Während dieses im Gange war, ereignete es sich, daß dort Krieg ausbrach, und der Feind mit einem großen Kriegsheer in das Land fiel. Da nun der König nicht so mächtig war, ihm Widerstand zu leisten, ließ er eine Erdhöhle mitten im dunklen Walde bauen, um dort seine Tochter während der Kriegsgefahren zu verbergen. Er versah sie hinlänglich mit Lebensmitteln, und gab ihr zur Gesellschaft ein Mädchen und einen Hund, und einen Hahn, der ihnen den Wechsel von Tag und Nacht anzeigen sollte. Hierauf rüstete der König sich zum Kampfe und der junge Prinz machte sich bereit, ihm zu folgen. Als aber die Königskinder sich trennen sollten, fühlten beide in ihren Herzen einen großen Schmerz, und sprachen lange miteinander. Die Prinzessin sprach: »Meine Ahnung sagt mir, daß wir uns sobald nicht wieder finden werden, daher will ich eine Bitte thun, die du mir nicht abschlagen sollst. Du sollst versprechen, daß du dich mit Keiner vermählst, die nicht die Flecken aus diesem Handtuch waschen, und dieses Goldgewebe zu Ende weben kann.« Bei diesen Worten reichte sie ihrem Bräutigam ein Handtuch und ein Gewebe, welches künstlich mit Gold und Silber gewirkt war. Der Prinz nahm das Handtuch und das Goldgewebe, und sagte, daß er nie die Worte seiner Liebsten vergessen werde. Hiemit schieden sie von einander. Die Königstochter wurde in die Erdhöhle gebracht; der Prinz aber und der alte König zogen fort, um das Land gegen den Feind zu vertheidigen.
Als sich nun die Heere begegneten, entstand ein heftiger Kampf, das Glück aber war gegen den König, er fiel ruhmvoll im Kampfe, und der junge Prinz mußte nach der Niederlage in sein eigenes Land zurückkehren. Hierauf überzog der Feind das ganze Gebiet mit Verheerung und Mord, brannte den Königshof nieder, und verheerte das Land rings umher.
Zuletzt zog er seines Weges, und das Land war nun kaum besser, als eine Wildniß. Niemand aber wußte, wo die Königstochter geblieben, ob sie todt war, oder in Feindeshand gerathen.
Während dem saßen die Prinzessin und ihr Mädchen in der Erdhöhle und machten Goldgewirke auf ihren Knien; so harrten sie, bis der König wieder heimkommen werde. Tag aber auf Tag verging, und noch kam er nicht zurück, um sie aus ihrer Gefangenschaft zu befreien. Es dauerte an sieben volle Jahre. Da waren die Lebensmittel zu Ende, so daß die Jungfrauen nichts zu leben hatten, und gezwungen wurden, ihren Hahn zu schlachten; von diesem Tage an aber wußten sie nicht mehr die Zeit zu unterscheiden, und so schien ihnen ihr Loos noch schwerer, als früher zu sein. Kurz darauf starb das Mädchen vor Schmerz und Hunger, und nun war die Königstochter in der dunklen Erdhöhle allein. Da wußte sie nicht, was sie in ihrer großen Noth thun solle. Zuletzt ergriff sie ein Messer, und begann im Dache ohne Unterlaß zu bohren, vom Morgen bis zum Abend. Nach vieler Arbeit gelang es ihr zuletzt, eine Oeffnung im Stockwerke zu Stande zu bringen, und sie kam am dritten Tage aus der Erdhöhle hinaus, wo sie so lange gesessen.
Die Königstochter kleidete sich hierauf in das Gewand des Mädchens, rief ihren Hund, und begann durch die Wildniß zu wandern. Als sie nun weit und lange gewandert war, ohne Jemand zu treffen, bemerkte sie einen Rauch, der zwischen den Bäumen aufstieg, und kam zuletzt zu einem alten Mann, der Kohlen im Walde brannte. Die Prinzessin ging zu dem Köhler hin, bat um ein wenig Speise, und sagte, daß sie ihm gerne bei seiner Arbeit behilflich sein wolle. Der Mann gab ihr einen Bissen Brot, und sie half ihm Kohlen brennen. Während sie nun miteinander sprachen, fragte die junge Maid, was sich Neues im Lande zugetragen. Da erzählte der Greis von dem Tode des Königs und alles Andere, was sich während den letzten Jahren ereignet. Die Königstochter aber wurde sehr betrübt, und es fiel ihr schwer auf’s Herz, wie der wenig Freunde hat, der viele grüne Gräber zählt.
