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Märchenbasar

Kikeriko

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Huiiii, machte der Wind und stürmte durch die Gassen des Dorfes. An der alten Hütte der Kreszentia rüttelt er, daß die Schindeln flogen und pfiff gehörig durch die dünnen Lehmwände.
In der armseligen Stube saß die alte Kreszentia beim kalten Ofen. Sie hatte kein Brennholz mehr. Kikeriko, der schwarze Hahn, stolzierte auf dem Boden hin und her und suchte nach einem Körnlein.
„Armer Kikeriko“ sagte die Alte. „Du hast wohl Hunger? Ich habe nichts mehr zu füttern. Es ist am besten, du gehst fort und suchst dir einen besseren Platz.“ Kikeriko plusterte sich auf: „Was nicht gar“, krähte er, „jetzt soll ich dich verlassen, wo es dir schlecht geht! Das wäre ja ein schöner Dank für deine Tat, als mich aus dem Rachen des Wolfes gerettet hatte: Da will ich doch lieber dir helfen !“
„Ach, Kikeriko, mein Hähnchen“, sagte die Alte, „Ich weiß, du hast ein goldenes Herz, aber solltest du mir helfen“ „Das lass‘ meine Sorge sein“, sagte der Hahn, schwang sich auf den Ofen, steckte den Kopf unter die Flügel und schlief ein.
In aller Morgenfrühe wachte er auf, kräht dreimal: „Kikeriki!“, das sollte heißen: „Lebwohl !“, und flog zur Tür hinaus. Ich werde zum König gehen, dachte er, und marschierte flugs drauflos.
Manchmal flog er auch ein bißchen. So kam er zu einem Fluß. Nirgends war eine Brücke, über die er hinüber konnte. Und gerade am anderen Ufer lag das Schloß des Königs. Was tun? Unser Hahn war nicht dumm. Er bückte sich und begann den Fluß auszutrinken. Er trank und trank, bis er nicht mehr konnte,und nun vermochte er hinüberzugehen.
Er flog geradeaus in den königlichen Garten. Dort setzte er sich auf einen Baum und schaute zum Fenster hinein, das ihm am nächsten lag. Drinnen war der König mit seinen Ratgebern. Sie, dachten über eine Sache sehr angestrengt nach, da krähte Kikeriko zum erstenmal. Dann krähte er wieder, und wieder, und tat dies eine ganze Weile. Immer krähte er: „Kikeriki! Kikeriki!“ Der König hielt sich die Ohren zu, die Ratsherren hielten sich die Ohren zu und die Diener kamen mit Stöcken und Stangen, um den Hahn zu vertreiben. Da wurde er aber böse, und ärgerlich krähte er in einemfort. Die Diener liefen zum Baum, der König lief gleich mit seinen roten Samtpantoffeln, und die Ratsherren liefen hinter ihm her. Hin und her wurde derarme Kikeriko gejagt. Endlich fingen sie ihn. Er konnte nicht mehr fliegen, denn er hatte den Bauch und den Magen voller Wasser. „Steckt ihn in den Backofen!“ rief der König, und sie warfen den Hahn in den glühenden Backofen. Wie erschrak Kikeriko, als er die Gluthitze verspürte. Aber er wußte sich sogleich zu helfen. Er spie das Wasser aus, das er aus dem Fluß getrunken hatte. Nun konnte ihm nichts Arges mehr passieren, denn die Flammen waren erloschen. Nach einer Weile kamen die Diener und schauten im Backofen nach, was mit dem Hahn geschehen sei. Entsetzt purzelten sie übereinander. Da floß ihnen ja scheffelweise Wasser entgegen, Wasser und noch mehr Wasser. Schreiend liefen sie zum König und erzählten ihm das. Aber Kikeriko, nicht faul, flog ihnen nach, mitten hinein in den Saal und begann fröhlich zu krähen.
Mit einem Griff packte ihn der Schatzmeister und warf ihn in den Geldschrank hinein, der eben offenstand. Der König hatte das aber nicht gesehen. Er meinte, der Hahn wäre zum Fenster hinaus. Nun saß Kikeriko im Geldschrank des Königs. Da war Gold genug! Die Dukaten blitzten nur so. Und was tat Kikeriko jetzt? Er pickte einen Golddukaten nach dem andern auf, bis der Kropf ganz voll davon war und er keinen einzigen mehr hinunter brachte. Nun wartete er auf die Freiheit. Und die war nicht mehr ferne. Der König wollte ein wenig seine Goldstücke zählen. Das tat er so gerne, aber wegschenken mochte er kein einziges. Als er die Geldschranktür aufmachte, flog ihm der schwarze Hahn ins Gesicht -schwups- zum offenen Fenster hinaus. Das war ein Schreck für den König! Für heute hatte er keine Lust mehr, seine Goldstücke zu zählen.
Kikeriko aber machte sich eiligst aus dem Staub. Er marschierte und flog, flog und marschierte. Es war ein langer Weg, und das Gold drückte ihn schwer im Magen.
Endlich aber kam er eines Abends zur Hütte der alten Kreszentia.
„Kikeriki!“ krähte er heiser. Das war eine Freude für das Weiblein ! „Mein lieber Kikeriko“, rief es. „Bist du wieder da? Ach, wie sehr bist du mir abgegangen! Nie mehr darfst du mich verlassen!“
Es hätte wohl noch eine Weile weitergeschwatzt, wenn nicht der Hahn heiser gekräht hätte: „Schnell, gute Frau, nimm einen Stock und klopf mir auf den Rücken. Halt mich an den Beinen und tue, was ich dich heiße.“
Die Alte jammerte jedoch laut und rief: „Nein, das kann ich nicht! Ich kann dich nicht klopfen, mein Kikeriko.“
Da fing der Hahn zu würgen an, mehr und mehr, verdrehte schon ganz seine Augen, daß die Alte ihn schnell nahm und mit einem Stöcklein klopfte. Da machte es es „bing“, da wieder: „Bing, bang, bing, bang“, ging es in einemfort, und lauter Goldstückefielen aus dem Kropf des Hahnes, bis alle heraußen waren. Es war ein ganz schönes Häuflein Dukaten!
Wer freute sich mehr als die arme Kreszentia ! Jetzt hatte alle Not ein Ende, und sie und ihr Kikeriko hatten für ihr Lebtag genug zu essen. Mehr brauchten sie nicht.
Dem König aber fielen die verschwundenen Goldstücke nicht weiter auf. Er hatte ohnehin nie gewußt, wieviel er eigentlich hatte.

[Ein Volks-Märchen aus Griechenland]

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