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Es war einmal ein König, der hatte zwei Söhne. Der älteste von ihnen, Argelus geheißen, war von so wunderbarer Schönheit, dass sein Vater ein abgesondertes Schloss als Aufenthalt für ihn bestimmte und ihm nicht gestattete, dieses Schloss zu verlassen, damit kein schlechter Windhauch ihn treffen und ihm schaden konnte. Der Prinz hatte alle Bequemlichkeiten, und alle waren ihm zu Diensten. Obwohl der König ihn oftmals aufsuchte und sich mit ihm unterhielt, langweilte ihn ein solches Leben sehr, und er sehnte sich nach der Freiheit. Eines Tages erwuchs im königlichen Garten ein wunderschöner Apfelbaum, der morgens goldene Blüten, gegen Abend aber goldene Früchte trug. Der König der sich im Garten erging, freute sich sehr über diesen Apfelbaum und gedachte, die vornehmsten Fürsten seines Reiches zusammenrufen, um diese wundersame Früchte zu zeigen. Damit die Früchte aber in der Nacht nicht verschwänden, man wusste nicht, auf welche Weise, die goldenen Äpfel in der Nacht; am Morgen dann zeigten sich wieder goldene Blüten und gegen Abend goldene Äpfel. In der nächsten Nacht ließ der König eine doppelte Wache aufstellen, aber dennoch verschwanden die Äpfel. Ebenso in der dritten Nacht. Da er nicht wusste, was das alles zu bedeuten hätte, ließ er einen Zauberkünstler rufen. Dieser sagte: „Ich würde es dir sagen, durchlauchtigster König, aber ich fürchte um mein Leben.“ Der König drang so heftig in ihn, es doch kundzutun, dass der Zauberer am Ende sagte: „Nur Argelus, dein Sohn, könnte diese Früchte so behüten, dass sie nicht verloren gehen.“ Der König erzürnte sich sehr darüber und sagte: „Halunke, du willst, dass mein Sohn sein Leben verliert, aber vorher wirst du umkommen!“ Und der König befahl, den Zauberer hinrichten zu lassen. Der jüngere Königssohn hatte einen etwas wirren Geist, weshalb der König ihn auch nicht liebte. Da bat nun dieser Sohn, die Früchte bewachen zu dürfen, und der König erlaubte es ihm. Da die Früchte aber auch während seiner Wache verschwanden, offenbarte er alles seinem Bruder Argelus. Als der König seinen ältesten Sohn wieder besuchte, schien ihm dieser sehr traurig.
Da fragte ihn der König nach der Ursache, und sein Sohn antwortete: „Mir träumte von einem Baum mit Wunderäpfeln, der in unserem Garten wächst, und davon, dass nur ich seine Früchte bewachen kann.“ Alsdann bat er seinen Vater um die Erlaubnis, dies zu gestatten, doch sein Vater wollte nichts mehr davon hören, und als Argelus damit drohte, dass er sich umbringen würde, gab er, wenn auch widerwillig, sein Einverständnis. Argelus ließ Bett und Tisch samt Lampen unter dem Wunderbaum aufstellen und nahm einen seiner Diener mit. Er legte sich ins Bett, um aber nicht einzuschlafen, las er in verschiedenen Büchern. Gegen Mitternacht kamen sieben Schwäne angeflogen und ließen sich auf dem Apfelbaum nieder. Argelus sah dies, streckte sofort den Arm, soweit er reichte, in den Apfelbaum und ergriff einen der Schwäne, der sich sogleich in eine bildschöne Jungfrau verwandelte; die übrigen sechs Schwäne flogen auf die Erde herab und verwandelten sich ebenfalls in schöne Jungfrauen. Die erste, die der Prinz festgehalten hatte, war eine verzauberte Prinzessin, die anderen sechs ihre Hofdamen.
Argelus freute sich über alle Maßen; die Prinzessin unterhielt sich lieb mit ihm und bat ihn sehr, auch die nächsten drei Nächte auf gleiche Weise zu verbringen, denn nur so könnte er sie von dem Zauberbann befreien, doch gemahnte sie ihn, nicht einzuschlafen.