Nachdem so einige Zeit verflossen, und die Kohlen gebrannt waren, sagte der Greis, daß er ihrer Hilfe nicht weiter bedürfe, und rieth der Prinzessin, einen Dienst auf dem Königshof zu suchen, da sie, wie sie wol selbst sehen könne, nicht an schwere Arbeit gewohnt sei. Die Königstochter begann nun wieder ihre Wanderung, doch ist nichts von ihrer Fahrt bekannt geworden, bevor sie zu einem großen See gelangte.
Da wußte sie nicht, wie sie über das Wasser hinüberfahren sollte, und setzte sich am Strande nieder, und war sehr betrübt. In demselben Augenblicke aber kam ein großer Wolf aus dem Walde gelaufen. Der Wolf sang:
»Gib mir deinen Hund,
Du sollst dann über Wogen und Wasser kommen.«
Nun wurde der Königstochter dabei schlimm zu Muthe, sie wagte aber nicht, das Begehren des Wolfs zu verweigern, sondern gab ihm den Hund. Als sich der Wolf satt gegessen, sprach er:
»Setze dich auf meinen Rücken,
Du sollst sicher fahren.«
Sogleich setzte sich die Prinzessin auf seinen Rücken, und so trug er sie über den See zum anderen Ufer. Am Strande aber war ein schöner Königshof, und in diesem Königshof herrschte der Königssohn, der sich in früheren Tagen der Prinzessin verlobt.
Nun muß erzählt werden, daß, während die Prinzessin in der Erdhöhle saß, und der König gestorben war, der Prinz Herr des Landes nach seinem Vater wurde. Als so die Jahre verstrichen, baten die Mannen den König, sich nach einer Königin umzusehen; er wollte aber ihrem Rathe nicht Folge leisten, denn er dachte immer an die schöne Jungfrau, welcher er in seiner Jugend sich verlobt hatte. Es vergingen sieben volle Jahre, ohne daß Jemand Etwas hörte, oder das Mindeste von der schönen Königstochter vernahm. Da konnte der König nicht länger denken, daß sie am Leben sei, er berieth sich daher mit seinen Mannen, und ließ bekannt machen, daß die seine Königin werden solle, die das Goldgewebe der Prinzessin vollenden, und die Flecken aus ihrem Handtuch waschen könne. Als sich dieses über die Länder verbreitete, kamen Jungfrauen und Mädchen, sowol von Osten, als von Westen, denn sie wollten gerne den jungen Königssohn besitzen; gleichwol war keine so geschickt, daß sie seine Bedingungen erfüllen konnte. Gerade in diesen Tagen aber war eine vornehme Jungfrau gekommen, die gleichfalls ihr Glück versuchen wollte.
Zu ihr ging die Prinzessin, nannte sich Rosa und bat um einen Dienst bei ihr. Sie ward als Dienerin bei der fremden Jungfrau aufgenommen, aber Niemand am Königshof wußte, wer sie eigentlich sei.
Die Herrin der Prinzessin sollte nun das Gewebe des Königs vollenden, es erging ihr aber, wie es den Anderen ergangen, sie vermochte nicht das künstliche Gewebe zu Stande bringen. Hierüber grämte sich die Jungfrau sehr, und wußte nicht recht, wie sie sich benehmen solle. Da ereignete sich eines Tages, als sie aus war, daß die verkleidete Prinzessin sich an den Webstuhl setzte, und ein langes Stück webte. Als die Jungfrau wiederkam, und bemerkte, daß das Gewebe vorwärts geschritten, ward sie froheren Muthes und wunderte sich, daß ihr Jemand geholfen habe. Die Königstochter wollte anfangs nicht verrathen, wie es gekommen, aber zuletzt mußte sie doch die Wahrheit bekennen. Nun freute sich die Jungfrau über die Maßen, und hieß die Prinzessin sich setzen, um an dem Gewebe zu weben, aber Niemand wußte, daß es die Dienerin war, welche statt ihrer Herrin webte.
