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Märchenbasar

Hassan aus Bassra

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Es war einmal ein Kaufmann; derselbe war reich. Er starb; sein Sohn nahm seine Stelle ein, der war aber nicht sparsam wie sein Vater, sondern ein Verschwender. Er begann viel Geld auszugeben. Die Leute verführten und verdarben ihn; er begann das Geld seines Vaters schlecht anzuwenden und wandelte weiter auf diesem Pfade, bis das Geld knapp wurde. Als es mit dem Gelde fast auf die Neige ging, sprach zu ihm seine Mutter: »Öffne doch einen Laden und treibe ein Geschäft in demselben, damit du etwas verdienst und ein ordentlicher Kaufmann wie dein Vater wirst und nicht ohne alle Beschäftigung dasitzest, dass die Leute über dich lachen!« Er hörte auf die Rede seiner Mutter, öffnete einen Laden und begann darin ein Geschäft.
Eines Tages sass er im Laden, da kam ein Mann, der sprach zu ihm: »Friede über euch!« Hassan entgegnete: »Über euch sei der Friede und die Gnade Gottes!« Der Fremde sprach: »Hassan, dein Vater war einer meiner besten Freunde; Dank sei Gott, der an des Vaters Stelle einen als Ersatz liess! Ich kam her und habe nach dir gefragt, schliesslich habe ich dich gefunden; nun will ich ein Weilchen bei dir bleiben; du musst aber auf meine Worte hören, damit ich dich (so reich) mache, wie dein Vater war.« Der Fremde wohnte bei ihm schon drei Tage; im Verlaufe des dritten Tages sprach er zu Hassan: »Wohlan, ich will dir eine Beschäftigung zeigen, von der du leben kannst!« Er zog eine Büchse aus seiner Tasche und öffnete diese Büchse; in dieser Büchse aber war Goldstaub. Er sprach nun zu Hassan: »Geh, kauf mir zwei Eisenstäbe!« Hassan kaufte sie und brachte sie ihm; jener zündete ein Feuer an und legte die Eisenstäbe auf dies Feuer; sie wurden warm; nun streute er den Goldstaub auf sie, – da wurden die Stäbe zu Gold. Er sprach zu Hassan: »Bring sie auf den Basar!« Hassan brachte sie auf den Basar und verkaufte sie, einen jeden für hundert Goldstücke. Er brachte das Geld dem Gaste; dieser sprach zu ihm: »Gefällt dir diese Beschäftigung?« Er sagte ihm ferner: »Bring mir weitere Stäbe!« Hassan brachte ihm noch weitere Eisenstäbe; jener legte sie auf das Feuer, streute über sie den Goldstaub, da wurden sie wie die früheren (zu Gold). Hassan erzählte alles seiner Mutter. Seine Mutter aber sprach: »Mein Sohn, so in meinem Herzen mag ich den Gast nicht recht leiden.« Er sprach zu ihr: »Also auch du (bist so kleinlich)!« Er sagte seiner Mutter weiter nichts in dieser Angelegenheit; bei sich aber dachte er: »Jener wird mich in zwei Jahren reich machen.« Seine Mutter erwähnte auch nichts weiter über diese Angelegenheit. Sie brachte das Abendbrot für ihn und den Gast. Nachdem sie zu Abend gespeist, tranken sie Kaffee. Der Gast that ihm aber einen Schlaftrunk in den Kaffee. Hassan aus Bassra sank hin. Jener legte ihn in einen Koffer und trug ihn weg und zog mit ihm in die Nacht hinaus.
Am nächsten Morgen stand die Mutter Hassans auf: da war weder ihr Sohn, noch der Gast da; sie waren fort! Sie ging aus und begab sich nach den Läden und suchte nach, ohne jene zu finden. Sie kehrte wieder nach ihrem Hause zurück und begann zu weinen, die Arme! Sie begab sich in das Zimmer, wo ihr Sohn zu schlafen pflegte, stellte dort eine Art Grab her und kam jeden Tag an dies Grab und weinte. Sie sagte bei sich, ihr Sohn sei gestorben und sie habe ihn in dem Grabe begraben.
