Eines tags entfernte er sich abermals, und das Weib blieb allein. Da kam ein Töpfer des Weges mit schönen, schwarzen Töpfen, die das Weib sehr gerne gekauft hätte. Sie hatte aber kein Geld. Und wie sie so nachdachte, fiel ihr der Sack ein, und sie machte dem Töpfer den Vorschlag:
»Gib du mir einen Topf, und ich gebe dir die Pest im Sacke.« Der Töpfer war mit dem Handel einverstanden.
Das Weib brachte den Sack herbei, und als er neugierig ein wenig hineinguckte und das viele Geld sah, gab er ihr alle Töpfe, lud den Sack auf das leere Pferd und ging vergnügt davon.
Das Weib nahm die Töpfe und tat sie sorgfältig einen neben dem anderen auf das Stellbrett. Nur für das kleinste Töpflein fand sich kein Platz. Das brachte sie in Zorn. Sie nahm ein Scheit Holz, schlug auf die Töpfe los und schrie: »Macht Platz dem Töpfchen!« Und so gingen alle in Stücke. Sie las die Scherben auf und warf sie in eine Pfütze vor die Türe.
Als der Mann nach Hause kam, fragte er: »Was hast du gemacht, Weib?« Sie antwortete: »Da habe ich nun endlich diese Teufelspest angebracht, über die ich mich schon längst ärgerte, und habe das kleine Töpfchen auf dem Stellbrett dafür eingetauscht, und die anderen, die in der Pfütze vor der Türe liegen. Jetzt ist es wenigstens hübsch trocken vor unserem Hause.« – Der Mann erwiderte aufgebracht: »Du bist wohl nicht bei Trost! Wenn du zwei Hörner hättest, könnte man dich auf die Weide treiben! In jenem Sacke war ja Geld, schönes, blankes, weißes Geld, für böse, schwarze Tage! Ich gehe jetzt fort in die Welt und finde ich einen noch größeren Tropf, als du es bist, so will ich umkehren und dir verzeihen; finde ich aber keinen, so werde ich dich braun und blau prügeln.«
Und so ging er fort. Er war noch gar nicht weit, so stieß er auf drei Brüder, die ein Haus bauten. Sie bestrichen einen Balken, der ihnen zu kurz war, mit Butter und plagten sich ab, ihn in die Länge zu ziehen. »Was treibt ihr denn da?« fragte sie der Mann. Die Brüder entgegneten: »Wir haben hier einen Balken, der zu kurz ist, um von einem Ende des Hauses zum anderen zu langen. Nun haben wir ihn mit Butter geschmiert und ziehen ihn in die Länge.« – Der Mann nahm nun einen zweiten Balken, nagelte ihn kundig an den ersten, und die Brüder hatten jetzt, was sie brauchten.
»Wahrlich, diese Drei sind noch größere Toren, als mein Weib«, sprach der Mann weitergehend zu sich. Dabei erinnerte er sich seines Versprechens und kehrte um, wählte aber einen anderen Rückweg. Schon vor dem nächsten Bauernhof blieb er kopfschüttelnd stehen, denn er sah, wie mehrere Männer Nüsse mit Heugabeln auf den Dachboden schaffen wollten. Er unterwies auch diese Einfaltspinsel und eilte heimwärts. Es ereilte ihn jedoch die Nacht, und er mußte in einem Hause am Wege um ein Nachtlager bitten, das ihm auch gewährt wurde. In der Stube war es schon recht dunkel, als er eintrat, und nun nahm von den Hausgenossen jeder einen Gegenstand in die Hand und fuhr damit in der Luft herum, als wolle er etwas verjagen. »Was soll das heißen?« fragte der Gast neugierig, und der Hausälteste erwiderte: »Wir machen Tag.« Da entfachte der Mann das Herdfeuer, steckte ein Kienholz an und sagte: »So macht man es, wenn es dunkel geworden ist, und der Tag wird schon von selber kommen.«
Jetzt hatte er es satt, überall noch größere Tröpfe, als es sein Weib war, eines Besseren zu belehren. Aber als er am nächsten Tage heimkam und sie wieder sah, da kam auch der alte Zorn über ihn, und er sagte ihr, um sie zu erschrecken: »Höre Weib! Von nun an hebt man auch Weiber als Soldaten aus. Willst du, daß ich dich verstecke, damit dich die Werber nicht finden?« Bereitwillig ging sie darauf ein. Er führte sie also in den Wald, grub dort ein tiefes Loch, steckte sie hinein, verdeckte die Öffnung nur mit Astwerk, damit sie atmen könne und überließ sie dann ihrer Angst.
Kaum war er fort, so kamen Räuber, die einen Sack Geld nach der Stelle trugen, wo das Weib verborgen war. Es war derselbe Sack, den sie tags vorher dem Töpfer geraubt hatten, der singend durch den Wald gezogen war. Einer der Räuber schnallte seinen breiten Ledergurt ab, legte ihn auf das Astwerk über dem Kopfe des Weibes, und nun begannen sie darauf das Geld zu zählen. Das Weib hielt den Atem an, um sich nicht zu verraten; aber schließlich konnte sie es nicht länger tun, und da es kühl war, stieg ihr Hauch wie eine Dampfwolke zwischen dem Geäste auf.
Die Räuber erschraken, denn sie vermeinten das Geld brenne auf dem Ledergurt, und liefen davon. Das Weib aber stieg aus ihrem Verstecke, suchte das Geld zusammen, tat es in den Sack und trug ihn ihrem Manne nach Hause.
»Da hast du wieder deine Pest im Sacke«, sagte sie.
Der Mann freute sich sehr, und da das Weib fortan nicht mehr so einfältig war, wie bisher, lebten sie wieder glücklich miteinander.
Quelle:
[Bosnien: Milena Preindlsberger-Mrazovic: Bosnische Volksmärchen]