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Die Osterhasenballade

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In seinem Bau am Waldessaum im Osterreiche Hasentraum, da hockte in der weichen Wolle der braune Hase Moritz Bolle.
Der Glitzerschnee war längst verschwunden. Doch von des Riesen schwarzen Hunden stand einer lauernd in den Büschen, um Moritz Bolle zu erwischen, sobald der aus der Erdentiefe ihm vor die dicken Pranken liefe.
Schon äugten gelb die Osterglocken! Die bunten Farben waren trocken, beim Malen auch kein Ei zersprungen und alle rundum gut gelungen. Die Zeit war da, sie zu verteilen. Der Moritz musste sich beeilen! Stattdessen saß er in der Höhle, bewacht von dieser schwarzen Töle.
„Oh großer Osterhasengeist, ich rufe dich, wo du auch sei’st! Hilf mir, ich bin in großer Not, weil Ostern auszufallen droht.“
Des Moritz’ lange Löffelohren vernehmen deutlich ein Rumoren, ein Knistern und es rieselt Kiesel. Dann steht vor ihm ein weißes Wiesel.
„Du hass mis rufen!“, fiept es hell, „jess ssach mis deine Ssorchen snell.“
Der Moritz schlägt die Löffel nieder, die Läufe einwärts und seufzt bieder: „Wie ich’s auch wende – einerlei – ich komm’ nicht an dem Hund vorbei!“
„Da weiss iss Rat, gib mis swei Eier ssum Ködern für das Uncheheuer.“
Der Moritz greift, wie er’s grad findet. Der Osterhasengeist entschwindet und draußen hört man auf der Stelle des Riesen-Köters Wutgebelle.
„Na komm sson“, fiept es irgendwo, und Moritz zerrt die Kiepe froh den Gang entlang und vor den Bau.
Die Sonne scheint, der Wind weht lau und weit entfernt hetzt sich die Töle den Atem aus der schwarzen Seele. Sie jagt, als wär‘s ein Hasenheer, zwei bunten Eiern hinterher. Sie schweben ohne Aufenthalt zum tiefen See im grünen Wald. Moritz hört’s klatschen, dann wird’s stille …
Da schnallt er seine Wunderbrille sich grinsend auf die kleine Nase und hoppelt auf der Osterstraße geradewegs in jene Welt, wo man auf seine Eier zählt.
Der Morgen graut, er muss sich sputen. Die allerersten Autos tuten und Osterfeiertagsverkehr, den liebt der Moritz nicht so sehr.
Die Brille zeigt ihm treulich an, wohin er Eier legen kann.
Beim letzten Haus in diesem Jahre, da fehlen ihm zwei Exemplare. Ob ihn der Osterhasengeist nochmals aus der Bedrängnis reißt?
Der Moritz flüstert: „Oh, du weiser …“ und neben ihm fiept es noch leiser: „Ssieh mal ssur Sseite.“
Welch ein Glück – die Köder-Eier sind zurück, ein wenig nass, doch unbeschädigt. Nun ist auch hier sein Werk erledigt.
Froh hoppelt Moritz dann nach Hause. Bis nächstes Jahr ist Schaffenspause. Nur fürchtet er – mit guten Grund – er kriegt noch Ärger mit dem Hund.

© B. Siwik

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