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Märchenbasar

Dedalija und der Katallani

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Es war einmal ein kühner Mann, der Dedalija hieß. Dieser zog immer von einen Ort zum anderen, so daß er nie zwei Brote an einem und demselben Orte aß. Eines Tages traf er auf seiner Wanderung einen Mann der am Fuß eines Berges rücklings auf der Erde lag und die Beine in die Höhe streckte. »Potztausend! Was treibst du da, Freund?« fragte ihn Dedalija. »Ich muß den Berg stützen, mein Guter, damit er mir nicht auf den Kopf fällt«, antwortete jener.
»Hahaha!« lachte Dedalija; »hab‘ keine Angst, sondern steh‘ auf, Bester! Den Berg stütze ich für dich! Schließ‘ dich mir an! Wir wollen auf Abenteuer ausziehen!«
Der andere ließ sich das nicht zweimal sagen, sondern sprang — schwupp! — auf die Beine und zog mit Dedalija zusammen weiter.
Nach kurzem Wandern kamen sie in ein weites Tal. Da sahen sie wieder einen Mann, der rücklings auf der Erde lag und Arme und Beine emporgereckt hielt, als müßte er etwas halten. »Guter Nachbar«, fragte Dedalija, »warum liegst du hier?“
„Ich muß das Himmelsgewölbe halten“, entgegnete der Liegende, »damit es nicht herunterfällt und mich verschüttet.«
Steh‘ auf und komm mit mir!« ermunterte ihn Dedalija, »den Himmel halt‘ ich dir! Wir wollen auf Abenteuer ausziehen!«
Der Vorschlag gefiel dem Manne, er sprang auf und sie zogen zu dritt weiter.
Einmal überraschte sie die Nacht in einem wilden Forst. »Da wir im Bergwald nicht nächtigen können«, entschied Dedalija, »wollen wir nach einer Hütte Umschau halten!«
Als sie um sich blickten, erspähten sie durch die Stämme des Buchenwaldes in der Ferne ein Licht, auf das sie durch das Dickicht losgingen, bis sie an einen hohen Felsen kamen. in dem eine große Höhle war. Dort riefen sie: »Kannst du Gäste brauchen, Herr des Hauses?«
Kommt nur, kommt nur!« tönte es aus der Tiefe der Höhle.
Sie traten ein. Eine alte Frau kam ihnen entgegen, schloß hinter ihnen die eiserne Höhlentüre zu, indem sie von innen sieben Riegel vorlegte, führte sie zum Herdfeuer, neben dem sie oh auf den Boden niederließen, und machte sich um sie zu schaffen.
„Wohin sind wir geraten?« fragten Dedalijas Gefährten. Dieser aber hatte mit den Blicken die
Höhle durchmustert und im Hintergrunde den Katallani entdeckt, einen riesengroßen, wilden Mann mit einem einzigen Auge mitten auf der Stirn, der gerade mit seiner Gattin die Schafe molk. Dedalija machte seine Gefährten auf diesen schrecklichen Hausherrn aufmerksam, worauf diese starr vor Furcht wurden. Aber was blieb ihnen übrig, als zu bleiben? Denn die Höhle, die sich in dem Felsen befand, hatte ein eisernes Tor. Heimlich überlegten sie hin und her und stellten sich, als merkten sie die Gefahr nicht. Sie huben, bald der eine, bald der andere, zu gähnen an, als kämpften sie mit dem Schlafe, bis sie sich nach einer Weile ein Herz faßten und dem Katallani sagten, er solle sich ihretwegen keine Ungelegenheiten machen, sie seien müde und hätten gar keine Lust, auch nur einen Bissen zu sich zu nehmen. Daraufhin streckten sie sich neben dem Herdfeuer aus und begannen zu schnarchen, als lägen sie im besten Schlafe.

Nachdem der Katallani inzwischen mit seiner Mutter und seiner Frau das Abendbrot in einer Nische der Höhle verzehrt hatte, betrachtete er sich seine Gäste. Er war wirklich davon überzeugt, daß sie schliefen und sagte leise zu seiner Mutter: »Mütterchen, morgen abend gibt‘s für jeden von uns dreien einen Menschenbraten! Brate sie uns fein knusperig!«

»Darauf kannst du dich verlassen, so wahr dein Mütterchen sich noch lange deiner erfreuen möge!« versprach ihm die Mutter. »Gott soll uns die Menschenbraten nur immer vermehren!«

Bald darauf klappten sie den Tisch auf, lehnten ihn an die Wand und gingen schlafen.