Es verbreitete sich nun das Gerücht über den ganzen Königshof, daß die fremde Jungfrau das künstliche Gewebe gewoben habe. Da wurde viel von der Hochzeit des Königs gesprochen, und er selbst ging oft zum Frauengemach, um zu sehen, wie es mit der Probe stand. Als aber der König hineinkam, stand das Gewebe immer still, und Niemand arbeitete am Webstuhl. Dies kam dem König seltsam vor, und er fragte die fremde Jungfrau, warum sie nie webe, wenn er darinnen war. Die Jungfrau entschuldigte sich, und antwortete listig: »Herr! Ich bin allzu schüchtern, um arbeiten zu können, wenn du zusiehst.« Der König gab sich mit dieser Antwort zufrieden, und es dauerte nicht lange, so war das Gewebe fertig.
Die fremde Jungfrau sollte hierauf die Flecken aus dem Handtuch der Prinzessin waschen; es erging ihr aber so, wie es den Andern ergangen; je mehr sie wusch, desto dunkler wurde das Tuch. Hierüber grämte sich die Jungfrau sehr, und wußte nicht recht, wie sie es zu Stande bringen solle. Da ereignete es sich eines Tages, als sie außen war, daß die verkleidete Prinzessin sich niedersetzte, um das Handtuch zu waschen, und wie sie die Hand daran legte, wurden die Flecken sogleich schwächer.
Als die Jungfrau zurück kam und bemerkte, was geschehen war, war sie sehr zufrieden, und fragte, wer ihr geholfen. Die Königstochter wollte anfangs nicht verrathen, wer es sei, aber zuletzt mußte sie doch die Wahrheit bekennen. Nun freute sich die Jungfrau sehr, und hieß die Prinzessin das Handtuch waschen. Niemand aber wußte, daß es die Dienerin war, die statt ihrer Herrin wusch.
Es verbreitete sich nun das Gerücht über den ganzen Königshof, daß die fremde Jungfrau die Flecken aus dem Tuche gewaschen. Da wurde viel von der Heirath des Königs gesprochen, und er selbst ging oft in das Frauengemach, um zu sehen, wie es mit der Probe stehe.
Aber jedesmal, als der König hinein kam, stand die Arbeit immer stille, und Niemand wusch an dem Tuche. Dies kam ihm seltsam vor, und er fragte, warum die fremde Jungfrau nie wasche, wenn er darinnen sei. Die Jungfrau entschuldigte sich, und antwortete listig: »Herr und König! Ich kann das Tuch nicht waschen, wenn ich Goldringe am Finger habe.« Der König gab sich mit dieser Antwort zufrieden, und es dauerte nicht lange, als die Flecken aus dem Handtuche der Prinzessin gewaschen waren. Die fremde Jungfrau hatte so alle Bedingungen des Königs erfüllt.
Nachdem dies Alles eingetroffen, herrschte große Freude über Land und Reich, und es geschahen große Zurüstungen zur Hochzeit des Königs. Am Hochzeitstage aber wurde die Braut plötzlich krank, sie konnte mit der übrigen Schaar nicht zur Kirche reiten. Als sie nun Niemand die Ursache von ihrer Krankheit wissen lassen wollte, sprach sie heimlich mit ihrer Dienerin, und bat sie, statt ihrer als Braut hin zu reiten. Die junge Prinzessin willigte ein, sie hüllte sich in das Brautgewand, schmückte sich mit goldenen Ringen, und setzte sich auf einen schönen Zelter. Niemand aber wußte, daß es die Dienerin war, die statt ihrer Herrin hinritt. Hierauf begab sich die Hochzeitsschaar auf den Weg, mit großem Pomp und Spiel, und unter großer Lustbarkeit, wie es in alten Tagen Sitte war. Die Prinzessin aber trauerte im Stillen, und ihr Herz war traurig, als sie als Braut für eine Andere mit dem reiten sollte, der in jungen Tagen ihre Treue und Liebe gewonnen.
Die Hochzeitsschaar machte sich nun auf den Weg; die Braut saß auf ihrem Zelter mit der Goldkrone, aber mit bleichen Wangen, und der Bräutigam ritt ihr zunächst; obschon er gewiß nicht errieth, was ihr Herz traurig machte. Als sie ein Stück geritten, kamen sie zu einer Brücke, es war aber prophezeit worden, daß die Brücke brechen werde, wenn irgend eine Braut hinüber reite, die nicht von königlicher Abkunft sei. Da sang die Prinzessin:
»Liege, liege meine Brücke, sollst dich breiten,
Ueber dich zwei edle Königskinder reiten.«
»Was sagst du meine Verlobte?« fragte der König. »Ah! Nichts, sehr wenig, antwortete die Braut. Ich spreche mit Rosa meiner Dirn.«
Sie ritten wieder ein Stück, und kamen zum Königshof, wo der Vater der Prinzessin wohnte. Der Hof aber war jetzt verbrannt, und Unkraut wuchs auf den Schutthügeln. Da sang die Prinzessin:
»Wo jetzt die Distel wächst, der Dorn,
Lag Gold einst in der Ecke vorn.
