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Die Spinnerin

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Es war einmal eine Frau, die hatte eine Tochter, die war so faul und wollte gar nicht spinnen, darüber ärgerte sich die Mutter so viel, sie konnte aber nichts mit ihr schaffen. Sie machte ihr Vorwürfe, schlug sie, aber sie blieb doch faul. Eines Tages hatte sie wieder mit ihr gezankt, weil sie den Rocken wieder nicht zur Hand nehmen wollte. Da nahm ihre Mutter ihn und hieb sie damit, daß sie immer »tulai« schrie. Es traf sich, daß grade der König da vorbeifuhr, und [er] bedauerte das schöne Mädchen und fragte, warum die Frau sie so schlage? Diese schämte sich zu sagen, daß sie eine so faule Tochter habe, und sagte, sie sei zu fleißig und quäle sie immer um Hanf zum Spinnen, und sie habe ja nicht so viel. Da sagte der König, deswegen solle sie das Mädchen nicht mehr schlagen, sondern es ihm geben, er habe genug Gespinst. Dann nahm er es auf den Wagen und brachte es nach Hause. Als sie dort angekommen, brachte er sie in ein Zimmer allein und schickte ihr einen Wagen voll Hanf zum Spinnen, sie solle ihn fertig spinnen bis am nächsten Morgen. Als sie sich allein sah mit dem vielen Hanf, fing sie an zu weinen und weinte so, und als sie so traurig weinte, trat nur einmal der heilige Donnerstag herein: »Guten Abend, mein Mädchen.« – »Ich danke, lele« (Anrede für eine Frau). »Warum weinst du so traurig?« – »Aber sieh, so und so, ich habe nie gerne gesponnen, jetzt muß ich in dieser Nacht einen ganzen Wagen voll Hanf spinnen, wie soll ich dies vollbringen, ich bin es nicht imstande, wenn ich gleich sterben sollte.« – »Sei ruhig, mein Mädchen, ich helfe dir, leg dich nieder und schlafe.« Als es eingeschlafen, fing die Alte an zu spinnen und war gleich fertig, dann haspelte sie und kehrte die Stube, daß nicht ein Pflöckchen übrig blieb. Am Morgen schickte der König die Magd mit dem Besen, um nachzusehen, ob das Mädchen fertig geworden und die Pflöckchen zusammenzukehren. Sie fand auf dem Tisch ein schönes Garn wie Seide und das Zimmer reingekehrt, wie es sich gehört.
Als dies der König hörte, freute er sich und schickte zwei Wagen Hanf. Als das Mädchen dies sah, fing sie wieder an zu weinen und fürchtete, wenn die lele Donnerstag auch wieder käme, würde doch auch sie damit nicht fertig werden können. Aber diese lele war klug, sie brachte auch den heiligen Freitag mit. Als das Mädchen eingeschlafen, fingen diese heiligen Frauen an zu spinnen und waren bald fertig, legten das Garn auf den Tisch, kehrten das Zimmer, wie sich’s gehört, und gingen fort. Am Morgen schickte der König die Magd wieder mit dem Besen. Sie fand das Garn, schön wie Seide, auf dem Tisch, das Zimmer gekehrt und versorgt, wie sich’s gehört.
Als der König dies hörte, freute er sich, daß er auf ein so schönes und fleißiges Mädchen gekommen, und schickte ihr drei Wagen voll Hanf. »Tulai, tulai, was soll ich anfangen«, weinte das Mädchen und war sterbenstraurig. Aber die lele Sfînta Joia (Donnerstag) brachte auch die lele Sfînta Vinere (Freitag) und die lele Sfînta Simbata (heiliger Sonnabend) mit, ihr zu helfen. An diesem Abend schlief auch das Mädchen nicht und sah zu, wie sich die drei Frauen bemühten und schnell arbeiteten. Als sie fertig waren, sagte der heilige Donnerstag: »Jetzt, mein Mädchen, haben wir dir geholfen, daß du morgen Königin werden kannst. Wenn dein Glück vollständig sein soll, mußt du uns alle drei zur Hochzeit einladen.« – »Wie sollt ich euch nicht rufen, liebe lele, nur weiß ich nicht, wo ihr wohnt? Aber ich lade euch gleich ein, kommt jedenfalls zu meiner Hochzeit.« Dann dankte ihnen das Mädchen für ihre Hilfe und nahm Abschied. Die drei heiligen Frauen verschwanden. Am nächsten Morgen schickte der König wieder die Magd, sprach aber, wenn das Garn alles fertig sei, solle sie das Mädchen gleich Königin heißen, er nehme sie zur Frau. Als der König hörte, sie habe auch dieses gesponnen und das Garn sei schön wie Seide, machte er gleich Hochzeit.
Als sich nun die Leute zur Hochzeit versammelten, kamen auch diese drei, und die Braut nannte sie lele. Dann kam auch der König und fragte die erste: »Aber lele, wie hast du so große und häßliche Zähne?« – »Nun, Herr König, ich habe so viel gesponnen und den Faden immer mit den Zähnen gradgezogen und weich gemacht.« – »Aber diese lele hat so große Augen?« – »Ich habe die ganze Nacht die Augen beim Spinnen offen gehalten.« – »Und diese lele? Sie hat so schiefe Augen.« – »Ich spinne Tag und Nacht und halte die Augen schief, damit der Faden gerade werde.« – »Siehst du, meine Blume, wie recht deine Mutter hatte, wenn sie dich nicht immer spinnen lassen wollte? Von heute an erlaube auch ich es dir nicht mehr, wenn du gleich sterben wolltest.« Jetzt dankte die junge Königin den drei heiligen Frauen aus vollem Herzen. Sie lebte von da an in Frieden und Gesundheit und fast immer im Schatten und mit den Händen im Schoß, solange sie lebte. Und von wo ich’s gehört, von dort hab ich’s erzählt.

Nicolae Duda, Alzen
[Rumänien: Pauline Schullerus: Rumänische Volksmärchen aus dem mittleren Harbachtal]

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