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Wie die Sonne, der Mond und die Sterne an den Himmel gelangten

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Damals, als Gott die Welt erschaffen hatte, ärgerten sich die Menschen und waren unzufrieden. Tagaus, tagein schauten sie in einen strahlend blauen Himmel, der sich niemals änderte. Sogar nachts blieb er blau. Da war es kein Wunder, dass die Menschen jammerten. Schließlich litten die einen, wie auch die anderen unter Schlafstörungen, da sie unter einem hellen Himmel kein Auge zumachen konnten. Nur die wenigsten wussten, was Träume waren. Schlecht gelaunt und nicht ausgeruht begrüßten sie den neuen Tag, der zugleich der alte war.

Viele Tage, Wochen und Monate ging das so, doch der Kummer der Menschen nahm kein Ende. Gott bemerkte die große Unzufriedenheit der Menschen und wollte ihnen helfen. Vielleicht sollte er wirklich die Farbe des Himmels wechseln, damit sie endlich zum wohlverdienten Schlaf kamen. Also hängte Gott ein riesengroßes schwarzes Tuch über den gesamten Himmel.
Wie beglückt waren die Menschen, als es dunkel wurde. Zu diesem Anlass feierten sie ein Freudenfest und waren froh wie
nie zuvor. In dieser Nacht fielen sie in einen tiefen Schlaf.

Als sie am nächsten Morgen erwachten, war der Himmel immer noch schwarz. Und auch am nächsten Tag und in den darauffolgenden Tagen. Die Finsternis war nicht mehr auszuhalten. Es wurde kalt. Sogar die Pflanzen ließen ihre Köpfe hängen. Und die Menschen schlossen sich in ihren Häusern ein. Dort konnten sie wenigstens eine Kerze anzünden, aber draußen waren sie blind.
Wieder beschwerten sie sich bei Gott. Er
überlegte lange, was zu tun sei, bis er folgenden großartigen Einfall hatte: Bei Tag sollte der Himmel blau sein und in der Nacht hängte er das schwarze Tuch über den Himmel. Die Menschen jubelten. Der Tag war zum Sehen da und die Nacht zum Schlafen. Genauso hatten sie es sich vorgestellt. Doch der Mensch ist niemals wunschlos glücklich, irgendwann schleicht sich der Alltag ein.
Abermals beklagten sich die Menschen bei Gott: „Wie langweilig der Himmel doch ist! Jeden Tag dieselbe blaue Farbe. Die Nacht ist pechschwarz. Das ist zum Verzweifeln!“

Da schüttelte Gott nur seinen Kopf. Alles was er machte, war den Menschen nicht Recht.

„So ein unzufriedenes Volk!“, dachte Gott.

Das Gejammer der Leute ging Gott schließlich so auf die Nerven, dass er seinen besten Maler zu sich rief und ihn bat, er solle doch etwas Schönes ins Himmelszelt bringen. Der Künstler nahm seinen Farbtopf und den Pinsel zur Hand. Und kurze Zeit später hatte er viele weiße Schäfchenwolken an den blauen Himmel gemalt. Eine große, leuchtend goldene Kugel, die Gott Sonne nannte, war die Krönung seines Bildes.

Am schwarzen Tuch scheiterte der Maler. Es war nämlich so stockdunkel, dass auch er nichts sehen konnte. Das einzige, was
er zustande brachte, war eine gelbe Scheibe, die Gott Mond nannte.

Da Gott jeden Abend das schwarze Tuch zwischen die Erde und die goldene Sonne hängte, passierte es eines Nachts, dass sich ein kleiner Sonnenstrahl im schwarzen Tuch verfing und ein kleines Loch in das Tuch hineinbrannte. Auf der Erde war dies als kleiner goldener Punkt zu sehen. Auch in den Nächten darauf passierte es, dass kleine Sonnenstrahlen vor lauter Neugier durch das schwarze Tuch hindurchschlüpften.

Gott gefiel das so gut, dass er den kleinen funkelnden Lichtpunkten am schwarzen Himmelszelt den Namen Sterne verlieh. Der Maler aber erhielt den lebenslangen Auftrag, den blauen Himmel täglich aufs Neue zu verändern: mal gab es Schleierwolken, mal einen Regenbogen, mal leuchtende Blitze. Langweilig wurde das Himmelsbild nie mehr! Gott war sehr zufrieden mit dem neuen Himmelszelt. Ob es die Menschen auch waren? So manch einen wird man sicherlich immer mal wieder meckern hören!

Quelle: Carmen Kofler

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