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Märchenbasar

Der Pechvogel

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Ein schweres Gewitter ist über den See hinweggezogen und der Boden deshalb so aufgeweicht, dass Quaki und Quakquak nicht am Ufer entlanghüpfen können. Es ist mühsam sich vom Boden abzustoßen. Ein Stein nahe am Ufer gibt ihnen endlich einen Rastplatz. Auf dem großen Baum am Ufer sitzt ein schwarzer Vogel. Der kleinere Frosch ruft hinauf: „Wer bist du? Komm doch mal zu uns herunter.“

Der Vogel sieht die kleinen Frösche und segelt in einem eleganten Bogen hinunter.
Quaki sagt zu dem schwarzen Vogel: „Du bist aber sehr nass vom Regen geworden. Dir läuft ja das Wasser die Federn herunter. Du bist ja ein richtiger Pechvogel.“
„Ja, bin ich“, antwortet dieser.
„Ich bin ein Rabe und die Menschen nennen mich auch Pechvogel.“
„Warum nennen dich die Menschen denn Pechvogel? Kommt das daher, weil du so schwarz bist wie Pech?“
„Nein“, meint der Rabe. „Das hängt mit meinen Vorfahren zusammen. Als die Menschen noch keine Läden hatten, um Essen zu kaufen, mussten sie viel, viel öfter jagen gehen. Sie haben auch Vögel gejagt, um uns zu essen. Da sie noch keine Gewehre hatten, bestrichen sie die Äste der Bäume mit Pech. Pech ist eine klebrige, schwarze Masse. Wenn es im Sommer schön warm war, dann wurde das Pech besonders klebrig. Setzte sich nun ein Vogel auf solch einen Ast, so hatte er, im wahrsten Sinne, Pech gehabt. Er blieb mit seinen Füßen kleben und konnte nicht mehr wegfliegen. Dann pflückten ihn die Menschen wie einen reifen Apfel vom Baum, steckten ihn in einen Käfig und später wurde er gegessen oder auf dem Markt verkauft. Seitdem sagt man immer, wenn einem etwas Schlechtes widerfahren ist – da ist wieder so ein Pechvogel!“

„Das war aber eine interessante Geschichte!“, quacken die Frösche.
„Das ist keine Geschichte, das ist die reine Wahrheit“, antwortet der Rabe.
„Kannst du noch mehr solcher Geschichten?“
„Ja, aber die sollen beim nächsten Mal erzählt werden. Ich bin wieder halbwegs trocken und muss meinen Rabenkindern Futter bringen. Dabei fixiert er die beiden kleinen Frösche intensiv, ob er sie nicht als Abendmahlzeit mitnehmen sollte.
Quaki und Quakquak fürchten in dem Moment wohl etwas Ähnliches und bringen sich mit einem schnellen Sprung ins Wasser in Sicherheit.

Quelle: Friedrich Buchmann

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