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Hexensabbat

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Eine Gutsbesitzerin und Dame von Stand hatte eine Wirtschafterin, die sich um das Vieh und alle Arbeiten auf dem Vorwerk kümmerte.
Diese aber war eine Hexe, wovon niemand etwas wußte. Jeden Donnerstag um Mitternacht salbte sie Hände und Arme mit Machandelöl, bestieg den Schürhaken und ritt damit wie auf einem Pferd zum Kahlen Berg zur Teufelsorgie. Am anderen Tag kehrte sie zurück, als wäre nichts geschehen, tat ihre Arbeit und wartete fleißig das Vieh. Die Herrin war überaus zufrieden mit diesem Frauenzimmer, denn die Milchkühe gediehen unter ihrer Aussicht, und es konnten viele Kälber aufgezogen werden.

Nun gab es aber unter dem Gesinde einen Knecht, dem sie gewogen war, so dass er auskundschaften konnte, was sie tat.
Er wunderte sich, wohin sie verschwand und wo sie herkam. Also ging er zu ihr, wie er’s zu tun pflegte, denn sie waren sich inzwischen schon einig geworden, und gab vor zu schlafen. Sie hingegen, als sie glaubte, daß er schlief – er war gerade die erste Neumondnacht angebrochen -, klopfte dreimal an den Ofen und sagte ihr Sprüchlein.
Zum Vorschein kam ein Döschen mit Salbe, sie bestrich sich Hände und Arme, nahm den Feuerhaken und flatterte durch das Fenster von dannen. Es war gerade Mitternacht. Der Knecht, der sich alles gut gemerkt hatte, sagte also die gleichen Worte , wobei er dreimal an den Ofen klopfte. Als das Döschen herauskam, salbte er sich auf dieselbe Weise, ergriff den Stampfer und flog ihr durch das Fenster hinterher. Er gelangte auf den Kahlen Berg, wo ein großes Fest im Gange war.

Die Hexen tanzten mit den Teufeln und führten sich auf wie feine, aufgeputzte Damen und Herren. Das Geschirr auf den Tischen war von Silber und Gold; Essen und Trinken gab es in Hülle und Fülle. Die Teufel schenkten ihm ein, und die Hexen prassten mit ihm, und er aß, was das Zeug hielt. Schließlich war es soweit, daß er und die Wirtschafterin zurückkehren mußten. Ihre Pferde standen an der Krippe und fraßen. Da kam Luzifer, der älteste der Teufel, gab jedem der Gäste eine rote Kappe und sagte, wer immer jene rote Kappe aufsetzte, sei sofort unsichtbar für die Welt und im Handumdrehen an seinem Ort.
Die Pferde aber wurden wieder zu Feuerhaken, Ofenbesen und Stößeln. Der Knecht und die Wirtschafterin gelangten gut nach Hause und verrichteten am anderen Tag wie gewohnt ihre Arbeit. Der Knecht aber vermochte das Geheimnis nicht zu wahren und rühmte sich vor den anderen, wo er gewesen sei, was er gesehen und gehört habe. Am meisten aber lobte er alles, was sie dort gegessen und getrunken hatten. Die anderen Knechte lachten ihn aus und glaubten ihm nicht.

Am nächsten Donnerstag fuhren er und die Verwalterin erneut zu dem teuflischen Fast und schwelgten dort wie zuvor, Der Knecht dachte bei sich: „Wenn ich schon hier bin, sollte ich mich nicht nut satt essen und trinken, sondern auch etwas mitgehen lassen.“
Also füllte er sich die Taschen mit goldenen Bechern, silbernen Löffel und stahl, was er nur fassen konnte. Nachdem sie heimgekehrt waren, ging der Knecht anderentags zu dem übrigen Gesinde und plauderte noch mehr aus als zuvor, prahlte vom Essen und Trinken und wollte als Beweis die gestohlenen Dinge zeigen. Doch statt Silber und Gold, zog er nur Hufe, Klauen und Bockshörner aus der Tasche. Als seine Gefährten vor Lachen fast erstickten, stülpte sich ihm der Magen um, und die Speisen, die ihm aus dem Hals drangen, rochen nach Unrat und waren abscheulich anzusehen. Da lief er zur Verwalterin und beschimpfte sie; sie aber gab ihm eins aufs Maul und sagte: „Was schwätzt du da, du Esel, wir essen und trinken nie etwas anderes, sondern immer dasselbe.“