Hier liegen nun das Vieh, das Schwein,
Wo ich kredenzte Meth und Wein.«
»Was sagst du mein Verlobte?« fragte der König wieder.
Die Braut antwortete, »Ah! Nichts! Ich spreche mit Rosa, meiner Dirn.«
Hierauf ritten sie weiter, und kamen zu einer schönen Linde. Da sang die Prinzessin:
»Wo hier die alte Linde rauscht,
Hab‘ Ringe ich mit ihm getauscht.«
Der König fragte: »Was sagst du meine Verlobte?« Aber die Braut antwortete, wie früher: »Ah! Nichts! Ich sprach blos mit Rosa, meiner Dirn.«
Die Hochzeitsschaar zog nun weiter. Da kam ein Taubenpaar in der Luft geflogen. Die Braut sang:
»Hier fliegst du mit dem Männchen dein,
Am Abend ist er nicht mehr mein.«
»Was sagst du meine Braut?« fragte der Bräutigam, und lauschte auf ihre Worte. »Ah! Nichts!« antwortete die Braut. »Ich sprach blos mit Rosa, meiner Dirn.«
Als sie so wieder ein Stück ritten, rief der Kuckuck. Da sang die Prinzessin:
»Der Kuckuck in der schwarzen Fichte singt,
Daheim die Braut zur Welt ein Kindlein bringt.«
»Was sagst du meine Liebste?« fragte der König.
Die Prinzessin entgegnete, wie früher: »Ah! Nichts! Ich sprach blos mit Rosa, meiner Dirn.«
Die Brautschaar fuhr nun weiter, und kam in den dunklen Wald, wo die Erdhöhle lag. Als sie aber hinritten, ritt der König zu seiner jungen Braut, und bat, ihm irgend ein Märchen unterwegs zu erzählen. Da seufzte die Prinzessin, schwer und sang:
»Sieben Jahr‘ ich in der Höhle saß,
Sagen und auch Räthsel dort vergaß.
Schlimmes ward mir zuerkannt,
Kohlen auch hab‘ ich gebrannt;
Schlimmes habe ich erlitten,
Und bin auf dem Wolf geritten;
Heute werde ich als Braut
Dort für meine Frau getraut.«
»Was sagst du meine Verlobte?« fragte der König wieder, und es ward ihm wunderlich zu Muthe. Die Braut antwortete: »Ah, Nichts! Ich sprach blos mit Rosa, meiner Dirn.«
Sie waren zur Kirche gekommen, wo die Trauung stattfinden sollte. Da sang die Prinzessin:
»Hier bin ich getauft Maria, Rosa und Gestirn,
Nun heiße ich Rosa, meine Dirn‘.«
Hierauf zog die Hochzeitsschaar in die Kirche nach alter Sitte mit großem Pomp ein. Voran gingen die Pfeifer, Fiedler und Pauker und andere Spielleute, und dann kamen die Brautjungen und Hofritter, und zuletzt die Braut mit ihren kleinen Mädchen. Die zwei Brautleute setzten sich in die Brautbank, und die Trauung ging mit großer Feierlichkeit vor sich, wie es sich für ein Königspaar ziemte; Niemand aber ahnte, daß es nicht die fremde Jungfrau war, die dort als Braut des Königs stand.
Als die Brautmesse gelesen war, und der König die Ringe mit der Prinzessin gewechselt, nahm er einen Silbergürtel, und spannte ihn um ihren Leib; der Gürtel aber hatte ein Schloß, so künstlich und neckisch, daß es Niemand als der König selbst öffnen konnte. Hierauf zog die Brautschaar zum Königshofe heim, und die Hochzeit wurde mit Spiel und Tanz und großer Lustbarkeit gefeiert. Die Prinzessin aber eilte in das Frauengemach, und tauschte die Kleider mit ihrer Herrin, so daß Niemand merkte, daß es die Dienerin war, die anstatt der Jungfrau geritten.
