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Es lebte einmal ein alter Mann mit seinem altem Weibe in einer schlechten Hütte. Sie hatten fünf Söhne, die jeder nur um ein Jahr im Alter von dem andern verschieden waren. Außer den beiden alten Leuten und ihren Söhnen befand sich kein anderer Mensch in der Hütte.
Eines Tages gingen Mann und Weib, wie öfter, hinaus auf die Wiese um das Gras zu mähen; die Kinder aber ließen sie allein zu Hause zurück, denn sie waren nun schon so groß, daß man sich nicht mehr um sie zu kümmern brauchte. Das Wetter war an diesem Tage sehr gut und die Kinder spielten im Freien in der Umgebung der Hütte.
Da kam ein altes, gebrechliches Mütterchen zu den Kindern und bat sie um einen Trunk Wassers, den sie ihm auch gaben. Als die Alte ihren Durst gestillt hatte, dankte sie ihnen freundlich und fragte sie, wie sie alle hießen.
Die Brüder antworteten, sie hätten keine Namen.
Da sagte das alte Mütterchen:
»Ich war sehr erfreut über den Trunk, den Ihr mir gegeben habt; denn ich verschmachtete beinahe vor Durst. Aber ich bin leider so arm, daß ich es Euch nicht lohnen kann, wie ich sollte. Ich will jedoch jedem von Euch einen Namen geben; der älteste heiße: ‚Wachtgut‘, der zweite ‚Hältgut‘, der dritte ‚Hautgut‘, der vierte ‚Spürtgut‘ und der fünfte ‚Klettertgut‘. Diese Namen gebe ich Euch für den erfrischenden Trunk und ich hoffe, daß sie Euch gute Zinsen tragen werden«.
Hierauf sagte das alte Mütterchen den Kindern Lebewohl, bat sie auch, daß sie sich ja ihre Namen gut merken möchten, und verließ sie.
Als des Abends die Eltern zur Hütte zurück kamen, fragten sie, ob sich während des Tages etwas Besonderes ereignet habe.
Die Brüder erzählten nun Alles, wie es war, und welche Namen ihnen das Mütterchen gegeben habe.
Das kam ihnen gar merkwürdig vor, den beiden alten Leuten, aber sie waren dabei doch ganz zufrieden.
Die Brüder wuchsen bei ihren Eltern auf, bis sie zu jungen Männern geworden waren. Da sagten sie einmal, daß sie jetzt die Hütte verlassen und anderwärts ihr Fortkommen suchen wollten.
Die Eltern hatten nichts dagegen einzuwenden und ließen sie fortziehen. Sie gingen nun lange, lange, doch wird von ihrer Wanderung früher nichts erzählt, als bis sie zum König kamen.
Die Brüder baten den König, daß sie sich der Winter über bei ihm aufhalten dürften, sagten aber, daß er sie entweder alle fünf oder gar keinen aufnehmen müßte.
Der König antwortete, daß er ihnen gerne erlaube den Winter bei ihm zuzubringen, wenn sie in der Weihnachtsnacht bei seinen Töchtern wachen und dieselben behüten wollten.
Die Brüder gingen darauf ein und blieben nun alle bei dem König.
Die Sache verhielt sich nämlich so: Der König hatte fünf Töchter gehabt. In den zwei letzten Weihnachtsnächten war jedoch je eine derselben aus dem Frauenhause verschwunden, obgleich die Schwestern überwacht worden waren. Niemand wußte, auf welche Weise sie verschwunden waren, und sie konnten trotz aller Nachforschungen, welche der König hatte anstellen lassen, nirgends gefunden werden.
Als die Brüder dies erfuhren, veranlaßten sie den König, ein neues Frauenhaus zu erbauen, welches von den übrigen Gebäuden getrennt stand und sehr stark gebaut war.
Weihnachten kam; die drei Königstöchter, welche noch übrig waren, gingen in das neue Frauenhaus und es folgten ihnen alle fünf Brüder, welche die ganze Weihnachtsnacht bei ihnen zubringen und sie bewachen wollten.
Bald jedoch schliefen alle ein mit Ausnahme des Wachtgut. Es brannte aber ein Licht im Zimmer und die Thür war fest versperrt.
