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Die Pantoffel von Lausleder

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Es waren einmal ein Zar und eine Zarin, die hatten eine einzige Tochter. Und als man eines Tages der Zarewna den Kopf absuchte, fand man dabei eine Laus. Die wurde nun auf ein Schaf gesetzt, aber die Laus wurde so groß wie das Schaf; dann legte man sie auf einen Hammel, aber die Laus wurde so groß wie der Hammel. Der Zar befahl, sie zu töten und das Fell zu gerben. Aus dem Fell aber wurden für Nastassja, die Zarentochter, Lauslederpantöffelchen gemacht; und in alle Reiche erging die Botschaft: »Wer errät, aus welchem Leder die Pantöffelchen gemacht sind, dem geb ich meine Tochter zur Frau.« Von allen Seiten kamen die jungen Burschen angefahren. Einer riet auf Bocksleder, der andere auf Seehundsleder, aber keiner konnt es erraten.
Da hörte der Teufel von diesem Handel, ging hin und erklärte, daß Nastassja, die Zarentochter, Pantöffelchen aus Lausleder habe. Der Zar mußte sein Wort halten und die Tochter dem Teufel geben; man bestimmte darauf den Tag der Hochzeit. Der Zar dachte tief bekümmert nach, wie er seine Tochter wohl vor dem Teufel verbergen könnte. Er beschloß, sie auf einen Ziegenbock zu setzen und fortzuführen. Man stellte die Tische auf und setzte einen Feuerhaken in den Kleidern der Braut an einen Tisch.
Der Teufel fuhr zur Hochzeit, der Bock aber kam ihm entgegen; da fragte des Teufels Hochzeitsgefolge:

»Ziegenböckchen, Ziegenböckchen,
Heu und Futter trägst du,
Mit dem Bärtchen wackelst du,
Ist Nastassja Zarentochter wohl zu Haus?«

Der Bock antwortete:

»Zu Haus, zu Haus, zu Haus,
In drei Öfen backt sie,
An drei Tüchern näht sie,
Euch Gäste längst erwartet sie.«

Der zweite Wagen kam heran, und wieder fragte man, und ebenso beim dritten, und auch der Teufel selbst fragte schließlich:

»Ziegenböckchen, Ziegenböckchen,
Heu und Futter trägst du,
Mit dem Bärtchen wackelst du,
Ist Nastassja Zarentochter wohl zu Haus?«

Der Ziegenbock antwortete immer dasselbe:

»Zu Haus, zu Haus, zu Haus,
In drei Öfen backt sie,
An drei Tüchern näht sie,
Euch Gäste längst erwartet sie.«

Als alle vorbeigefahren waren, rannte das Böckchen davon, so rasch es nur vermochte.
Der Teufel fuhr auf den Hof des Zaren. »Warum, Nastassja, Zarentochter, kommst du mir nicht entgegen und grüßt mich nicht?« Und er geht in die Stube. Dort sieht er Nastassja hinter dem Tisch; er kommt näher, aber Antwort erhält er noch immer nicht. Da schlägt der Teufel sie aufs Ohr, und der Feuerhaken fällt mit Geklapper zu Boden. Der Teufel aber sagte: »Ach, man hat mich mit allem nur betrogen!« Und er fing an die Braut zu suchen, aber konnte sie nirgends finden. Da erriet der Teufel, daß sie auf dem Ziegenbock verborgen gewesen sei, und machte sich auf, den Bock zu verfolgen.
Die Zarentochter aber rief: »Ziegenböckchen, Ziegenböckchen, fall nieder zur feuchten Mutter-Erde, ist nicht der Teufel schon hinter uns her?« – »Er kommt, er kommt, er kommt und ist schon nah!« Da warf die Zarentochter einen Kamm hinter sich und sprach dazu: »Es werde ein undurchdringlicher Wald, für keinen Vogel zu durchfliegen, für kein Tier zu durchlaufen, für den Teufel nicht zu durchfahren; vor mir aber sei ein ebener, breiter Weg!« Der Teufel kam heran und stieß auf das Hindernis. Äxte brachte man ihm und Sägen; sie hieben und schlugen und bahnten einen Weg, und wieder verfolgte er Nastassja, die Zarentochter. Er kam ihr näher; da sagte sie: »Ziegenböckchen, Ziegenböckchen, fall nieder zur feuchten Mutter-Erde, ist nicht der Teufel schon hinter uns her?« – »Er kommt, er kommt, er kommt und ist schon nah!« Da warf die Zarentochter einen Feuerstein hinter sich und sprach dazu: »Es werde ein unübersteigbarer Berg bis zum Himmel, für keinen Vogel zu überfliegen, für kein Tier zu erklettern, für den Teufel nicht zu übersteigen!« Und es ward ein Berg. Der Teufel kam heran, fing an zu hauen und zu schlagen, hieb sich einen schmalen Weg hindurch und eilte der Zarentochter nach. Und wieder sagte Nastassja, die Zarentochter: »Ziegenböckchen, Ziegenböckchen, fall nieder zur feuchten Mutter-Erde, ist nicht der Teufel schon hinter uns her?« Der Ziegenbock antwortete: »Er kommt, er kommt, er kommt und ist schon nah!« Da warf die Zarentochter ein Feuerzeug hinter sich und sprach dazu: »Es werde ein brennender Fluß, damit der Teufel nicht mehr hindurch kann!« Und selbst blieb sie beim Flusse stehn. Der Teufel kam heran, für ihn gab’s kein Hinüberkommen; da sagte er: »Reich mir ein Handtuch, Nastassja, Zarentochter, und zieh mich über den Fluß, zur Frau werd ich dich nicht nehmen.«
Sie reichte ihm ein Stück Leinwand, zog ihn bis zur Mitte des Flusses und ließ dann los; der Teufel fiel in den Fluß und ertrank. Nastassja, die Zarentochter, aber kam in ein anderes Reich und heiratete dort.

[Rußland: August von Löwis of Menar: Russische Volksmärchen]

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