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Dschuder Ben Omar

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Dschuder Ben Omar entbot die Geisterkönige zu sich und sprach: »Ich wünsche, dass sich dieses Schloss mit allem was darin ist, mit seinen Schätzen und seiner Ausstattung, mitten in Kairo befinde.« Jene erwiderten ihm: »Gott befohlen!« Als die Nacht einbrach, sprachen jene zu Dschuder: »Lege dich schlafen, und wenn du die Augen wieder öffnest, wirst du dich mitten in Kairo befinden!« Die Nacht brach ein; Dschuder speiste zu Abend und legte sich schlafen. Am nächsten Morgen öffnete er seine Augen: da befand er sich mitten in Kairo! Er dachte bei sich nach und sprach zu sich: »Ich werde mein Schloss nicht ohne Schutz lassen!« Er erteilte den Geisterkönigen die nötigen Befehle, und dieselben brachten ihm zehn Thorwächter in Menschengestalt. Die stellte er am Thore auf, um Wache zu halten. Dann verliess er das Schloss und sprach: »Ich will nach meiner Mutter sehen.« Als er auf der Strasse einherging, erblickte er vor sich eine Alte, die bettelte. Er sprach: »Ist das nicht meine Mutter? Nun, lass sehen!« Er ging auf sie zu und sprach zu ihr: »Was thust du, Alte?« Sie entgegnete ihm: »Ich bettele, mein Söhnchen.« Er fragte: »Warum? Hast du denn gar niemand?« Sie entgegnete: »Nein! Der gute Sohn von mir, der mich zu versorgen pflegte, ist weit fort von mir, und die beiden anderen taugen nichts, die ziehen als Tagediebe in Kairo umher.« Da sah er sie an und sprach zu ihr: »Kennst du mich denn nicht?« Sie entgegnete: »Nein, ich kenne dich nicht!« Er sprach: »Ich bin aber doch dein Söhnchen Dschuder!« Da umarmte sie ihn und brach in Thränen aus, sie rief: »Ach, mein Söhnchen!« und küsste ihn. Er sprach: »Mütterchen, mit dem Zaubersacke, den ich dir daliess, hättest du doch für dein ganzes Leben auskommen können!« Sie entgegnete: »Den haben mir die Beiden entwendet; seitdem sie ihn mir entwendet haben, habe ich sie nicht wiedergesehen.«
Da nahm Dschuder seine Mutter mit und brachte sie nach seinem Schlosse; er liess sie die schmutzigen Kleider ablegen, führte sie nach einem Bade und gab ihr neue Kleider. Dann rief er den Geisterkönig her und sprach zu ihm: »Ich wünsche, dass meine beiden Brüder jetzt vor mir erscheinen!« Der Geisterkönig verschwand und traf die beiden Brüder in der Schänke; da hatten sie eine Mahlzeit angerichtet, und alle Welt schmauste mit von dieser Mahlzeit. Der Geisterkönig trat an sie heran, hob die beiden nebst dem Zaubersacke empor und flog mit ihnen gen Himmel. Dann stellte er die beiden vor ihren Bruder. Dschuder wandte sich an sie mit den Worten: »Warum lasst ihr eure Mutter vor Hunger umkommen? Und wenn ihr den Zaubersack nicht hättet, (müsstet ihr sie versorgen,) und für sie an einem Baue arbeiten, um ihr Essen zu geben!« Der Geisterkönig sprach zu Dschuder: »Was befiehlst du jetzt in betreff der beiden?« Dschuder entgegnete: »Sie sind meine Brüder, was soll ich ihnen anthun?« Die Mutter Dschuders blickte auf und sprach: »Nimm mich als Fürsprecherin für sie an!« Er entgegnete: »Gut, Mutter!« Schliesslich schenkte er seinen Brüdern neue Kleider und machte sie zu Wesiren in seinem Schlosse, einen zur Rechten und einen zur Linken. Ferner stellte er zwei Divane in die Vorhalle des Schlosses und breitete schöne Polster hin. Hier stellte er auch die Thorwächter auf, fünf auf der rechten und fünf auf der linken Seite. Dschuder selbst aber nahm in der Mitte der Vorhalle Platz, wie ein Fürst.