Kaum hatten die ersten Sonnenstrahlen die Dämmerung verscheucht, da verwandelten sich die Jungfrauen wieder in Schwäne und flogen davon, in dieser Nacht aber blieben die goldenen Äpfel am Baum hängen. Der König freute sich darüber und verbot, die Früchte abzupflücken. Aber von den Jungfrauen sagte Argelus seinem Vater kein Sterbenswörtchen, und er befahl auch seinem Diener, den er als seinen treuesten betrachtete, darüber tiefstes Schweigen zu bewahren. Der Diener aber erwarb aber die Tochter einer Alten, die eine Hexe war, und erzählte seiner Liebsten im Vertrauen von den Ereignissen der vergangenen Nacht. Diese trug das Gehörte, ebenfalls unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit, ihrer Mutter an. Die Mutter gebot ihm zu schweigen, gab ihm einen Lederbeutel und sprach: „Wenn sich dein Herr unter dem Apfelbaum, hinlegte, dann öffne du diesen Beutel ein wenig, und er wird sogleich wieder einschlafen. Wenn die Schwäne wieder fortgeflogen sind, dann bestreich ihm mit der Salbe aus diesem Döschen die Augen, und sodann wird er hellwach werden.“
Argelus wachte in der nächsten Nacht sehr gespannt, denn sobald der ungetreue Diener hinter ihm den Beutel ein wenig geöffnet hatte, schlief der Arme wie ein Toter ein. Da kamen die Schwäne herbeigeflogen und verwandelten sich in schöne Jungfrauen. Die Prinzessin rüttelte den Schlafenden und befahl überdies dem Diener, seinen Herrn zu wecken, aber alles war umsonst, denn der Diener wollte seinen Herrn nicht wecken. Als die Morgendämmerung anbrach, sagte die Prinzessin mit großem Bedauern zu dem Diener, er solle seinem Herrn ausrichten, dass dieser am nächsten Abend wachsamer sein möge.. Darauf wurden alle Jungfrauen wieder zu Schwänen und flogen davon. Nun erst bestrich der Diener die Augen seines Herrn mit Salbe. Sobald der Prinz aufgewacht war, erzählte er ihm von den Jungfrauen und auch, was die eine ihm zu sagen aufgetragen hatte.
Der Prinz war sehr bekümmert, und er befahl seinem Diener noch strenger, über alles Gesehene und Gehörte Stillschweigen zu wahren. Aber der Diener vertraute sich erneut der Hexe an, die ihm riet, in der kommenden Nacht das gleiche zu tun wie in der Nacht zuvor. In der nächsten Nacht, gab sich Argelus alle erdenkliche Mühe, nicht einzuschlafen, aber der ungetreue diener ließ wieder etwas Wind aus dem Lederbeutel entweichen, und sogleich verlor sein Herr seine Besinnung. Aber da flogen auch schon die Schwäne heran und verwandelten sich in Jungfrauen; sie versuchten den Prinzen wach zu rütteln, hoben ihn sogar aus dem Bett und führten ihn umher, aber das half nichts. Erneut trug die Prinzessin dem Diener auf, sein Herr solle, wenn er sie aus seinem Bann erlösen wolle, wenigstens in der kommenden Nacht nicht schlafen. Der Diener berichtete alles seinem Herrn, nachdem er ihm die Augen mit der Salbe bestrichen hatte; die Hexe und den Lederbeutel erwähnte er aber mit keinem Sterbenswörtchen.
Argelus zwang sich den ganzen Tag über zum Schlafen, damit er in der Nacht wachen könnte, aber auch das war umsonst. Er schlief ein, und da ihn die Jungfrauen auf keine Weise wachrütteln konnten, sagten sie zu dem Diener, dass sein Herr von nun an nicht mehr wachen brauchte, weil sie sich zur weiteren Buße in sehr entlegenene Lande begeben müssten. Wenn Argelus aber die Gründe wissen wolle, so möge er das Schwert, dass im Schloss über seinem Bett hinge, vom ersten auf den zweiten Pflock umhängen, und dann würde er alles erfahren. Wollte er sie aber suchen, so sollte er wissen, dass sie östlich der Sonne in der Schwarzen Stadt ihren Bußgang beenden müssten. Der arme Argelus begab sich in sein Schloss. Da ihm aber der Diener alles wortwörtlich berichtet hatte, was die Jungfrauen gesagt hatten, hängte er sein Schwert von dem ersten Pflock auf den anderen. Sogleich begann sich das Schwert zu heben und schwenkte zu dem ungetreuen Diener hin. Als Argelus dies sah, ergriff er das Schwert und schlug dem treulosen Diener den Kopf ab. Alsdann berichtete er seinem Vater über den Verrat und bat ihn, ihm zu gestatten, seine Geliebte zu suchen. Sein Vater wollte ihm dies nicht erlauben, doch als er sah, dass sein Sohn von Gram gepeinigt, immer mehr dahinwelkte, stattete er ihn für eine Reise aus, gab ihm Diener, Fahrzeuge und reichlich Geld, dass er sich alle Wünsche erfüllen konnte. Argelus begab sich ungesäumt auf die Reise.
