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Es war einmal ein Padischah. Dieser Padischah hatte in seinem Garten einen Apfelbaum. Dieser Baum öffneten am ersten Tag seine Blüte, am zweiten Tag verstreute er sie, am dritten Tag gab er eine Frucht. Wer diesen Apfel aß, wurde zu einem Jungen von 15 Jahren.
Der Padischah erhob sich im Morgengrauen und ging in den Garten um den Apfel zu pflücken und zu essen, aber er sah, dass der Apfel bereits gepflückt worden war. Enttäuscht kehrte er zurück. So war es einen Tag, so war es 5 Tage und als er schließlich die Nase voll hatte, rief er seinen ältesten Sohn zu sich. Als der Sohn zu seinem Vater kam, sagte er, indem er das Haupt senkte:
„Vater ich bin dein Diener, was steht dir zu Diensten?“
Sein Vater sagte :
„Gibt es so etwas? Ich, der Padischah, verfehle in meinem Garten immerzu den Apfel. Ich habe noch keinen davon gegessen. Du musst um jeden Preis den Dieb fassen, damit er bestraft wird.“
Nachdem der Knabe seinem Vater die Hand geküsst hatte, entfernte er sich, nahm Pfeil und Bogen, zog die Kampfkleidung über und ging in den Garten. Der Junge wartete eine Stunde, er wartete zwei Stunden und zur Stunde als der Apfel reifte übermannte ihn der Schlaf. Als er nach einer Zeit aufwachte, sah er, dass am Baum kein Apfel war, er war gepflückt worden.
Des Padischahs großer Sohn kehrte niedergeschlagen nach Hause zurück.
Am Tag danach, sagte der Padischah zu seinem mittleren Sohn:
„Gibt es so etwas? Ich, der Padischah, verfehle in meinem Garten immerzu den Apfel. Ich habe noch keinen davon gegessen. Du musst um jeden Preis den Dieb fassen, damit er bestraft wird.“
Nachdem der mittlere Sohn seines Vaters Hand geküsst hatte, entfernte er sich, nahm Pfeil und Bogen, zog ein Gewand über und ging in den Garten. Auch dieser wartete eine Stunde, er wartete zwei Stunden und als schließlich der Apfel reifte, wurde er schläfrig und legte sich hin. Als er nach einer Stunde erwachte sah er, dass der Apfel gepflückt war. Verärgert kehrte er heim.
Diese Neuigkeit hörte der jüngste Sohn des Padischah, Melikmemmed. Er kam zu seinem Vater und als er sich verneigt hatte, sagte er :
„Vater, gib mir die Erlaubnis, dass ich es auch unternehme und den Apfelbaum bewache.“
Sein Vater antwortete :
„Das haben vor dir schon die großen Brüder gesagt, sie würden den Apfelbaum bewachen, um den Dieb zu fassen, aber sie konnten ihn nicht fassen und kehrten verärgert zurück. Jetzt kommst du, wie wirst du zurückkehren ?“
Melikmemmed flehte seinen Vater an, ihm die Erlaubnis zu geben. Sein Vater gab hilflos die Erlaubnis. Melikmemmed kehrte guter Dinge und voll Freude in sein eigenes Zimmer zurück.
Als der Tag zur Neige ging und der Abend gekommen war, zog sich Melikmemmed flink an, nahm Pfeil und Bogen und ging in den Garten . Wie seine Brüder wartete er eine Stunde, zwei Stunden und merkte schließlich wie der Schlaf kam. Er holte seinen Dolch heraus und ritzte sich in die Fingerspitze und streute auf die Stelle Salz. Die Nacht bis zum Morgen konnte er wegen des schmerzenden Daumen nicht einschlafen.
Vor Sonnenaufgang vernahm er etwas wie einen Knall, ein ausbrechendes Gebrüll, doch was auch immer… Er erhob sich und versteckte sich hinter einem Baum, damit er sehe, was es sei.
Nach einer Zeit sah er wie ein Ungeheuer in der Größe eines Minaretts kam, wenn ein Mensch es sieht, bleibt ihm das Herz stehen, man könnte glauben, ein Vesuv kommt.
Melikmemmed biss sich erstaunt in den Finger und sagte sich : „Aha, das ist der Apfeldieb gewesen.“
Als das Ungeheuer in die nächste Nähe des Apfelbaums kam, schlug Melikmemmed unvermutet auf dessen Kopf, so dass sein Schwert durch den Schlag in zwei Teile zerfiel und der Griff zu Boden fiel. Das Monster kehrte zur gleichen Zeit um und entfloh mit Gebrüll.
Als der Morgen kam, sammelte Melikmemmed die Äpfel ein und legte sie in einen Behälter, obenauf legte er auch ein Tuch und trug sie zu seinem Vater. Als der Padischah die Äpfel sah, war er sehr erfreut.
Melikmemmed sagte :
„ Oh Vater, gib mir die Erlaubnis, dass ich das Monster aufspüre und es töte.“
Der Padischah war einverstanden. Er gab Melikmemmed auch eine Truppe mit, die anderen Söhne kamen auch mit und sie verabschiedeten sich.
Sie gingen ein bisschen, sie gingen geradeaus, gingen abwärts, aufwärts, auf der Ebene und kamen zu einem Brunnen. Sie wussten, dass das Monster diesen Brunnen aufsuchen würde.
Auf der Öffnung des Brunnens lag ein Mühlstein. Die Königssöhne wollten den Stein beseitigen, um in das Innere zu gelangen. Als erster griff der älteste Sohn auf den Stein, doch wie sehr er sich auch bemühte, er konnte ihn nicht weiterbewegen. Der mittlere Bruder bewegte ihn etwas besser vorwärts, aber er strengte sich auch sehr an, der Stein kam nicht von der Stelle. Nun kam die Reihe an Melikmemmed. Dieser packte den Stein, gab ihm einmal einen Stoß, hob den Stein hoch und warf ihn zur Seite. Unmittelbar danach, als er ihn zur Seite geworfen hatte, sollte man zum Monster in den Brunnen gelangen.
Wieder schritt der große Junge voran und sagte:
„Es ist nötig, dass ihr mich herunterlasst !“
Sie sagten:
„Gut.“
Gleichzeitig hielt er ein Seil hin, sie knüpften es um seine Taille und begannen ihn in den Brunnen hinabzulassen. Als sie ihn ein Stück heruntergelassen hatten, begann er laut zu schreien :
„Au, ich brenne an, zieht mich hinauf !“
Sie zogen den ältesten Königssohn hinauf. Der mittlere Bruder kam heran und sagte :
„ Lasst mich in den Brunnen herab. Ich gehe zum Monster.“
Sie waren wieder einverstanden, banden ihm das Seil um die Taille und ließen ihn in den Brunnen hinab. Sie hatten den mittleren Sohn des Padischah erst ein Stück in den Brunnen herabgelassen, als aus dem Brunnen die Stimme kam :
„Au, ich brenne an, zieht mich hoch !“
Sie zogen ihn wieder hoch.
Endlich kam Melikmemmed an die Reihe. Er kam her und sagte:
„Lasst mich in den Brunnen hinab, aber soviel ich auch, ich brenne, schreien mag, hört nicht hin.“
Als Melikmemmed in den Brunnen herabgelassen worden war, war es den Brüdern als ob jemand zu schreien begonnen hätte:
„ Au, ich verbrenne, zieht mich hinauf !“
Diese Stimme hörten sie nicht.
Melikmemmed war ein Stückchen weiter unten abgestiegen und merkte, das die Hitze allmählich nachließ. Als er scheinbar den Grund des Brunnens erreicht hatte, sah er sich einmal auf der einen dann auf der anderen Seite um und bemerkte, dass es einen Weg gab. Er löste das Seil an der Taille und begann gleichzeitig den Weg zu gehen.
Melikmemmed war ein Stück gegangen, viel gegangen und kam schließlich zu einem Raum. Als er die Türe geöffnet hatte, trat er in ein leeres Zimmer und sah, dass in diesem Zimmer auch eine Türe war, als er diese Türe öffnete, war er in einem weiteren Zimmer mit einer Türe, als er diese öffnete, betrat er ein weiteres Zimmer, auch hier öffnete er die Türe. Am Ende hatte Melikmemmed die siebente Türe geöffnet. Hier sah er eine so schöne junge Frau, dass man nichts mehr essen und trinken, sondern sie nur mehr bewundern konnte.
