Vor langen, langen Zeiten versammelten sich die Schlangen unter dem Haselstrauch und bereiteten Kuchen aus Gold, und manch ein goldner Faden zog sich bis in die Spitze des Haselnußstrauches, diese nannte man die Schlangenblume. Damals lebte ein Bauer, der hatte einen etwas dummen Knecht, dieser wußte nicht, daß die Schlangenblumen Gold wären. Eines Tages schickte ihn der Bauer mit den Ochsen in die Herde, der ging, und als er nach Hause kam, sah er in einem Haselstrauch etwas leuchten. Er ging hin und dachte, es sei eine Haselblume, nahm einige Goldfäden und steckte sie auf den Hut. Sein Herr sah gleich wie und was und fragte, wo er diese Blumen gefunden. Der Knecht sagte es ihm. Da merkte der Herr gleich, der Knecht wisse nichts vom Gold, sonst würde er die Erde ein wenig auf die Seite gemacht und den ganzen Goldkuchen genommen haben. Der Alte schwieg, nahm sich das Gewehr und den Zwerchsack und ging. Als er zur Haselstaude kam, kehrte er die Erde auf die Seite und fand da den Goldkuchen. Um ihn herum saßen sieben Schlangen und spannen goldene Fäden. Er stieg in die Spitze des Strauches und schoß von dort auf die Schlangen, aber nur eine blieb tot. Die andern umwanden alle den Strauch und schüttelten den Mann herunter und fraßen ihn, daß nur die Knochen übrig blieben. Als diese Nachricht sich im Dorfe verbreitete, rückten alle hinaus mit Stöcken und töteten auch die andern sechs. Den Goldkuchen nahmen sie und teilten ihn untereinander. Aber seither finden sich die Schlangen nicht mehr so zusammen, und seither spinnen sie auch kein Gold mehr.
Petru Faur, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]