Als jener Fremdling den Hassan in dem Koffer fortgetragen hatte, hatte er mit ihm eine Strecke von drei Tagen zurückgelegt. Dann öffnete er den Koffer, gab Hassan ein Gegenmittel gegen den Schlaftrunk; Hassan wachte auf, nieste und rief: »Dank sei Gott!« Er rief aus: »In wessen Hand befinde ich mich jetzt?« Jener entgegnete ihm: »In der Hand des Magiers Ibrahim!« Hassan sagte zu ihm: »Wie konnte das geschehen, dass du zu mir kamst, und ich dich in meinem Hause bewirtete, und du Brot und Salz mit mir assest, um mich schliesslich so treulos zu behandeln?« Ibrahim entgegnete: »Ich habe deinetwegen eine Reise von einem Jahre zurücklegen müssen, um dich zu bekommen und eigens herzubringen!« Er zog aus seiner Tasche ein kleines kupfernes Tamburin und schlug auf dasselbe mit einem kupfernen Stabe. Es erschien ihm ein Geist aus demselben, der sprach: »Was bedarfst du?« Ibrahim erwiderte: »Ich wünsche drei Reisekameele.« Die erschienen. Ein jeder bestieg ein Reisekameel, und ein drittes Reisekameel trug die Vorräte. So reisten sie; jeden Tag legten sie eine Strecke zurück, die sonst einen Monat beansprucht. Jener reiste mit Hassan zehn Tage. Nach Verlauf von zehn Tagen sprach Hassan zum Magier: »Lass mich ausruhen und gieb mir etwas zu verzehren!« Sie liessen die Kameele niederknieen und zogen so viel, als sie verzehren wollten, hervor. Sie tranken das erquickende Wasser. Hassan aus Bassra sah sich um, da erblickte er einen sehr hohen, in den Himmel (ragenden) Berg. Er fragte: »Was ist das für ein Berg?« Ibrahim entgegnete ihm: »Das ist der ›Wolkenberg‹.« Dann blickte Hassan nach rechts und sah ein Schloss, das ragte mitten in den Himmel hinein. Er fragte jenen: »Ibrahim, ist dieses Schloss bewohnt oder leer?« Jener erwiderte ihm: »Frage mich nicht danach! In ihm wohnen Feinde.« Sie stiegen wieder auf und zogen gegen den Berg; der Berg befand sich gerade vor ihnen, und sie reisten genau auf den Berg los. Sie gelangten an den Fuss des Berges und stiegen ab. Als sie abgestiegen waren, da ergriff Ibrahim eines von den Reisekameelen und schlachtete es. Er sprach: »Hassan, zieh ihm das Fell ab!« Hassan zog ihm das Fell ab. Nachdem er dies gethan, weideten beide dem Kameele den Leib aus. Dann sprach Ibrahim: »Wohlan, ich will dir zeigen, was du jetzt thun sollst! Ich werde dich also in den Leib des Kameeles stecken und dich einnähen. Bald werden die Geier kommen und dich emporheben; schliesslich werden sie dich auf den Gipfel des Berges bringen. Wenn du dann auf den Gipfel des Berges gelangst und merkst, dass sie dich auf den Boden niedergelegt haben, so zieh ein Messer hervor und trenne den Leib des Kameeles auf! Wenn du herauskriechst, werden die Geier fliehen und fortfliegen. Tritt dann auf den Gipfel des Berges hin; da wirst du vor dir ein Haus sehen; geh in dasselbe! In diesem Hause wirst du einen Schrank erblicken und auf dem Schranke eine beschriebene Tafel; bring diese Tafel und komm her; dann will ich dich in deine Heimat zurückbringen!«
Hassan (vollführte diese Befehle) und brachte die Tafel. Ibrahim sprach zu ihm: »Gieb mir die Tafel, die du mir geholt hast!« Hassan erwiderte: »Ich gebe sie dir nicht eher, als bis du mich nach meiner Heimat gebracht hast.« Jener sprach: »Gieb sie mir nur! Ich will dich schon hinbringen.« Hassan übergab hiermit jenem die Tafel; als er sie ihm übergab, da rief ihm jener zu: »Bleibe nur hier und stirb vor Hunger und Durst!« Hiermit zog Ibrahim von ihm weg und liess ihn da hungernd und durstend umherwandern. Hassan begann auf dem Berge umherzuwandern, stillte seinen Hunger mit Gras und sprach bei sich: »Wie lange werde ich wohl schliesslich hier zubringen?« Dann dachte er daran, Wüstengras auszureissen und ein Seil herzustellen, um eine Art Leiter zu machen. Er begann eifrig zu flechten und zu messen, fand aber, dass er noch viel weiter hinabmüsse, und dass der Berg noch viel weiter hinabreiche. Er sprach bei sich: »Nun wohl, ich will hinabsteigen!« Er band sich fest an den Grasstrick an und sprach bei sich: »Auf Tod oder Leben!« Er glitt hinab; als er hinabglitt, gelangte er an das Ende des Strickes. Er sah unter sich: das war noch sehr tief bis nach unten! Er sagte sein Glaubensbekenntnis, schloss die Augen und liess los. Er stürzte hinab, kam aber ins Wasser und fand, dass ihm garnichts zugestossen war. Er begann zu schwimmen und kam schliesslich aus dem Wasser an das Ufer. Er wanderte jetzt am Ufer des Meeres zehn Tage einher und nährte sich von Gras und Muscheln. Schliesslich erblickte er in der Ferne ein Schloss; er wanderte nach diesem Schlosse zu; dies Schloss war aber das, nach dem er Ibrahim gefragt hatte, worauf ihm derselbe erwidert hatte, dies sei das Schloss der Feinde.
