Vor langer, langer Zeit, da lebte einmal ein junger Köhler. Er besaß außer seiner Hütte und seinen Kohlen nur noch eine schwarze Katze. Die Katze war aber so schwarz wie die finsterste Nacht und hatte keine einzige helle Stelle am Leib. Mit ihrem Blick schien sie den Menschen in die Seelen schauen zu können. Obwohl der Köhler ein fröhlicher Bursche war, wandte jedermann sich von ihm ab, wenn die Katze nahte. Darüber ward der Köhler sehr traurig. Seine Katze war ihm lieb und teuer, doch sollte er zeitlebens einsam bleiben? So überlegte er hin und her und fand oftmals keinen Schlaf. Voll von Sorge vernahm er eines Nachts, ein leises Klopfen an der Tür seines Hauses, das bald wieder verschwand.
In der nächsten Nacht vernahm er es wieder. Doch dieses Mal war es so laut, als ob ein kräftiger Holzfäller dagegen schlüge. Der Köhler sprang aus dem Bett und zur Tür, da war nur er allein. In der nächsten Nacht legte er sich auf die Lauer. Und diesmal donnerte es so laut an die Tür, dass die Hütte bebte, grad so, als ob sie auseinanderfiele. Der Köhler riss die Tür auf. Eine alte verschrumpelte Hexe stand vor ihm, den Kopf gesenkt und die Hände schwer auf einen Stock gestützt.
„Guten Abend, Großmutter“, sprach der Köhler. „Was klopft Ihr zu so später Stunde an meine Türe?“
Die Alte runzelte die Stirn, packte ihn und zog ihn ganz nah zu sich heran. „Deine Katze will ich. Gib sie mir! Es soll dein Schade nicht sein.“
Schnurrend sprang da die Katze auf die Hexe zu und ihr direkt auf den Buckel. Wie der Köhler das sah, willigte er ein. Hatte die Katze es doch so gewollt. Die Alte verzog den zahnlosen Mund und ward verschwunden. Der Köhler wunderte sich, doch legte er sich wieder zu Bett.
Am nächsten Morgen staunte er nicht schlecht, als eine wunderschöne weiße Katze auf ihn zulief. Ihr Fell war seidig und ihre Augen so blau wie die Kornblumen. Es dauerte nicht lang, da kam jeder zum Köhler, um dessen Katze zu bewundern. Von Stund´ an war der Köhler nicht mehr einsam. Ja, von nah und fern kamen die Leute zur Köhlerhütte. Doch der Köhler merkte bald, dass die Leute mehr mit der Katze redeten, als mit ihm selbst. Darüber ward er abermals traurig.
Da lag er eines Nachts wieder wach, als es leise an der Tür klopfte. In der nächsten Nacht vernahm er es nochmals. Doch dieses Mal war es so laut, als ob ein kräftiger Holzfäller dagegen schlüge. In der dritten Nacht legte er sich wieder auf die Lauer. Und wie schon zuvor, stand die alte Hexe vor ihm.
„Guten Abend, Großmutter“, sprach der Köhler. „Was klopft Ihr zu so später Stunde an meine Türe?“
Die Alte runzelte die Stirn, packte ihn und zog ihn ganz nah zu sich heran. „Deine Katze will ich. Gib sie mir! Es soll dein Schade nicht sein.“
Schnurrend sprang da die Katze auf die Hexe zu und ihr direkt auf den Buckel. Wie der Köhler das sah, willigte er ein. Hatte die Katze es doch so gewollt. Hernach legte er sich schlafen.
Am nächsten Morgen lief zu seinem Staunen eine blaue Katze auf ihn zu. Die schmiegte sich an ihn und schnurrte. Sah sie aber jemand anders als ihren Herrn, rannte sie schnell wie ein Pfeil auf denjenigen zu und kratzte so arg, dass selbst die kräftigsten Burschen es mit der Angst zu tun bekamen.
Die Leute kamen nun nicht mehr zur Köhlerhütte, aus Angst vor dem Untier. So musste der Holzfäller seine Kohlen in die Stadt bringen, um sie zu verkaufen. Als die Leute den Holzfäller ohne seine Katze sahen, sprachen sie auch wieder mit ihm. So war der Holzfäller fröhlich und guter Dinge und hatte soviel Gesellschaft, wie es ihm beliebte. Auch gingen seine Geschäfte so gut, dass er ans Heiraten denken konnte.
Und als in der Köhlerhütte nicht mehr nur der Köhler wohnte, sondern auch dessen Frau und übers Jahr das erste Kind, da bewachte die blaue Katze die Familie getreuer als jeder Hund seinen Hof.
Quelle: Wassilissa