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Märchenbasar

Prinz Felix auf der Suche nach dem Sinn des Lebens

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Vor Zeiten und noch länger davor lebten einmal in einem Königreich ein König und eine Königin, die sich sehnlichst ein Kind wünschten. Nach unzähligen Rechenergüssen des hochherrschaftlichen Mathematikers Formulus und fast ungenießbaren Zaubertränken des königlichen Magiers Partoval wurde ihr Wunsch endlich wahr. Die Königin gebar einen wunderschönen Knaben, dem sie den Namen Felix gaben.
Prinz Felix wuchs zu einem klugen, schönen, jungen Mann heran. Der König selbst war alt und müde geworden. Er wollte sich zur Ruhe setzen, um den Lebensabend zu genießen. Dies veranlasste den König, Felix zum Heiraten zu ermuntern. Doch Felix war noch nicht bereit, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Eine große Frage beschäftigte ihn schon seit langem. Und bevor er die Antwort nicht kannte, konnte und wollte er sich nicht der großen Aufgabe des Regierens stellen.
Da sein Vater der mächtigste Mann des Landes war, erwartete Felix, dass er ihm helfen könne. So marschierte er eines Tages in den Thronsaal. Der letzte Bittsteller war gerade gegangen und der König schien eingeschlafen zu sein. Felix setzte sich zu seinen Füßen, schaute ihm ins faltige, müde Gesicht und zupfte an dessen Hermelinumhang, um auf sich aufmerksam zu machen.
„Mein Sohn! Du hier? Was hast du? Bedrückt dich etwas?“, fragte der König verwundert und gähnte herzhaft.
„Vater, kannst du mir sagen, was der Sinn des Lebens ist?“
Der König schaute seinen Sohn überrascht an, dachte nach und meinte: „Der Sinn des Lebens besteht darin, das Königreich nach bestem Wissen und Gewissen zu regieren. Natürlich bedarf es auch der Gerechtigkeit gegenüber dem Volke!“
Felix hörte aufmerksam zu, dann ergänzte der König: „Mein Junge, lass mich dich in die Kunst des Regierens einführen, damit auch du ein guter König wirst, und ich mich endlich zur Ruhe setzen kann.“
Der Prinz senkte traurig seinen Kopf: „Vater, es tut mir leid. Aber ich bin noch nicht so weit. Gib mir noch etwas Zeit, bis ich mir über einiges klar geworden bin. Der Sinn des Lebens kann doch wohl nicht nur im Regieren liegen!“
Stille lag im Raum. Felix hatte ein schlechtes Gewissen, weil er seinen Vater enttäuschen musste, doch dieser antwortete schließlich: „Ich bin froh, mein Sohn, dass du dir Gedanken über den Sinn des Leben machst. Leider kann ich dir nicht wirklich weiterhelfen. Du musst selbst deine Erfahrungen sammeln. Frag doch mal unseren Mathematiker, er ist ein hoch intelligenter Mann. Er kann normalerweise alles berechnen, sagt er jedenfalls. Vielleicht hat er die Antwort auf deine Frage.“
Erleichtert erhob sich Felix. „Du bist mir also nicht böse, dass ich noch nicht dein Nachfolger werden möchte?“
„Nein, natürlich nicht“, lachte der König, „obwohl es wirklich schön gewesen wäre, wenn ich mit deiner Mutter eine Weltreise hätte machen können. Aber ich weiß nun, dass wir unsere Pläne wohl für unbestimmte Zeit verschieben müssen. Die Welt wird uns schon nicht davonlaufen.“
Felix umarmte seinen Vater, verließ den Thronsaal und suchte den hochherrschaftlichen Mathematiker Formulus auf. Der saß gerade an seinem Schreibtisch und erhob beim Eintreten des Besuchers nicht einmal den Blick. Sein Kopf schien zu rauchen, angestrengt brütete er über knifflige Formeln, konnte also keine Störung gebrauchen und schrie wütend: „Jetzt nicht! Ich bin so nahe dran, die Formel für das richtige Mischungsverhältnis der Zutaten für das Lieblingsgericht der Königin aufzuschreiben!“
„Entschuldigung! Dann komme ich später wieder“, erwiderte der Prinz kopfschüttelnd.
Der königliche Mathematiker sah kurz vom Schreibtisch auf, da er die Stimme des Prinzen erkannte, seinem Lieblingsschüler, und tat plötzlich sehr freundlich. „Ach, du bist es! Nein, nein, bleib nur hier. Ich bin schon fertig.“