Er durchzog viele ferne Länder, dass es ihm am Ende doch an Geld mangelte. Da verkaufte er kurzerhand Pferde und Fahrzeuge und schickte die Dienerschaft nach Hause, er selbst aber wanderte zu Fuß weiter. Der Hunger setzte ihm bereits mächtig zu, als er einen Wald erreichte und dort auf drei Männer stieß, die sich prügelten. Er trat an sie heran und befragte sie, nachdem er ihnen seine königliche Abstammung offenbart hatte, nach den Gründen des Streites. Da sagten die Jünglinge: „Wir sind drei Brüder, unser Vater hat uns nur das hinterlassen was du hier siehst: den kleinen Tisch, eine Peitsche, einen Sattel und ein Pferd. Wir vermögen uns aber über die Aufteilung der Sachen nicht einigen. Denn alle diese Dinge können nur einem von uns dienlich sein. Wer nämlich dem Pferd den Sattel auflegt, alsdann aufsitzt, mit der Peitsche knallt und sagt: „An dem oder jenem Ort will ich sein!“ der ist im selben Augenblick dort. Wer hingegen auf den Tisch schlägt, zu dem kehrt das Pferd mit dem Sattel und der Peitsche unverzüglich zurück. Weißt du was? Entscheide du, was zu geschehen hat.“ Der Prinz begleitete sie eine Zeitlang und sagte schließlich: „Ja, so könnte man es machen“, und er fuhr fort, „seht ihr dort jene drei Berge in der Ferne, die alle gleich weit entfernt sind? Lauft dorthin; wer von euch als erster auf dem Gipfel anlangt und wieder zu mir zurückkommt, der erbt den gesamten Nachlass!“ Die Brüder willigten ein und liefen zu den Bergen. Aber Argelus wartete nicht auf sie, sondern schwang sich auf das Pferd und sprach: „Ich will in der Schwarzen Stadt sein!“ und er verschwand.
Das Pferd hatte ihn bereits auf einige hundert Meilen an die Schwarze Stadt herangebracht, als die drei Brüder zurückkehrten und seiner List gewahr wurden. Einer von ihnen schlug mit der Faust auf den Tisch und rief: „Das Pferd soll sofort hierher zurückkehren!“ Da ließ das Pferd den armen Argelus in einen großen Sumpf herabfallen, aus dem konnte er sich nut mit großer Mühe herausarbeiten, und er erreichte völlig ausgehungert ein Haus. Der Hausvater antwortete: „Ich habe von einer solchen Stadt wohl schon gehört, aber wie weit es bis zu dieser Stadt ist, vermag ich nicht zu sagen, Aber bleibe einige Tage bei mir, denn hier werden Handelskarawanen und Kompanien zur Kirchweih durchkommen, von denen wirst du vielleicht etwas erfahren können.“ Es kam die erste Kompanie, eine zweite und eine dritte folgten, aber niemand wusste etwas über die Schwarze Stadt. Am Ende fand sich doch ein Mensch, der sagte, dass es von dem Ort aus bis zur Schwarzen Stadt noch gute einhundertfünfzig Meilen seien. Argelus besaß noch einen wertvollen Ring, den versprach er diesem Mann, wenn er ihn zur Schwarzen Stadt führte. Der aber bekannte, dass er einst als Missetäter aus dieser Stadt entflohen sei, weshalb er ihn nur bis in die Nähe der Stadt geleiten könnte. Danach gelangte Argelus aber doch noch glücklich an sein Ziel. Nun eilte er durch die ganze Stadt und grübelte, was zu tun sei und er etwas über seine Liebste erfahren könnte. Die Prinzessin und deren Jungfrauen waren zu jener Zeit bereits erlöst und die Prinzessin sollte sich in einigen Tagen mit einem vornehmen Fürsten vermählen. Sie hatte gerade eine ihrer Hofdamen in die Stadt geschickt, um für sie Kleider zu einzukaufen. Doch diese Dame kehrte, als sie Argelus in der Stadt erblickt hatte, geschwind wieder zurück um es der Prinzessin wieder zu berichten. Doch die Prinzessin glaubte ihr nicht, und sie sagte: „Das ist ganz und gar unmöglich!“ Sie schickte dann eine zweite und eine dritte ihrer Damen aus, aber beide kehrten nach kurzer Zeit mit der gleichen Neuigkeit zurück und beschworen, dass es der gleiche Prinz sei, den sie gut kannten, weil sie ihn seinerzeit unter dem Apfelbaum genau betrachtet hatten. Schließlich begab sich die Prinzessin selbst in die Stadt, um ihn zu sehen. Sie beobachtete ihn aufmerksam, erkannte ihn sogleich, begrüßte ihn herzlich und feierte einige Tage später im Schloss mit ihm eine große Hochzeit, und ich war auch dabei. Danach begaben sie sich auf die weite Reise zum König, und ich bin mit ihnen gefahren, und so bin ich hierher gekommen.