Hassan gelangte an das Schloss und blieb drei bis vier Stunden am Schlossthore, ohne dass sich ihm ein Wesen gezeigt hätte. Dann betrat er das Schloss und fand Betten und Speisen fix und fertig. Er ass und trank und ruhte aus; dann begab er sich in das Schlafzimmer und versteckte sich; er sprach bei sich: »Ich muss erst sehen, wer die Besitzer des Schlosses sind.« Der Besitzer des Schlosses aber war ein Geisterkönig. Man hatte bei ihm um seine Töchter geworben, er wollte aber dieselben niemandem zu Frauen geben. Er berief die Zauberer von den Geistern und befahl ihnen: »Baut mir ein Schloss; in demselben wünsche ich Alles, was nur der Mund und die Zunge aussprechen kann!« Jene bauten ihm ein Schloss; es war (für die Mädchen) eine Reise von drei Jahren von (dem Wohnort) ihres Vaters entfernt. Der Geisterkönig ritt nach dem Schlosse und sah sich dasselbe an; er sah es und fand es vortrefflich. Dann schickte er seine sieben Töchter hin, damit sie dort wohnten. Sie wohnten jetzt also dort, als Hassan aus Bassra kam. Herr Hassan hatte sich bekanntlich im Schlafzimmer versteckt und bei sich gedacht: »Ich muss erst die Besitzer des Schlosses sehen!« Die Mädchen pflegten nun jeden Tag auf die Jagd auszuziehen. Jetzt kamen die Mädchen von der Jagd zurück, und eine jede begab sich nach ihrem Zimmer, um sich zum Mittagsbrote zu waschen. Die jüngste Schwester von ihnen fand Herrn Hassan aus Bassra im Schlafzimmer; sie rief ihm zu: »Wer ist das, ein Mensch oder ein Geist?« Er entgegnete: »Ein Mensch, und zwar einer von den besten der Art.« Sie fragte ihn: »Du bist Hassan aus Bassra?« Er entgegnete ihr: »Jawohl.« Sie sprach: »Also du bist Hassan, den der Magier Ibrahim hierher brachte und durch den er sein Vorhaben ausrichtete und den, er dort auf dem Gipfel des Berges zurückliess! Ach, wieviele wie du hat er schon hierhergebracht und sie vor Hunger und Durst zu Grunde gehen lassen; du aber lebst wirklich noch auf der Welt! Ein Betrüger und Schwindler ist jener.« Sie sprach ferner zu ihm: »Du kannst hier wie ein Bruder von uns wohnen; gedulde dich aber ein Weilchen, gehe nicht aus dem Zimmer, bleib hier!« Er erwiderte ihr: »Gut.« Jene begab sich zu ihren Schwestern und sprach zu ihnen: »Wenn zu uns ein Gast kommen sollte, wollen wir ihm da Böses anthun oder ihn gut aufnehmen?« Jene erwiderten: »Ist er gut, so wollen wir ihn gut aufnehmen; ist er böse, so wollen wir ihm Böses anthun.« Sie entgegnete ihren Schwestern: »Nun wohl, ich erwartete diese Antwort; ich will ihn jetzt holen.« Sie brachte Hassan, jene begrüssten ihn und sagten zu ihm: »Du bist unser Bruder, bleib hier, bei uns!«
Sie lebten nun zusammen im Schlosse. Einst öffneten sie ein Fenster, da erblickten sie ein Heerlager rings um das Schloss. Sie fragten sich: »Was bedeutet dies?« Da kam der Oberbefehlshaber jener Truppen heran und meldete: »Euer Vater lässt sagen: ›Ich wünsche, dass ihr zu mir kommt; ich habe eine Hochzeit vor; ich möchte, dass ihr einen Monat bei mir verweilet, bis die Festlichkeit vorüber ist!‹« Das jüngste Mädchen, die jüngste Schwester von ihnen, sprach zu Hassan: »Bruder, wir werden dich auf einen Monat verlassen.« Sie fuhr fort: »Ich werde dir aber alles Nötige zeigen.« Sie nahm ihn bei der Hand und führte ihn im Schlosse herum; sie zeigte ihm alle Gemächer. Sie sprach zu ihm: »Alle diese Gemächer hier kannst du öffnen, nur diese Thür hier sollst du nicht öffnen. Du brauchst weiter nichts, Vorrat für dich befindet sich hier im Schlosse.«
Er war nun im Schlosse schon einen oder zwei Tage, da begann er sich zu langweilen. Jene Mädchen hatten ihm gesagt: »Öffne dies Zimmer nicht!« Trotzdem dachte er: »Ich werde es doch wohl lieber öffnen.« Er öffnete jenes Zimmer und erblickte in demselben eine Leiter an die Wand gelehnt; er stieg auf diese Leiter und kam auf eine Terrasse. Er stieg auch auf diese und sah sich links und rechts um und erblickte einen wunderfeinen Garten und in demselben, was nur der Mund und die Zunge aussprechen kann, nämlich allerlei Blumen und Früchte, ferner ein Wasserbecken. Während er sich nun so umschaute, sah er schliesslich zehn Tauben herankommen, die liessen sich auf den Rand des Wasserbeckens nieder. Eine legte ihr Gefieder ab und ward eine Frau. Schliesslich verwandelten sich alle zehn zu Frauen. Sie stiegen ins Wasser, um zu baden, sie badeten und scherzten, dabei waren sie nackt und unbekleidet; Hassan aber sah ihnen zu. Eine von ihnen gefiel ihm ganz besonders, das war die jüngste von ihnen. Er schlich sich heran, da bemerkten sie ihn und flohen. Er ging wieder zurück (ins Schloss), liebeskrank und legte sich auf sein Lager hin.