Es währte bis zum Abend, und der König setzte sich nun mit seiner jungen Braut, um zu plaudern, wie die Neuvermählten zu thun pflegen. Als sie nun aber mit einander plauderten, fragte der König: »Sprich, meine Freundin! was sagtest du, als wir über die Brücke ritten? Ich wünschte es gerne zu wissen.« Da wurde die Jungfrau blutroth im Gesicht, denn sie wußte nicht, was sie antworten sollte; sie fand sich aber zurecht, und sagte: »Ich habe es jetzt vergessen, aber ich will Rosa fragen, meine Dirn‘.« Die Braut ging nun zu dem Mädchen, und fragte sie, was sie unter Wegs gesprochen. Hierauf kehrte sie wieder zum Bräutigam, und sagte: »Ja, nun erinnere ich mich, ich sagte hier:
Liege, liege meine Brücke, sollst dich breiten,
Ueber dich zwei edle Königskinder reiten.«
»Warum sagtest du so?« fragte der König. Die Braut aber antwortete nicht, sondern schwieg.
Als so eine Weile verstrich, fragte der Bräutigam von Neuem: »Sprich, meine Freundin! was war es, was du sagtest, als wir zu dem alten Königshof kamen? Ich wünschte es gerne zu wissen.« Da wurde die Jungfrau sehr verlegen, sie fand sich aber zurecht, und sagte: »Ich habe es jetzt vergessen; ich will aber Rosa fragen, meine Dirn‘.« Sie ging zum Mädchen hin, und fragte sie, was sie unterwegs gesprochen. Hierauf kehrte sie wieder zu ihrem Bräutigam, und sagte:
»Wo jetzt die Distel wächst, der Dorn,
Lag Gold einst in der Ecke vorn.
Hier liegen nun das Vieh, das Schwein,
Wo ich kredenzte Meth und Wein.«
»Warum sagtest du so?« fragte der König; aber die Braut antwortete nicht, sondern schwieg.
Es verstrich nun eine Weile. Da fragte der König wieder: »Sprich meine Freundin! was war es, was du sagtest, als wir die Linde vorbei kamen? Ich wünsche es gerne zu wissen.« Die Braut aber konnte nicht auf seine Frage antworten, sondern wollte Rosa fragen, ihre Dirn‘. Sie kam hierauf zurück, und sagte: »Ja, nun erinnere ich mich! Ich sagte so:
Wo hier die alte Linde rauscht,
Hab‘ Ringe ich mit ihm getauscht.«
»Warum sagtest du so?« fragte der Bräutigam, aber die Braut antwortete nicht.
Alles dies kam dem König sehr seltsam vor, und er hörte nicht auf, seine Braut zu fragen, was sie unterwegs gesprochen, immer aber mußte die Jungfrau fortgehen, und Rosa, ihre Dirn‘ fragen. Es war nun spät am Abend, und das Brautpaar sollte zu Bette gehen. Da fragte der König: »Sag meine Freundin, wo hast du den Gürtel, den ich dir gab, als wir aus der Kirche gingen?« »Was für einen Gürtel?« sagte die Braut, und ihre Wangen erblichen. »Den gab ich Rosa, meiner Dirn‘.« Es wurde nach dem Mädchen geschickt, und als es herbei kam, siehe, da trug es den Gürtel um den Leib, und das Schloß war so künstlich, daß es Niemand als der König selbst öffnen konnte.
Nun merkte die fremde Jungfrau, daß ihre Falschheit entdeckt war, sie entfernte sich daher, und zog erzürnt von dem Hofe fort. Der König aber erkannte seine rechte Braut, und die Prinzessin erzählte ihm Alles, was sich während den langen Jahren zugetragen, seit sie sich getrennt hatten. Da herrschte Lust und Freude unter den Gästen, und der König dachte, daß er nun für alle seine Schmerzen wohl belohnt werde.
Hierauf wurde das Brautpaar in das Brautgemach geleitet, und die Pagen und Mädchen gingen vor ihnen, und trugen Wachslichter, wie es bei unseren Vätern Sitte war. Als der König und seine junge Gemahlin zu Bette gegangen, fingen die Hochzeitsschaaren die alte Weise zu singen an:
»Lösche das Licht im Kronleuchter aus,
Nimm die Braut an’s Herz.«
Und es herrschte Freude in der Stadt und im Land, daß die Beiden zusammen gekommen, die sich einander so lange geliebt.
Weiter weiß ich nichts mehr davon zu erzählen.
Quelle: Schwedisches Volksmärchen