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Ein großer Herr hatte eine Frau, der jeden Tag fünfzehn Paar Schuhe kaufen musste. Und er hatte einen alten Soldaten als Diener. Und jede Nacht um die zwölfte Stunde verschwand die Frau, und niemand vermochte herausfinden, wohin sie ging. Da fragte dieser Herr seinen alten Soldaten, ob er nicht auf sie Acht geben könnte. Der Soldat passte auf. Als aber die zwölfte Stunde heranrückte, übermannte ihn der Schlaf und er hatte nichts gesehen. Nicht anders erging es ihm in der zweiten Nacht, doch für die dritte Nacht zerhackte er Schehdornzweige und schichtete sie rings um sich auf. Als ihn der Schlaf anwandelte, fiel er von seinem Sitz mitten in die Schlehdornzweige und stach sich, so dass er nicht einschlafen konnte. Das ging so lange, bis mit einem Mal eine Karosse angefahren kam; die Frau stand mit ihren Tanzschuhen schon bereit und stieg ein. Und der Soldat – der schwang sich hinten auf den Kutschkasten, ohne dass sie es bemerkte. Und sie fuhren und fuhren, direkt in die Hölle. Und eine Musik war dort! Sie tanzte in einer Weise, dass sie alle Schuhe zertanzte. Und der Soldat stand an der Tür, und die Lust zu tanzen überkam auch ihn. Er tanzte und tanzte und wetzte seine Stiefel durch, so dass er mit nackten Füßen dastand. Die Herrin aber zog ihr letztes Paar Schuhe an, setzte sich in die Karosse und fuhr nach Hause. Zu Hause angekommen, schilderte der alte Soldat seinem Herrn den Höllentanz und berichtete, dass die Gnädige, dort beim Tanzen fünfzehn Paar Schuhe durchgewetzt hätte. Danach rief der Herr alle Priester zusammen, und diese nahmen die Frau in ihre Mitte. Als am nächsten Abend wieder die zwölfte Stunde heranrückte, sandten die Teufel die Kalesche nach ihr aus. Da versuchte sie sich loszureißen, aber jene gaben sie nicht frei; und sie hauchte in ihren Armen das Leben aus. Man begrub sie in der Kirche unter dem Altar. Aber Nacht für Nacht machte sie dort einen gewaltigen Lärm. Und der Soldat ging für eine Nacht in die Kirche. Als die zwölfte Stunde herankam, erhob sie sich und jagte durch die Kirche, der Soldat aber legte sich in ihren Sarg. Und als die Zeit abgelaufen war, kehrte sie zum Sarg zurück. Dort jedoch lag der Soldat. Sie zerrte ihn am Arm, und sie schrie ihn an, er solle sie hineinlassen; da er aber nicht wollte, musste sie bis zum hellen Morgen draußen bleiben. In der Frühe, als die anderen kamen, saß sie in der Kirchenbank, und sie lebte. Da halfen ihr die Pfarrer, sich von den Teufeln loszusagen, und endlich ließen die sie in Frieden. Und fortan war sie so, wie es sich gehört.
Quelle: Sage aus Polen Saloni, A. Lud