Zögernd trat Felix näher.
„Was gibt es denn so Dringendes?“, wollte der Mathematiker wissen.
„Ach“, begann der Prinz, „eigentlich wollte ich dir eine Frage stellen. Ich möchte wissen, was der Sinn des Lebens ist?“
Lachend meinte Formulus: „Ja, das weiß doch jeder! Das Leben besteht aus einer angenommenen Anzahl von Jahren. Davon zählst du ungefähr ein Sechstel weg. Dieses Sechstel ist eigentlich nutzlos, denn da bist du noch ein Kind und verstehst eh nicht viel und kannst auch noch nicht rechnen. Auch die letzten zwei Sechstel sind nicht so wichtig. Die Sechstel und deren Hälfte, die dazwischen liegen, auf die musst du gut aufpassen. Schnell sind sie vorbei, ohne dass du die Zeit gut genutzt hast. Das ist, als ob du die mittlere Lebenszahl mit drei multiplizieren würdest und …“ Der Mathematiker schaute Felix an und fragte: „Spreche ich zu schnell, oder wieso machst du so ein merkwürdiges Gesicht? Soll ich das Ganze noch mal wiederholen?“
Da antwortete der Prinz: „Nein, nein, danke! Deine Berechnungen kann ich nicht nachvollziehen. Für mich ergibt sich aus diesem Komplizissimus überhaupt kein Sinn.“
„Jaaa! Nicht umsonst bin ich der beste Mathematiker des ganzen Landes“, gab Formulus mit Stolz geschwellter Brust von sich. „Aber wenn du mir nicht glaubst, dann geh doch zum königlichen Zauberer, der kann es dir sicher einfacher erklären, obwohl das Leben eine Wissenschaft für sich ist und damit sicher der Sinn ….“
„Danke für deine Hilfe!“, unterbrach ihn der Prinz und begab sich eilig aus der Rechenkammer des Mathematikers, um den Zauberer zu befragen.
Der Zauberer Partoval war gerade damit beschäftigt, in seinem Zauberbuch nach einem Trick für einen strahlend blauen Himmel zu suchen.
„Hallo, Partoval, darf ich dich stören?“, fragte der Prinz zaghaft.
„Natürlich, Prinz Felix, für dich nehme ich mir doch immer Zeit“, antwortete der Zauberer freundlich und hieß ihn sich setzen. „Was liegt dir am Herzen? Soll ich dir eine ganz besondere Krone herzaubern? Ich habe gehört, dass du demnächst auf dem Thron deines Vaters sitzen wirst.“
„Nein, danke! Das wird noch warten müssen. Aber ich habe eine Frage. Vielleicht kannst du mir weiterhelfen?“ Felix schaute dem Zauberer in die Augen. „Ich möchte wissen, was der Sinn des Lebens ist?“
Der Zauberer nahm seinen Zauberstab in die Hand und kratzte sich damit an der Stirn. Dann verschränkte er die Arme vor der Brust, schaute zur Decke seiner Giftmischerkammer, und um seinen Kopf herum flogen plötzlich kleine, silberne Sternchen. Felix kannte dieses Gehabe, denn so fing der Zauberer die wundersamsten Erleuchtungen ein. Jetzt tippte der mit seinem Zauberstab auf ein Sternchen, welches in seinem rechten Ohr verschwand. Wieder zu sich gefunden, schaute Partoval den Prinzen mit verklärten Augen an und sprach würdevoll: „Der Sinn des Lebens besteht darin, dass man sich ein Leben lang daran erinnern kann, wie Zaubersprüche funktionieren und wie man diese anzuwenden hat.“
„Aber ich kann doch gar nicht zaubern!“, rief Felix enttäuscht. „Worin besteht also mein Sinn des Lebens?“
Partoval zuckte zusammen. „Oh, daran habe ich gar nicht gedacht. Normalerweise fällt mir für alles der passende Zauberspruch ein. Komm morgen noch einmal wieder!“
Sichtlich enttäuscht verabschiedete sich Felix. An wen sollte er sich als nächstes wenden? Vielleicht könnte ihm der Leibkoch weiterhelfen! Schließlich kannte er fast alle Kochrezepte der Welt. Bisher hatte er es immer geschafft, dem König, der Königin und dem Prinzen die leckersten Gerichte, die man sich nur vorstellen konnte, auf den Tisch zu bringen.
„Ja, der Koch wird schon wissen, was es mit dem Sinn des Lebens auf sich hat“, dachte Felix und beeilte sich, in die Schlossküche zu kommen.