Die Leute, welche vorübergingen, betrachteten dies neue Schloss und sprachen: »Woher ist dies Schloss gekommen, und wer ist das in seiner Vorhalle wie ein Sultan?« Die Kunde hiervon gelangte zu dem Sultan von Kairo. Man sprach zu ihm: »Herr, eine solche königliche Pracht haben wir vorher nie gesehen!« Der Sultan wandte sich an seinen Wesir und sprach zu ihm: »Geh du hin zu ihm; geh aber in aller Besonnenheit hin, und sprich zu ihm: ›Unser Herr, der Sultan, befiehlt dir, zukommen!‹ Der Wesir gehorchte und begab sich zu Dschuder.« Als letzterer den Wesir sah, da stand er auf, begrüsste ihn, hiess ihn neben sich Platz nehmen, und setzte ihm Kaffee und Speisen vor. Als man gespeist hatte, sprach der Wesir zu Dschuder: »Unser Herr, der Sultan, befiehlt dir, zu kommen.« Dschuder aber sah den Wesir an und entgegnete ihm: »Ich werde nicht hingehen; der Sultan muss zuerst hierher zu mir kommen!« Der Sultan hatte aber den Wesir bedeutet und ihm gesagt: »Sprich ja nichts Ungehöriges mit jenem; melde mir alles, was jener dir sagt!« Der Wesir kehrte zum Sultan zurück und sprach zu ihm: »Mein Herr, jener Mann hat ein königliches Wesen. Er muss irgend eine Zaubertafel besitzen oder einen Zauberring.« Der Sultan erwiderte dem Wesir: »Wir wollen zusammen zu ihm gehen und dabei die nötige Vorsicht beobachten.«
Der Sultan und der Wesir begaben sich nun zu Dschuder und nahmen noch vier oder fünf Wesire mit. Man gelangte zum Schlosse von Dschuder Ben Omar; der bewillkommte sie und liess ihnen Speisen und Kaffee vorsetzen. Dann wandte sich der Sultan an Dschuder Ben Omar und sprach zu ihm: »Was bedeutet das? Ich schicke nach dir, und du kommst nicht zu mir?« Dschuder erwiderte ihm: »Verzeih mir! Ich war unwohl und noch müde von der Reise.« Der Sultan sprach jetzt zu Dschuder: »Sprich du nichts, was eine Missstimmung erregen könnte, und ich will es auch nicht thun; lass es uns so halten: du seiest mein Sohn und ich sei dein Vater, ich gebe dir meine Tochter zur Frau, und du wirst Wesir zu meiner Rechten; und wenn sich mein Auge geschlossen, dann gehöre der Thron dir!« Dschuder entgegnete: »Gott befohlen!« Beide legten ihre Hände auf die erste Sure des Koran und lasen dieselbe. Hierauf sprach Dschuder: »Ich wünsche heute Nacht noch Bräutigam zu sein; denn auch die Könige haben in letzter Zeit Betrügereien begangen!« Der Sultan erwiderte: »Ich gebe dir mein heiliges Versprechen, dass ich dich nicht betrügen werde.« So feierte denn Dschuder noch an diesem Tage seine Hochzeit und verlebte seine Brautnacht. Er begab sich zu der Braut; sie bewillkommte ihn, und er sie; er blieb bei ihr sieben Tage.