Da fragte ihn der König nach der Ursache, und sein Sohn antwortete: „Mir träumte von einem Baum mit Wunderäpfeln, der in unserem Garten wächst, und davon, dass nur ich seine Früchte bewachen kann.“ Alsdann bat er seinen Vater um die Erlaubnis, dies zu gestatten, doch sein Vater wollte nichts mehr davon hören, und als Argelus damit drohte, dass er sich umbringen würde, gab er, wenn auch widerwillig, sein Einverständnis. Argelus ließ Bett und Tisch samt Lampen unter dem Wunderbaum aufstellen und nahm einen seiner Diener mit. Er legte sich ins Bett, um aber nicht einzuschlafen, las er in verschiedenen Büchern. Gegen Mitternacht kamen sieben Schwäne angeflogen und ließen sich auf dem Apfelbaum nieder. Argelus sah dies, streckte sofort den Arm, soweit er reichte, in den Apfelbaum und ergriff einen der Schwäne, der sich sogleich in eine bildschöne Jungfrau verwandelte; die übrigen sechs Schwäne flogen auf die Erde herab und verwandelten sich ebenfalls in schöne Jungfrauen. Die erste, die der Prinz festgehalten hatte, war eine verzauberte Prinzessin, die anderen sechs ihre Hofdamen.
Argelus freute sich über alle Maßen; die Prinzessin unterhielt sich lieb mit ihm und bat ihn sehr, auch die nächsten drei Nächte auf gleiche Weise zu verbringen, denn nur so könnte er sie von dem Zauberbann befreien, doch gemahnte sie ihn, nicht einzuschlafen.
Kaum hatten die ersten Sonnenstrahlen die Dämmerung verscheucht, da verwandelten sich die Jungfrauen wieder in Schwäne und flogen davon, in dieser Nacht aber blieben die goldenen Äpfel am Baum hängen. Der König freute sich darüber und verbot, die Früchte abzupflücken. Aber von den Jungfrauen sagte Argelus seinem Vater kein Sterbenswörtchen, und er befahl auch seinem Diener, den er als seinen treuesten betrachtete, darüber tiefstes Schweigen zu bewahren. Der Diener aber erwarb aber die Tochter einer Alten, die eine Hexe war, und erzählte seiner Liebsten im Vertrauen von den Ereignissen der vergangenen Nacht. Diese trug das Gehörte, ebenfalls unter dem Siegel tiefster Verschwiegenheit, ihrer Mutter an. Die Mutter gebot ihm zu schweigen, gab ihm einen Lederbeutel und sprach: „Wenn sich dein Herr unter dem Apfelbaum, hinlegte, dann öffne du diesen Beutel ein wenig, und er wird sogleich wieder einschlafen. Wenn die Schwäne wieder fortgeflogen sind, dann bestreich ihm mit der Salbe aus diesem Döschen die Augen, und sodann wird er hellwach werden.“
Argelus wachte in der nächsten Nacht sehr gespannt, denn sobald der ungetreue Diener hinter ihm den Beutel ein wenig geöffnet hatte, schlief der Arme wie ein Toter ein. Da kamen die Schwäne herbeigeflogen und verwandelten sich in schöne Jungfrauen. Die Prinzessin rüttelte den Schlafenden und befahl überdies dem Diener, seinen Herrn zu wecken, aber alles war umsonst, denn der Diener wollte seinen Herrn nicht wecken. Als die Morgendämmerung anbrach, sagte die Prinzessin mit großem Bedauern zu dem Diener, er solle seinem Herrn ausrichten, dass dieser am nächsten Abend wachsamer sein möge.. Darauf wurden alle Jungfrauen wieder zu Schwänen und flogen davon. Nun erst bestrich der Diener die Augen seines Herrn mit Salbe. Sobald der Prinz aufgewacht war, erzählte er ihm von den Jungfrauen und auch, was die eine ihm zu sagen aufgetragen hatte.