Der Koch war schwer beschäftigt, rührte hier und schmeckte da ab. Es dauerte nicht mehr lange bis zur Mittagszeit, das Essen musste fertig werden. Aber Felix wimmelte er nicht ab und fragte höflich: „Kann ich etwas für dich tun? Möchtest du ein bisschen von meiner köstlichen Suppe naschen so wie früher?“
„Nein, nein“, wehrte Felix ab, „deshalb bin ich nicht gekommen. Es geht um etwas Wichtigeres. Aber ich sehe, du hast viel zu tun. Besser ich komme später noch einmal!“
„Bleib nur hier, Prinz!“, sagte der Koch. „Du hast mich neugierig gemacht. Was gibt es denn Wichtigeres als mein Essen?“
„Sag, weißt du, worin der Sinn des Lebens besteht?“ Der Prinz sah den Koch mit flehenden Augen an, er wollte nicht wieder enttäuscht werden.
Lachend entgegnete der Koch: „Nichts leichter als das! Der Sinn des Lebens besteht darin, genügend Salz zum Kochen zu haben. Und natürlich auch Zucker, um das Leben zu versüßen!“
Der Koch hatte also auch keine wirkliche Antwort geben können.

Der Prinz schlenderte traurig durchs Schloss. Da begegnete ihm der Hofnarr. Verwundert über die scheinbare Wehmut seines geliebten Herrn blieb er vor ihm stehen, griff nach dessen Arm und fragte: „Prinz Felix, warum bist du so betrübt? Was macht dir denn solch große Sorgen, dass du deinen Kopf hängen lässt?“
Der Prinz schaute auf. „Ach du bist es! Wieso kann mir keiner sagen, worin der Sinn des Lebens besteht?“
Der Hofnarr setzte ein paar Mal an, um zu antworten, brachte aber keinen sinnvollen Satz zustande.
„Ich werde mich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens machen. Irgendjemand in der großen weiten Welt wird mir sicher Antwort geben können“, machte sich Felix Mut.
Der Hofnarr war auf einmal schrecklich aufgeregt, hüpfte herum und sagte: „Weißt du was, ich komme mit dir!“
„Das geht nicht, mein Vater braucht dich hier auf dem Schloss!“, entgegnete Felix.
„Aber was hilft es deinem Vater, wenn ich hierbleibe und nicht den Sinn des Lebens kenne! Dann hat vielleicht mein Leben gar keinen Sinn!“, meinte der Hofnarr und machte dabei ein so dummes Gesicht, dass der Prinz ihm lachend auf die Schulter klopfte und versprach ihn mitzunehmen.
Also machten sich die zwei auf die Suche. Der Prinz und der Hofnarr lebten in den Tag hinein, ohne zum Ziel zu kommen. Ihre Kleider waren schmutzig. Auch hatten sie kaum mehr Geld, um sich Unterkunft und Essen kaufen zu können.