Zu Beginn der Nacht bemerkte Wachtgut, daß sich ein Schatten auf das Fenster legte, worauf sich eine entsetzlich große und grobe Hand über eines der Betten der Königstöchter ausstreckte.
Wachtgut weckte nun sogleich seine Brüder und Hältgut erfaßte die ausgestreckte Hand und hielt sie so fest, daß der Eigenthümer derselben sie nicht zurückziehen konnte, so sehr er sich auch anstrengte. Da kam Hautgut herbei und hieb die Hand auf der Fensterbank ab.
Nun lief die Person, die draußen stand, aus allen Leibeskräften vom Fenster fort; die Brüder aber eilten ihr nach, wobei Spürtgut stets ihre Spur verfolgen konnte.
Sie kamen endlich zu mehreren ungeheuer hohen Felsen, auf die Niemand hinauf kommen konnte als Klettertgut. Als dieser hinauf geklettert war, ließ er ein Seil zu den Brüdern hinab und zog sie auf diese Weise alle auf den Felsen hinauf.
Da befanden sie sich vor der Oeffnung einer großen Höhle, in welche sie eintraten. Sie sahen darin eine Riesin, welche weinte, und fragten dieselbe, was ihr fehle.
Sie wollte es Anfangs nicht sagen, that es aber später doch und erzählte, ihr Mann habe heute Nacht eine Hand verloren, und darüber sei sie so betrübt.
Die Brüder baten die Alte, sich zu beruhigen und ihren Kummer zu unterdrücken, denn sie könnten ihren Mann wieder heilen.
»Aber es darf uns Niemand dabei zusehen«, sagten sie, »solange wir mit der Heilung beschäftigt sind, und wir gehen so vorsichtig mit unserem Geheimniß um, daß wir alle binden, welche sich in der Nähe befinden, damit kein Mensch uns überraschen könne, so lange die Kur dauert; denn es ist dies von größter Wichtigkeit«.
Sie machten nun der Riesin das Anerbieten, ihren Mann auf der Stelle zu heilen, wenn sie sich binden lasse.
Dieselbe zeigte sich Anfangs wenig willig dazu, ließ sich aber endlich doch überreden, und so banden sie denn die Riesin mit starken Stricken und gingen sodann in die Höhle zu ihrem Manne. Dieser war der schlimmste Riese, den es geben konnte, und die Brüder bedachten sich daher nicht lange, ihn auf der Stelle todt zu schlagen. Nachdem sie dies gethan, gingen sie hinaus zu dem Riesenweibe und erschlugen auch dieses.
Hierauf untersuchten sie die Höhle, fanden jedoch nichts Werthvolles, was sie hätten mitnehmen können; auch entdeckten sie keine anderen Riesen mehr darin.
Als sie aber die Höhle genauer untersuchten, kamen sie zu einer kleinen Seitenschlucht, und sie waren kaum in dieselbe eingetreten, als sie die beiden verloren gegangenen Königstöchter entdeckten, welche darinnen saßen.
Die Eine derselben war noch ziemlich wohlgenährt, die andere jedoch schrecklich mager. Sie klagten einander ihr hartes Loos, und die Wohlgenährte sagte, daß sie heute sterben müsse, da sie als Braten für das Weihnachtsmahl bestimmt sei. Als sie diese Worte sprach, kamen gerade die Brüder hinzu, befreiten beide und erzählten, wie sich Alles verhalte.
Man kann sich denken, welche Freude die beiden Schwestern hatten, als sie dies Alles erfuhren!
Die Brüder nahmen sie nun mit sich nach dem Königsschlosse und ließen sie zu ihren anderen Schwestern in das Frauenhaus gehen. Es war noch nicht Tag. Sowie es aber zu grauen begann, kam der König dahin, um zu sehen, wie die Brüder seine Töchter bewacht und behütet hätten.
Als er Alles erfuhr, was sich in der Nacht zugetragen hatte, und alle seine Töchter wieder versammelt sah, wurde er so erfreut, daß er nicht wußte, was er in seinem Glücke thun sollte.
Er ließ ein großes Freudenmahl veranstalten, welches damit endigte, daß jeder der Brüder mit einer Königstochter Hochzeit hielt.