Dedalija, der alles mit angehört hatte, überlegte, wie sie der Gefahr entrinnen könnten. Als er den Katallani mit Frau und Mutter im tiefsten Anfangsschlaf liegen sah, sprach er zu den Gefährten: »Rührt euch nicht, bis ich euch ein Zeichnen gebe!«
Er stand langsam auf, rieb sich die Augen, als wäre er verschlafen, streckte leise die Hand nach einem langen eisernen Bratspieß aus, der dort angelehnt stand, und begann mit ihm das Feuer schüren. Dann legte er ihn, da der wilde Mann nichts hörte, sondern laut schnarchend — der Schreck hätte dich gepackt! — und regungslos dalag, in die rote Glut, ergriff aus der Schafherde drei Widder, zog ihnen blitzschnell die Häute ab und verscharrte ihr Fleisch in einer Grube. Jedem seiner Gefährten gab er eine Widderhaut und trug ihnen auf, sich, in die Widderfelle gehüllt, unter die Schafe zu mischen. Nachdem er sich auch selbst mit einem Widderfell umwickelt hatte, ergriff er den rotglühenden Bratspieß und stieß ihn dem Katallani—schwupp!—in‘s Auge. Dann mischte auch er sich unter die Schafe.
Der Katallani brüllte, aus dem Schlafe auffahrend, daß es bis zum Himmel tönte — am ganzen Körper hättest du gebebt, wärest du dabei gewesen! »Zünde die Kienfackel an, Mütterchen! Mich hat jemand geblendet!« schrie er.
Aber obwohl die Mutter die Fackel anbrannte und mehrmals die Höhle von einem Ende bis zum anderen durchsuchte, konnte sie nichts entdecken, wohl aber merkte sie, daß die Gäste fehlten. Da es ihr klar war, daß diese unter den Schafen versteckt sein müßten, setzte sie sich mit ihrem Sohn am Eisentor nieder und wartete auf den Sonnenaufgang.
Bei Tagesanbruch befahl der Katallani seiner Frau, die Schafe zu ordnen und einzeln aus der Hürde zu treiben. Dies tat sie durch Zuruf, wobei der Katallani kein Schaf zur Tür hinausließ, bevor er ihm nicht den Rücken betastet hatte. Aber er konnte nichts entdecken, und ehe er noch mit dem Betasten aller Tiere zu Ende gekommen, waren die drei Wanderer entwischt, ohne daß ihnen ein Haar gekrümmt worden wäre.
Erst weit von der Höhle entfernt zogen sie die Widderfelle aus, worauf Dedalija rief: »Halloh, Katalla! Auf Wiedersehen und nichts für ungut!«
Dann liefen sie, was sie nur konnten, der Katallani aber mit der Mutter und der Frau hinterdrein, und fast hätte er sie eingeholt, wäre zu ihrem Glück nicht ein Fluß da gewesen, der die Grenze des Gebietes bildete, das dem Katallani gehörte. Den durfte er nicht überschreiten, während die drei hinübersetzten und gerettet waren. Als der Katallani erkannte, daß sie ihm entkommen waren, rief er Dedalija zu: »Halloh! Wenn du ein Mann bist, komm‘ morgen abend noch einmal zu mir!«
»Morgen abend paßt mir‘s nicht! Erwart‘ mich ein anderes Mal!« erwiderte Dedalija.

Dedalijas Tat wurde landauf, landab bekannt. Aber seine Wandergefährten grollten ihm, weil er sie in Lebensgefahr gebracht hatte, und sie beschlossen, ihm ein Leid zuzufügen, indem sie ihn in des Katallani Gewalt brächten. Beim Erwägen dieses Planes fiel ihnen ein, daß der Katallani ein Pferd besaß, das seinesgleichen nicht hatte. So gingen sie denn zum König und sagten ihm: „So ein Pferd wie der Katallani es besitzt, gibt es nicht mehr! Willst du es haben, so schicke Dedalija. Er alleine kann es holen!“

