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Märchenbasar

Eine Lügengeschichte

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Bevor ich geboren worden bin, hat meine Mutter Appetit auf gebratene Stare bekommen. Und niemand hat Zeit gehabt, also bin ich alleine in den Wald gegangen. Und in einem Loch in einem Baum habe ich gebratene Stare gefunden. Ich hab meine Hand hineingesteckt und hab sie nimmer rausziehen können. Da bin ich gleich ganz hineingeklettert und das Loch ist hinter mir zugegangen. Ich bin zu meinem Patenonkel gegangen um mir die Axt auszuborgen.

Mein Patenonkel hat gesagt: „Der Diener ist mir der Axt fortgegangen, aber ich kann dir die Hacke geben. Nur, die Hacke ist schwanger und erwartet kleine Hacken!”

„Keine Angst, Patenonkel!”

Und er hat mir die Hacke gegeben und ich hab mir den Weg aus dem Baum freigehackt und hab die Hacke weggeschmissen. Während die Hacke gefallen ist, ist ein Vogel gekommen und hat sich im Hackenstiel ein Nest gebaut und Eier gelegt und Vogeljunge ausgebrütet. Und wie die Hacke auf dem Boden aufgekommen ist, hat sie zwölf kleine Hacken geboren. Die hab ich in meine Börse gesteckt und meinem Patenonkel gebracht. Der hat sich gefreut. Er hat mir eine von den Hacken gegeben und ich habe sie hinen in meinen Gürtel gesteckt und bin heimgegangen. Ich war durstig und bin zum Brunnen gegangen. Der Brunnen war tief. Ich hab mir die Hirnschale abgehackt und Wasser draus getrunken. Die Hirnschale habe ich neben den Brunnen gelegt und bin heimgegangen.

Da hat mich was in den Kopf gebissen, und wie ich mit der Hand auf meinen Kopf greife, sind da Würmer hervorgekommen. Ich bin zu meiner Hirnschale zurückgegangen und eine wilde Ente hat schon Eier darin gelegt und sie ausgebrütet und kleine Entchen bekommen. Ich hab meine Hacke genommen und nach der Ente geworfen und sie getötet, aber die Entchen sind weggeflogen. Hinter dem Brunnen war ein Feuer und die Hacke ist ins Feuer gefallen. Ich hab die Hacke gesucht und hab den Stiel gefunden, aber die Schneide war verbrannt. Da hab ich den Stiel genommen und hinten in meinen Gürtel gesteckt und bin heimgegangen. Und da ist unser Gaul gewesen und ich hab mich auf den Gaul gesetzt, aber der Hackenstiel hat den Gaul entzweigeschnitten. Da bin ich auf seinen zwei Vorderbeinen geritten und die Hinterbeine haben derweil Gras gefressen. Da hab ich Weidenzweige geschnitten und den Gaul damit zusammengenäht. Da ist dem Gaul eine Weide aus dem Rücken gewachsen bis zum Himmel hinauf. Da ist mir eingefallen, dass Gott mir noch eine Kiste Eier und einen Kübel saure Milch schuldig war. Da bin ich auf die Weide geklettert und bin zu Gott auf seine Tenne gegangen. Da haben zwölf Männer Hafer gedroschen.

„Wo gehst du hin, Mensch?”

„Ich geh zu Gott!”

„Geh nicht, Gott ist nicht zu Hause!”

Da haben die Schmiede die Weide gefällt, und ich hab mir aus Haferstroh ein Seil gemacht und mich runtergelassen. Aber das Seil war zu kurz, da hab ich oben ein Stück abgeschnitten und es unten angebunden und immer so weiter. Und dann bin ich abgesprungen und bin in der anderen Welt gelandet. Ich bin heimgegangen, hab mir einen Spaten geholt und mich herausgegraben und bin heimgegangen, hab meiner Mutter die gebratenen Stare gebracht und sie hat sie gegessen und dann hat sie mich geboren und jetzt leb ich in der Welt.

Aus der Sammlung „Gypsy Folktales“ von Francis Hindes Groome

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