Der Prinz war sehr bekümmert, und er befahl seinem Diener noch strenger, über alles Gesehene und Gehörte Stillschweigen zu wahren. Aber der Diener vertraute sich erneut der Hexe an, die ihm riet, in der kommenden Nacht das gleiche zu tun wie in der Nacht zuvor. In der nächsten Nacht, gab sich Argelus alle erdenkliche Mühe, nicht einzuschlafen, aber der ungetreue diener ließ wieder etwas Wind aus dem Lederbeutel entweichen, und sogleich verlor sein Herr seine Besinnung. Aber da flogen auch schon die Schwäne heran und verwandelten sich in Jungfrauen; sie versuchten den Prinzen wach zu rütteln, hoben ihn sogar aus dem Bett und führten ihn umher, aber das half nichts. Erneut trug die Prinzessin dem Diener auf, sein Herr solle, wenn er sie aus seinem Bann erlösen wolle, wenigstens in der kommenden Nacht nicht schlafen. Der Diener berichtete alles seinem Herrn, nachdem er ihm die Augen mit der Salbe bestrichen hatte; die Hexe und den Lederbeutel erwähnte er aber mit keinem Sterbenswörtchen.
Argelus zwang sich den ganzen Tag über zum Schlafen, damit er in der Nacht wachen könnte, aber auch das war umsonst. Er schlief ein, und da ihn die Jungfrauen auf keine Weise wachrütteln konnten, sagten sie zu dem Diener, dass sein Herr von nun an nicht mehr wachen brauchte, weil sie sich zur weiteren Buße in sehr entlegenene Lande begeben müssten. Wenn Argelus aber die Gründe wissen wolle, so möge er das Schwert, dass im Schloss über seinem Bett hinge, vom ersten auf den zweiten Pflock umhängen, und dann würde er alles erfahren. Wollte er sie aber suchen, so sollte er wissen, dass sie östlich der Sonne in der Schwarzen Stadt ihren Bußgang beenden müssten. Der arme Argelus begab sich in sein Schloss. Da ihm aber der Diener alles wortwörtlich berichtet hatte, was die Jungfrauen gesagt hatten, hängte er sein Schwert von dem ersten Pflock auf den anderen. Sogleich begann sich das Schwert zu heben und schwenkte zu dem ungetreuen Diener hin. Als Argelus dies sah, ergriff er das Schwert und schlug dem treulosen Diener den Kopf ab. Alsdann berichtete er seinem Vater über den Verrat und bat ihn, ihm zu gestatten, seine Geliebte zu suchen. Sein Vater wollte ihm dies nicht erlauben, doch als er sah, dass sein Sohn von Gram gepeinigt, immer mehr dahinwelkte, stattete er ihn für eine Reise aus, gab ihm Diener, Fahrzeuge und reichlich Geld, dass er sich alle Wünsche erfüllen konnte. Argelus begab sich ungesäumt auf die Reise.