Der König ließ Dedalija rufen. »Würdest du mir wohl«, fragte er ihn, »tapfer, wie du bist, eine Arbeit leisten? Der einäugige Riese soll ein schönes Pferd haben. Ich bitte dich, es mir zu bringen.«

»Gut«, entgegnete darauf Dedalija, »ich brauche dazu nur eine Hacke und ein Beil von bester Beschaffenheit.«

Mit diesen Werkzeugen, die der König ihm sofort einhändigen ließ, machte sich Dedalija auf den Weg. Vor des wilden Mannes Höhle angelangt, grub er einen Stollen durch die Wand in den Pferdestall bis zu der Stelle, wo das Pferd angebunden war. Er griff mit der Hand hindurch und wollte es fassen, aber das Pferd klirrte mit den Hufeisen und schrie laut: »Wo bist du, Katallani, wilder Mann? Ein zahmer Mann greift nach mir!«

Unverzüglich war der blinde Riese aufgesprungen, lauschte und tastete nach allen Seiten; Dedalija aber hatte einen großen Stein vor den Stolleneingang gelegt, so daß der Blinde nichts Verdächtiges wahrnehmen konnte. Daher wies er das Pferd, weil er glaubte, es habe ihn genasführt, mit einem Stockschlag und den Worten zurecht: »Hüte dich, mich ein zweites Mal zu narren. sonst bekommst du den Packsattel aufgeladen!« Darauf legte er sich wieder aufs Ohr, um zu schlafen. Kaum war er eingenickt, so schob Dedalija den Stein weg und griff erneut durch den Stollen nach der Mähne des Pferdes. Dieses schrie wieder: »Halloh! Katallani, steh auf! Ein zahmer Mann greift nach mir!«
Schnell sprang der wilde Mann auf, durchstöberte die Höhle, entdeckte aber nichts, weil Dedalija wieder den Stein vorgelegt hatte. Darum gab der Blinde dem Pferd drei Stockschläge über den Rücken und mahnte es: »Merk‘ dir: störst du mich noch einmal durch deine Traumphantasien in meiner Ruhe, so bekommst du Hiebe, daß Stein und Baum Mitleid mit dir haben werden!« Dann legte er sich wieder schlafen.
Dedalija schob, sobald Katallani die Augen zugedrückt hatte, den Stein weg und sprach, sich zu dem Pferde neigend, mit freundlicher Stimme:
»Liebes Pferdchen, warum willst du uns beide, dich und mich, zugrunde richten? Ich will dein Bestes. Komm‘ mit mir! Ich bring‘ dich zum König, wo du statt Wasser und Heu Wein und Gerste bekommst, soviel du willst.«
Das Pferd ward von Gewissenszweifeln gepeinigt, aber weil es doch hauptsächlich gut essen und trinken wollte, begab es sich in Dedalijas Schutz, und sie zogen ihres Weges.
Als sie eine Weile gewandert waren, ließ Dedalija seine Stimme nach des Riesen Höhle ertönen:
»Halloh! Auf Wiedersehen, wilder Mann! Ich habe dir dein Pferd geraubt!«
Da sprang der Blinde auf, konnte sein Pferd, soviel er auch umhertastete, nicht finden, machte sich hinter ihnen her und verfolgte sie bis zum Ufer des Flusses, den er nicht überschreiten durfte. Dort rief er: »Lieber Dedalija, willst du nicht morgen abend mein Gast sein?«
„Morgen gerade nicht!« rief jener zurück, »aber vielleicht ein anderes Mal!« Ohne Verzug wanderte er weiter und brachte das Pferd dem König, der darüber in helle Freude geriet und Dedalija viel Gut und Geld zum Lohne schenkte.

