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Märchenbasar

Das Wunder des Jochbolzens

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Die Sonne neigte sich zum Untergang, als ein Wanderer in einem ärmlichen Dorfe anlangte; den Weg fortzusetzen, war ihm unmöglich. Aus Angst, auf offenem Felde oder in einem Walde übernachten zu müssen, entschloss er sich also, die Nacht dazubleiben und wandte sich zum Hause eines Bauern. „Seid gegrüßt, Gevatter.“ – „Willkommen, Herr.“
Nachdem der Bauer ihn bei sich aufgenommen hatte, begann der Mann sich nach einem Abendessen umzusehen. Seinen Mundvorrat hatte er unterwegs aufgezehrt; daher musste er bitten, dass ihm der Bauer etwas verkaufe Wie groß aber war seine Verwunderung, als man ihm sagte, dass er gar nichts bekommen könne, weil sie zu arm seien. Er hätte auf das Abendessen verzichtet, aber sein Bauch brachte ihm in Erinnerung, dass er seit dem Mittag keine Nahrung bekommen hatte. Er sah sich also gezwungen, zu einer List zu greifen, und begann: „Du sagtest doch, Väterchen, dass ihr gar nichts habt?“ – „So ist es, Herr.“ – „Gut, bring den Jochbolzen herbei, denn ich bereite mir jetzt selber ein Essen.“
Der Bauer, der neugierig war, wollte sehen, was das mit dem Jochbolzen für ein Essen geben würde und beeilte sich, ihn herbeizuholen. Inzwischen hatte der Wanderer einige dürre Zweige, Reisig und Holzspäne gesammelt, die er im Hofe fand, ein ziemlich gutes Feuerchen angefacht und auch den Dreifuß darüber gestellt. Der Bauer stand und sah zu, und seine Ungeduld wuchs immer mehr. Da verlangte der Wanderer einen Kessel mit Wasser und Salz und hängte ihn an den Dreifuß. Weiter verlangte er eine Pfanne und setzte auch diese aufs Feuer.
Dann wandte er sich zu dem Bauern und der Bäuerin, die ihn mit offenem Mund anstarrten und sagte: „Seht doch, bitte, einmal nach, ob ihr nicht eine Handvoll Maismehl oder etwas ähnliches habt? Denn ich will euch etwas zeigen, dass ihr euch bekreuzigen werdet.“ Die Bäuerin lief, schüttelte die Quersäcke und brachte Maismehl. Als der Wanderer es in den Kessel getan hatte, fügte er noch hinzu: „Nun seht, ich bitte euch, noch um ein wenig Butter, etwa so, wisst ihr – ein bisschen – sei sie, wie sie wolle.“ Der Bauer wurde immer neugieriger und gab seiner Frau ein Zeichen, sie solle suchen, und, nachdem sie zwischen all ihren Töpfchen gekramt hatte, brachte sie auch Butter.
Als auch diese ins Pfännchen getan war, sagte der Wanderer wieder: „Sucht jetzt noch einmal, ihr findet gewiss ein oder zwei Legenester mit Eiern, denn ich will etwas bereiten, wovon man weit und breit sprechen soll.“ Die Frau sprang, durchstöberte Ställchen und Legenester und brachte vier Eier. Als er diese sah, sagte der Wanderer: „Setzt euch nun und seht das Wunder.“
Sie rissen die Augen weit auf, er aber rührte den Maisbrei, machte eine Eierspeise und begann zu essen. „Nun gut, Herr, so hätten wir es auch machen können“, sagte der Bauer, der begriff, dass er überlistet war. „Wo ist das Wunder des Jochbolzens?“ – „Da ist es“, antwortete der Wanderer, zog einen Silbergroschen und drückte ihn ihm in die Hand.

Quelle: (Rumänien)

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