Als seine Schwestern von dem Besuche bei ihrem Vater zurückkehrten, da fanden sie Hassan krank. Das jüngste Mädchen fragte ihn: »Was ist mit dir, mein Bruder?« Er entgegnete: »Ich bin krank und habe gar keine Kraft.« Jene erwiderte ihm: »Du hast vielleicht jene Thür geöffnet, die ich dir zu öffnen verbot!« Er entgegnete ihr: »Ich habe sie geöffnet und etwas erblickt, was ich in meinem Leben noch nie gesehen: es kamen Tauben, die zogen ihr Gefieder aus und badeten, und eine von ihnen gefiel mir besonders!« Sie erwiderte ihm: »Verfluche den Satan! Das ist eine schwere Sache für dich!« Er entgegnete: »Es muss aber sein (ich muss jene gewinnen)!« Als er nun schliesslich zu weinen begann, da sprach sie: »Ich will dir einen Rat geben, selbst wenn die Sache so schwierig ist! Jene kommen nämlich den ersten eines jeden Monats. Wenn sie kommen, dann steig du hinauf auf die Terrasse und beobachte sie sorgfältig! Wenn du siehst, dass sie ihr Gefieder ablegen und baden, dann steig du hinab und stiehl das Gefieder der, die du begehrst; denn ohne das Gefieder kann sie nicht wieder fortfliegen!« Er geduldete sich nun, bis dieser Monat zu Ende ging. Dann begab er sich nach dem Orte; die Tauben kamen und zogen ihr Gefieder an der Stelle dort, wie es ihre Gewohnheit war, aus. Hassan begab sich vorsichtig hinab, schlich sich heran und stahl das Gefieder der, die er begehrte. Seine Schwester hatte ihm vorher gesagt: »Wenn du das Gefieder stiehlst, dann sprich dabei kein Wort! Jene aber werden rufen: ›Du, der du das Gefieder gestohlen hast, gieb es uns zurück, wir wollen dich ja auch reich machen!‹ – wenn du sprichst, werden sie dir Leides anthun!«
Hassan hörte auf die Worte seiner Schwester, war still und verhielt sich schweigend, bis die Zeit kam, wo jene wieder fortfliegen mussten. Eine jede von ihnen zog wieder ihr Gefieder an und flog fort; die aber, deren Gefieder er gestohlen hatte, musste zurückbleiben. Hassan ergriff sie jetzt mit den Worten: »Da bist du gefangen!« Er nahm sie und brachte sie zu seiner jüngsten Schwester; die sprach zu ihr: »Sei gegrüsst! Segen hat uns aufgesucht!« Jene weinte aber schliesslich in einem fort. Die jüngste Schwester brachte ihre übrigen Schwestern herbei, die begrüssten sie. Das Mädchen aber schimpfte auf sie und sprach zu ihnen: »Da habt ihr einen Menschen in eurem Hause, der stiehlt Königstöchter!« Die älteste Schwester sprach zu ihr: »Als dich Hassan festnahm, hat er dir da irgend etwas Schlimmes angethan oder dir einen Schaden zugefügt?« Sie entgegnete: »Nein.« Jene sprach wieder: »Warum weinst du dann? Für die Frau ist der Mann, und für den Mann ist die Frau bestimmt!« Sie aber weinte drei Tage lang und wollte nicht an die Hochzeit. Was that aber Herr Hassan in diesen drei Tagen? Er kam und küsste ihr die Hand und brachte ihr eigens die Speisen und den Kaffee, sie aber zeigte sich beständig spröde ihm gegenüber. Die jüngste Schwester sprach zu ihr: »Herr Hassan aus Bassra läuft für dich wie ein Diener, und du bist gar nicht besser als er! Sieh nur, sein Wesen ist ein königliches!« Da wurde ihr Herz umgestimmt (und bereit) zur Hochzeit. Man fertigte den Ehekontrakt aus, und Hassan verheiratete sich mit ihr und blieb dann eine Zeitlang bei seinen Schwestern wohnen.