Aber Dedalijas frühere Weggefährten wurden gelb vor Neid und in ihren schwarzen Seelen wuchs der Groll. Darum redeten sie wieder auf den König ein: »Der Katallani hat den schönsten Ring, den es gibt. Nur Dedalija kann ihn holen!« Wieder ließ der Herrscher sich beschwatzen und befahl Dedalija, ihm den Ring zu bringen.
Dieser machte sich sogleich auf, kam um Mitternacht zu des Riesen Höhle und kroch durch den Stollen, den er damals gegraben hatte, hinein. Dort blickte er um sich und sah den wilden Mann im tiefen Schlaf neben dem Herd liegen, schlich leise heran, streifte dem Riesen flink den Ring vom Finger und wollte dann schleunigst davonlaufen. Aber der Unhold erwachte, setzte ihm nach, packte ihn, warf ihn zu Boden und durchsuchte den Gefangenen nach dem Ring. Dedalija hielt anfangs den Ring in seiner Faust, dann aber steckte er ihn, weil er sich keinen Rat wußte, den Ring aber um jeden Preis retten wollte, schnell in den Mund, ohne daß der Geblendete es merkte. Da dieser nun den Ring nicht fand, ward er wütend, legte Dedalija an Händen und Füßen in eiserne Ketten, hängte ihn so an einen eisernen Haken an der Wand seiner Höhle auf und ließ ihn dort baumeln.
Bei Tagesanbruch bat der Katallani seine Mutter: »Diese Jagdbeute hier brate uns im Backofen fein knusperig zum Abendbrot! Ich gehe heute jagen, meine Frau soll die Schafe auf die Weide treiben!«
Als der Tag vorgeschritten war, heizte die Alte den Backofen an, so daß es ein lichterlohes Feuer gab. Sie schürte, nachdem es niedergebrannt war, die Glut, band dann Dedalija los, legte ihn auf die Brotschaufel und wollte ihn in den Ofen schieben. Aber Dedalija machte sich schwer und setzte sich auf der Schaufel in die Höhe, so daß er nicht durch die Öffnung des Backofens hin-durchging. Die Alte versuchte es ein zweites, ein drittes Mal, sie drohte ihm, aber vergebens! Endlich erhob sich Dedalija und sagte zu der alten Frau: »Gute Mutter, warum plagst du dich so mit mir ab, wo es mit mir doch sowieso aus ist? Schau, Mütterchen, hab‘ ich‘s nicht vorher selbst gesehen, wie ich auf der Schaufel sit-zen muß, um in den Backofen geschoben werden zu können, so weiß ich nicht, wie ich‘s anstellen soll. Darum rate ich dir, binde mich los, steige du selbst einmal auf die Brotschaufel und lasse dich hineinschieben, damit ich‘s sehe, wie man da sitzen muß!«
Die Frau ließ sich täuschen, band Dedalija los und streckte sich ohne weiteres auf die Brotschaufel. Dedalija stand schon bereit und packte sie mitsamt der alten Frau, schob sie in den Ofen und legte den Deckel vor dessen Öffnung. Dann machte er sich auf und davon, legte den Weg unbehelligt zurück und überreichte den Ring dem König, der sich darüber sehr freute.
Als der Riese und seine Frau in der Abenddämmerung heimkamen, fanden sie das Mütterchen nicht in der Höhle und vermuteten, die alte Frau sei vielleicht zu einer Freundin auf Besuch gegangen und dort zum Übernachten geblieben. Sie öffneten den Backofen, um nachzusehen, ob Dedalija bereits knusperig gebraten sei. Wie erschraken beide, als sie das Mütterchen im Ofen gebraten fanden! An diesem Abend war ihnen der Hunger vergangen, und sie konnten keinen Bissen hinunterbringen.

Aber Dedalijas zwei Wanderkameraden grübelten und grübelten, wie sie ihn aus dem Weg räumen könnten. Darum flüsterten sie dem König heimtückisch zu: »Sähest du den wilden Riesen Katallani, du würdest staunen! Denn es gibt auf Erden kein absonderlicheres Wesen als ihn! Schick‘ doch Dedalija hin, damit er ihn bringe!« Nach ihrer Meinung mußte Dedalija jetzt unbedingt zugrunde gehen.

