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Die Mär vom Staticot

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Es war einmal ein König, der hatte eine schöne Königin und drei Knaben. Der jüngste hatte Mut und Geschicklichkeit mehr als beide älteren Brüder zusammen. Jetzt geschah es eines Tages, daß der Staticot mit dem ellenlangen Bart von der andern Welt kam und die Königin stahl. Nun wußte der König nicht, was er tun sollte, und auch nicht, wo er sie suchen könnte. Da sagte der jüngste Knabe: »Väterchen, laß mich, ich gehe und suche unsere Mutter, aber meine Brüder sollen auch mitkommen und mir helfen.« Gut. Der König gab ihnen Geld für die Reise, dann brachen alle drei auf und gingen und gingen lange Zeit. Die andere Welt ist weit, zumal wenn man den Weg nicht kennt. Als sie nun immer weitergingen, gelangten sie zum heiligen Freitag und fragten diesen, ob er ihnen den Weg zum Staticot mit dem ellenlangen Bart nicht zeigen könnte. »Nein wirklich, ich bin nie dort herumgegangen, aber geht zum heiligen Sonntag, der redet mit mehr Leuten, der wird ihn vielleicht zeigen können.« Die Knaben gingen weiter und gelangten zum heiligen Sonntag. Dieser gab ihnen ein kleines Gewehr und sagte: »Geht noch ein wenig weiter, da werdet ihr an einen Teich aus Milch kommen, dort badet sich der Staticot mit dem sieben Ellen langen Bart alle Tage, schießt ihn an den Kopf, dann wird er herauskommen, das Blut wird rinnen, dann geht immer auf den Spuren hinter ihm, dann kommt ihr auf die andere Welt.«
Der Knabe ging mit seinen Brüdern und kam an den Milchteich, nur einmal kam der Staticot und stieg hinein. Die Kinder versteckten sich hinter eine Eiche und schossen ihn von dort an den Kopf. Nun, der sprang geschwind heraus und lief heimwärts, die Kinder hinter ihm immer auf den Spuren des Blutes bis unters Gebirge. Dort war ein tiefes, tiefes Loch, durch dieses Loch konnte man bis auf die andere Welt sehen.
Der Knabe kaufte sich ein langes Seil und eine Waage und band das Seil daran, gab es seinen Brüdern zum Halten und setzte sich in die Waage und ließ sich hinunter auf die andere Welt.
Dort saß der Staticot auf einem großen Holzklotz, der in der Mitte eine Spalte hatte, und sprach zum Knaben: »Was suchst du auf meiner Welt? Hierher kommt nicht einmal der Adler der Unterwelt, noch weniger ein irdischer Mensch. Was willst du, sollen wir ringen oder uns mit dem Säbel hauen?« – »Wir haben mehr recht, wenn wir ringen.« Der Staticot warf ihn mit dem ellenlangen Bart bis in die Wolken. Als der Knabe herunterflog, richtete er es sich so ein, daß er dem Staticot in den Rücken kam und ihm den Bart in die Ritze zwängte, nahm dann geschwind den Säbel von der Wand und hieb ihm den Kopf ab, dann setzte er sich mit seiner Mutter in die Waage und rief seinen Brüdern sie sollten hinaufziehen. Als sie wieder auf unserer Welt anlangten, gingen sie alle drei mit ihrer Mutter nach Hause, und es war da große Freude. Der Vater König sagte: »Wie kann doch dieses sein, ich bin ein großer Mann und konnte doch nicht gehen um die Königin, du bist nur ein kleiner Knabe und bist gegangen und hast sie gebracht.« Da antwortete der Knabe: »Väterchen, es kommt nicht auf die Kraft an, sondern auf die Geschicklichkeit.«

Nicolai Duda, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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