Dann aber bekam er Sehnsucht nach seiner Mutter. Er kam zu seinen Schwestern und sprach zu ihnen: »Ich möchte zu meiner Mutter reisen, um sie zu sehen; ich weiss nicht, lebt sie, oder ist sie tot.« Seine Schwestern erwiderten: »Gut, Gott befohlen, geh hin!« Seine jüngste Schwester blickte ihn an und sprach: »Bleib noch drei Tage hier und reise dann; denn in drei Tagen wird der Magier Ibrahim wieder einen Gläubigen bringen und ihn auf den Gipfel jenes Berges schicken, um mit ihm dasselbe zu thun, was er mit dir that!« Ibrahim brachte denn auch einen Menschen und schaffte ihn an den Fuss des Berges. Das Mädchen sprach: »Herr Hassan, töte ihn!« Hassan entgegnete: »Jener ist ein Zauberer, ich vermag ihn nicht zu töten.« Sie entgegnete ihm: »Ich werde dir ein Schwert geben, dies Schwert ist mit Zaubersprüchen beschrieben; dasselbe wird ihn töten.« Hassan ging hin, nahm das Schwert, und die Mädchen setzten sich auch zu Ross und zogen mit. Man traf Ibrahim am Fusse des Berges, als er den Menschen peinigte. Ibrahim sah jene nicht, er sah bloss Hassan mit dem Schwerte in der Hand. Die jüngste Schwester hatte aber Hassan bedeutet und zu ihm gesagt: »Rede ihn nicht an, sonst wird er Pulver auf dich streuen und dich zu Staub verwandeln!« Ibrahim sprach zu ihm: »Bin ich denn nicht dein Vater?« Hassan aber schwieg, erschlug ihn, schnitt ihm den Kopf ab und befreite jenen gefesselten Gläubigen; er befreite ihn und brachte ihn in das Schloss (der sieben Schwestern). Da ruhte sich der Gläubige aus und atmete wieder auf; dann gab man ihm ein Stück Geld und Reittiere, und so kehrte jener in seine Heimat zurück. Das kleine kupferne Tamburin jedoch, das der Magier Ibrahim besessen hatte, war ein Zaubertamburin; das hatte Hassan an sich genommen und es in die Tasche gesteckt.
Dann sprach Hassan zu seinen Schwestern: »Liebe Schwestern, jetzt bin ich schon drei Jahre von meinem Mütterchen fern.« Sie erwiderten ihm: »Wir wollen dich nicht von deiner Mutter fernhalten, wir geben dir schon etwas Urlaub.« Er sprach zu ihnen: »Schwestern, ich gebe euch mein Wort, dass ich wiederkommen und euch besuchen werde.« Dann zog er das Tamburin hervor und schlug auf dasselbe. Da erschien ihm ein Mann von den Geistern, der sprach zu ihm: »Was bedarfst du?« Er entgegnete: »Ich wünsche drei Kameele.« Dieselben erschienen; er bestieg eines, und seine Frau eines, und eines trug die Reisekost. Seine Schwestern schenkten ihm eine Summe Geld; so kehrte er heim nach der Stadt Bassra. Er gelangte nach dem Hause seiner Mutter und klopfte an die Thür. Seine Mutter, die Arme, sass da und weinte, sie fragte: »Wer ist’s?« Hassan erwiderte: »Mach auf!« Da erkannte sie die Stimme ihres Sohnes, ihr Herz klopfte, sie öffnete die Thür. Ihr Sohn trat herein und ergriff ihre beiden Hände, und sie begann ihn zu küssen und rief: »Mein Söhnchen, du warst lange fern, du warst drei Jahre weg.« Er entgegnete: »Da bin ich wieder, ich werde nicht wieder weggehen!« Dann brachte er das Geld ins Haus, und seine Mutter freute sich darüber und freute sich auch über die Frau, die ihr Sohn geheiratet hatte. Seine Mutter sah ihn an und sprach zu ihm: »Dies Geld darfst du in dieser Stadt hier nicht verzehren; wir wollen lieber nach der Stadt Bagdad ziehen und dort unter dem Schütze des Sultans wohnen; dort weiss man nicht, woher du gekommen bist.« Er entgegnete: »Gott befohlen!«
Er zog jenes Tamburin hervor und schlug auf dasselbe; es erschienen drei Kameele. Auf eines stieg seine Mutter, auf eines seine Frau, und auf eines er selbst. Er gelangte nach der Stadt Bagdad, kaufte ein Haus und zog in dies neue Haus, das er gekauft hatte, mit seinem Gelde und seinen Gütern. Er wohnte drei Jahre dort; da schenkte ihm seine Frau Kinder; sie gebar ihm zwei Knaben, und zwar Zwillinge. Einen nannte er Nassr und den anderen Manssur.
Einst wandte er sich an seine Mutter und sprach zu ihr: »Ich muss meine Schwestern (im Schlosse) besuchen, ich habe ihnen mein Wort gegeben, dass ich sie besuchen würde; wenn ich nicht komme, so ist dies ein Unrecht.« Sie entgegnete ihm: »Mein Söhnchen, gut, so zieh hin, aber bleib nicht zu lange von mir fern!« Er entgegnete: »Ich werde sechs Monate von dir fern bleiben, nach sechs Monaten werde ich wiederkommen.« Als er eben aufbrechen wollte, da rief er seine Mutter herbei und sprach: »Komm und sieh dies Gefieder meiner Frau, das hier im Koffer liegt; hab Achtung auf dasselbe, dass sie nicht etwa mit demselben fortfliegt!« Die Frau horchte aber und vernahm, was jene sprachen. Dann zog Hassan jenes Tamburin hervor und schlug auf dasselbe; es erschienen ihm drei Kameele. Er belud zwei Kameele mit verschiedenen Sachen, um seinen Schwestern Geschenke mitzubringen, stieg dann selbst auf ein Kameel, empfahl sich Gott und ritt ab. Er gelangte zu seinen Schwestern, Er begrüsste sie, und sie hiessen ihn willkommen. Nun war er also wieder bei ihnen.