Ein Monster hatte das Haupt auf die Knie des Mädchens gelegt und schlief. Als das Mädchen Melikmemmed erblickte, sagte es :
„ Oh junger Mann, wer bist du, was führt dich hierher ? Schade um dich, laufe und verbirg dich. Das Monster wurde verwundet und ist verärgert. Wenn es erwacht, wird es sich auch gestatten, dich im Nu auf der Stelle aufzufressen.“
Melikmemmed sagte:
„ Ich bin eben gekommen, um dieses Ungeheuer zu töten.“
Melikmemmed zog den Dolch heraus und begann den Fuß des Monsters zu durchbohren. Das Monster öffnete die Augen und sagte zu dem Mädchen :
„Lass nicht zu, dass die Fliege in meinen Fuß sticht!“
Melikmemmed hielt ein wenig inne und begann dann von neuem den Fuß des Monsters zu durchbohren. Das Monster öffnete die Augen und schrie :
„ Lass die Fliege nicht in meinen Fuß stechen.“
Dreimal hatte Melikmemmed den Fuß des Monsters durchbohrt. Das Dritte Mal erhob sich das Monster, verpasste dem Mädchen eine Ohrfeige und sagte:
„Habe ich dir nicht gesagt, die Fliege soll nicht in mein Bein stechen?“
Dieses Mal sprang Melikmemmed wie ein Löwe auf den Boden und packte das Monster. Darauf rangen sie miteinander vierzig Tage und vierzig Nächte. Keiner von beiden konnte besiegt werden. Schließlich waren alle beide geschwächt.
Das Monster sagte:
„ Ich weiß nicht, wer du bist und warum du hierher gekommen bist. Gewähr mir einen kleinen Aufschub, damit ich schlafe. Danach werden wir nochmals kämpfen.“
Melikmemmed war einverstanden. Das Monster legte seinen Kopf wieder auf die Knie des Mädchens und schlief. Als es aufwachte, begannen sie von neuem zu ringen. Auf diese Weise kämpften sie sieben Tage und sieben Nächte.
Das Mädchen sagte schließlich zu Melikmemmed:
„ Oh, junger Mann, in jener Nische gibt es ein gläsernes Gefäß. In jenem Glas hier ist das Leben des Monsters. Wenn du dieses zerschlägst, hat das Monster keine Kraft mehr.“
Melikmemmed sprang zu der Nische und warf das Glas auf den Boden. Aus dem Glas kam ein Vogel, der fliegen wollte, doch Melikmemmed erfasste ihn gleichzeitig. Das Monster wandte sich um und begann zu jammern :
„ Fasse diesen Vogel nicht an, ich gebe dir alles, was du dir auf dieser Welt wünschen magst. Töte diesen Vogel nicht, er ist mein Leben!“
Melikmemmed war nicht einverstanden und sagte :
„Das ist gerade das, was ich gesucht habe!“
Darauf riss er den Kopf des Vogels herunter und warf ihn zu Boden. Gleichzeitig fiel das Monster mit einem Knall auf das Bett und war tot.
Melikmemmed legte nach dem Tod des Monsters seinen Kopf auf die Knie des Mädchens und schlief sich aus. Nach einer Weile erhob er sich und ging durch das erste Zimmer.
Da sah Melikmemmed wie dort ein noch schöneres Mädchen saß, welches auf den Knien den Kopf eines schlafenden Monsters liegen hatte.
Als das Mädchen Melikmemmed erblickte, sagte es:
„ Oh junger Mann, wie schade um dich, gehe zurück und fliehe. Gleich wird das Monster aufwachen und dich zerstückeln.“
Melikmemmed sagte:
„Fürchte dich nicht, oh Mädchen, ihn werde ich auch töten.“
Melikmemmed zog das Schwert und begann den Fuß des Monsters zu durchbohren. Das Monster öffnete die Augen und sagte zu dem Mädchen :
„Gestatte nicht, dass die Fliege in meinen Fuß sticht!“
Nachdem Melikmemmed eine kleine Weile innegehalten hatte, durchbohrte er wieder den Fuß des Monsters, das Monster öffnete wieder die Augen und sagte:
„Lass die Fliege nicht in meinen Fuß stechen!“
Als Melikmemmed das dritte Mal in den Fuß des Monsters stach, erhob sich das Monster, gab dem Mädchen eine Ohrfeige und sagte:
„Habe ich dir nicht gesagt, die Fliege beißt in meinen Fuß?“
Melikmemmed begann wieder aufzuspringen und mit dem Monster zu ringen. Sie rangen 40 Tage und 40 Nächte und konnten einander nicht besiegen.
Darauf ließ Melikmemmed den Dämon schlafen, zerbrach das Glas in der Nische, fasste den Vogel, riss ihm den Kopf ab und ein Knall riss das Monster zu Boden und es war tot.
Melikmemmed hatte seinen Kopf auf die Knie des Mädchens gelegt, um sich etwas zu erholen, danach erhob er sich und betrat das dritte Zimmer. Hier saß eine Jungfrau, die noch viel schöner war als die beiden zuvor. Sie war so schön, dass man nicht essen und trinken konnte, ohne den Blick von ihr zu lassen.
Melikmemmed verliebte sich von ganz Herzen in das Mädchen. Und das Mädchen verliebte sich auch in Melikmemmed.
Das Mädchen flehte, ach junger Mann, wie schade um dich. Fliehe, verstecke dich. Wenn das Ungeheuer kommt, wird es dich fressen. Melikmemmed hörte nicht darauf und setzte sich ein wenig nieder, bis er wieder wahrnahm, wie es donnerte und blitzte und ein Ungeheuer wie ein Berg daherkam.
Sie kämpften 40 Tage und 40 Nächte. Dieses Monster hatte auch sein Leben in einem Glas. Melikmemmed nahm das Glas schnell und warf es zu Boden, trennte dem Vogel den Hals ab und das Monster war tot.
Gut gelaunt und voll Freude legte Melikmemmed sein Haupt auf die Knie des Mädchens und schlief.
Als Melikmemmed aus dem Schlaf erwacht war, versammelte er die Mädchen um sich und nahm die an Gewicht leichten wertvollen Dinge an sich und ging bis zum Brunnen.
Zuerst band er dem großen Mädchen das Seil um die Taille, damit die Brüder es hinaufzogen, dann dem mittleren Mädchen.
Als nun die Reihe an das jüngste Mädchen gekommen war, sagte dieses zu Melikmemmed:
„ Ich möchte zuerst dir das Seil um die Taille binden, damit sie dich hinaufziehen, dann steige auch ich hinauf. Ich fürchte, dass deine Brüder, wenn sie sehen, dass ich schöner bin als die anderen, aus Eifersucht das Seil abschneiden, so dass du in den Brunnen zurückfällst.“
Melikmemmed war nicht einverstanden.
Das Mädchen sagte weiters :
„ Jetzt bist du nicht einverstanden, so höre meinen Ausführungen zu: Wenn sie das Seil abschneiden, fällst Du neuerlich in den Brunnen hinab. Gleichzeitig kommen zwei miteinander kämpfende Widder, ein weißer und schwarzer. Der weiße Schafsbock wird den schwarzen verjagen, darauf besteige den weißen Schafbock. Wenn du den weißen Schafsbock besteigst, wirst du in die helle Welt gehen. Wenn du den schwarzen Schafbock besteigst wirst du in die dunkle Welt stürzen.“
Nachdem Melikmemmed den Worten des Mädchens zugehört hatte, band er ihm das Seil um die Taille und sie zogen das Mädchen hinauf. Als das jüngste Mädchen aus dem Brunnen gekommen war, begannen die Brüder aufmerksam zu werden und sagten .
„ Aber Melikmemmed wird das schöne Mädchen sich selbst nehmen, weil er der jüngste Bruder ist.“
Erfasst von Missgunst schnitten sie Melikmemmed am halben Weg das Seil ab. Als dieser hinplatschte, fiel er in den Brunnen hinab.
Im Brunnen setzte sich Melikmemmed betrübt nieder. Wie das Mädchen gesagt hatte, sah er auch wie der schwarze Schafbock seitlich vom weißen Widder zum Kämpfen kam. Melikmemmed sprang zur gleichen Zeit auf den Widder auf. Doch der weiße Widder hatte ihn zur Seite des schwarzen Widders geworfen. Als der schwarze Schafbock Melikmemmed hochhob, versank die Welt in Dunkelheit.
An diesem Ort kam Melikmemmed bei einem Baum zu Boden. So setzte er sich ein bisschen und sah, dass ein Drache den Baum hinaufkletterte. Der Drache hob sich ein bisschen hinauf, so dass er am Baum oben zu vielen schreienden Vogeljungen kam.
