Suche

Märchenbasar

Jack Hannaford

0
(0)
Es war ein alter Soldat, der hatte viele Kriege mitgemacht, so daß er ganz heruntergekommen war und nicht wußte, wo er einen Lebensunterhalt finden sollte.
So wanderte er über Heidehügel und durch Schluchten, bis er schließlich an einen Bauernhof kam, den der gute Bauer verlassen hatte, um zum Markt zu gehen.
Die Frau des Bauern war ein törichtes Weib; sie war Witwe, als er sie heiratete. Der Bauer aber war auch reichlich dumm, und es ist schwer zu sagen, wer von beiden der Dümmere war. Wenn ihr meine Geschichte gehört habt, mögt ihr’s entscheiden. Bevor also der Bauer zum Markt ging, sagte er zu seinem Weib: „Hier sind 10 Pfund ganz in Gold. Gib acht darauf, bis ich zurückkomme.“ Wäre der Mann nicht ein Narr gewesen, er hätte niemals seiner Frau das Geld zum Verwahren gegeben. Gut, er fuhr also mit seinem Wagen zum Markt, und die Frau sagte zu sich: „Ich werde die 10 Pfund ganz sicher vor den Dieben aufbewahren.“ Sie wickelte sie in einen Lumpen und legte den auf den Kamin in der Stube. „Hier wird kein Dieb es jemals finden“, sagte sie, „das ist ganz gewiß.“ Da kam Jack Hannaford, der alte Soldat, und pochte an die Tür. „Wer ist da draußen?“ fragte das Weib. „Jack Hannaford.“ „Woher kommst du denn?“ “Aus dem Paradies.” „Allmächtiger! Und womöglich hast du dort meinen guten Alten gesehen?“ Sie meinte damit ihren ersten Mann. „Ja, gewiß!“ „Und wie ging es ihm?“ fragte die Biedere. „Sehr mittelmäßig. Er flickt alte Schuhe und hat nichts als Kohl zu essen.“ „Herrje!“ rief die Frau aus. „Hat er mir nichts bestellen lassen?“ „Ja, natürlich“, erwiderte Jack Hannaford. „Er sagte, das Leder wäre ihm ausgegangen, und seine Taschen wären leer; da solltest du ihm ein paar Schillinge schicken, dann kann er wieder neuen Ledervorrat kaufen.“ „Die soll er haben um seiner armen Seele willen!“ Und fort eilte die Frau zu dem Kamin, nahm den Lumpen mit den 10 Pfund herunter und gab die ganze Summe dem Soldaten. Sie sagte ihm, ihr Alter sollte davon gebrauchen, soviel er wünschte, und den Rest zurückschicken. Jack hielt sich nicht mehr lange auf, als er das Geld empfangen hatte; er ging davon, so schnell er konnte. Gleich darauf kam der Bauer heim und fragte nach seinem Geld. Die Frau erzählte ihm, durch einen Soldaten hätte sie es ihm ins Paradies geschickt, damit er sich Leder kaufen könnte; denn er müsse ja die Schuhe der Heiligen und Engel im Himmel flicken. Der Bauer war sehr ärgerlich und schwor, er sei niemals einem solchen Narren wie seinem Weibe begegnet. Die Frau aber sagte, er wäre der größere Narr, da er ihr das Geld gegeben hätte. Doch es blieb keine Zeit, Worte zu verschwenden. Der Bauer bestieg sein Pferd und trabte hinter Jack Hannaford her. Der alte Krieger hörte das Hufgetrappel hinter sich auf der Straße und wußte sofort, dass es der Bauer war, der ihn verfolgte. Er legte sich auf den Boden und schaute in den Himmel hinauf. Dabei hielt er sich eine Hand vor die Augen und wies mit der anderen ins Blaue. „Was hast du denn vor?“ fragte der Bauer und hielt an. „Gott zum Gruß!“ rief Jack. „Ich habe aber was Seltsames gesehen!“ „Ja, was denn?“ „Einen Mann, der ging geradewegs in den Himmel, als zöge er auf einer Landstraße dahin.“ „Kannst du ihn immer noch sehen?“ „Ja!“ „Wo denn?“ „Steig von deinem Gaul und leg dich auf die Erde!“ „Wenn du das Pferd derweilen halten willst!“ Jack tat es bereitwilligst. „Ich kann ihn aber nicht sehen!“ sagte der Bauer. „Halte die Hand vor die Augen, und du wirst dann gleich einen Mann von dir wegeilen sehen.“ Und so war es; denn Jack sprang auf das Pferd und ritt mit ihm über alle Berge. Der Bauer ging zu Fuß und ohne sein Pferd heim. „Du bist der größere Narr“, sagte die Frau, „denn ich habe nur eine Dummheit gemacht, du aber zwei!“

Märchen aus England

Wie hat dir das Märchen gefallen?

Zeige anderen dieses Märchen.

Gefällt dir das Projekt Märchenbasar?

Dann hinterlasse doch bitte einen Eintrag in meinem Gästebuch.
Du kannst das Projekt auch mit einer kleinen Spende unterstützen.

Vielen Dank und weiterhin viel Spaß

Skip to content