Hassan befindet sich jetzt im Schlosse, da möge sich die Erzählung zu seiner Frau wenden. Nach Verlauf von zwei Monaten wandte sie sich an seine Mutter und sprach zu ihr: »Mutter, ich möchte gern ins Bad gehen!« Jene entgegnete ihr: »Dein Gemahl hat mir aufgetragen und mir eingeschärft, ich solle dich nicht aus der Thür hinauslassen! Wie könnte ich dich da fortlassen?« Nur-Ennisä wurde darüber ärgerlich und begann zu weinen. Da empfand ihre Schwiegermutter Mitleid mit ihr und sprach: »Wohlan, geh hin!« Jene nahm ihre Sachen und nahm die Kinderchen und ihre Schwiegermutter mit. Man begab sich nach dem Bade und betrat dasselbe. Nur-Ennisä zog ihre Kleider aus, – da sperrten die anwesenden Frauen den Mund auf und sahen sie an. Jene ging ins Bad und wusch sich. Daselbst war auch eine Sklavin von den Sklavinnen der Subida, der Gemahlin des Harun Arraschid. Die bewunderte jene zusammen mit den Frauen; sie sprach: »Wenn ich zur Herrin heimkomme, werde ich ihr über diese schöne Frau berichten und sagen, ich habe eine Frau gesehen, deren Schönheit nicht von dieser Welt sei!« Die Sklavin kam heim zu ihrer Gebieterin, letztere sprach zu ihr: »Was ist mit dir, dass du so lange weggeblieben bist?« Sie entgegnete: »Herrin, ich habe eine Frau gesehen, von einer Schönheit, wie es auf der ganzen Welt kaum nochmals giebt! Diese hielt mich ab; ich musste sie immer ansehen.« Subida entgegnete ihr: »Sag‘ das nicht!« Sie aber erwiderte: »Doch, bei Gott, in Wahrheit, da war eine Frau, der du nicht bis an die Schenkel reichst!« Subida fragte: »Weisst du, wo sie wohnt?« Sie entgegnete: »Herrin, als jene das Bad verliess, da folgte ich ihr nach und schliesslich sah ich, wo sie eintrat.«
Subida rief nun den Eunuchenobersten herbei, – sein Name war Baba Srur, – und sprach zu ihm: »Geh mit der Sklavin hier; sie wird dir das Haus der schönen Frau, von der sie mir jetzt erzählte, zeigen; bring dieselbe her zu mir!« Baba Srur ging mit der Sklavin fort; dieselbe zeigte ihm das Haus. Er klopfte an die Thür, da kam die alte Mutter zu ihm heraus, die sprach: »Wer ist da?« Baba Srur entgegnete: »Der Haremsoberste des Sultan.« Die Alte öffnete die Thür; jener trat ein. Sie sprach zu ihm: »Es ist doch nichts Schlimmes?« Er entgegnete: »Nichts Schlimmes noch Böses; meine Herrin hat mich hergesandt, um die schöne Frau, die hier bei dir wohnt, zu holen, damit meine Herrin sie sieht.« Die Alte entgegnete ihm: »Die Frau bei mir hier darf nicht ausgehen, ihr Gemahl ist abwesend.« Baba Srur aber entgegnete: »Ich muss sie bringen.« Die Alte entgegnete: »Ich kann dir nicht erlauben, sie mitzunehmen.« Da nahm sie jener mit Gewalt hinweg; sie aber nahm ihre Knaben mit. Die Alte ging ebenfalls mit ihnen und verschloss das Haus. Man gelangte zum Palaste des Sultan und stieg in die oberen Gemächer. Die Gemahlin des Sultan erblickte jene, betrachtete sie mit ihrer Umgebung und befahl ihr, die Kleider abzulegen und sich auf den Thronsessel zu setzen; dann bewunderten sie dieselbe, staunend über diese wunderbare Schönheit. Hierauf spielte man Musikstücke und begann zu scherzen und zu singen. Die Frauen begannen zu tanzen. Alle hatten schliesslich getanzt, Nur-Ennisä allein noch nicht. Subida wandte sich an sie und sprach zu ihr: »Jetzt ist die Reihe an dir!« Sie erwiderte ihr: »Gewiss!« Sie erhob sich und tanzte; sie setzte alle in Verwunderung, denn sie tanzte überaus schön. Subida sprach zu ihr: »Bravo!« Nur-Ennisä aber entgegnete: »Wenn ich mein Gefieder hier hätte, so wollte ich euch ein wahres Wunder zeigen.« Man fragte sie: »Wo ist dein Gefieder?« Sie entgegnete: »Unter der Obhut meiner Schwiegermutter.« Subida befahl, jener: »Bring es uns her, Alte!« Diese erwiderte: »Nein, ich habe keines.« Nur-Ennisä aber sprach: »Doch, sie hat es; es ist im Koffer eingeschlossen.«