Es gab gerade auf diesem Baum das Nest des Vogels Zümrüd. So wie dieser Vogel Zümrüd zu gewissen Zeiten kam, um die aus dem Ei geschlüpften Kinder zu versorgen, kam auch der Drache, um die heranwachsenden Kinder zu fressen.
Auch diesmal kletterte der Drache auf den Baum hinauf, um wieder die Kinder Zümrüds zu fressen. Melikmemmed hatte ihn gesehen, zog schnell das Schwert und machte aus dem Drachen zwei Teile. Danach legte er sich unter den Baum und schlief.
Aber nun sprechen wir vom Vogel Zümrüd. Zümrüd war weg um das Essen für die Kinder zu besorgen. Als er zurückgekommen war, bemerkte er am Grund des Baumes eine dunkle Gestalt. So glaubte der Vogel, dass die Kinder von diesem Menschen gefressen würden. Schnell erfasste er mit dem Schnabel einen großen Stein und wollte ihn auf Melikmemmed werfen. Aber die Kinder stellten sich im Nest schreiend auf und sagten:
„ Der Drache wollte uns fressen, aber dieser junge Mann hat den Drachen getötet und uns gerettet.“
Nachdem der Vogel Zümrüd den Stein zur Seite geworfen hatte, deckte er Melikmemmed mit seinen Flügeln ab. Melikmemmed erwachte aus dem Schlaf und als er den Vogel erblickte, erschrak er sehr. Der Vogel sagte :
„ Egal wer du bist, habe keine Angst. Ich werde dir nichts Böses antun. Wie viele Jahre sind es nun gewesen, dass ich meine Kinder vermisst habe, die der von dir getötete Drache raubte. Jetzt hast du den Drachen getötet und meine Kinder vor dem Tod gerettet. Was möchtest du für diese gute Tat ?“
Melikmemmed erzählte dem Vogel von seinem verhängnisvollem Schicksal und sagte .
„ Ich wünsch mir nichts. Bringe mich nur in die helle Welt !“
Zümrüd sagte :
„Dann ist es nötig, dass du gehst und 40 Teile Fleisch sowie 40 Schläuche Wasser bringst.“
Melikmemmed wusste nicht, woher er 40 Teile Fleisch und 40 Schläuche Wasser nehmen sollte.
Der Vogel merkte Melikmemmeds Not, wie er das anstellen sollte und sagte:
„ Aber Melikmemmed, nach 40 Meilen Land gibt es das Land eines Padishahs. Ein Drache kam und nahm vorher das Wasser. So viele starke Kämpfer auch kamen, sie konnten ihn nicht töten. Es ist sieben Jahre her, dass der Drache das Wasser nahm. Jeden Tag wirft man ein Mädchen in seinen Schlund. Während der Drache das Mädchen frisst, fließt ein bisschen Wasser, so dass die Menschen auch Wasser schöpfen können. Ich sehe, dass du sehr kräftig bist. Gehe und töte diesen Drachen. Nimm von diesem Padishah 40 Teile Fleisch und 40 Teile Wasser. Wenn du alles, was ich dir gesagt habe, durchgeführt hast, entzünde diese Feder von mir und ich werde dir sofort zur Verfügung stehen und dich in die helle Welt hinausbringen.“
Nun gut, Melikmemmed nahm die Feder von dem Vogel und machte sich auf den Weg.
Er war ein bisschen gegangen, geradeaus gegangen, über Berg und Tal, über die Ebene gegangen und kam, wie Zümrüd gesagt hatte, dorthin, wo sich das Land des Padisha befand.
Als er allmählich an die Türe einer alten Frau gekommen war, sagte er:
„ Frau Tante, möchtest du einen Gast von Allah?“
Die alte Frau sagte :
„ Warum nicht ? Ich opfere mich sowohl Allah, als auch seinem Gast auf .“
Melikmemmed sah, dass die ganze Stadt in Trauer war.
Er fragte die alte Frau:
„ Frau Tante, warum trauern die Leute hier ?“
Die alte Frau sagte:
„Mein Sohn, ein Drache hat den Lauf des Wassers gestoppt. Jeden Tag werfen wir ein Mädchen in seinen Rachen und während der Drache frisst, fließt ein bisschen Wasser, so dass wir auch daran teilhaben. In dem Land sind die Mädchen zu Ende gegangen. Der Padishah hat nur eine einzige Tochter, die sein alles ist, die morgen in den Rachen des Drachen geworfen wird. Das ist der Grund, warum das Volk trauert.“
Melikmemmed schlief die Nacht im Haus der Alten. Als der Morgen anbrach, erfuhr er von der Alten den Ort des Drachen und ging dorthin. Er sah auch, dass alle Leute zusammen, trauernd wegen des Padishas Tochter, zu dem Wasserrohr gingen. Als man das Mädchen in den Rachen des Drachen werfen wollte, lief Melikmemmed schnell hinzu, zog das Schwert und stieß mit einem Schwerthieb so auf den Drachen ein, dass jener in zwei Teile zerfiel. Der Padishah wurde darüber benachrichtigt. Im Triumph wurde Melikmemmed im Beisein des Padishah hinweggetragen. Der Padishah hielt selbst Melikmemmed und sagte:
„ Oh, junger Mann, jener Drache hat alle meine Kämpfer gefressen. Du hast unser Land von dieser Last befreit. Jetzt komme, ich gebe dir mein Königreich, nimm auch meine Tochter und sei Herr meiner Krone.“
Melikmemmed verneigte sich höflich und sagte :
„ Padishah, es sei Ihnen Dank, ich wünsche von Ihnen keine Güter. Gebt mir nur 40 Pfund Fleisch und 40 Schlauch Wasser, damit ich in die helle Welt hinauskomme.“
Der Padishah befahl, dass man 40 Pfund Fleisch und 40 Schlauch Wasser bereitstelle. Melikmemmed nahm die Sachen und verabschiedete sich hierauf vom Padishah und lief zur Seite. In einem Zimmer berührte er die von Zümrüd übergebene Feder. Zümrüd war sofort da. Er lud das Fleisch auf den einen und das Wasser auf den anderen Flügel des Vogels. Er selbst bestieg den Rücken und sie machten sich auf den Weg. Der Vogel stieg zum Himmel auf und sie begannen sich von der finsteren Welt zu entfernen. Melikmemmed schaute hinunter und sah, dass die Erde wie ein Sieb erschien. Sie stiegen wieder ein Stück höher. Melikmemmed schaute wieder hinunter und merkte, wie die Erde noch mehr aus den Augen verschwand.
Als der Vogel „gra“ sagte, gab ihm Melikmemmed von dem Fleisch, als er „ gru“ sagte, gab ihm Melikmemmed von dem Wasser. Es blieb nur mehr ein kurzer Weg bis zur Helligkeit auf der Welt, als ein Pfund Fleisch aus der Hand Melikmemmeds auf die Erde herabfiel während der Vogel „gra“ sagte und Melikmemmed in seiner Bestürzung nicht wusste, was er tun sollte. Damit das aufhörte, holte er das Schwert heraus, schnitt ein Stück Fleisch aus seiner Wade und warf es dem Vogel in den Schnabel.
Zümrüd, der Vogel, erkannte, dass dieses Fleisch dem anderen nicht ähnelte und süß war. Weil das so war, legte er es unter die Zunge und aß es nicht.
Das letzte Stück zur Erde war auch vollbracht. Zümrüd brachte Melikmemmed hinaus in die helle Welt und stellte ihn von seinen Flügeln auf die Erde und sagte:
„Jetzt geh, Melikmemmed“
Melikmemmed sagte :
„ Geh du, ich werde alleine gehen.“
Zümrüd sagte:
„Nein, du sollst unbedingt gehen.“
Melikmemmed begann ziemlich hinkend zu gehen.
Zümrüd sagte:
„ Oh Junge, warum hinkst du so?“
Melikmemmed stellte nun den Sachverhalt klar und erzählte die Geschichte so:
„ Ich habe zusätzlich verheimlicht, dass das letzte Fleisch, dass ich dir gegeben habe, das Fleisch meiner Wade war.“
Der Vogel holte unter der Zunge das Fleisch heraus und klebte es auf die Wade Melikmemmeds. Ausspukend hatte er es aneinandergerieben. Danach zog er eine seiner eigenen Federn heraus, gab diese auch Melikmemmed und sagte :
„ Zu welcher Zeit du auch immer in eine Notlage gerätst, zünde diese Feder an und ich komme sofort und werde dich retten.“
Als der Vogel das gesagt hatte, flog er weg.