Der König war neugierig geworden. Er hegte nun wirklich den Wunsch, den berüchtigten Unhold mit eigenen Augen zu sehen, ließ Dedalija kommen und bat ihn: »Guter Freund, da du mir bisher jeden Wunsch erfülltest, bitte ich dich, geh‘ und bring‘ mir den von dir geblendeten Riesen selbst her!«

Dedalija legte nur eine kurze Weile seinen Finger an die Schläfe und dachte nach; dann erklärte er: »Gut, ich gehe, ich brauche nur einen guten Lastwagen mit einem Paar starker Ochsen, ein Beil, einen Hammer und Nägel.«

Der König lachte vor Freude über das ganze Gesicht und ließ alles, was er verlangte. herrichten, worauf Dedalija, wie eine Albanerin aus dem Hochland gekleidet, den Lastwagen bestieg und davonfuhr.
In dem Wald gegenüber Katallanis Höhle stieg er vom Wagen und begann Bäume zu fällen.
Bam! bum! bam! bum! klang es durch den Wald, so daß der Riese den Lärm hörte und rief: „wer fällt da Bäume in meinem Wald?«

»Komm‘ nur näher!« rief Dedalija zurück. „ich bin eine Albanerin aus dem Hochland, die hier ein paar Bäume fällen und Bretter daraus sägen will! Denn Dedalija ist gestorben; da brauche ich dicke Bretter für seinen Sarg.«
»Was?! Gesegnet sei dein Mund!« frohlockte der Blinde, »Dedalija gestorben! Juhu! Da komm ich selbst, dir zu helfen, denn der Bösewicht hat mir gar viel angetan!« Mit Riesenschritten eilte Katallani zu Dedalija hin; einträchtig fällten sie Bäume, spalteten Bretter, die sie zu einem Sarg zusammennagelten, und luden den Sarg auf den Wagen.

Als sie fertig waren, fragte die Malsorin den Geblendeten: »Willst du dich nicht in den Sarg hineinlegen, um auszuproben, ob du ihn sprenger. kannst? Ich fürchte nämlich, Dedalija könnte uns den Sarg sprengen und dann als Lugat umgehen — und dann wehe jedem, den er besucht! Denn er bringt Unglück!«

Der wilde Höhlenbewohner stieg arglos in den Sarg, stieß mit aller Kraft an die Wände
versuchte, diese einmal, zweimal vergeblich zu sprengen; das dritte Mal gelang es ihm, er drückte die Bretter auseinander.

»Was machen wir jetzt, guter Freund?« fragte ihn die Malsorin.

»Lass‘ mich nur machen!« beruhigte sie der Riese. Er lief schnurstracks in seine Höhle und brachte einen Arm voll dicker Bretter heraus, die er auf den Wagen lud. Nun nagelten und hämmerten sie miteinander, bis ein neuer Sarg fertig dastand, dem Katallani gar noch ein Vorhängeschloß anhängte.

»Tu mir den Gefallen, schlüpfe jetzt noch einmal hinein!« bat die Malsorin, »versuche, ob du ihn sprengen kannst!«

Der wilde Mann tat ihr wieder den Willen und streckte sich in dem Sarge aus. Nachdem die Malsorin das Vorhängeschloß mit dem Schlüssel versperrt hatte, mühte und plagte er sich, um herauszukommen, aber vergeblich! Er brachte es nicht zuwege, die dicken Bretter zu sprengen. Endlich rief er von innen: »Schließ‘ den Sarg jetzt auf, gute Malsorin! Denn der Mann, der diese Sargwände sprengen könnte, ist noch nicht geboren!«

»Bravo! Bravo!« frohlockte spottend die Malsorin, »du kannst also den Kasten wirklich nicht aufsprengen?! Gut, daß du drin bist! Mir eilts nämlich nicht mit dem Aufschließen! Denn Dedalija ist gar nicht gestorben! Ich bin Dedalija und fahre dich jetzt zum König!« Und »Vorwärts! Hü! Hü!« rief er seinen Ochsen zu, die anzogen und den Unhold zum König fuhren.

Der wollte es zuerst nicht glauben, daß der Katallani im Sarge eingeschlossen liege. Er ließ daher ein Loch in die Sargwand bohren, durch das er den blinden Riesen erschaute, und befahl, den Sarg mit dem Katallani ins Wasser zu werfen. Gleich hinterdrein aber ließ er auch Dedalijas böse Reisegenossen ertränken. Dedalija behielt er bei sich in seinem Palaste und gab seine Tochter zur Frau.

»Prall‘ heißt das Märchen, die Klette zugleich, die sich hängt in der Schafe Wolle so weich; dort bleibe sie haften! Uns lass‘ sie in Frieden Das Märchen ist aus:
uns sei Wohlsein beschieden!«

Quelle (Die geflügelte Schwester und die Dunklen der Erde – Albanische Volksmärchen)

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