Die Alte begann zu schreien, Subida aber sprach: »Sei still hier vor mir! Komm, Baba Srur, begieb dich nach dem Hause, brich den Koffer auf und bring das Gefieder!« Baba Srur begab sich nach dem Hause, brach den Koffer auf und brachte das Gefieder. Man breitete das Gefieder auseinander und sprach zu Nur- Ennisä: »Herrin, da ist dein Gefieder!« Sie nahm es, legte es an und ward zu einer Taube, hüpfte auf das Fenstergesims und machte Kunststückchen vor jenen. Den Frauen gefiel dies, sie sprachen: »Das ist ein prächtiges Kunststückchen mit dem Gefieder!« Jene aber nahm ihre Knaben, einen steckte sie unter den einen, den anderen unter den anderen Flügel, einen rechts und den anderen links. Dann hüpfte sie weiter und gelangte auf das Dach. Hierauf wandte sie sich an ihre Schwiegermutter und sprach zu derselben: »Wenn dein Sohn Liebe und Sehnsucht empfindet, und ihn der Hauch der Sehnsucht erfasst, so reise er nach der Insel Wakwak!« Dann flog sie auf und verschwand. Die Alte begann zu weinen und rief: »Die Gemahlin meines Sohnes ist verschwunden!« Bald begannen alle zu weinen. Die Alte begab sich nach Hause und sprach bei sich: »Wenn mein Sohn kommt und seine Frau und Söhne nicht findet, wird er mich töten.« Dann begab sie sich in ein Zimmer und grub daselbst drei Gräber aus, zwei kleine und ein grosses. Sie sprach bei sich: »Wenn mein Sohn wiederkommt und mich fragt, wo seine Kinder und seine Frau seien, dann sage ich ihm, sie seien gestorben.«
Ihr Sohn sprach nunmehr zu seinen Schwestern: »Ich möchte zu meiner Mutter, meiner Frau und meinen Kindern zurückkehren.« Jene entgegneten ihm: »Gott befohlen! Wir wollen dich nicht fernhalten von deiner Frau, deinen Kindern und deiner Mutter.« Da zog er das kupferne Tamburin hervor; es erschienen drei Kameele. Eines trug die Geschenke, eines die Reisekost, und eines bestieg er selbst und legte den Heimweg zurück. Er gelangte nach seinem Hause, liess die Kameele niederknieen und klopfte an die Hausthür. Seine Mutter fragte: »Wer ist’s?« Er entgegnete: »Mach auf!« Sie erkannte die Stimme ihres Sohnes und öffnete die Thür. Er brachte die Kameele herein ins Haus; seine Mutter hiess ihn willkommen. Er nahm die verschiedenen Sachen den Kameelen ab und sandte die Kameele weg; sie verschwanden. Dann liess er sich nieder und sprach zu seiner Mutter: »Was ist’s, da sind ja weder meine Frau noch meine Kinder?« Seine Mutter begann zu weinen und sprach zu ihm: »Mein Sohn, sie sind gestorben, und wenn du denkst, ich lüge, so komm und besieh dir ihre Gräber im Zimmer!« Sie führte ihn zu seiner Frau und seinen Kindern. Da sank er hin und sprach zu ihr: »Erzähle mir, wie sie gestorben sind!« Dann fuhr er fort: »Mutter, gieb mir eine Hacke und einen Spaten!« Sie brachte ihm das Verlangte; er sprach: »Um meine Frau und Kinder zu sehen, will ich nach ihnen graben.« Er grub auf das erste Grab los, fand aber nichts; da rief er: »Sag mir die Wahrheit, sonst bringe ich dich um!« Seine Mutter entgegnete ihm: »Wenn eine Lüge retten kann, so rettet die Wahrheit doch viel sicherer!«
Sie erzählte ihm nun: »Mein Sohn, jene weinte mir immer vor und erregte mein Mitleid, da führte ich sie ins Bad. Daselbst erblickte sie eine Sklavin des Sultan, die erzählte von ihr der Subida. Subida schickte her und liess sie mit Gewalt holen. Als nun deine Frau vor jenen (im Palaste) scherzte und tanzte, und jenen dies gefiel, da sprach sie zu ihnen: ›Wenn ich mein Gefieder hier hätte, so wollte ich euch etwas Vorzügliches zeigen.‹ Man fragte sie: ›Wo ist dein Gefieder?‹ Sie entgegnete: ›Bei meiner Schwiegermutter.‹ Man befahl mir: ›Bringe jenes Gefieder!‹ Ich wollte nicht. Da kam der Eunuchenoberste und übte Gewalt aus, brach den Koffer auf und nahm das Gefieder weg. Er brachte es ihr. Sie zog nun ihr Gefieder an, und als sie es angelegt hatte, nahm sie ihre Kinder und verschwand. Sie rief mir noch zu: ›Wenn dein Sohn Liebe und Sehnsucht empfindet, und ihn ergreift der Sehnsucht Hauch, so gehe er nach der Insel Wakwak!‹ Hassan sagte weiter nichts, der Arme, sondern brachte jene Nacht im Hause seiner Mutter zu.«