Melikmemmed kam allmählich zu einem Schneiderladen, trat ein und sagte:
„ Oh Meister lasse mich um Gottes Willen bei dir bleiben als Lehrling.“
Dem Meister tat er leid und er ließ ihn bei sich.
Melikmemmed nähte abgerissene Flicken an und war des Meisters Gehilfe.
Eines Tages kam ein Mann und berichtete, des Padishas großer Sohn heirate, er käme zu dem Meister, damit er ein Kleidungsstück nähe.
Der Schneider nahm erfreut seine Schere und begab sich in den Palast des Padishas.
Melikmemmed setzte sich ein wenig hin und als er den Laden geschlossen hatte, zog er sich in einen Winkel zurück. Er nahm die Feder des Vogels Zümrüd hervor und zündete sie an. Sofort war Zümrüd zur Stelle und sagte :
„Was steht mir zu Diensten?“
Melikmemmed sagte :
„Es komme sofort eine Garnitur gelber Kleider, ein Schwert, ein Schild und dazu ein gelbes schnelles Pferd!“
Zümrüd sagte:
„Jawohl“, und flog weg und wenig später geschah es, dass die von Melikmemmed geforderten Sachen zur Stelle waren.
Melikmemmed bekleidete sich flink, schnallte sich das Schwert um die Taille, zog das Schild durch den Ärmel und ritt auf dem Pferd vor den Palast des Padishah.
Die Stadtbevölkerung und das gesamte Heer hatte sich versammelt, um zuzusehen. Der große Sohn des Padishah ritt auch ein Pferd.
Melikmemmed trieb das Pferd auf den Platz, galoppierte dort zuerst nach vorne und diesmal auch an die Spitze, zog darauf das Schwert und stieß es dem großen Sohn des Padishah in den Hals.
Zunächst vermischte sich das Heer mit dem Volk. Jeder stürzte Melikmemmed nach und drückte Pfeile auf ihn ab. Melikmemmed galoppierte das Pferd schnellstens so, dass es aus dem Blickfeld verschwand.
Er war schon wieder zu dem Laden gekommen, hatte ihn aufgesperrt und sich niedergesetzt. Kurze Zeit darauf kam einsam und völlig zerknirscht der Schneider zu dem Laden. Melikmemmed erhob sich und fragte scheinheilig was geschehen sei.
Der Meister sagte :
„ Welches Geschick! Vor dem Palast des Padishahs kam von irgendwoher über das Wasser geritten, ein gelb gekleideter Reiter, galoppierte das Pferd ein wenig dort und hier an die Spitze, zog darauf das Schwert und stieß es in den Hals des Königssohnes. Sie stürzten ihm nach, konnten ihn aber nicht fassen.“
Melikmemmed heuchelte Bedauern und ging dann und setzte sich auf seinen Platz.
Inzwischen war einige Zeit vergangen. Es war der vierzigste Tag.
Eines Tages kam schon wieder ein Mann, weil des Padishas mittlerer Sohn heiratete und der Meister kommen sollte, das Kleidungsstück zu nähen. Der Schneider nahm hocherfreut seine Schere und machte sich auf den Weg. Melikmemmed blieb wieder im Laden.
Nachdem der Meister gegangen war, erhob sich Melikmemmed und schloss den Laden. Er überquerte wieder jene Straße und zündete Zümrüds Feder an.
Sofort erschien Zümrüd und fragte :
„ Was steht mir zu Diensten ?“
Melikmemmed sagte:
„ Bringe mir sofort ein rotes Gewand, ein Schwert, ein Schild und auch ein rotes Pferd.“
Zümrüd hatte eben gesagt:
„ So sei es !“ als im selben Augenblick das Pferd und die Kleidungsstücke erschienen waren.
Melikmemmed hatte sich schnellstens bekleidet und eilte in Richtung zum Palast des Padishahs. Dort war wieder eine Heerestruppe, die Volksmenge hatte sich versammelt und schaute zu, wie das Pferd des Sohnes des Padishahs galoppierte. Melikmemmed trieb das Pferd auf den Platz, trieb es einmal dorthin, einmal dahin und schlug danach das Schwert auf den Kopf des mittleren Königssohnes, galoppierte auf den Platz und entfloh. Wie sehr das Heer auch dahinter war, es konnte das galoppierende Pferd nicht anhalten, der hinterher gesandte Pfeil konnte nicht treffen.
Die Bevölkerung und das Heer kleidete sich nochmals schwarz und trauerte.
Melikmemmed kam in den Laden und zog sich um. Wieder kam der Schneider völlig verstört und zerknirscht zurück.
Melikmemmed sagte:
„ Oh, Meister, was ist euch widerfahren, dass ihr jedes Mal so verstört und zerknirscht zurückkommt ?“
„ Wer auch immer der Verbrecher war, es ist ein rot Gekleideter mit einem Pferd gekommen und hat den einzigen, dem Padishah verbliebenen Sohn in den Hals gestochen und ist entflohen. So sehr das Heer ihn auch verfolgte, sie konnten ihn nicht fassen, sie haben Pfeile abgeschossen, sie konnten ihn aber nicht treffen.“
Seit diesem Ereignis war einige Zeit vergangen. Ein Jahr war vorüber, ein Monat, ein Tag, seit dem wieder im Laden des Meisters sein Gehilfe saß. Plötzlich sagte der Schüler zum Meister :
„ Steh auf und gehe ! Der Padishah gibt Dir die Belohnung, da ich seinen jüngsten Sohn gefunden habe.“
Der Meister gab zur Antwort :
„ He Junge, bist du verrückt ? Wenn der Padishah fragt, wo ich seinen jüngsten Sohn gefunden habe, was soll ich ihm antworten?“
Melikmemmed berichtete dem Schneider über sein Schicksal. Darüber erfreut ging nun der Schneider in den Palast des Padishah.
Als er so durch das Tor das Innere betrat und in der Eile mit dem Fuß an einem Stein hängen geblieben war, fiel er auf den Boden. Der Padishah, der ihn aus dem Fenster gesehen hatte, sagte :
„ Welche Nachricht kommt von dem eiligen Schneider ? Geht und bringt ihn hierher !“
Die Diener stürzten herbei und brachten den Schneider zu dem Padishah. Als der Schneider angekommen war, verbeugte er sich vor dem Padishah und sagte:
„Padishah, ich habe mich dir aufgeopfert, gib mir meine Belohnung, ich verrate dir den Platz, wo sich dein jüngster Sohn Melikmemmed befindet.“
Der Padishah wurde fast ohnmächtig und sagte:
„Melikmemmed starb in einem Brunnen. Kann ein Toter wieder auferstehen ?
Sag schnell, welche Nachricht du bringst!“
Der Schneider sagte:
„Gib mir die Belohnung und ich werde es sagen.“
Der Padishah hatte das Versprechen gegeben, dass er jenem soviel Gold gebe wie er schwer sei. Der Schneider hatte die Nachricht vom Schicksal Melikmemmeds überbracht.
Der Padishah sagte :
„Ein Geschenk dem Schneider !“
Dem Schneider wurde sofort soviel Belohnung übergeben, dass er diese nicht wegbringen konnte. Der Vezir und der Vekil eilten herbei und gingen zu dem Laden um Melikmemmed. Als sie den Sohn des Padishah selbst gesehen hatten, küssten sie ihn und brachten ihn danach ins Bad, er wurde in das ihm gebührende königliche Gewand gekleidet und man erschien dann vor dem Padishah. Dieser küsste und umarmte ihn und drückte ihn ans Herz.
Melikmemmed erzählte nun seinem Vater seine Geschichte:
„ Vater, der, der meine Brüder getötet hat, war ich. Von dem Brunnen, wo ich mich einige Zeit mit Dämonen herumgeschlagen habe, brachte ich drei Mädchen mit. Aber ist es statthaft, dass jene das Seil durchschnitten, damit ich auf den Grund des Brunnen fiel, so dass sie meine Verlobte selbst übernahmen?“
Der Padishah küsste den Sohn auf die Stirne und war dankbar, dass jener heil und gesund war. Das große Mädchen gab er dem Sohn des Veziers, das mittlere dem Sohn des Vekils, das jüngste Mädchen aber gab er Melikmemmed. Vierzig Tage und Nächte feierten sie Hochzeit. Sie aßen und zogen von einem Ort zum anderen. Wenn Sie auch essen, ziehen sie zu Freunden.