Die Brüder wurden später alle angesehene Männer und lebten lange in Reichthum und Glück. Und jetzt ist das Märchen zu Ende.
Eines Tages gingen Mann und Weib, wie öfter, hinaus auf die Wiese um das Gras zu mähen; die Kinder aber ließen sie allein zu Hause zurück, denn sie waren nun schon so groß, daß man sich nicht mehr um sie zu kümmern brauchte. Das Wetter war an diesem Tage sehr gut und die Kinder spielten im Freien in der Umgebung der Hütte.
Da kam ein altes, gebrechliches Mütterchen zu den Kindern und bat sie um einen Trunk Wassers, den sie ihm auch gaben. Als die Alte ihren Durst gestillt hatte, dankte sie ihnen freundlich und fragte sie, wie sie alle hießen.
Die Brüder antworteten, sie hätten keine Namen.
Da sagte das alte Mütterchen:
»Ich war sehr erfreut über den Trunk, den Ihr mir gegeben habt; denn ich verschmachtete beinahe vor Durst. Aber ich bin leider so arm, daß ich es Euch nicht lohnen kann, wie ich sollte. Ich will jedoch jedem von Euch einen Namen geben; der älteste heiße: ‚Wachtgut‘, der zweite ‚Hältgut‘, der dritte ‚Hautgut‘, der vierte ‚Spürtgut‘ und der fünfte ‚Klettertgut‘. Diese Namen gebe ich Euch für den erfrischenden Trunk und ich hoffe, daß sie Euch gute Zinsen tragen werden«.
Hierauf sagte das alte Mütterchen den Kindern Lebewohl, bat sie auch, daß sie sich ja ihre Namen gut merken möchten, und verließ sie.
Als des Abends die Eltern zur Hütte zurück kamen, fragten sie, ob sich während des Tages etwas Besonderes ereignet habe.
Die Brüder erzählten nun Alles, wie es war, und welche Namen ihnen das Mütterchen gegeben habe.
Das kam ihnen gar merkwürdig vor, den beiden alten Leuten, aber sie waren dabei doch ganz zufrieden.
Die Brüder wuchsen bei ihren Eltern auf, bis sie zu jungen Männern geworden waren. Da sagten sie einmal, daß sie jetzt die Hütte verlassen und anderwärts ihr Fortkommen suchen wollten.
Die Eltern hatten nichts dagegen einzuwenden und ließen sie fortziehen. Sie gingen nun lange, lange, doch wird von ihrer Wanderung früher nichts erzählt, als bis sie zum König kamen.
Die Brüder baten den König, daß sie sich der Winter über bei ihm aufhalten dürften, sagten aber, daß er sie entweder alle fünf oder gar keinen aufnehmen müßte.
Der König antwortete, daß er ihnen gerne erlaube den Winter bei ihm zuzubringen, wenn sie in der Weihnachtsnacht bei seinen Töchtern wachen und dieselben behüten wollten.
Die Brüder gingen darauf ein und blieben nun alle bei dem König.
Die Sache verhielt sich nämlich so: Der König hatte fünf Töchter gehabt. In den zwei letzten Weihnachtsnächten war jedoch je eine derselben aus dem Frauenhause verschwunden, obgleich die Schwestern überwacht worden waren. Niemand wußte, auf welche Weise sie verschwunden waren, und sie konnten trotz aller Nachforschungen, welche der König hatte anstellen lassen, nirgends gefunden werden.
Als die Brüder dies erfuhren, veranlaßten sie den König, ein neues Frauenhaus zu erbauen, welches von den übrigen Gebäuden getrennt stand und sehr stark gebaut war.
Weihnachten kam; die drei Königstöchter, welche noch übrig waren, gingen in das neue Frauenhaus und es folgten ihnen alle fünf Brüder, welche die ganze Weihnachtsnacht bei ihnen zubringen und sie bewachen wollten.
Bald jedoch schliefen alle ein mit Ausnahme des Wachtgut. Es brannte aber ein Licht im Zimmer und die Thür war fest versperrt.
Zu Beginn der Nacht bemerkte Wachtgut, daß sich ein Schatten auf das Fenster legte, worauf sich eine entsetzlich große und grobe Hand über eines der Betten der Königstöchter ausstreckte.
