig wurde.
Als der Bauer am nächsten Morgen das Entlein fing und er mit ihm in die Scheune ging, wusste das Tierchen genau, dass es jetzt sterben würde.
Da entdeckte es in der Ecke der Scheune die zum Trocknen ausgelegten Erbsen. Plötzlich riss sich das Entlein los, flog auf und landete geradewegs mitten darin.
„Bevor ich geschlachtet werde, fresse ich schnell noch ein paar als Henkersmahlzeit!“ Gedacht, getan. Aber was passierte da?
Als der Bauer bemerkte, dass eine Erbse nach der anderen im Schnabel der Ente verschwand, schimpfte er fürchterlich. Doch gleich darauf staunte er nicht schlecht.
Aus dem hässlichen Entlein wurde eine goldene Ente, an deren Federenden regenbogenfarbene Edelsteine schimmerten. Selbst der Schnabel war aus purem Gold. Nun wollte der Bauer das Tier nicht mehr schlachten. Er holte einen Käfig vom Boden der Scheune und sperrte es hinein.
Doch, oh Schreck! Der Bauer traute seinen Augen nicht. Im Käfig verwandelte es sich in das hässliche Entlein zurück. Enttäuscht holte es der Mann aus dem Käfig heraus und im Nu erhielt der Vogel wieder seine Pracht.
Der Bauer ging zu seiner Frau und zeigte ihr das goldene Tier.
„Wie ist das passiert? Wo hast du den Vogel her?“, fragte sie erstaunt.
Da erzählte ihr Mann alles, was sich ereignet hatte.
„Erzähle die Geschichte keinem, lieber Mann. Wir werden die Erbsen trocknen und im nächsten Jahr wiederum im Garten legen.“
Dann ging die Bäuerin in die Scheune und holte die Erbsen ins Bauernhaus, wo sie im Schlafzimmer weiter trocknen sollten. Sie nahm aber noch drei von ihnen und fütterte damit eine andere Ente. Und siehe da, auch diese wurde golden.

Der Bauer nahm eine der Enten. Stolz brachte er sie zum König. Auch nahm er ihm eine Samenerbse mit. Doch von dem Zauber der Erbse sagte er nichts. Dieser wollte natürlich sofort die goldene Ente haben und gab dem Bauern dafür etliche Dukaten. Der Bauer ging mit dem Geld nach Hause und ließ seinen Bauernhof davon reparieren.

Im nächsten Jahr züchteten die Bauersleute wiederum Erbsen in ihrem Garten. Die Bäuerin gab abermals zwei Enten die Erbsen zu fressen. Auch dieses Mal verwandelten sie sich in goldene Enten. So wurde aus dem armen Bauer ein reicher Mann. Mit dem Erlös aus dem Verkauf der goldenen Tiere unterstützte er die armen Leute im Dorf und bekam großes Ansehen. Und wenn er nicht gestorben ist, dann züchtet er heute noch die Erbsen, die hässliche Enten in goldene Vögel verwandeln konnten

 
Quelle: Friedrich Buchmann

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