Von oben fielen drei Äpfel : einer für mich, einer für dich und einer für den Märchenerzähler.
Der Padischah erhob sich im Morgengrauen und ging in den Garten um den Apfel zu pflücken und zu essen, aber er sah, dass der Apfel bereits gepflückt worden war. Enttäuscht kehrte er zurück. So war es einen Tag, so war es 5 Tage und als er schließlich die Nase voll hatte, rief er seinen ältesten Sohn zu sich. Als der Sohn zu seinem Vater kam, sagte er, indem er das Haupt senkte:
„Vater ich bin dein Diener, was steht dir zu Diensten?“
Sein Vater sagte :
„Gibt es so etwas? Ich, der Padischah, verfehle in meinem Garten immerzu den Apfel. Ich habe noch keinen davon gegessen. Du musst um jeden Preis den Dieb fassen, damit er bestraft wird.“
Nachdem der Knabe seinem Vater die Hand geküsst hatte, entfernte er sich, nahm Pfeil und Bogen, zog die Kampfkleidung über und ging in den Garten. Der Junge wartete eine Stunde, er wartete zwei Stunden und zur Stunde als der Apfel reifte übermannte ihn der Schlaf. Als er nach einer Zeit aufwachte, sah er, dass am Baum kein Apfel war, er war gepflückt worden.
Des Padischahs großer Sohn kehrte niedergeschlagen nach Hause zurück.
Am Tag danach, sagte der Padischah zu seinem mittleren Sohn:
„Gibt es so etwas? Ich, der Padischah, verfehle in meinem Garten immerzu den Apfel. Ich habe noch keinen davon gegessen. Du musst um jeden Preis den Dieb fassen, damit er bestraft wird.“
Nachdem der mittlere Sohn seines Vaters Hand geküsst hatte, entfernte er sich, nahm Pfeil und Bogen, zog ein Gewand über und ging in den Garten. Auch dieser wartete eine Stunde, er wartete zwei Stunden und als schließlich der Apfel reifte, wurde er schläfrig und legte sich hin. Als er nach einer Stunde erwachte sah er, dass der Apfel gepflückt war. Verärgert kehrte er heim.
Diese Neuigkeit hörte der jüngste Sohn des Padischah, Melikmemmed. Er kam zu seinem Vater und als er sich verneigt hatte, sagte er :
„Vater, gib mir die Erlaubnis, dass ich es auch unternehme und den Apfelbaum bewache.“
Sein Vater antwortete :
„Das haben vor dir schon die großen Brüder gesagt, sie würden den Apfelbaum bewachen, um den Dieb zu fassen, aber sie konnten ihn nicht fassen und kehrten verärgert zurück. Jetzt kommst du, wie wirst du zurückkehren ?“
Melikmemmed flehte seinen Vater an, ihm die Erlaubnis zu geben. Sein Vater gab hilflos die Erlaubnis. Melikmemmed kehrte guter Dinge und voll Freude in sein eigenes Zimmer zurück.
Als der Tag zur Neige ging und der Abend gekommen war, zog sich Melikmemmed flink an, nahm Pfeil und Bogen und ging in den Garten . Wie seine Brüder wartete er eine Stunde, zwei Stunden und merkte schließlich wie der Schlaf kam. Er holte seinen Dolch heraus und ritzte sich in die Fingerspitze und streute auf die Stelle Salz. Die Nacht bis zum Morgen konnte er wegen des schmerzenden Daumen nicht einschlafen.
Vor Sonnenaufgang vernahm er etwas wie einen Knall, ein ausbrechendes Gebrüll, doch was auch immer… Er erhob sich und versteckte sich hinter einem Baum, damit er sehe, was es sei.
Nach einer Zeit sah er wie ein Ungeheuer in der Größe eines Minaretts kam, wenn ein Mensch es sieht, bleibt ihm das Herz stehen, man könnte glauben, ein Vesuv kommt.
Melikmemmed biss sich erstaunt in den Finger und sagte sich : „Aha, das ist der Apfeldieb gewesen.“
Als das Ungeheuer in die nächste Nähe des Apfelbaums kam, schlug Melikmemmed unvermutet auf dessen Kopf, so dass sein Schwert durch den Schlag in zwei Teile zerfiel und der Griff zu Boden fiel. Das Monster kehrte zur gleichen Zeit um und entfloh mit Gebrüll.
Als der Morgen kam, sammelte Melikmemmed die Äpfel ein und legte sie in einen Behälter, obenauf legte er auch ein Tuch und trug sie zu seinem Vater. Als der Padischah die Äpfel sah, war er sehr erfreut.
Melikmemmed sagte :
„ Oh Vater, gib mir die Erlaubnis, dass ich das Monster aufspüre und es töte.“
Der Padischah war einverstanden. Er gab Melikmemmed auch eine Truppe mit, die anderen Söhne kamen auch mit und sie verabschiedeten sich.
Sie gingen ein bisschen, sie gingen geradeaus, gingen abwärts, aufwärts, auf der Ebene und kamen zu einem Brunnen. Sie wussten, dass das Monster diesen Brunnen aufsuchen würde.
Auf der Öffnung des Brunnens lag ein Mühlstein. Die Königssöhne wollten den Stein beseitigen, um in das Innere zu gelangen. Als erster griff der älteste Sohn auf den Stein, doch wie sehr er sich auch bemühte, er konnte ihn nicht weiterbewegen. Der mittlere Bruder bewegte ihn etwas besser vorwärts, aber er strengte sich auch sehr an, der Stein kam nicht von der Stelle. Nun kam die Reihe an Melikmemmed. Dieser packte den Stein, gab ihm einmal einen Stoß, hob den Stein hoch und warf ihn zur Seite. Unmittelbar danach, als er ihn zur Seite geworfen hatte, sollte man zum Monster in den Brunnen gelangen.
Wieder schritt der große Junge voran und sagte:
„Es ist nötig, dass ihr mich herunterlasst !“
Sie sagten:
„Gut.“
Gleichzeitig hielt er ein Seil hin, sie knüpften es um seine Taille und begannen ihn in den Brunnen hinabzulassen. Als sie ihn ein Stück heruntergelassen hatten, begann er laut zu schreien :
„Au, ich brenne an, zieht mich hinauf !“
Sie zogen den ältesten Königssohn hinauf. Der mittlere Bruder kam heran und sagte :
„ Lasst mich in den Brunnen herab. Ich gehe zum Monster.“
Sie waren wieder einverstanden, banden ihm das Seil um die Taille und ließen ihn in den Brunnen hinab. Sie hatten den mittleren Sohn des Padischah erst ein Stück in den Brunnen herabgelassen, als aus dem Brunnen die Stimme kam :
„Au, ich brenne an, zieht mich hoch !“
Sie zogen ihn wieder hoch.
Endlich kam Melikmemmed an die Reihe. Er kam her und sagte:
„Lasst mich in den Brunnen hinab, aber soviel ich auch, ich brenne, schreien mag, hört nicht hin.“
Als Melikmemmed in den Brunnen herabgelassen worden war, war es den Brüdern als ob jemand zu schreien begonnen hätte:
„ Au, ich verbrenne, zieht mich hinauf !“
Diese Stimme hörten sie nicht.
Melikmemmed war ein Stückchen weiter unten abgestiegen und merkte, das die Hitze allmählich nachließ. Als er scheinbar den Grund des Brunnens erreicht hatte, sah er sich einmal auf der einen dann auf der anderen Seite um und bemerkte, dass es einen Weg gab. Er löste das Seil an der Taille und begann gleichzeitig den Weg zu gehen.
Melikmemmed war ein Stück gegangen, viel gegangen und kam schließlich zu einem Raum. Als er die Türe geöffnet hatte, trat er in ein leeres Zimmer und sah, dass in diesem Zimmer auch eine Türe war, als er diese Türe öffnete, war er in einem weiteren Zimmer mit einer Türe, als er diese öffnete, betrat er ein weiteres Zimmer, auch hier öffnete er die Türe. Am Ende hatte Melikmemmed die siebente Türe geöffnet. Hier sah er eine so schöne junge Frau, dass man nichts mehr essen und trinken, sondern sie nur mehr bewundern konnte.