Er durchzog viele ferne Länder, dass es ihm am Ende doch an Geld mangelte. Da verkaufte er kurzerhand Pferde und Fahrzeuge und schickte die Dienerschaft nach Hause, er selbst aber wanderte zu Fuß weiter. Der Hunger setzte ihm bereits mächtig zu, als er einen Wald erreichte und dort auf drei Männer stieß, die sich prügelten. Er trat an sie heran und befragte sie, nachdem er ihnen seine königliche Abstammung offenbart hatte, nach den Gründen des Streites. Da sagten die Jünglinge: „Wir sind drei Brüder, unser Vater hat uns nur das hinterlassen was du hier siehst: den kleinen Tisch, eine Peitsche, einen Sattel und ein Pferd. Wir vermögen uns aber über die Aufteilung der Sachen nicht einigen. Denn alle diese Dinge können nur einem von uns dienlich sein. Wer nämlich dem Pferd den Sattel auflegt, alsdann aufsitzt, mit der Peitsche knallt und sagt: „An dem oder jenem Ort will ich sein!“ der ist im selben Augenblick dort. Wer hingegen auf den Tisch schlägt, zu dem kehrt das Pferd mit dem Sattel und der Peitsche unverzüglich zurück. Weißt du was? Entscheide du, was zu geschehen hat.“ Der Prinz begleitete sie eine Zeitlang und sagte schließlich: „Ja, so könnte man es machen“, und er fuhr fort, „seht ihr dort jene drei Berge in der Ferne, die alle gleich weit entfernt sind? Lauft dorthin; wer von euch als erster auf dem Gipfel anlangt und wieder zu mir zurückkommt, der erbt den gesamten Nachlass!“ Die Brüder willigten ein und liefen zu den Bergen. Aber Argelus wartete nicht auf sie, sondern schwang sich auf das Pferd und sprach: „Ich will in der Schwarzen Stadt sein!“ und er verschwand.
Das Pferd hatte ihn bereits auf einige hundert Meilen an die Schwarze Stadt herangebracht, als die drei Brüder zurückkehrten und seiner List gewahr wurden. Einer von ihnen schlug mit der Faust auf den Tisch und rief: „Das Pferd soll sofort hierher zurückkehren!“ Da ließ das Pferd den armen Argelus in einen großen Sumpf herabfallen, aus dem konnte er sich nut mit großer Mühe herausarbeiten, und er erreichte völlig ausgehungert ein Haus. Der Hausvater antwortete: „Ich habe von einer solchen Stadt wohl schon gehört, aber wie weit es bis zu dieser Stadt ist, vermag ich nicht zu sagen, Aber bleibe einige Tage bei mir, denn hier werden Handelskarawanen und Kompanien zur Kirchweih durchkommen, von denen wirst du vielleicht etwas erfahren können.“ Es kam die erste Kompanie, eine zweite und eine dritte folgten, aber niemand wusste etwas über die Schwarze Stadt. Am Ende fand sich doch ein Mensch, der sagte, dass es von dem Ort aus bis zur Schwarzen Stadt noch gute einhundertfünfzig Meilen seien. Argelus besaß noch einen wertvollen Ring, den versprach er diesem Mann, wenn er ihn zur Schwarzen Stadt führte. Der aber bekannte, dass er einst als Missetäter aus dieser Stadt entflohen sei, weshalb er ihn nur bis in die Nähe der Stadt geleiten könnte. Danach gelangte Argelus aber doch noch glücklich an sein Ziel. Nun eilte er durch die ganze Stadt und grübelte, was zu tun sei und er etwas über seine Liebste erfahren könnte. Die Prinzessin und deren Jungfrauen waren zu jener Zeit bereits erlöst und die Prinzessin sollte sich in einigen Tagen mit einem vornehmen Fürsten vermählen. Sie hatte gerade eine ihrer Hofdamen in die Stadt geschickt, um für sie Kleider zu einzukaufen. Doch diese Dame kehrte, als sie Argelus in der Stadt erblickt hatte, geschwind wieder zurück um es der Prinzessin wieder zu berichten. Doch die Prinzessin glaubte ihr nicht, und sie sagte: „Das ist ganz und gar unmöglich!“ Sie schickte dann eine zweite und eine dritte ihrer Damen aus, aber beide kehrten nach kurzer Zeit mit der gleichen Neuigkeit zurück und beschworen, dass es der gleiche Prinz sei, den sie gut kannten, weil sie ihn seinerzeit unter dem Apfelbaum genau betrachtet hatten. Schließlich begab sich die Prinzessin selbst in die Stadt, um ihn zu sehen. Sie beobachtete ihn aufmerksam, erkannte ihn sogleich, begrüßte ihn herzlich und feierte einige Tage später im Schloss mit ihm eine große Hochzeit, und ich war auch dabei. Danach begaben sie sich auf die weite Reise zum König, und ich bin mit ihnen gefahren, und so bin ich hierher gekommen.
Quelle: Ein Märchen v.Malinowski, L. Sklaski Opolski