Einst zog er die Zaubertafel hervor und sprach: »Meine Tochter, verwahre diese Tafel sicher!« Ferner bedeutete er sie auch in betreff seiner Mutter und erklärte ihr: »Meine Mutter ist eine alte Frau, suche du ihr Herz zu gewinnen!« – Seine Brüder sahen sich einst an und sprachen zu einander: »Unser Bruder Dschuder ist hochangesehen in seiner Stellung, und sein Wort hat grössere Macht als das unsrige: lass uns ihn töten!« Der zweite Bruder entgegnete: »Nein, töten wollen wir ihn nicht, aber ihn mit Gewalt nach einem andern Lande befördern.« In dieser Absicht kamen sie zu ihrem Bruder und sprachen zu ihm: »Lieber Bruder, wir wollen heute zusammen zu Mittag speisen!« Er folgte der Einladung, und man brachte das Mittagessen. Da wurde er durch sie mittels eines Schlaftrunkes betäubt; sie steckten ihn in eine Kiste, begaben sich zu einem Schiffskapitän und fragten denselben: »Kaufst du uns einen Sklaven ab?« Der Kapitän entgegnete: »Ja.« Er kaufte ihnen Dschuder ab. Sie sagten noch zum Kapitän: »Wecke ihn hier nicht aus seinem Schlafe auf, wecke ihn bei deiner Ankunft in irgend einer anderen Stadt auf!« Als jener nun nach einer anderen Stadt kam, da öffnete er die Kiste, in der sich Dschuder befand. Dschuder musste niesen, wachte aus seinem Schlafe auf und sprach zum Kapitän: »In wessen Gegenwart befinde ich mich jetzt?« Jener entgegnete: »In der Gegenwart von mir, dem Kapitän!« Dschuder fragte: »Was hat mich zu dir gebracht?« Der Kapitän entgegnete: »Zwei Menschen brachten dich, die haben dich an mich verkauft, und ich habe dich gekauft.« Dschuder erwiderte: »Gott befohlen!« Der Kapitän begann wieder: »Wohlan, mein Junge, arbeite mit den übrigen Matrosen!« Hiermit gab er Dschuder einen Anzug für den Seedienst, eine Lederjacke und eine Lederhose. So blieb Dschuder drei Jahre im Dienste bei jenen Seeleuten.
Als die drei Jahre um waren, sprach Dschuder zum Kapitän: »Ich erbitte mir eine Wohlthat von dir: lass mich frei, damit ich nach Mekka pilgern kann!« Jener entgegnete ihm: »Ich will dir die Pilgerfahrt nicht verwehren; gut, geh hin und pilgere!« Er gab Dschuder ein Stück Geld und einen Freibrief und sprach zu, ihm: »Wohlan, zieh hin, mein Junge, du bist ein freier Mann!« Dschuder ritt von Dschidda nach Mekka. Als er in Mekka umherwanderte, erblickte er einen Marokkaner; der Marokkaner war aber derjenige, der durch seine Beihilfe den Schatz gehoben hatte. Derselbe sah ihn an und sprach zu ihm: »Kennst du mich nicht?« Dschuder entgegnete ihm: »Wer bist du?« Jener entgegnete: »Ich bin ja der Marokkaner, dem du gütigst beistandest, und der dir auch Gutes erzeigte. Was ist dir aber geschehen?« Dschuder entgegnete: »Meine Geschichte ist folgende: ich schlug meine Augen auf, da befand ich mich mitten auf dem Meere; meine Brüder hatten treulos an mir gehandelt und mich in die Sklaverei verkauft!« »Du hattest aber doch die Zaubertafel?« sprach der Marokkaner. Dschuder erwiderte: »Die hatte ich bei meiner Gemahlin gelassen; hätte ich sie bei mir gehabt, so würden sie meine Brüder entwendet haben.« Der Marokkaner zog einen Ring hervor und sprach: »Dieser Ring hier ist noch besser als die Zaubertafel; denn auf ihm steht der Name eines gewaltigen Geisterkönigs; er ist besser als die Zaubertafel und überhaupt als alles dieser Art!« Damit übergab ihm der Marokkaner den Ring.