Ein Monster hatte das Haupt auf die Knie des Mädchens gelegt und schlief. Als das Mädchen Melikmemmed erblickte, sagte es :
„ Oh junger Mann, wer bist du, was führt dich hierher ? Schade um dich, laufe und verbirg dich. Das Monster wurde verwundet und ist verärgert. Wenn es erwacht, wird es sich auch gestatten, dich im Nu auf der Stelle aufzufressen.“
Melikmemmed sagte:
„ Ich bin eben gekommen, um dieses Ungeheuer zu töten.“
Melikmemmed zog den Dolch heraus und begann den Fuß des Monsters zu durchbohren. Das Monster öffnete die Augen und sagte zu dem Mädchen :
„Lass nicht zu, dass die Fliege in meinen Fuß sticht!“
Melikmemmed hielt ein wenig inne und begann dann von neuem den Fuß des Monsters zu durchbohren. Das Monster öffnete die Augen und schrie :
„ Lass die Fliege nicht in meinen Fuß stechen.“
Dreimal hatte Melikmemmed den Fuß des Monsters durchbohrt. Das Dritte Mal erhob sich das Monster, verpasste dem Mädchen eine Ohrfeige und sagte:
„Habe ich dir nicht gesagt, die Fliege soll nicht in mein Bein stechen?“
Dieses Mal sprang Melikmemmed wie ein Löwe auf den Boden und packte das Monster. Darauf rangen sie miteinander vierzig Tage und vierzig Nächte. Keiner von beiden konnte besiegt werden. Schließlich waren alle beide geschwächt.
Das Monster sagte:
„ Ich weiß nicht, wer du bist und warum du hierher gekommen bist. Gewähr mir einen kleinen Aufschub, damit ich schlafe. Danach werden wir nochmals kämpfen.“
Melikmemmed war einverstanden. Das Monster legte seinen Kopf wieder auf die Knie des Mädchens und schlief. Als es aufwachte, begannen sie von neuem zu ringen. Auf diese Weise kämpften sie sieben Tage und sieben Nächte.
Das Mädchen sagte schließlich zu Melikmemmed:
„ Oh, junger Mann, in jener Nische gibt es ein gläsernes Gefäß. In jenem Glas hier ist das Leben des Monsters. Wenn du dieses zerschlägst, hat das Monster keine Kraft mehr.“
Melikmemmed sprang zu der Nische und warf das Glas auf den Boden. Aus dem Glas kam ein Vogel, der fliegen wollte, doch Melikmemmed erfasste ihn gleichzeitig. Das Monster wandte sich um und begann zu jammern :
„ Fasse diesen Vogel nicht an, ich gebe dir alles, was du dir auf dieser Welt wünschen magst. Töte diesen Vogel nicht, er ist mein Leben!“
Melikmemmed war nicht einverstanden und sagte :
„Das ist gerade das, was ich gesucht habe!“
Darauf riss er den Kopf des Vogels herunter und warf ihn zu Boden. Gleichzeitig fiel das Monster mit einem Knall auf das Bett und war tot.
Melikmemmed legte nach dem Tod des Monsters seinen Kopf auf die Knie des Mädchens und schlief sich aus. Nach einer Weile erhob er sich und ging durch das erste Zimmer.
Da sah Melikmemmed wie dort ein noch schöneres Mädchen saß, welches auf den Knien den Kopf eines schlafenden Monsters liegen hatte.
Als das Mädchen Melikmemmed erblickte, sagte es:
„ Oh junger Mann, wie schade um dich, gehe zurück und fliehe. Gleich wird das Monster aufwachen und dich zerstückeln.“
Melikmemmed sagte:
„Fürchte dich nicht, oh Mädchen, ihn werde ich auch töten.“
Melikmemmed zog das Schwert und begann den Fuß des Monsters zu durchbohren. Das Monster öffnete die Augen und sagte zu dem Mädchen :
„Gestatte nicht, dass die Fliege in meinen Fuß sticht!“
Nachdem Melikmemmed eine kleine Weile innegehalten hatte, durchbohrte er wieder den Fuß des Monsters, das Monster öffnete wieder die Augen und sagte:
„Lass die Fliege nicht in meinen Fuß stechen!“
Als Melikmemmed das dritte Mal in den Fuß des Monsters stach, erhob sich das Monster, gab dem Mädchen eine Ohrfeige und sagte:
„Habe ich dir nicht gesagt, die Fliege beißt in meinen Fuß?“
Melikmemmed begann wieder aufzuspringen und mit dem Monster zu ringen. Sie rangen 40 Tage und 40 Nächte und konnten einander nicht besiegen.
Darauf ließ Melikmemmed den Dämon schlafen, zerbrach das Glas in der Nische, fasste den Vogel, riss ihm den Kopf ab und ein Knall riss das Monster zu Boden und es war tot.
Melikmemmed hatte seinen Kopf auf die Knie des Mädchens gelegt, um sich etwas zu erholen, danach erhob er sich und betrat das dritte Zimmer. Hier saß eine Jungfrau, die noch viel schöner war als die beiden zuvor. Sie war so schön, dass man nicht essen und trinken konnte, ohne den Blick von ihr zu lassen.
Melikmemmed verliebte sich von ganz Herzen in das Mädchen. Und das Mädchen verliebte sich auch in Melikmemmed.
Das Mädchen flehte, ach junger Mann, wie schade um dich. Fliehe, verstecke dich. Wenn das Ungeheuer kommt, wird es dich fressen. Melikmemmed hörte nicht darauf und setzte sich ein wenig nieder, bis er wieder wahrnahm, wie es donnerte und blitzte und ein Ungeheuer wie ein Berg daherkam.
Sie kämpften 40 Tage und 40 Nächte. Dieses Monster hatte auch sein Leben in einem Glas. Melikmemmed nahm das Glas schnell und warf es zu Boden, trennte dem Vogel den Hals ab und das Monster war tot.
Gut gelaunt und voll Freude legte Melikmemmed sein Haupt auf die Knie des Mädchens und schlief.
Als Melikmemmed aus dem Schlaf erwacht war, versammelte er die Mädchen um sich und nahm die an Gewicht leichten wertvollen Dinge an sich und ging bis zum Brunnen.
Zuerst band er dem großen Mädchen das Seil um die Taille, damit die Brüder es hinaufzogen, dann dem mittleren Mädchen.
Als nun die Reihe an das jüngste Mädchen gekommen war, sagte dieses zu Melikmemmed:
„ Ich möchte zuerst dir das Seil um die Taille binden, damit sie dich hinaufziehen, dann steige auch ich hinauf. Ich fürchte, dass deine Brüder, wenn sie sehen, dass ich schöner bin als die anderen, aus Eifersucht das Seil abschneiden, so dass du in den Brunnen zurückfällst.“
Melikmemmed war nicht einverstanden.
Das Mädchen sagte weiters :
„ Jetzt bist du nicht einverstanden, so höre meinen Ausführungen zu: Wenn sie das Seil abschneiden, fällst Du neuerlich in den Brunnen hinab. Gleichzeitig kommen zwei miteinander kämpfende Widder, ein weißer und schwarzer. Der weiße Schafsbock wird den schwarzen verjagen, darauf besteige den weißen Schafbock. Wenn du den weißen Schafsbock besteigst, wirst du in die helle Welt gehen. Wenn du den schwarzen Schafbock besteigst wirst du in die dunkle Welt stürzen.“
Nachdem Melikmemmed den Worten des Mädchens zugehört hatte, band er ihm das Seil um die Taille und sie zogen das Mädchen hinauf. Als das jüngste Mädchen aus dem Brunnen gekommen war, begannen die Brüder aufmerksam zu werden und sagten .
„ Aber Melikmemmed wird das schöne Mädchen sich selbst nehmen, weil er der jüngste Bruder ist.“
Erfasst von Missgunst schnitten sie Melikmemmed am halben Weg das Seil ab. Als dieser hinplatschte, fiel er in den Brunnen hinab.
Im Brunnen setzte sich Melikmemmed betrübt nieder. Wie das Mädchen gesagt hatte, sah er auch wie der schwarze Schafbock seitlich vom weißen Widder zum Kämpfen kam. Melikmemmed sprang zur gleichen Zeit auf den Widder auf. Doch der weiße Widder hatte ihn zur Seite des schwarzen Widders geworfen. Als der schwarze Schafbock Melikmemmed hochhob, versank die Welt in Dunkelheit.
An diesem Ort kam Melikmemmed bei einem Baum zu Boden. So setzte er sich ein bisschen und sah, dass ein Drache den Baum hinaufkletterte. Der Drache hob sich ein bisschen hinauf, so dass er am Baum oben zu vielen schreienden Vogeljungen kam.
