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Märchenbasar

Die Gruben von St. Andreasberg

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Tief im Harz liegt die Bergstadt St Andreasberg, in welcher vormals ein reicher Grubenbau betrieben wurde. Von den Gruben waren St. Andreas und Samson, Katharine Neufang, der Große Johann und der Goldene Altar die reichsten. Aber auch die weniger ergiebigen trugen schöne Namen, sie hießen Morgenröte. Abendröte, Teuerdank, Engelsburg, Drei Ringe, Weinstock und so fort. Es gab auch Berggeister in jenen Gruben und so trug sich einmal Folgendes zu:

Ein redlich Gräflich – Hohensteinischer Obersteiger, der bereits recht alt war, einen eisgrauen Bart und graues Haar trug und Jakob Illing hieß, war einst in die Grube gefahren.
Dort traf er auf einen Berggeist und dieser hauchte ihn an. Da wurde dem alten Mann sehr seltsam zumute und er fürchtete, dass er bald sterben müsse. Nachdem er wider an der Eroberfläche gekommen war, machte er gleich sein Testament, denn nun fielen ihm auch alle Haare aus und er wurde völlig kahl. Der Mann blieb dennoch am Leben – und damit nicht genug: Es wuchs ihm neues, schönes schwarzes Haar und er verjüngte sich von Tag zu Tag. Schließlich war er wieder ein prächtiger junger Bursche geworden und heiratete noch einmal. Seine Nachkommen aber haben später viele Jahre lang das Grubenhagen’sche Bergwerk als Bergmeister mit großem Erfolg geleitet.

Ein anderer Steiger hatte zu einer Zeit, in der die Gruben reiche Ausbeute abwarfen, einige reiche Stufen *Gesteinsstück aus dem großem Johann und dem Goldenen Altar beiseite geschafft, um sie für weniger gute Zeiten als Rücklage aufzubewahren. Seine Mitgesellen aber, die ihn beobachtet hatten, glaubten, dass er die Stufen für sich selbst abgezweigt habe, und klagten ihn wegen Veruntreuung an. Und da auf ein solches Vergehen damals die Todesstrafe stand, wurde nicht länger gefackelt: Der Bergmann sollte enthauptet werden. Als er nun im Angesicht des Todes auf der Richtstatt kniete, rief er: „Gott wird ein Zeichen geben, an dem meine Unschuld erkannt werden wird! Fluch über die Gruben, bis ein Graf mit Glasaugen und Rehfüßen geboren wird und auch am Leben bleibt!“

Da tat der Scharfrichter seinen Schwerthieb, das Haupt des unschuldigen Mannes fiel, aber statt Blut kamen zwei Milchströme aus dem Rumpf geschossen. Dies war das göttliche Zeichen. Zugleich ertönte in der Ferne ein Donnerschlag, der die Erde erbeben ließ.
Die genannten Gruben waren eingestürzt und fortan nicht mehr befahrbar. Schließlich aber begab es sich, dass tatsächlich ein junger Graf geboren wurde, der Rehfüße und Glasaugen besaß, und man hoffte schon auf neuerlichen Segen für die verschütteten Gruben – doch die Hoffnung wurde enttäuscht. Das seltsame Kind konnte nicht überleben.
So blieben die Gruben für immer verschüttet.

Volkssage

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