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Märchenbasar

Auf der Sommerwiese

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Es war ein Sommer wie aus dem Bilderbuch. Die Sonne schien schon früh morgens warm vom blauen Himmel. Wunderschön war es jetzt auf der Wiese, die aussah wie ein einziges Blütenmeer und auch so duftete. Hoch oben, fast schon in den Wolken, sangen die Lerchen schmetternd ihr helles Lied. Ganz allmählich erwachte hier das Leben.

Ein Regenwurm steckte seinen Kopf aus der Erde, gähnte ausgiebig, und kroch wieder zurück. Einige Meter weiter bewegte sich ein kleiner Erdhaufen. Ein Maulwurf kam ans Tageslicht. „Oh, hab mich wohl in der Zeit geirrt,“ murmelte er, als die Sonne sein rosa Näschen kitzelte, und weg war er.

Ein Summen und Brummen lag über der Wiese, geschäftiges Treiben herrschte überall. Libellen putzten sich heraus. Den vorüber fliegenden Bienen riefen sie zu: „Wie ist es, kommt ihr nachher mit zum Fest? Es ist am Teich, bei den gelben Schwertlilien.“
„Nein danke“, riefen die Bienen zurück, „unsere Eimerchen sind längst noch nicht voll Nektar, vielleicht ein anderes Mal.“ Emsig flogen sie weiter, von Blüte zu Blüte.

Ein dicker Frosch hüpfte träge durch das Gras. Es war noch ganz feucht vom Morgentau, und glitzerte in der Sonne. „Pass auf, da kommt ein Storch!“, riefen die Libellen. Mit den längsten Sätzen seines Lebens sprang er davon. Hinter sich hörte er das Lachen der Witzbolde. „Komm zurück, das war doch nur ein Scherz!“, japsten sie ihm nach.
„Das finde ich gar nicht witzig, damit scherzt man nicht“, gab er beleidigt zur Antwort. Er hüpfte weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen.

Ein paar kleine Käfer hielten sich an den Blumenstängeln fest, und ließen sich vom warmen Sommerwind sanft schaukeln. „Ist dies nicht ein wundervoller Spielplatz“, meinte einer von ihnen.
„Ja, wenn Familie Hase nicht gerade einen Ausflug plant“, bemerkte ein anderer. Da schrie es auch schon aus einer anderen Ecke:“ Deckung Leute, da kommen sie!“ Die Käfer umklammerten die Stängel noch fester. Alle anderen kleinen Bodenbewohner brachten sich in Sicherheit. Als die Hasen vorbei gehoppelt waren, atmeten alle auf. Das war noch mal gut gegangen!
Familie Hase war ja sehr nett, da waren sich alle einig, doch wenn sie loshopsten, musste man ganz schön aufpassen, dass sie einen nicht platt machten.

Allmählich stieg die Sonne höher. Eine Blindschleiche schlängelte sich durch das Gras. „Puh“, ächzte sie, jetzt wird es mir langsam zu warm. Ich suche mir ein schattiges Plätzchen unter einem Stein.“
„Oh ja“, wisperte eine Ameise zaghaft die mit ihrem Trupp vorbeizog, „lasst uns auch ein wenig ausruhen.“
„Nix da“, antwortete ihr Anführer energisch, „erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wir müssen noch ein paar Vorräte in den Bau schaffen, danach habt ihr Freizeit. Also Brüder und Schwestern, auf geht’s!“

Zu den kleinen Krabblern gesellte sich plötzlich ein Neuer. „Wer bist du denn?“, wurde er neugierig empfangen, „siehst ja ganz interessant aus mit deinen gelben Streifen.“ „Ich bin ein Kartoffelkäfer“, gab dieser bereitwillig Auskunft, „aber ich weiß nicht mehr wo mein Feld ist, hab mich wohl verlaufen.“
„Na so was“, lachten sie, „aber du hast doch Flügel. Wenn du hoch genug fliegst, kannst du dein Kartoffelfeld sicher sehen.“
„Ach so, ja, ja, stimmt auch, ich kann wirklich fliegen, hatte ich ganz vergessen“, sagte er. „Danke Jungs, dass ihr mir auf die Sprünge geholfen habt. Wird auch Zeit, dass ich Kartoffelkraut in den Bauch bekomme, hatte nämlich noch kein Frühstück.“ Er erhob sich und flog brummend davon.

„Wohl ein bisschen zerstreut der Kamerad was?“ ulkten die Käfer. Eine Maus tauchte am Wiesenrand auf. Sie bemerkte nicht die Gefahr in der sie sich befand.
„Hey Maus!“, riefen sie ihr zu, „komm schnell rüber. Hier kannst du dich verstecken, über dir kreist ein Habicht!“
„Oh Gott, oh Gott“, kreischte die Maus, und rannte wie von Sinnen los, um sich in einem Erdloch zu verkriechen. „Also eines muss man sagen,“ bemerkte einer der Krabbler grinsend, „langweilig ist es hier nie.

Als der Tag sich seinem Ende zuneigte, krochen einige Schnecken auf die Wiese. „Was meint ihr“, fragte eine, „heute soll bei den Libellen am Teich ein Fest stattfinden habe ich gehört, wollen wir nicht auch hingehen?“
„Das soll wohl ein Witz sein“, kam es ärgerlich zurück, „weißt du eigentlich wie weit es bis dahin ist? Bei unserem Tempo kommen wir erst an, wenn die Party schon vorbei ist.“
„Na gut“, erwiderte sie schmollend, „war ja auch nur so eine Idee.“
„Du mit deinen Ideen“, schnauften die anderen, „lasst uns lieber noch etwas von den leckeren Pilzen dort drüben essen.“

Die ersten Grillen waren jetzt zu hören, ihr Zirpen erfüllte die gesamte Umgebung.
„Gott, sind die wieder laut heute“, bemerkte einer der kleinen Käfer. „Leute es dämmert, wir müssen uns nun in Sicherheit bringen.“
Er hatte recht, denn der Abend und die Nacht gehörten jetzt den Tieren, zu deren Lieblingsspeise sie gehörten, wie zum Beispiel die Igel.
Da waren sie auch schon im Anmarsch, Vater, Mutter und drei Junge. „Pst“, machte Vater Igel, „habt ihr nicht auch gerade etwas gehört? Auf zur Jagd Familie, mir knurrt der Magen!“

Als eine Eule über die Wiese streifte auf der Suche nach Nahrung, wurde es schon dunkel. Nur die Grillen zirpten noch vergnügt, und vom Teich hörte man die Frösche quaken. In der lauen Sommernacht, unter funkelnden Sternen, sang eine Nachtigall ihr wunderschönes Abendlied.

Quelle:
(Dagmar Buschhauer)

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