Es gab gerade auf diesem Baum das Nest des Vogels Zümrüd. So wie dieser Vogel Zümrüd zu gewissen Zeiten kam, um die aus dem Ei geschlüpften Kinder zu versorgen, kam auch der Drache, um die heranwachsenden Kinder zu fressen.
Auch diesmal kletterte der Drache auf den Baum hinauf, um wieder die Kinder Zümrüds zu fressen. Melikmemmed hatte ihn gesehen, zog schnell das Schwert und machte aus dem Drachen zwei Teile. Danach legte er sich unter den Baum und schlief.
Aber nun sprechen wir vom Vogel Zümrüd. Zümrüd war weg um das Essen für die Kinder zu besorgen. Als er zurückgekommen war, bemerkte er am Grund des Baumes eine dunkle Gestalt. So glaubte der Vogel, dass die Kinder von diesem Menschen gefressen würden. Schnell erfasste er mit dem Schnabel einen großen Stein und wollte ihn auf Melikmemmed werfen. Aber die Kinder stellten sich im Nest schreiend auf und sagten:
„ Der Drache wollte uns fressen, aber dieser junge Mann hat den Drachen getötet und uns gerettet.“
Nachdem der Vogel Zümrüd den Stein zur Seite geworfen hatte, deckte er Melikmemmed mit seinen Flügeln ab. Melikmemmed erwachte aus dem Schlaf und als er den Vogel erblickte, erschrak er sehr. Der Vogel sagte :
„ Egal wer du bist, habe keine Angst. Ich werde dir nichts Böses antun. Wie viele Jahre sind es nun gewesen, dass ich meine Kinder vermisst habe, die der von dir getötete Drache raubte. Jetzt hast du den Drachen getötet und meine Kinder vor dem Tod gerettet. Was möchtest du für diese gute Tat ?“
Melikmemmed erzählte dem Vogel von seinem verhängnisvollem Schicksal und sagte .
„ Ich wünsch mir nichts. Bringe mich nur in die helle Welt !“
Zümrüd sagte :
„Dann ist es nötig, dass du gehst und 40 Teile Fleisch sowie 40 Schläuche Wasser bringst.“
Melikmemmed wusste nicht, woher er 40 Teile Fleisch und 40 Schläuche Wasser nehmen sollte.
Der Vogel merkte Melikmemmeds Not, wie er das anstellen sollte und sagte:
„ Aber Melikmemmed, nach 40 Meilen Land gibt es das Land eines Padishahs. Ein Drache kam und nahm vorher das Wasser. So viele starke Kämpfer auch kamen, sie konnten ihn nicht töten. Es ist sieben Jahre her, dass der Drache das Wasser nahm. Jeden Tag wirft man ein Mädchen in seinen Schlund. Während der Drache das Mädchen frisst, fließt ein bisschen Wasser, so dass die Menschen auch Wasser schöpfen können. Ich sehe, dass du sehr kräftig bist. Gehe und töte diesen Drachen. Nimm von diesem Padishah 40 Teile Fleisch und 40 Teile Wasser. Wenn du alles, was ich dir gesagt habe, durchgeführt hast, entzünde diese Feder von mir und ich werde dir sofort zur Verfügung stehen und dich in die helle Welt hinausbringen.“
Nun gut, Melikmemmed nahm die Feder von dem Vogel und machte sich auf den Weg.
Er war ein bisschen gegangen, geradeaus gegangen, über Berg und Tal, über die Ebene gegangen und kam, wie Zümrüd gesagt hatte, dorthin, wo sich das Land des Padisha befand.
Als er allmählich an die Türe einer alten Frau gekommen war, sagte er:
„ Frau Tante, möchtest du einen Gast von Allah?“
Die alte Frau sagte :
„ Warum nicht ? Ich opfere mich sowohl Allah, als auch seinem Gast auf .“
Melikmemmed sah, dass die ganze Stadt in Trauer war.
Er fragte die alte Frau:
„ Frau Tante, warum trauern die Leute hier ?“
Die alte Frau sagte:
„Mein Sohn, ein Drache hat den Lauf des Wassers gestoppt. Jeden Tag werfen wir ein Mädchen in seinen Rachen und während der Drache frisst, fließt ein bisschen Wasser, so dass wir auch daran teilhaben. In dem Land sind die Mädchen zu Ende gegangen. Der Padishah hat nur eine einzige Tochter, die sein alles ist, die morgen in den Rachen des Drachen geworfen wird. Das ist der Grund, warum das Volk trauert.“
Melikmemmed schlief die Nacht im Haus der Alten. Als der Morgen anbrach, erfuhr er von der Alten den Ort des Drachen und ging dorthin. Er sah auch, dass alle Leute zusammen, trauernd wegen des Padishas Tochter, zu dem Wasserrohr gingen. Als man das Mädchen in den Rachen des Drachen werfen wollte, lief Melikmemmed schnell hinzu, zog das Schwert und stieß mit einem Schwerthieb so auf den Drachen ein, dass jener in zwei Teile zerfiel. Der Padishah wurde darüber benachrichtigt. Im Triumph wurde Melikmemmed im Beisein des Padishah hinweggetragen. Der Padishah hielt selbst Melikmemmed und sagte:
„ Oh, junger Mann, jener Drache hat alle meine Kämpfer gefressen. Du hast unser Land von dieser Last befreit. Jetzt komme, ich gebe dir mein Königreich, nimm auch meine Tochter und sei Herr meiner Krone.“
Melikmemmed verneigte sich höflich und sagte :
„ Padishah, es sei Ihnen Dank, ich wünsche von Ihnen keine Güter. Gebt mir nur 40 Pfund Fleisch und 40 Schlauch Wasser, damit ich in die helle Welt hinauskomme.“
Der Padishah befahl, dass man 40 Pfund Fleisch und 40 Schlauch Wasser bereitstelle. Melikmemmed nahm die Sachen und verabschiedete sich hierauf vom Padishah und lief zur Seite. In einem Zimmer berührte er die von Zümrüd übergebene Feder. Zümrüd war sofort da. Er lud das Fleisch auf den einen und das Wasser auf den anderen Flügel des Vogels. Er selbst bestieg den Rücken und sie machten sich auf den Weg. Der Vogel stieg zum Himmel auf und sie begannen sich von der finsteren Welt zu entfernen. Melikmemmed schaute hinunter und sah, dass die Erde wie ein Sieb erschien. Sie stiegen wieder ein Stück höher. Melikmemmed schaute wieder hinunter und merkte, wie die Erde noch mehr aus den Augen verschwand.
Als der Vogel „gra“ sagte, gab ihm Melikmemmed von dem Fleisch, als er „ gru“ sagte, gab ihm Melikmemmed von dem Wasser. Es blieb nur mehr ein kurzer Weg bis zur Helligkeit auf der Welt, als ein Pfund Fleisch aus der Hand Melikmemmeds auf die Erde herabfiel während der Vogel „gra“ sagte und Melikmemmed in seiner Bestürzung nicht wusste, was er tun sollte. Damit das aufhörte, holte er das Schwert heraus, schnitt ein Stück Fleisch aus seiner Wade und warf es dem Vogel in den Schnabel.
Zümrüd, der Vogel, erkannte, dass dieses Fleisch dem anderen nicht ähnelte und süß war. Weil das so war, legte er es unter die Zunge und aß es nicht.
Das letzte Stück zur Erde war auch vollbracht. Zümrüd brachte Melikmemmed hinaus in die helle Welt und stellte ihn von seinen Flügeln auf die Erde und sagte:
„Jetzt geh, Melikmemmed“
Melikmemmed sagte :
„ Geh du, ich werde alleine gehen.“
Zümrüd sagte:
„Nein, du sollst unbedingt gehen.“
Melikmemmed begann ziemlich hinkend zu gehen.
Zümrüd sagte:
„ Oh Junge, warum hinkst du so?“
Melikmemmed stellte nun den Sachverhalt klar und erzählte die Geschichte so:
„ Ich habe zusätzlich verheimlicht, dass das letzte Fleisch, dass ich dir gegeben habe, das Fleisch meiner Wade war.“
Der Vogel holte unter der Zunge das Fleisch heraus und klebte es auf die Wade Melikmemmeds. Ausspukend hatte er es aneinandergerieben. Danach zog er eine seiner eigenen Federn heraus, gab diese auch Melikmemmed und sagte :
„ Zu welcher Zeit du auch immer in eine Notlage gerätst, zünde diese Feder an und ich komme sofort und werde dich retten.“
Als der Vogel das gesagt hatte, flog er weg.