In einem kleinen Dörfchen schauten die Bewohner die beiden misstrauisch an und wussten nicht, was sie von dem eigenartigen Paar halten sollten. Felix und der Hofnarr saßen am Straßenrand mit dem Rücken an eine Mauer gelehnt und ruhten sich aus. Ein vorüberkommender Mann, der selbst arm aussah, warf ihnen mitleidig ein kleines Stück Brot zu. Der Prinz wunderte sich darüber, wie selbstverständlich der Mann das bisschen, das er besaß, mit ihnen teilte. Nachdem sich die beiden erholt hatten, gingen sie immer noch hungrig weiter und kamen an einem Bauernhof vorbei. Weit und breit waren nur Wiesen und Felder zu sehen.
„Wie einsam muss es doch hier sein!“, dachte der Hofnarr.
Im Hof liefen ein paar Schweine herum, Hühner gackerten, ein Hahn, der sich wohl in der Zeit geirrt hatte, krähte sein Kickeriki und Katzen rannten davon.
Felix und dem Hofnarren knurrten die Mägen, und durstig waren sie auch. Also beschlossen sie, die Bewohner des Hofes um etwas Essbares und Wasser zu bitten. Der Hofnarr klopfte an die Haustür. Ein kleiner Junge öffnete die Tür und begann aus vollem Halse zu lachen.
„Was gibt es denn zu lachen?“, fragte der Hofnarr verwundert.
Der Junge hielt sich den Bauch und erwiderte mit Lachtränen in den Augen: „Du siehst zu lustig aus!“
„Wie meinst du das?“, wollte der Hofnarr wissen. „Was heißt hier lustig? Ich bin durstig!“
Wieder musste der Junge lachen: „Du siehst aus … na ja, eben wie ein Clown!“
„Was heißt hier, ich sehe aus wie ein Clown, ich bin ein Clown“, sagte der Hofnarr. „Nein, eigentlich bin ich Hofnarr. Ich bin der persönliche Hofnarr vom König, der Königin und vom Prinzen. Sieh mal dort!“ Der Hofnarr zeigte mit dem Finger auf den Prinzen, der einige Schritte hinter ihm im Schatten eines Baumes stand, und sagte voller Stolz: „Ja, sieh nur! Ich habe den Prinzen sogar mitgebracht!“
Da musste der Junge noch mehr lachen. Er lachte so laut, dass seine große Schwester Anna und seine Eltern herbeieilten. Sie begrüßten den Hofnarren und wollten wissen, was ihr Begehr wäre. Der Junge erzählte den Seinen die lustige Geschichte vom Hofnarren und seinem angeblichen Prinzen. Er konnte einfach nicht glauben, dass der eine Zerlumpte der Prinz des Königreiches sein sollte und der andere sein Hofnarr. Sicherlich erlaubten die beiden sich einen Scherz. Diese Vorstellung war auch für die Eltern und die Schwester des Jungen sonderbar. Sie wagten es jedoch nicht, die beiden als Lügner hinzustellen.
Schließlich gesellte sich Prinz Felix zum Hofnarren, und bestätigte, dass er der wahrhaftige Prinz sei. Zum Beweis dafür zeigte er den Leuten seinen Siegelring, ein kostbares Erbstück seines Urgroßvaters, König Richard dem Dritten.
Auf einmal wurde es mucksmäuschenstill. Dann fasste der Bauer seinen Sohn am Ärmel und befahl: „Sofort entschuldigst du dich beim Prinzen, dass du ihn ausgelacht hast!“ Zu Felix gewandt sagte er: „Eure Hoheit! Es tut mir von Herzen leid, was mein Sohn gesagt hat. Auch ich hätte nicht zu träumen gewagt, dass Ihr uns in unserem bescheidenen Heim einen Besuch abstatten würdet. Ihr müsst zugeben, dass Euer Schloss weit, weit entfernt von uns ist. Und jetzt steht Ihr persönlich vor uns. Seid herzlich willkommen!“
Schnell trug er seiner Frau und Tochter auf, sie möchten doch Essen für den Prinzen und seinen Begleiter herrichten, wandte sich an die unverhofften Gäste, bat sie in die Stube und entschuldigte sich: „Natürlich können wir Euch nicht das bieten, was Ihr in Eurem Schloss gewohnt seid. Wir sind einfache Leute, die von dem leben, was Feld und Garten hergeben. Aber wir sind zufrieden damit. Wir sind glücklich mit unserem Leben.“
Der Hofnarr und der Prinz freuten sich über die Einladung. Überhaupt gefielen Felix diese einfachen Leute ausnehmend gut. Sie waren herzlich und freundlich, sodass die beiden den ganzen Nachmittag in der Stube zubrachten. Wie schnell doch die Zeit verging! Schließlich war es schon zu spät, um ins nächste Dorf zu wandern. Die Dunkelheit brach bereits herein. Alle fühlten sich rundherum wohl und die einfachen Bauersleute vergaßen dann und wann, wen sie vor sich hatten, so lustig waren ihre Geschichten.
Felix blickte immer wieder verlegen die hübsche Tochter an. Sie besaß ein zauberhaftes Lächeln.
Irgendwann fragte sie den Prinzen: „Was macht Ihr so weit entfernt von Eurem Schloss?“