Wachtgut weckte nun sogleich seine Brüder und Hältgut erfaßte die ausgestreckte Hand und hielt sie so fest, daß der Eigenthümer derselben sie nicht zurückziehen konnte, so sehr er sich auch anstrengte. Da kam Hautgut herbei und hieb die Hand auf der Fensterbank ab.
Nun lief die Person, die draußen stand, aus allen Leibeskräften vom Fenster fort; die Brüder aber eilten ihr nach, wobei Spürtgut stets ihre Spur verfolgen konnte.
Sie kamen endlich zu mehreren ungeheuer hohen Felsen, auf die Niemand hinauf kommen konnte als Klettertgut. Als dieser hinauf geklettert war, ließ er ein Seil zu den Brüdern hinab und zog sie auf diese Weise alle auf den Felsen hinauf.
Da befanden sie sich vor der Oeffnung einer großen Höhle, in welche sie eintraten. Sie sahen darin eine Riesin, welche weinte, und fragten dieselbe, was ihr fehle.
Sie wollte es Anfangs nicht sagen, that es aber später doch und erzählte, ihr Mann habe heute Nacht eine Hand verloren, und darüber sei sie so betrübt.
Die Brüder baten die Alte, sich zu beruhigen und ihren Kummer zu unterdrücken, denn sie könnten ihren Mann wieder heilen.
»Aber es darf uns Niemand dabei zusehen«, sagten sie, »solange wir mit der Heilung beschäftigt sind, und wir gehen so vorsichtig mit unserem Geheimniß um, daß wir alle binden, welche sich in der Nähe befinden, damit kein Mensch uns überraschen könne, so lange die Kur dauert; denn es ist dies von größter Wichtigkeit«.
Sie machten nun der Riesin das Anerbieten, ihren Mann auf der Stelle zu heilen, wenn sie sich binden lasse.
Dieselbe zeigte sich Anfangs wenig willig dazu, ließ sich aber endlich doch überreden, und so banden sie denn die Riesin mit starken Stricken und gingen sodann in die Höhle zu ihrem Manne. Dieser war der schlimmste Riese, den es geben konnte, und die Brüder bedachten sich daher nicht lange, ihn auf der Stelle todt zu schlagen. Nachdem sie dies gethan, gingen sie hinaus zu dem Riesenweibe und erschlugen auch dieses.
Hierauf untersuchten sie die Höhle, fanden jedoch nichts Werthvolles, was sie hätten mitnehmen können; auch entdeckten sie keine anderen Riesen mehr darin.
Als sie aber die Höhle genauer untersuchten, kamen sie zu einer kleinen Seitenschlucht, und sie waren kaum in dieselbe eingetreten, als sie die beiden verloren gegangenen Königstöchter entdeckten, welche darinnen saßen.
Die Eine derselben war noch ziemlich wohlgenährt, die andere jedoch schrecklich mager. Sie klagten einander ihr hartes Loos, und die Wohlgenährte sagte, daß sie heute sterben müsse, da sie als Braten für das Weihnachtsmahl bestimmt sei. Als sie diese Worte sprach, kamen gerade die Brüder hinzu, befreiten beide und erzählten, wie sich Alles verhalte.
Man kann sich denken, welche Freude die beiden Schwestern hatten, als sie dies Alles erfuhren!
Die Brüder nahmen sie nun mit sich nach dem Königsschlosse und ließen sie zu ihren anderen Schwestern in das Frauenhaus gehen. Es war noch nicht Tag. Sowie es aber zu grauen begann, kam der König dahin, um zu sehen, wie die Brüder seine Töchter bewacht und behütet hätten.
Als er Alles erfuhr, was sich in der Nacht zugetragen hatte, und alle seine Töchter wieder versammelt sah, wurde er so erfreut, daß er nicht wußte, was er in seinem Glücke thun sollte.
Er ließ ein großes Freudenmahl veranstalten, welches damit endigte, daß jeder der Brüder mit einer Königstochter Hochzeit hielt.
Die Brüder wurden später alle angesehene Männer und lebten lange in Reichthum und Glück. Und jetzt ist das Märchen zu Ende.
[Island: Jos. Cal. Poestion: Isländische Märchen]