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Ritter Kunibert und Burgfräulein Kunigunde

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In der Ritterzeit lebte einmal ein Ritter namens Kunibert. Seine Mutter bedrängte ihn, sich endlich eine Frau zu suchen. Doch Kunibert hatte an allen etwas auszusetzen: die eine war ihm viel zu klein, die andere viel zu groß, die eine zu dick, die andere zu dünn, bei der einen gefiel ihm die Stimme nicht und bei der anderen war die Nase krumm.

Schließlich trafen drei wunderschöne Burgfräuleins ein. Kunibert verliebte sich sofort in sie, sodass er sich nicht entscheiden konnte. Alle besaßen ein freundliches Gesicht und strahlten Wärme und Herzlichkeit aus. In seiner Unentschlossenheit stellte er den drei Damen eine Aufgabe: „Diejenige von euch, die mir das Kostbarste und Wichtigste schenkt, soll meine Frau werden! Geht und kommt in drei Tagen wieder!“

Also machten sich die drei Burgfräuleins auf den Weg, um diese Aufgabe zu lösen. Das erste Fräulein ging nach Osten. Es ließ in der Stadt Münzen für Ritter Kunibert prägen. Sein Gesicht war auf der Münze abgebildet. Darunter stand in winzigen Buchstaben sein Name eingeritzt. Das zweite Burgfräulein ging nach Westen. Auch dieses hatte sich etwas Besonderes für den Ritter einfallen lassen und kaufte dem Ritter eine neue Rüstung aus Gold. Was wäre ein Ritter ohne seine Rüstung! Das dritte Mädchen aber musste nicht weit gehen. Es folgte einem Bächlein, bis es zum Ursprung der Quelle gelangte.

Nach drei Tagen kehrten alle zur Ritterburg zurück.
Gespannt erwartete Ritter Kunibert die drei Burgfräuleins. Welche Geschenke sie ihm wohl mitgebracht hatten?
Er öffnete das erste Päckchen, das geheimnisvoll umhüllt war und das gewiss etwas Kostbares und Wichtiges enthielt. Als er die Münzen sah und von allen Seiten genauestens betrachtete, schämte er sich: „Was, dieses Gesicht auf der Münze soll mein Ebenbild sein? Sehe ich so klein, schwach und hässlich aus? Nein, du bist nicht die Rechte!“
Das zweite überreichte siegessicher Ritter Kunibert eine riesige, schwere Truhe. Es war davon überzeugt, dass es das Richtige gefunden hatte. Doch da hatte es sich getäuscht. Ritter Kunibert schien sehr verärgert zu sein, eine neue Ritterrüstung zum Geschenk erhalten zu haben.
„Ich besitze über 20 verschiedene Ritterrüstungen. Ist dir denn nichts Besseres eingefallen?“
Nun blieb nur noch ein Geschenk übrig, das des dritten Burgfräuleins. Das dritte Burgfräulein überreichte ein zugeschraubtes Glas. Kunibert machte ein komisches Gesicht. Er schüttelte das Glas, nahm den Deckel ab und roch am Glas. Schließlich wagte er es, einen Schluck daraus zu trinken. Daraufhin wurde er über alle Maßen zornig wegen des aus seiner Sicht lächerlichen Geschenks: es war nur Wasser und vorauszusehen, dass er auch das dritte Burgfräulein namens Kunigunde ablehnte.

Kunigunde wanderte durchs Land und kam zu einem Wirtshaus. Dort suchte man nach einer Hilfskraft in der Küche. Da das Mädchen aus einer Ritterfamilie stammte, die durch eine Wette ihr gesamtes Hab und Gut verloren hatte, kam ihr diese Arbeit sehr gelegen. Kunigunde war klug und fleißig. Schon bald übertraf sie ihre Lehrmeisterin im Kochen. Die Leute erzählten sich landauf, landab von der vortrefflichen Köchin, die in diesem Wirtshaus war. Jedermann, der des Weges kam und noch ein paar Kreuzer in der Tasche klingeln hörte, kehrte ein, um sich einen leckeren Braten servieren zu lassen.

Nun reist ja nichts schneller um die Welt als das, was ein Mund dem anderen erzählt. So erreichte der Ruf der Köchin schließlich auch die Ohren der Mutter von Ritter Kunibert. Sein Geburtstag stand vor der Tür. Sie wollte ihm ein großes Fest bereiten, zu dem auch einige, schöne Frauen geladen werden sollten. Und wenn dann auch noch diese gute Köchin das Mahl für die Feier zubereiten würde, wäre alles perfekt. Wer weiß, vielleicht würde Ritter Kunibert endlich seine Liebste finden. Die Liebe geht ja bekanntlich durch den Magen. Am Festtag sollte es nur Speisen geben, die Ritter Kunibert schmeckten. Zuerst servierte die Köchin eine Linsensuppe. Ritter Kunibert konnte es kaum erwarten, seine Lieblingssuppe zu probieren. Er hatte nur Gutes von der neuen Köchin gehört. Kaum nahm er einen Löffel Suppe zu sich, warf er den Löffel zu Boden und spuckte die Linsen aus. Er rang nach Luft und Kunigunde reichte ihm schnell ein Glas Ritter Kunibert wollte daraus trinken, doch das Glas war leer. Er schrie: „Wasser! Ich brauche Wasser, sonst ersticke ich!“
Seinem Befehl gehorchend schüttete die Köchin etwas Wasser ins Glas und ließ den Ritter davon trinken. Nachdem es ihm wieder besser ging, fauchte er die Köchin an: „Was erlaubst du dir, mir ein leeres Glas zu geben. Du hast doch gesehen, dass ich fast erstickt wäre! Und überhaupt, was hast du mit der Linsensuppe gemacht? Die Linsen sind gar nicht gekocht, sondern steinhart!“
Da antwortete Kunigunde gelassen: „Fehlt dieser Speise denn etwas Wichtiges? Etwas Kostbares? Hast du nicht damals ein Burgfräulein verachtet, weil es dir ein Glas Wasser zum Geschenk machen wollte?“
Als Ritter Kunibert diese Worte hörte, erkannte er das Burgfräulein. Ihm wurde bewusst, wie kostbar Wasser war und dass man ohne Wasser nicht leben konnte.
Vor allen Gästen bat er Kunigunde um Verzeihung und bat sie, seine Frau zu werden. Denn sie hatte seine Aufgabe letztendlich fabelhaft gemeistert. Wie sich Kuniberts Mutter freute, als sie das hörte!

Ja, so kam es, dass schon bald darauf ein neues Fest gefeiert wurde: und zwar das Hochzeitsfest von den beiden. Dieses Fest dauerte so lange, dass niemand weiß, ob es überhaupt schon zu Ende ist.

Quelle: Carmen Kofler

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