Melikmemmed kam allmählich zu einem Schneiderladen, trat ein und sagte:
„ Oh Meister lasse mich um Gottes Willen bei dir bleiben als Lehrling.“
Dem Meister tat er leid und er ließ ihn bei sich.
Melikmemmed nähte abgerissene Flicken an und war des Meisters Gehilfe.
Eines Tages kam ein Mann und berichtete, des Padishas großer Sohn heirate, er käme zu dem Meister, damit er ein Kleidungsstück nähe.
Der Schneider nahm erfreut seine Schere und begab sich in den Palast des Padishas.
Melikmemmed setzte sich ein wenig hin und als er den Laden geschlossen hatte, zog er sich in einen Winkel zurück. Er nahm die Feder des Vogels Zümrüd hervor und zündete sie an. Sofort war Zümrüd zur Stelle und sagte :
„Was steht mir zu Diensten?“
Melikmemmed sagte :
„Es komme sofort eine Garnitur gelber Kleider, ein Schwert, ein Schild und dazu ein gelbes schnelles Pferd!“
Zümrüd sagte:
„Jawohl“, und flog weg und wenig später geschah es, dass die von Melikmemmed geforderten Sachen zur Stelle waren.
Melikmemmed bekleidete sich flink, schnallte sich das Schwert um die Taille, zog das Schild durch den Ärmel und ritt auf dem Pferd vor den Palast des Padishah.
Die Stadtbevölkerung und das gesamte Heer hatte sich versammelt, um zuzusehen. Der große Sohn des Padishah ritt auch ein Pferd.
Melikmemmed trieb das Pferd auf den Platz, galoppierte dort zuerst nach vorne und diesmal auch an die Spitze, zog darauf das Schwert und stieß es dem großen Sohn des Padishah in den Hals.
Zunächst vermischte sich das Heer mit dem Volk. Jeder stürzte Melikmemmed nach und drückte Pfeile auf ihn ab. Melikmemmed galoppierte das Pferd schnellstens so, dass es aus dem Blickfeld verschwand.
Er war schon wieder zu dem Laden gekommen, hatte ihn aufgesperrt und sich niedergesetzt. Kurze Zeit darauf kam einsam und völlig zerknirscht der Schneider zu dem Laden. Melikmemmed erhob sich und fragte scheinheilig was geschehen sei.
Der Meister sagte :
„ Welches Geschick! Vor dem Palast des Padishahs kam von irgendwoher über das Wasser geritten, ein gelb gekleideter Reiter, galoppierte das Pferd ein wenig dort und hier an die Spitze, zog darauf das Schwert und stieß es in den Hals des Königssohnes. Sie stürzten ihm nach, konnten ihn aber nicht fassen.“
Melikmemmed heuchelte Bedauern und ging dann und setzte sich auf seinen Platz.
Inzwischen war einige Zeit vergangen. Es war der vierzigste Tag.
Eines Tages kam schon wieder ein Mann, weil des Padishas mittlerer Sohn heiratete und der Meister kommen sollte, das Kleidungsstück zu nähen. Der Schneider nahm hocherfreut seine Schere und machte sich auf den Weg. Melikmemmed blieb wieder im Laden.
Nachdem der Meister gegangen war, erhob sich Melikmemmed und schloss den Laden. Er überquerte wieder jene Straße und zündete Zümrüds Feder an.
Sofort erschien Zümrüd und fragte :
„ Was steht mir zu Diensten ?“
Melikmemmed sagte:
„ Bringe mir sofort ein rotes Gewand, ein Schwert, ein Schild und auch ein rotes Pferd.“
Zümrüd hatte eben gesagt:
„ So sei es !“ als im selben Augenblick das Pferd und die Kleidungsstücke erschienen waren.
Melikmemmed hatte sich schnellstens bekleidet und eilte in Richtung zum Palast des Padishahs. Dort war wieder eine Heerestruppe, die Volksmenge hatte sich versammelt und schaute zu, wie das Pferd des Sohnes des Padishahs galoppierte. Melikmemmed trieb das Pferd auf den Platz, trieb es einmal dorthin, einmal dahin und schlug danach das Schwert auf den Kopf des mittleren Königssohnes, galoppierte auf den Platz und entfloh. Wie sehr das Heer auch dahinter war, es konnte das galoppierende Pferd nicht anhalten, der hinterher gesandte Pfeil konnte nicht treffen.
Die Bevölkerung und das Heer kleidete sich nochmals schwarz und trauerte.
Melikmemmed kam in den Laden und zog sich um. Wieder kam der Schneider völlig verstört und zerknirscht zurück.
Melikmemmed sagte:
„ Oh, Meister, was ist euch widerfahren, dass ihr jedes Mal so verstört und zerknirscht zurückkommt ?“
„ Wer auch immer der Verbrecher war, es ist ein rot Gekleideter mit einem Pferd gekommen und hat den einzigen, dem Padishah verbliebenen Sohn in den Hals gestochen und ist entflohen. So sehr das Heer ihn auch verfolgte, sie konnten ihn nicht fassen, sie haben Pfeile abgeschossen, sie konnten ihn aber nicht treffen.“
Seit diesem Ereignis war einige Zeit vergangen. Ein Jahr war vorüber, ein Monat, ein Tag, seit dem wieder im Laden des Meisters sein Gehilfe saß. Plötzlich sagte der Schüler zum Meister :
„ Steh auf und gehe ! Der Padishah gibt Dir die Belohnung, da ich seinen jüngsten Sohn gefunden habe.“
Der Meister gab zur Antwort :
„ He Junge, bist du verrückt ? Wenn der Padishah fragt, wo ich seinen jüngsten Sohn gefunden habe, was soll ich ihm antworten?“
Melikmemmed berichtete dem Schneider über sein Schicksal. Darüber erfreut ging nun der Schneider in den Palast des Padishah.
Als er so durch das Tor das Innere betrat und in der Eile mit dem Fuß an einem Stein hängen geblieben war, fiel er auf den Boden. Der Padishah, der ihn aus dem Fenster gesehen hatte, sagte :
„ Welche Nachricht kommt von dem eiligen Schneider ? Geht und bringt ihn hierher !“
Die Diener stürzten herbei und brachten den Schneider zu dem Padishah. Als der Schneider angekommen war, verbeugte er sich vor dem Padishah und sagte:
„Padishah, ich habe mich dir aufgeopfert, gib mir meine Belohnung, ich verrate dir den Platz, wo sich dein jüngster Sohn Melikmemmed befindet.“
Der Padishah wurde fast ohnmächtig und sagte:
„Melikmemmed starb in einem Brunnen. Kann ein Toter wieder auferstehen ?
Sag schnell, welche Nachricht du bringst!“
Der Schneider sagte:
„Gib mir die Belohnung und ich werde es sagen.“
Der Padishah hatte das Versprechen gegeben, dass er jenem soviel Gold gebe wie er schwer sei. Der Schneider hatte die Nachricht vom Schicksal Melikmemmeds überbracht.
Der Padishah sagte :
„Ein Geschenk dem Schneider !“
Dem Schneider wurde sofort soviel Belohnung übergeben, dass er diese nicht wegbringen konnte. Der Vezir und der Vekil eilten herbei und gingen zu dem Laden um Melikmemmed. Als sie den Sohn des Padishah selbst gesehen hatten, küssten sie ihn und brachten ihn danach ins Bad, er wurde in das ihm gebührende königliche Gewand gekleidet und man erschien dann vor dem Padishah. Dieser küsste und umarmte ihn und drückte ihn ans Herz.
Melikmemmed erzählte nun seinem Vater seine Geschichte:
„ Vater, der, der meine Brüder getötet hat, war ich. Von dem Brunnen, wo ich mich einige Zeit mit Dämonen herumgeschlagen habe, brachte ich drei Mädchen mit. Aber ist es statthaft, dass jene das Seil durchschnitten, damit ich auf den Grund des Brunnen fiel, so dass sie meine Verlobte selbst übernahmen?“
Der Padishah küsste den Sohn auf die Stirne und war dankbar, dass jener heil und gesund war. Das große Mädchen gab er dem Sohn des Veziers, das mittlere dem Sohn des Vekils, das jüngste Mädchen aber gab er Melikmemmed. Vierzig Tage und Nächte feierten sie Hochzeit. Sie aßen und zogen von einem Ort zum anderen. Wenn Sie auch essen, ziehen sie zu Freunden.
Von oben fielen drei Äpfel : einer für mich, einer für dich und einer für den Märchenerzähler.
Quelle: Märchen aus Aserbaidschan