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Märchenbasar

Wie die Hunnen den Szeklern zu Hilfe kamen

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Mit den Resten seines Heeres zog Tsaba, der Sohn des Hunnenkönigs Attila, nach der letzten blutigen Schlacht in das Morgenland zurück. Vereint mit den Stammverwandten, die dort zurückgeblieben waren, gedachte er dereinst wiederzukehren. An Siebenbürgens Grenzen stellte er daher einen kleinen Teil seines Heeres, die Szekler, als Wachposten auf, damit sie den Wiederkommenden zur Stütze dienen sollten. Bevor sie nun voneinander schieden, leisteten sie heilige Eide, daß sie sich in der Zeit der Gefahr gegenseitig Beistand leisten würden, und sollten sie selbst vom anderen Ende der Welt herzueilen müssen. Kaum gelangte das Heer bis zum Fuße der Alpen, als sich die umwohnenden Völker gegen die verlassenen Szekler erhoben. Aber die Wipfel der Bäume regten sich und rauschten, und schnell trugen sie die Nachricht der Gefahr zu ihren Genossen, ein Teil des Heeres kehrte sogleich um und vernichtete die Feinde. Nach einem Jahre wurden die Szekler aufs neue angegriffen, da lief der Bach schreiend in den Fluß, der Fluß in das Meer, und das Meer brachte dem Heere die Botschaft. Schnell zog es wieder zurück und zerstreute die Gegner. Drei Jahre vergingen, bis sich die Nachbarn wiederum gegen die Szekler erhoben. Schon waren die Genossen weithin gezogen, kaum konnte der Wind sie noch erreichen, doch gesellte er sich zu dem Meeressturm und traf sie endlich fern, fern fern im Osten. Sie eilten wieder zurück, und auch das drittemal befreiten sie ihre Brüder und befestigten sie in der neuen Heimat. Jetzt hatten die Szekler Ruhe. Es vergingen viele Jahre, der gepflanzte Nußkern wuchs zum dicken Baumstamm mit dichtem Laube empor, die Kinder waren Greise geworden, und die Enkel waffentragende Männer, aus dem einstigen Wachposten war ein kleines Volk entstanden. Da beneideten die Nachbarn wieder einmal den fremden Eindringling, und weil sie lange vergessen hatten, daß die Szekler einst aus der Ferne Hilfe erhielten, so erhoben sie sich nochmals gegen sie. Tapfer fochten die Szekler, doch der Übermacht mußten sie unterliegen, die Hilfe kam nicht die einstigen Genossen waren längst gestorben, keine Botschaft traf sie mehr. Nur der Stern der Szekler wachte noch, der trug die Kunde auf die andere Welt. Da unten ging schon die letzte Schlacht vor sich, und es drohte die gänzliche Niederlage der Szekler. Horch! Da ertönen plötzlich Pferdetritte und Waffenschall, herrliche Heerscharen ziehen stumm in stiller Nacht vom Himmel herab, den glänzenden Sternenweg entlang: die glorreichen und treuen Genossen, die sich dreimal bewährt, kommen nun das viertemal als Geister zu ihrer Hilfe. Keine sterbliche Macht kann den Unsterblichen widerstehen, der Szekler ist wieder gerettet. So wurde der Eid gehalten, und wie die Hilfe kam, so zog sie wieder hinauf, schweigsam auf der Sternenbahn. Seitdem steht der Szekler festen Fußes in seiner Heimat, und wenn er nächtlich zum Himmel hinaufschaut, sieht er die funkelnde Bahn, die die Fußtapfen der Seligen zurückließen, als sie ihnen zu Hilfe kamen, und er nennt sie den Weg der Heerscharen. So heißt dort zu Lande die Milchstraße.

[Ungarn: Oskar Dähnhardt: Naturgeschichtliche Märchen]

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