Als Dschuder seine Wallfahrt in der gehörigen Weise beendet hatte, drehte er den Ring am Finger um; sofort erschien ihm der Geisterkönig, der sprach zu ihm: »Verlange, mein Herr, was du begehrst!« Dschuder entgegnete: »Ich wünsche, jetzt mitten in meinem Schlosse in Kairo zu sein.« Der Geisterkönig nahm Dschuder; der schlug seine Augen auf, da befand er sich mitten in seinem Schlosse in Kairo neben seiner Frau. Seine Frau sprang auf und begrüsste ihn; auch die Dienerinnen sprangen auf und riefen: »Herrin, gieb uns eine Belohnung für die frohen Worte: ›Der Herr ist da!‹ Seine Mutter, die Arme, sass da und weinte;« sie sprach: »Mein Sohn, du bist lange von mir fern gewesen!« Er entgegnete: »Frage nicht weiter nach dem, was vorüber ist!« Jene Nacht verbrachte er an der Seite seiner Gemahlin, am folgenden Morgen aber begab er sich zum Sultan. Der Sultan wies ihm seinen alten Platz zur Rechten an. Er hatte die Brüder Dschuders gefragt, die aber hatten erwidert: »Wir wissen nicht, wohin er gereist ist.« Dschuder blieb längere Zeit als (Wesir) bei dem Sultan; dann erkrankte der Sultan, liess die Wesire, Kadis und Muftis zusammenkommen und sprach zu ihnen: »Dieser soll mein Nachfolger sein; wenn ich sterbe, soll dieser an meiner Statt regieren!« Der Sultan starb, und Dschuder übernahm die Regierung und machte seine Brüder zu Wesiren, einen zur Rechten und einen zur Linken.
Die Brüder sahen einst einander an, und es hiess: »Vorher war er Wesir, jetzt ist er gar Sultan geworden; nun müssen wir ihn töten, um selbst Sultane zu werden!« Der eine Bruder sprach: »Weisst du auch, wodurch er Sultan geworden ist? Der Zauber liegt in dem Ringe an seinem Finger. Wir wollen ihn einladen, bei uns zu speisen, da thun wir ihm Gift in die Speise!« Der andre Bruder entgegnete: »Recht so!« Sie sprachen also zu Dschuder Ben Omar: »Speise doch bei uns, du thust uns einen Gefallen!« Er entgegnete: »Nein, ich kann nicht kommen!« Er hatte Angst noch von dem ersten Male her, als sie ihn durch einen Schlaftrunk betäubt hatten. Die Brüder sprachen zu ihm: »Gott sei Zeuge, wir werden dir kein Leid anthun!« Er entgegnete: »Nein, ich kann nicht kommen!« Jene sprachen: »Bei der Milch, die wir an der Brust unsrer Mutter getrunken haben, wir werden dir kein Leid anthun und dir nichts anhaben!« Da folgte er ihrer Einladung und sprach: »Gott befohlen!« Man brachte ihm das Essen und setzte ihm die Schüssel mit dem Gifte vor. Er nahm den ersten Bissen; da sank er lautlos hin! Als er tot war, sprang sofort sein älterer Bruder auf, zog ihm den Ring vom Finger ab, steckte ihn sich selbst an und drehte ihn um. Es erschien ihm der Geisterkönig, der sprach zu ihm: »Verlange, Herr, was du begehrst!« Er entgegnete: »Mein Herr, töte hier diesen meinen Bruder sofort!« Er tötete den jüngeren Bruder sofort. Der ältere Bruder befahl nun, man solle Dschuder Ben Omar wegschaffen und ihn begraben. Man nahm den Leichnam und brachte ihn zu seiner Frau; seine Frau, die Ärmste, begann zu jammern, sie und seine Mutter. Man begrub ihn. Die Frau Dschuders aber wandte sich an seine Mutter und sprach: »Habe du keine Sorge und gräme dich nicht: du bist meine Mutter, und ich bin deine Tochter! Du wirst nicht in Dürftigkeit und Armut geraten, du wirst immer bei mir bleiben!«
Jetzt möge sich die Erzählung zu Dschuders Bruder wenden, der diesen und noch den anderen Bruder getötet hatte. Er liess sich auf den Thron des Sultans nieder und drehte den King um; da erschien ihm ein Geisterkönig. Er sprach zu demselben: »Ich wünsche zehn Leute rechts und zehn links mit gezücktem Schwerte.« Die zwanzig erschienen. Der neue Sultan sprach zu denselben: »Wer nicht auf meine Befehle hört, dem schneidet den Kopf ab!« Dann liess er die Bürger und die Wesire kommen. Dieselben leisteten dem Rufe Folge. Er sprach: »Wollt ihr mich zum Sultan haben?« Sie entgegneten: »Jawohl!« –; denn sie fürchteten sich, als sie zwanzig Leute mit gezückten Schwertern sahen. Der Sultan regierte bereits eine Woche über die Stadt; die Stadt war aber seiner Bosheiten überdrüssig: er vergewaltigte Mädchen und Frauen!