Da fiel dem Prinzen wieder der Grund der Reise ein. „Ach, wir sind auf der Suche nach einer Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Leider konnte mir bisher niemand eine Antwort darauf geben. Ich werde es wohl nie erfahren!“
Stille trat ein. Dann meldete sich der Bauer zu Wort: „Wenn ich mir diese Frage stelle, so weiß ich auch die Antwort. Ich verstehe nicht, was daran so schwierig ist? Für mich besteht der Sinn des Lebens darin, dass ich hier zusammen mit meiner Frau eine Familie gegründet und Kinder in die Welt gesetzt habe. Wir lieben einander und jeder steht für den andern ein. Wir haben alles, was wir zum Leben brauchen. Reichtum verdirbt nur den Charakter. Meine Familie ist für mich der Sinn des Lebens!“
Die Bäuerin sah ihren Mann zärtlich an. „Das stimmt! Für die Familie lohnt es sich zu leben!“
„Mir gefällt das Leben, wenn ich spielen und lachen kann. Ich freue mich jeden Tag aufs Neue, wenn die Sonne scheint. Sogar wenn ich meinem Vater bei der Arbeit helfe, singe ich und denke mir dabei ein neues Spiel aus. Denn, ist die Arbeit getan, darf ich spielen!“, meinte der kleine Junge. Sein Vater strich ihm durchs Haar und lächelte seinen Sohn an.
Felix hörte den Leuten gespannt zu. Unverhofft ergriff die Tochter das Wort: „Auch für mich besteht der Sinn des Lebens darin, glücklich und zufrieden zu sein. Und ich muss zugeben, ich war noch nie so glücklich wie heute. Ich freue mich wirklich sehr darüber, dass ihr beide hier seid!“ Beim letzten Satz schaute sie schüchtern zum Prinzen und errötete. Es bedurfte keiner weiteren Worte. Sie hatte sich in den Prinzen verliebt.
Verwundert schaute der Hofnarr den Prinzen an. „Felix, hast du das gehört? Eigentlich ist die Antwort ganz einfach! Wenn ich mich freuen und andere zum Lachen bringen kann, dann hat mein Leben einen Sinn!“
Jetzt verstand auch Felix. „Es gibt nicht nur eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens!“
„Richtig“, antworteten der Bauer, die Bäuerin, die Tochter, der kleine Junge und der Hofnarr wie aus einem Munde.
„Worin besteht dann mein Sinn des Lebens?“, fragte der Prinz.
„Das müsst Ihr selbst herausfinden!“, meinte der Bauer und zwinkerte ihm lächelnd zu.
Der Prinz schaute in die Runde. In den Augen der Menschen entdeckte er so viel Freude und Zuneigung. Da fiel ihm der Mann aus dem Dorf wieder ein, der ihm so selbstverständlich ein Stück Brot geschenkt hatte und sagte versonnen: „Wenn ich glücklich bin, dann fühle ich mich wohl. Und wenn ich mich wohl fühle, dann bin ich zufrieden mit meinem Leben. Glück und Zufriedenheit sind der Sinn meines Lebens. Dazu gehört natürlich auch, andere Menschen glücklich zu machen! Hofnarr, lass uns morgen in aller Frühe aufbrechen und ins Schloss zurückkehren. Ich möchte meinen Vater glücklich machen, indem ich sein Nachfolger werde. Ich möchte ein guter König werden. Ich möchte, dass es allen Menschen in meinem Königreich gut geht. Deshalb werde ich die Steuern senken und meinem Leibkoch auftragen eine Armenküche zu errichten. Kein Mensch in meinem Reich soll jemals Hunger leiden. Aber was brauche ich denn nun zum Glücklichsein?“ Seine Frage schwebte noch im Raum, da ruhten seine Augen unwillkürlich auf der lieblichen Gestalt von Anna. Ein wohliges Gefühl überkam ihn. Wie von selbst kamen die Worte: „Möchtest du meine Frau werden, um mit mir zusammen glücklich zu sein?“ über seine Lippen.
Das Mädchen zögerte keinen Moment und hauchte ihm ein inniges „JA!“ entgegen. Ihr Vater war keinesfalls überrascht, waren ihm doch die Blicke der beiden nicht entgangen, und er war durchaus einverstanden. Der Prinz hätte keine bessere Wahl treffen können. Sogar dem Hofnarren liefen Freudentränen über die Wangen.

Am nächsten Morgen machten sich der Hofnarr, der Prinz und seine zukünftige Gemahlin auf den Weg zurück ins Schloss. Von ihrer Reise brachten sie auch das große Geheimnis um den Sinn des Lebens mit: Für jeden hat das Leben einen anderen Sinn. Das Leben hat genau den Sinn, den wir ihm geben!

Und wenn König Felix nicht gestorben ist, so regiert er noch heute glücklich und zufrieden an der Seite seiner Königin das Reich, während die hoch herrschaftlichen Eltern endlich zu ihrer Weltreise kamen.

Quelle: Carmen Kofler

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