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Märchenbasar

Der Flaschengeist und die drei Wünsche

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Vor ewigen Zeiten saß ein armer Fischer am Ufer und hielt seine Angel ins Wasser. Trübsalblasend legte er seinen Kopf in seine Hände und wartete vergebens darauf, dass ein Fisch anbiss. Es herrschten schlechte Zeiten für einen wie ihn.
Umso erfreuter war er, als die Angel zu zittern begann.
„Ein Fisch! Ein Fisch!“, jubelte er aus Leibeskräften. „Endlich ein Fisch!“
Schnell zog er die Schnur an Land. Doch was mussten seine müden Augen sehen? An der Angelschnur hing kein Fisch, sondern eine zerbeulte Flasche.
„Och! Nur eine alte Flasche!“, seufzte er, als er den Deckel von der Flasche abnahm.
„Mein Herr und Gebieter! Ihr habt mich gerufen!“, ertönte es aus der Flasche.
Der Fischer drehte sich nach allen Seiten um, konnte aber niemanden erblicken.
„Euer Wunsch sei mir Befehl!“, sagte die merkwürdige Stimme, die keinem geringeren als einem Flaschengeist gehörte. „Drei Wünsche habt Ihr frei!“
Der arme Mann traute seinen Augen nicht. Vor ihm schwirrte ein kleiner Geist herum. Von was sprach der Geist? Kaum zu glauben: drei Wünsche hatte er frei!
Eilig packte der Fischer seine Sachen zusammen und lief samt Flasche und dessen Bewohner nach Hause. Dort erzählte er ganz aufgeregt seiner Frau, was geschehen war.
Also überlegten die beiden, was sie sich wohl wünschen sollten.
„Ich wünsche mir jede Menge Schmuck!“, träumte die Frau vor sich hin.
„Ach, was redest du da für einen Unsinn!“, ermahnte sie der Fischer. „Wir sollten schon ernsthaft drüber nachdenken, wovon wir am meisten haben. Wie wärs mit einer neuen Angel? Vielleicht beißen dann endlich ein paar Fische an!“
„Spinnst du?“, sagte die Frau. „Für eine neue Angel wäre ein Wunsch doch reine Verschwendung! Was sagst du zu einem neuen Haus?“
Der arme Mann, der es gewohnt war in ärmlichen Verhältnissen zu leben, war davon keineswegs begeistert: „Dann lieber unser täglich Brot! Davon werden wir wenigstens satt!“
„Lieber Mann!“, versuchte die Frau zu erklären. „Lass uns einen Speisekeller wünschen, der ständig gefüllt ist mit den feinsten Köstlichkeiten!“
Während die beiden über sinnvolle Wünsche sprachen, schaute der Flaschengeist vom einen zur anderen, schüttelte den Kopf und wurde etwas ungeduldig: „Wenn ihr euch nicht beeilt, dann habt ihr eure Gelegenheit verpasst. Unentschlossenheit soll nicht auch noch belohnt werden!“
Daraufhin machte die Frau den Vorschlag, dass der Mann die ersten zwei Wünsche aussprechen sollte, sie jedoch wenigstens den letzten Wunsch äußern dürfte.
Damit war der Fischer einverstanden: „Als erstes wünsche ich mir ein kleines Ruderboot, womit ich aufs Meer rausfahren kann! Draußen werde ich sicherlich mein Fischerglück finden!“
Der Flaschengeist schloss seine Augen, flüsterte ein paar Zauberworte und schon lehnte an der Mauer ein kleines Fischerboot.
Die Augen des armen Mannes weiteten sich: „So, nun brauche ich nur noch eine neue Angel. Mit dem Fischerboot und der neuen Angel werde ich uns bestimmt satt machen können!“
Wiederum schloss der Flaschengeist seine Augen, flüsterte ein paar Zauberworte und schon hatte der Fischer eine niegelnagelneue Angelrute in der Hand. Wie staunte dieser und freute sich wie ein kleines Kind!
„So, nun bin ich an der Reihe!“, rief die Frau. „Und ich wünsche mir, dass wir nochmals drei Wünsche frei haben!“
Kaum hörte der Flaschengeist diese Worte, lief sein Kopf vor Zorn glühend rot an: „Warum tut Ihr mir das an? Hättet Ihr Euch nicht eine Kammer voll Schmuck wünschen können?“ Er schnaufte, dass die beiden Leutchen ein kalter Wind umhüllte und schrie mit lauter Stimme: „Na los, beeilt Euch! Welche drei Wünsche sollen es sein?“
Daraufhin antwortete die Fischersfrau: „Ja, der Flaschengeist hat recht: als erstes wünsche ich mir eine Kammer voll Schmuck. Endlich kann ich mich schmücken wie eine reiche Frau! Wie mich alle beneiden werden!“
Der Flaschengeist schloss seine Augen, flüsterte ein paar Zauberworte und schon war der Keller der beiden mit dem edelsten Schmuck gefüllt: Perlenketten, Diamantringe, goldene Haarspangen…
Die Augen der Frau leuchteten, geblendet von all dem Gold und Silber, als sie die Kostbarkeiten sah.
„Nun,“ sagte sie, „als zweites wünsche ich mir ein neues Haus!“
Wiederum schloss der Flaschengeist seine Augen, flüsterte ein paar Zauberworte und schon schoss ein neues prachtvolles Haus aus dem Erdboden.
Der arme Fischer schüttelte seinen Kopf, ihm war’s, als würd‘ er träumen.
„Endlich können auch wir uns fühlen wie reiche Leute, uns soll es an nichts mehr fehlen!“, jubelte die Frau.
Der Flaschengeist hingegen rieb sich die Hände und freute sich schon darauf, dass er nach dem nächsten Wunsch endlich erlöst war.
„So, und jetzt wünsche ich mir nochmals drei Wünsche!“, sagte die Frau.
Damit hatte der Flaschengeist nicht gerechnet. Er zitterte und bebte, so als würde er jeden Moment explodieren und rief verärgert: „Was fällt Euch ein! Ihr undankbare Leute! So lasst mich doch endlich frei!“
Doch die Frau war klug und wünschte sich bei jedem dritten Wunsch nochmals drei Wünsche. Der Fischer musste zugestehen, dass er ein gescheites Weib hatte.
So kam es, dass der Flaschengeist den beiden bis an ihr Lebensende dienen musste. Der Fischer und seine Frau hingegen hatten von da an keine Sorgen mehr und lebten zufrieden und froh in einem prachtvollen Haus irgendwo.

Quelle: Carmen Kofler

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