Einst berief er den Kadi zu sich und sprach zu ihm: »Ich wünsche, dass du für mich bei der Gemahlin meines Bruders wirbst; ich will sie zur Frau,« Der Kadi entgegnete: »Jawohl, Gott befohlen!« Er begab sich zu ihr und klopfte an die Thüre. Der Thürsteher rief: »Wer ist’s?« Er entgegnete: »Sag deiner Herrin, der Kadi sei gekommen!« Die Gemahlin Dschuders sprach: »Lass ihn heraufkommen!« Der Kadi stieg in die oberen Gemächer, und sie verbarg sich auf der einen Seite des Saales, damit er sie nicht sehen könnte. Der Kadi begann: »Meine Tochter, was sagst du hierzu? Denke, da hat mich der neue Sultan, der weder Gott noch die Menschen scheut, zu dir mit einem Heiratsantrage gesandt!« Jene sann eine kurze Zeit nach; dann fragte sie den Kadi: »Wie ist seine Regierungsweise?« Der Kadi entgegnete: »Was soll ich dir über die Weise seiner Regierung berichten? Die gefällt weder Gott noch den Menschen! Die Stadt hat er zu Grunde gerichtet mit seinen Bosheiten!« Nach einer Weile sprach sie zum Kadi: »Nun, ich werde ihn nehmen, ich werde ihn heiraten! Du aber geh jetzt zu ihm und sage ihm von mir die Worte: ›Dein Bruder ist nicht gestorben, denn du bist ihm gleich!‹« Dann wandte sie sich nochmals an den Kadi und sprach zu ihm: »Folgende Worte aber unter uns!« Der Kadi fiel ihr ins Wort: »Du wirst’s also mit ihm ausführen?« Sie entgegnete: »Ich werde es mit ihm ausführen; nicht diese Nacht werde ich ihn mit mir ganz durchleben lassen!« Der Kadi begab sich wieder zum neuen Sultan. Der fragte gleich: »Was ist die Antwort?« Er entgegnete: »Deine Angelegenheit ist in Ordnung.« Darauf liess ihr der Sultan sagen: »Heute Nacht soll die Hochzeit sein!« Sie entgegnete: »Gott befohlen!« Sie machte sich fix und fertig, färbte sich mit Henna, ging ins Bad und legte kostbare Kleidung an, damit er sich an ihr erfreue. Dann liess sie jenem melden: »Komm in meinen Palast; ich bin bereit, dich zu empfangen!« Sie empfing ihn und sprach zu ihm: »Segen hat uns aufgesucht! Nimm Platz!« Nun setzte sie ihm Kaffee vor und Speisen und sprach: »Lass uns essen!« Er nahm den ersten Bissen; da sank er lautlos hin!
Sie stürzte sich schnell auf den Ring und befahl den Wesiren »Nehmt jenen Toten weg, werft ihn irgendwohin!« Dann berief sie die Bürger zu sich. Diese kamen. Sie sprach zu denselben: »Derjenige, der über euch in so nichtswürdiger Weise regierte, ist nun tot!« Man antwortete ihr: »Du sollst Königin werden, an der Stelle deines Vaters und deines Gemahls sollst du regieren!« Doch sie entgegnete jenen: »Die Religion gestattet es nicht, dass eine Frau über Männer regiere. Sehet ihr zu; wer für euch taugt, den macht zum Sultan!« Jene setzten nun einen Sultan, wie sie ihn begehrten, ein und wählten dazu einen guten Menschen. Den machte man zum Sultan; sie aber bestimmte für sich einen gewissen Jahresgehalt, der ihr bis zu ihrem Tode gezahlt werden sollte. Man lobte und pries sie und sprach: »Gott segne dich! Die ganze Stadt ist dein Eigentum!«

[Afrika: Tunesien. Märchen der Welt]

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