Am folgenden Tage zog er das Tamburin hervor, schlug auf dasselbe, da erschienen drei Reisekameele. Er stieg auf und kehrte zu seinen Schwestern zurück. Als sie ihn erblickten, wunderten sie sich und sprachen: »Wie ist die Sache? Er ist so bald wieder gekommen!« Sie bewillkommten ihn, und seine jüngste Schwester ergriff ihn bei der Hand, führte ihn in ihr Zimmer und sprach zu ihm: »Erzähle mir, was es giebt!« Hassan aber sank hin. Als er wieder zu sich kam, sprach sie zu ihm: »Was ist mit dir, Bruder, doch nichts Schlimmes?« Er entgegnete: »Meine Frau und meine Kinder sind fort!« Jene fragte: »Hat deine Frau irgend etwas gesagt, als sie fortging?« Er entgegnete: »Sie sagte meiner Mutter: ›Wenn dein Sohn Liebe und Sehnsucht empfindet, und ihn ergreift der Sehnsucht Hauch, so gehe er nach der Stadt Wakwak!‹« Seine Schwester entgegnete ihm: »Bruder, das ist eine schwierige Sache!« Er aber brach in Thränen aus und ward ohnmächtig und sank zu Boden. Seine jüngste Schwester begab sich jetzt zu ihren übrigen Schwestern und führte sie in das Zimmer. Sie fragten ihn: »Wie steht die Sache?« Er erzählte ihnen alles. Sie begannen ihm Geduld anzuraten, auch sprachen sie zu ihm: »Nimm doch eine andre Frau und lass von jener ab!« Er entgegnete ihnen: »Nein, entweder meine Frau und meine Kinder, oder ich will sterben!« Seine jüngste Schwester wandte sich an ihn und sprach: »Hassan, erzähle, was deine Frau sagte, als sie fortging!« Er berichtete jene Worte. Da senkten seine Schwestern die Augen zu Boden, und sahen sich wieder an; die älteste wandte sich an ihn und sprach zu ihm: »Bruder, gieb diese Sache auf, die ist zu schwierig für dich und für uns!« Er aber weinte und ward ohnmächtig. Die sechs ältesten Mädchen erhoben sich, und eine jede begab sich in ihr Zimmer. Bei Hassan blieb nur seine jüngste Schwester, die hatte ihn sehr lieb. Sie besprengte ihn mit Wasser, bis er wieder zu sich kam. Dann sprach sie zu ihm: »Hassan, lass ab von dieser Sache!« Er entgegnete ihr: »Entweder meine Frau und meine Kinder oder den Tod!« Sie entgegnete ihm: »Habe Geduld; bekümmere dich weiter nicht; hoffentlich kommst du wieder mit deiner Frau und deinen Kindern zusammen; gedulde dich nur jetzt ein Weilchen!« Sie fuhr fort: »Hassan, wir haben einen Onkel von väterlicher Seite, der ist ein bejahrter Mann und hat keine Kinder, der hat uns sehr lieb und verweilt jedes Jahr ein wenig bei uns. Nun, wenn er kommt, wollen wir ihm alles erzählen, und er soll dir dann raten. Wenn er dir sagt, er werde dich (nach dem Lande deiner Frau) gelangen lassen, dann denke, du habest deine Frau und deine Kinder schon; wenn er dir aber sagt, er könne dich nicht dorthin gelangen lassen, dann sei uns und dir Gott gnädig!«
Hassan aus Bassra wartete nun eine kurze Zeit; dann kam ihr Onkel auf einem Elephanten geritten. Man bewillkommte ihn. Nach drei Tagen kam das jüngste Mädchen zu ihrem Onkel und sprach zu ihm: »Ich bin doch dein Töchterchen, Onkel!« Er entgegnete: »Sag nur, was du wünschest!« Sie begann: »Bei uns wohnt ein Mensch als unser Bruder, dem sind seine Frau und seine Kinder in die weite Ferne gezogen.« Der Onkel fragte: »Wer ist seine Frau?« Sie entgegnete: »Die Tochter des Grosskönigs von den Wesen, die Taubengefieder anlegen und fliegen.« Jener erwiderte: »Eine schwierige Sache!« Da begann das Mädchen zu weinen, und als ihr Onkel sie weinen sah, sprach er zu ihr: »Bring ihn mir!« Das Mädchen holte Hassan herbei; der küsste ihrem Onkel die Hand und setzte sich neben ihn hin. Jener sprach: »Erzähle, Hassan!« Er erzählte nun, was ihm geschehen war. Jener sprach darauf zu ihm: »Hassan, lass von dieser Sache ab, sie ist zu schwierig für dich und für mich! Nimm doch irgend eine andre zur Frau! Deine Schwestern werden dir Geld schenken, und ich werde dir welches schenken.« Hassan entgegnete: »Entweder meine Frau und meine Kinder, oder ich will sterben!« Da sprach jener zu ihm: »Gedulde dich, bis ich meinen Besuch bei meinen Nichten beendet habe!«

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