Er fiel über das Weib her, das Weib über ihn, genug, sie zerstritten und entzweiten sich so, daß der Knecht zum Priester ging, um das Frauenzimmer anzuklagen. Die Wirtschafterin aber ging, nachdem sie die Angelegenheit bedacht hatte, ebenfalls zum Geistlichen und verlangte, wie um sich von ihrem Vergehen reinzuwaschen, die Beichte. Er hörte sie an und erfuhr von allem. Der Pfarrer dieser Probstei war noch jung und neugierig auf alles Weltliche; er bat also das Weib: „Gib auch mir von dieser Salbe, ich möchte mit dir fahren.“
„Gut“, sagte sie, „wenn es so ist, Hochwürden, dann haltet Euch bereit, und wenn ein Pferdefuhrwerk vorfährt, steigt ein.“
Die Frau brachte dem Priester die Salbe, und am nächsten Donnerstag um Mitternacht hielt ein Pferdegespann vor dem Pfarrhaus. Der Pfarrer stieg ein, fuhr los, und das Weib folgte ihm auf dem Feuerhaken. Dem Geistlichen behagte die schon geschilderte Völlerei, und so fuhr er nicht nur einmal, sondern dutzendmal zum Kahlen Berg, von wo er immer unerkannt heimkehrte, weil er unterwegs auf Geheiß der Verwalterin die rote Kappe trug.

Einmal, als er von jenem teuflischen Gastmahl zürückkehrte, überfiel ihn die Lust, das Käppchen auf seinem Kopf genauer zu besehen. Doch als er es abnahm, purzelte er plötzlich aus dem Gefährt und befand sich gleich darauf, nackt, wie in Gott geschaffen hatte, in Frankreich, wo Pfeffer und Weine wuchsen, im Keller eines Kaufmanns zwischen den Fässern liegend. Er schämte sich furchtbar, denn es gingen Leute im Keller umher, deshalb blieb er still hinter einem Faß sitzen, und als sie hinausgingen, vertilgte er mit großem Hunger alles, was ihm in die quere kam – Mandeln, Rosinen, Feigen – , und spülte es fein mit Wein hinunter, denn den hatt er ja reichlich.

Zum Glück kamen ein paar Tage später einige Mönche in den Keller, um vom Kaufmann Wein zu kaufen. Nun ist es so, daß ein Priester gegenüber einem Amtsbruder mehr Mut hat als vor einem anderen; unserem Unglücksraben ging es ebenso, daher kroch er denn hinter dem Faß hervor und rief seinen Brüdern zu: „Fratres, zu Hilfe!“ und wieder:
„Fratres zu Hilfe, rettet mich!“ Und so kamen sie miteinander ins Gespräch. Er erfuhr von ihnen, daß er dreihundert Meilen von seiner Probstei entfernt war; da begann er zu lamentieren, sich zu bedauern und zu bemitleiden. Die Mönche gaben ihm an Kleidern, was er benötigte, und nahmen ihn in ihr Kloster.

Nachdem sie ihn überdies noch mit Wegegeld versorgt hatten, sagten sie ihm Lebewohl. Beruhigt begab er sich nach dreimonatiger Abwesenheit auf den Weg nach Hause. Dort angekommen, schickte er augenblicklich nach jenem Weib. Er ließ einen großen Holzstoß aufrichten und befahl, diese Hexe auf das Holz zu legen. Als man sie auf den Scheiterhaufen gepackt hatte, rief sie laut: „Rokia, rette mich!“ Da riß der Teufel sie aus dem Feuer. So geschah es dreimal hintereinander; erst danach kam es dem Pfarrer in den Sinn, den Holzstoß mit geweihtem Wasser zu besprengen und das heilige Kreuz darüber zu schlagen. Nun konnte dem Weib selbst der Teufel nicht mehr helfen, es ist verbrannt, so wahr mir Gott helfe.

 
Quelle: Kolberg O. Czersk (Warszawa)

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